Zusammenhang zwischen Grauem Star und Demenz: Aktuelle Erkenntnisse und Präventionsmöglichkeiten

Der Graue Star, auch Katarakt genannt, ist eine weit verbreitete Augenerkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Dabei trübt sich die Linse im Auge zunehmend ein, was die Sehfähigkeit beeinträchtigt und unbehandelt bis zur Erblindung führen kann. Die Demenz hingegen ist eine neurodegenerative Erkrankung, die oft als "Alzheimer-Demenz" klassifiziert wird und mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten einhergeht. Jüngste Forschungsergebnisse deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Grauem Star und Demenz hin, wobei die operative Behandlung des Grauen Stars mit einem reduzierten Demenzrisiko in Verbindung gebracht wird.

Grauer Star: Eine altersbedingte Trübung der Augenlinse

Der Graue Star ist eine neurodegenerative Erkrankung der Augen, von der meist ältere Menschen betroffen sind. Es kommt zur Trübung der Linse im Auge, wodurch die Fähigkeit des Nah- und Fernsehens eingeschränkt wird. Bei stetiger Verschlechterung ist meist eine Operation nicht zu vermeiden, zumal es sich nicht um einen ausgedehnten chirurgischen Eingriff handelt. Meistens ist sogar eine ambulante Behandlung möglich. Im Alter von 65 Jahren sind in Deutschland rund 50 Prozent der Menschen von Grauem Star betroffen, und bei den über 65-Jährigen sind es bereits mehr als 90 Prozent.

Demenz: Eine neurodegenerative Erkrankung mit vielfältigen Ursachen

Die Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, die meist als „Alzheimer-Demenz“ klassifiziert wird. Weltweit sind fast 50 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Krankheitsmechanismen sind bislang nur zum Teil verstanden und eine Behandlung gibt es nicht. Neben der Suche nach Medikamenten liegt ein Fokus der Forschung darauf, wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung zu finden.

Die Seattle-Studie: Ein geringeres Demenzrisiko nach Kataraktoperation

Eine Studie aus Seattle (USA) untersuchte den Zusammenhang zwischen Kataraktoperation und Demenzrisiko im Rahmen einer Kohortenstudie mit 3038 Erwachsenen über 65 Jahren, die unter einem grauen Star litten und an der „Adult Changes in Thought-Studie“ teilnahmen. Dabei stellten sie fest, dass Teilnehmer, die sich einer Kataraktoperation unterzogen hatten, ein geringeres Risiko hatten an Demenz zu erkranken als diejenigen, die den grauen Star nicht entfernen ließen. Zahlreiche zusätzliche Risiken wurden kontrolliert und konnten somit ausgeschlossen werden.

Die Forschergruppe untersuchte den Zusammenhang zwischen Kataraktoperation und Demenzrisiko im Rahmen einer Kohortenstudie mit 3038 Erwachsenen über 65 Jahren, die unter einem grauen Star litten und an der „Adult Changes in Thought-Studie“ teilnahmen. Dabei stellten sie fest, dass Teilnehmer, die sich einer Kataraktoperation unterzogen hatten, ein geringeres Risiko hatten an Demenz zu erkranken als diejenigen, die den grauen Star nicht entfernen ließen. Zahlreiche zusätzliche Risiken wurden kontrolliert und konnten somit ausgeschlossen werden. Im Vergleich dazu stellten sie bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit einem Glaukom keinen Zusammenhang fest zwischen dem Demenzrisiko und der Durchführung einer Glaukomoperation. Auf der Grundlage von 23 554 Personenjahren Nachbeobachtung war die Entfernung der getrübten natürlichen Augenlinse und die Implantation einer klaren Kunstlinse mit einem signifikant verringerten Demenzrisiko verbunden im Vergleich zu Teilnehmern mit einer Katarakt, die nicht operiert wurden. Dabei wurden weitere Faktoren zum Zeitpunkt der Kataraktdiagnose kontrolliert: die Bildungsjahre, die Rauchergeschichte, das Geschlecht, die Altersgruppe sowie das Abschätzen eines vorliegenden Risiko nach Apolipoprotein E-Genotyp, der diagnostische Hinweise liefern, um den Verdacht auf das Vorliegen einer Alzheimer-Krankheit abzuklären.Die Forschenden schlossen aus den Ergebnissen der Kohortenstudie, dass die Kataraktextraktion signifikant mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung einer Demenz verbunden war.

