Ginkgo Biloba: Wirkung auf das Gehirn – Studien und Erkenntnisse

Der Ginkgobaum (Ginkgo biloba), auch bekannt als Fächerblattbaum, ist ein wahres „lebendes Fossil“ und zählt zu den ältesten Pflanzen unserer Erde. Seit dem Jahr 2000 gilt er als Baum des Jahrtausends. Seine fächerförmigen Blätter bergen wertvolle Wirkstoffe, die seit Jahrtausenden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Anwendung finden. Pflanzenkundige schreiben dem Ginkgo eine positive Wirkung auf das Gedächtnis und die allgemeine Gefäßdurchblutung zu. Doch was steckt wirklich hinter dem Hype um Ginkgo biloba? Kann der Extrakt tatsächlich unser Gedächtnis verbessern und die Konzentration steigern? Hilft er bei Demenzerkrankungen oder Tinnitus? Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlich belegten Wirkungen von Ginkgo biloba, die richtige Anwendung und Dosierung sowie mögliche Risiken.

Ginkgo Biloba in der Traditionellen Chinesischen Medizin

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die heilende Wirkung des Ginkgo-Baums seit mehr als 2.000 Jahren bekannt. Die Ginkgogewächse bilden eine eigene Gruppe und gehören weder zu den Laub- noch zu den Nadelbäumen. Seine Blätter enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die unser Gedächtnis und unsere Konzentration unterstützen können. Studien belegen, dass Ginkgo biloba das Gedächtnis positiv beeinflusst und die Fließeigenschaften des Blutes verbessert.

Wie wirkt Ginkgo Biloba auf das Gehirn?

Der Ginkgobaum kann bis zu 40 Meter hoch wachsen und produziert in seinen Blättern eine einzigartige Kombination an Wirkstoffen. Diese Substanzen schützen die Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen und fördern die Funktion bestimmter Botenstoffe im Gehirn, die für Gedächtnis und Lernprozesse wichtig sind.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen beeindruckende Ergebnisse: Bei Teilnehmenden, die Ginkgo biloba Extrakt in einer höheren Dosierung von 240 mg pro Tag einnahmen, verbesserte sich die Gedächtnisleistung messbar. Diese Wirkung entsteht durch mehrere Mechanismen. Zum einen fördert Ginkgo biloba die Durchblutung im Gehirn, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Nervenzellen optimiert.

Die Inhaltsstoffe von Ginkgo Biloba

Die wirksamen Substanzen des Ginkgo biloba befinden sich in den Blättern. Sie enthalten spezielle Verbindungen wie Diterpene, die vorwiegend aus den Ginkgoliden A, B und C bestehen. Daneben kommen Sesquiterpene vor, besonders die Substanz Bilobalid. Für die positiven Effekte auf Gedächtnis und Konzentration ist das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe verantwortlich. Die Flavonoide, Ginkgolide und Terpene wirken gemeinsam, um die Gehirnfunktion zu verbessern. Sie unterstützen die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und fördern die Bildung neuer Verbindungen im Gehirn.

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Weitere positive Effekte von Ginkgo Biloba

Neben der positiven Wirkung auf die Gehirnfunktion verbessert Ginkgo biloba auch die Fließeigenschaften des Blutes. Die Inhaltsstoffe greifen hemmend in die Blutgerinnung ein und fördern so die Durchblutung im gesamten Körper. Auch bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) wird Ginkgo biloba eingesetzt. Seine Inhaltsstoffe können die Durchblutung fördern und dadurch Ohrgeräusche lindern. Allerdings fehlen für diese Anwendung eindeutige wissenschaftliche Belege. Zwei Mittel gegen Gedächtnisstörungen führen als zusätzliches Anwendungsgebiet die „unterstützende Behandlung von Ohrgeräuschen“ auf, ohne dass dafür ausreichende Belege aus wissenschaftlichen Studien existieren.

Ginkgo Biloba bei Demenz und Gedächtnisstörungen

Besonders interessant erscheint die Wirkung bei Menschen mit Demenz oder Alzheimer. Studien deuten darauf hin, dass Ginkgo biloba den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung verlangsamen kann. Betroffene bewältigen alltägliche Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten oder die eigene Körperpflege zumindest vorübergehend wieder etwas besser.

Bei Demenz und altersbedingten Gedächtnisstörungen zeigt Ginkgo biloba in der richtigen Dosierung messbare Erfolge. Wissenschaftliche Studien belegen, dass besonders eine höhere Dosierung von 240 mg pro Tag die Gedächtnisleistung verbessern kann. Bei dieser Dosierung bewältigen Betroffene alltägliche Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten oder die eigene Körperpflege zumindest vorübergehend wieder etwas besser. Interessanterweise zeigt Ginkgo biloba in niedrigeren Dosierungen deutlich weniger Wirkung. Studien belegen, dass eine Dosierung von 120 mg pro Tag keine eindeutige Wirkung auf Alzheimer-Symptome hat. Dies unterstreicht, wie wichtig die richtige Menge für den therapeutischen Erfolg ist.

Ginkgo Biloba und die Vorbeugung von Demenz

Experten untersuchen, ob Gingko biloba auch eingesetzt werden kann, um Demenz vorzubeugen.

In einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) wurde untersucht, ob Ginkgo biloba das Auftreten von Demenz verhindern kann. An der Studie nahmen Personen ab 75 Jahren teil. Die Ergebnisse zeigen, dass Ginkgo biloba bei Menschen ab 75 Jahren keinen Einfluss auf das spätere Auftreten von Demenz hat. Die Einnahme von Ginkgo biloba hatte keine schweren schädlichen Folgen für die Gesundheit.

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Einschränkung der Ergebnisse: Eventuell ist der Zeitraum, in dem die Teilnehmenden beobachtet wurden, zu kurz, um mögliche Auswirkungen von Ginkgo biloba festzustellen. In der Studie wurden Personen untersucht, die keine geistigen Einschränkungen hatten.

In der Studie wurde ebenfalls untersucht, ob die vorbeugende Einnahme von Ginkgo biloba der Gesundheit schaden kann. Man prüfte dabei vor allem, ob die tägliche Einnahme Gingko biloba zu schweren Blutungen führen kann. Allerdings kam es in beiden Gruppen gleich häufig zu Blutungen. In diese Untersuchungen wurden auch Männer und Frauen eingeschlossen, bei denen leichte geistige Einschränkungen vorlagen. Den größten Teil nahmen aber Teilnehmende ohne geistige Einschränkungen ein.

In einem Zeitraum von sechs Jahren traten bei 9 von 100 Männern und Frauen schwere Blutungen auf - egal, ob sie Gingko biloba eingenommen hatten oder nicht. Eventuell ist der Zeitraum, in dem die Teilnehmenden beobachtet wurden zu kurz, um mögliche Auswirkungen von Ginkgo biloba festzustellen. Das liegt daran, dass sich das Gehirn bei Demenz schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome verändert.

Am Ende der Studie nahmen nur noch 60 Prozent der Teilnehmenden Ginkgo biloba oder das Scheinmedikament ein. Dadurch wird die Wirkung von Ginkgo biloba sowohl hinsichtlich Nutzen als auch Schaden möglicherweise geringfügig unterschätzt.

Die Zahlen dieser Darstellung stammen aus einer randomisiert-kontrollierten Studie, die von 2000 bis 2008 in den USA durchgeführt wurde. An der Studie nahmen insgesamt 3072 zu Hause lebende Männer und Frauen teil, davon hatten 2587 zu Studienbeginn überhaupt keine geistigen (kognitiven) Einschränkungen, die restlichen hatten eine leichte geistige (kognitive) Einschränkung. Die hier dargestellten Ergebnisse zum Nutzen beziehen sich auf die 2587 Teilnehmenden ohne kognitive Einschränkungen. Die Ergebnisse in Hinblick auf die Nebenwirkungen gelten für alle 3072 Männer und Frauen. Das mittlere Alter lag bei 79,1 Jahren, etwa 46% waren weiblich. 95,5% der Teilnehmenden waren Weiße.