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Die Menschen mit wiederhergestellter Sehkraft hatten im Vergleich zu den langsam erblindenden ein um etwa 30 Prozent geringeres Risiko, in den folgenden Jahren eine Demenz zu entwickeln. Als Vergleich untersuchten sie außerdem, wie sich eine Operation des Grünen Stars auf das Demenzrisiko auswirkt. Beim Grünen Star (Glaukom) wird der Sehnerv durch einen erhöhten Augeninnendruck geschädigt. Anders als beim Grauen Star kann eine Operation die Sehkraft nicht wiederherstellen, sondern nur eine Verschlechterung verhindern. 105 von 728 Glaukom-Patienten entschieden sich während der Beobachtungszeit für eine Operation. Aus Sicht der Forscher deutet das darauf hin, dass nicht generell Menschen, die sich für eine Augen-OP entscheiden, ein niedrigeres Demenzrisiko haben, sondern dass es wirklich um die Wiederherstellung der Sehkraft geht.

Mögliche Erklärungen für den Zusammenhang

Bei dem Versuch einer Erklärung wurde bemerkt, dass Patienten mit eingeschränkter Sehfähigkeit sich mehr aus dem sozialen Leben zurückziehen und somit ihr Fremderleben reduziert ist. Außerdem nehmen die Weiterleitungen neuronaler Impulse zum Gehirn ab. Der Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Uniklinikum Düsseldorf, Prof. Gerd Geerling, hält den Zusammenhang für plausibel.

Augenarzt Dr. med. Thomas Kauffmann geht davon aus, dass eine zurückgehende visuelle Leistungsfähigkeit mit vermehrter Vorsicht und einem Rückzug aus sportlichen oder sozialen Aktivitäten verbunden ist. „Menschen, deren Sicht getrübt ist, ziehen sich automatisch von bestimmten Unternehmungen wie Sport, Bewegung oder Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zurück. Auf Dauer kann dies das Risiko für eine Demenz erhöhen“, schildert der Augenarzt aus Mainz. Die Autoren der amerikanischen Studie stellen zudem heraus, dass mit einem Grauen Star die Weiterleitung neuronaler Impulse zum Gehirn abnehme.

Die durch Grauen Star stark reduzierte Aufnahme von blauem Licht (Intrinsically photosensitive retinal ganglion cells - kurz ipRGCs) ist ein weiterer wahrscheinlicher Faktor. Das blaue Licht regt viele Bereiche im Gehirn an und fördert kognitive Fähigkeiten.

Die Forscher vermuten, dass kataraktbedingte Sehbehinderungen den neuronalen Input verringern, was möglicherweise die Neurodegeneration beschleunigt oder die Auswirkungen der Neurodegeneration verstärkt.

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Statine und das Risiko für Grauen Star und Demenz

Amsterdam, 1. September 2013 - Eine Senkung der Blutfette mit Statinen reduziert auch das Risiko, einen grauen Star (Katarakt) oder eine Demenz zu entwickeln. Das ist das Ergebnis aktueller Studien aus den USA und Taiwan, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam präsentiert wurden. Eine der Arbeiten zeigt, dass die Einnahme von Statinen die Gefahr grauen Stars um 20 Prozent reduziert. Statine, die weltweit vielen Millionen Menschen zur Senkung der Blutfette verschrieben werden, standen in Verdacht, Grauen Star sogar verursachen oder zumindest begünstigen zu können. Jetzt kann offenbar Entwarnung gegeben werden. Die in Amsterdam vorgestellte Metanalyse umfasst Daten aus 14 Studien mit 2.399.200 Patienten. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 61 Jahre, die mittlere Behandlungsdauer 54 Monate. Die Reduktion des Katarakt-Risikos unter Statin-Therapie um 20 Prozent war signifikant. Wurde die Statinbehandlung schon bei jüngeren Patienten (ab 40) begonnen und länger durchgeführt, reduzierte sich das Risiko sogar um 50 Prozent, berichtete Prof. John B. „Es scheinen nun die Bedenken ausgeräumt zu sein, dass eine konsequente Statin-Therapie das Katarakt-Risiko erhöhen könnte“, sagt Prof. Dr. Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin), Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).