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Anwendung und Dosierung von Ginkgo Biloba

Geduld erweist sich als wichtiger Faktor bei der Anwendung von Ginkgo biloba. Die Substanzen aus dem Ginkgobaum entfalten ihre Wirkung nicht sofort, sondern erst nach mehrwöchiger regelmäßiger Einnahme. Fachleute empfehlen, das Medikament für mindestens acht Wochen einzunehmen, um positive Effekte zu erzielen.

Wirksame Dosierung von Ginkgo Biloba

Studien zeigen, dass eine höhere Dosierung von 240 mg Ginkgo-Extrakt pro Tag die Gedächtnisleistung messbar verbessert. Niedrigere Dosierungen von 120 mg zeigen hingegen kaum Wirkung bei Alzheimer-Symptomen.

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken

Die gute Nachricht: Ginkgo biloba gilt als vergleichsweise gut verträglich. In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigten sich bei Teilnehmenden, die Ginkgo-Präparate nahmen, nicht häufiger Nebenwirkungen als bei denen, die ein Scheinmedikament erhielten. Dennoch treten bei manchen Menschen unerwünschte Begleiterscheinungen auf.

Mögliche Nebenwirkungen von Ginkgo Biloba

Ginkgo biloba gilt als vergleichsweise gut verträglich. Dennoch können Magenprobleme, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen und in seltenen Fällen allergische Reaktionen auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Besondere Vorsicht gilt bei der Kombination mit anderen Medikamenten. Arzneimittel mit Ginkgo können die Blutungsneigung erhöhen und Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten erzeugen. Dies betrifft beispielsweise ASS (Acetylsalicylsäure) und Warfarin. Die Substanzen aus den Ginkgo-Blättern verstärken möglicherweise die Wirkung dieser Medikamente, was zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen kann. Wer Ginkgo biloba einnehmen möchte und gleichzeitig andere Medikamente verwendet, sollte dies unbedingt mit medizinischem Fachpersonal besprechen.

Wer sollte Ginkgo Biloba nicht einnehmen?

Ginkgo biloba ist nicht für jede oder jeden geeignet. Trotz der vielen positiven Eigenschaften eignet sich Ginkgo biloba nicht für jeden. Bestimmte Personengruppen sollten auf die Einnahme verzichten oder besondere Vorsicht walten lassen. Schwangere Frauen dürfen Ginkgo-Präparate nicht verwenden. Auch Menschen mit Allergien gegen Bestandteile von Ginkgo biloba sollten die Finger davon lassen. Tebonin konzent und andere Ginkgo-Präparate darf man nicht einnehmen, wenn man allergisch auf Ginkgo biloba oder einen der anderen Bestandteile des Medikaments reagiert. Besonders die in Ginkgo-Blättern enthaltenen Ginkgolsäuren können Allergien auslösen. Vorsicht gilt zudem für Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, unter erhöhter Blutungsneigung leiden oder vor einer Operation stehen.

Qualität von Ginkgo-Produkten

Bei der Auswahl eines geeigneten Produkts lohnt sich ein genauer Blick auf die Qualität. Nicht alle Präparate bieten die gleiche Wirksamkeit. Aus einem Ginkgoblätter-Tee werden die wirksamen Stoffe nur unzureichend herausgelöst. Um eine therapeutische Wirkung zu erzielen, müssen die aktiven Substanzen in Extrakten aufkonzentriert werden. Eine Untersuchung von 28 Ginkgo-Produkten ergab, dass 18 mit „mangelhaft“ und „ungenügend“ durchfielen. Gerade einmal ein Arzneimittel mit Ginkgo erhielt die Note „gut“.

Worauf sollte man beim Kauf von Ginkgo-Produkten achten?

Nicht alle Ginkgo-Produkte bieten die gleiche Wirksamkeit. Ginkgoblätter-Tees lösen die wirksamen Stoffe nur unzureichend heraus. Für eine therapeutische Wirkung braucht man standardisierte Extrakte, in denen die aktiven Substanzen aufkonzentriert sind.

Ginkgo Biloba bei Tinnitus

Ginkgo biloba findet auch bei Tinnitus (Ohrgeräuschen) Anwendung, da die durchblutungsfördernden Eigenschaften Ohrgeräusche bessern können. Allerdings fehlen für diese Anwendung eindeutige wissenschaftliche Belege.

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