Eine taiwanesische Forschergruppe untersuchte den Zusammenhang zwischen Statin-Einnahme und dem Auftreten von Demenzerkrankungen. Dabei zeigte sich, dass das Demenz-Risiko unter Statin-Therapie sinkt. Und das umso mehr, je höher ein Statin dosiert wird. Aus insgesamt etwa einer Million Versicherter der staatlichen taiwanesischen Krankenversicherung wurden vor mehr als zehn Jahren 57.669 Personen im Alter über 65 identifiziert und beobachtet. Von diesen entwickelten 5.516 eine Demenzerkrankung im Sinne der Studienkriterien, vaskulär bedingte Demenzen waren ausgeschlossen. Im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe verhielt sich das Demenz-Risiko umgekehrt proportional zur Statindosis: Je mehr Statin ein Patient nahm, desto geringer war sein Risiko, an einer senilen oder präsenilen Demenz zu erkranken. In der Gruppe mit der höchsten täglichen Statindosis betrug die Erkrankungswahrscheinlichkeit im Vergleich zu Personen, die überhaupt keine Statine nahmen, weniger als die Hälfte. „Wir haben hier erstmals eine große Untersuchung zur Wirkung von Statinen auf das Demenzrisiko“, kommentiert der Pressesprecher der DGK, Prof. Dr. Eckart Fleck die Untersuchung. „Bemerkenswert ist auch, dass die vaskulären Demenzen in dieser Studie ausgenommen wurden. Denn gerade diese Erkrankungen werden ja durch Veränderungen an den Gefäßen verursacht und es wäre daher besonders naheliegend, dass sie durch Statine beeinflusst werden können.

Praktische Implikationen und Empfehlungen

Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass Grauer Star (Katarakt) das Demenzrisiko erhöht. Insbesondere die Wahrscheinlichkeit, an vaskulärer Demenz zu erkranken, war hierbei um 92 Prozent erhöht. In der Studie zeigte sich aber auch, dass eine Katarakt-Operation das Demenzrisiko senken und damit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern könnte.

„Wir empfehlen unseren Patienten, deren Sehfähigkeit bereits durch den grauen Star eingeschränkt ist, eine Katarakt Operation nicht aufzuschieben“, schildert Dr. med. Thomas Kauffmann, Augenarzt in Mainz.

Tipp für die Praxis: Kümmern Sie sich rechtzeitig um Ihre Augengesundheit, indem Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

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Die Kataraktoperation: Ein Routineeingriff mit potenziell weitreichenden Folgen

Bei einer Grauen-Star-OP wird die altersbedingte graue Linsentrübung durch die Implantation einer hochmodernen Kunstlinse (Monofokal- oder Trifokallinse) behandelt und so die Sehfähigkeit wieder hergestellt. Die Grauer-Star-Operation ist ambulant, schnell, sicher und wird in Kombination mit Monofokallinsen von den Krankenversicherungen getragen. Viele private Krankenversicherungen zahlen auch den Einsatz einer Trifokal- bzw. EuroEyes hat bereits mehrere Tausend Graue-Star-Operationen durchgeführt und ist weltweit führend beim Austausch der natürlichen gegen eine Multifokallinse bzw. Trifokallinse. Die revolutionäre LenSx®-Lasertechnologie bei EuroEyes ermöglicht sogar eine klingenfreie Implantation.

Weitere Risikofaktoren für Demenz und präventive Maßnahmen

Rauchen, Diabetes Mellitus und zum Beispiel auch Bluthochdruck gehören zu Risikofaktoren für Demenz, die sich beeinflussen lassen. Auch Sehverlust gilt als ein veränderbarer Risikofaktor.

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