"Spocks Gehirn" ist eine Episode aus der dritten Staffel der Originalserie Raumschiff Enterprise (TOS), die oft als eine der schlechtesten der gesamten Reihe angesehen wird. Die Handlung ist bizarr und voller Logiklücken, was zu zahlreichen negativen Kritiken und Diskussionen unter Star Trek-Fans geführt hat.
Handlung
Die Episode beginnt damit, dass ein kleines, fremdes Raumschiff Kurs auf die Enterprise nimmt. Plötzlich beamt sich eine Frau an Bord des Schiffes und betäubt die gesamte Besatzung. Als diese wieder zu sich kommt, fehlt Spock (Leonard Nimoy) und Dr. McCoy (DeForest Kelley) stellt fest, dass sein Gehirn durch einen medizinischen Eingriff entfernt wurde. Spocks Körper wird maschinell am Leben erhalten, aber McCoy schätzt, dass er ohne sein Gehirn nur noch 24 Stunden überleben wird.
Kirk (William Shatner) verfolgt das fremde Raumschiff in das Sonnensystem Sigma Draconis, wo sich drei bewohnte Planeten befinden. Schiffssensoren zeigen auf einem der Planeten Energien an. Kirk beamt sich mit Scotty (James Doohan), Chekov (Walter Koenig) und zwei Sicherheitsmännern auf die Oberfläche. Dort treffen sie auf primitive Humanoiden, die von den Phasern des Außenteams verscheucht werden.
Ein Einheimischer wird befragt und Kirk fragt ihn nach den Frauen, doch dieser weiß nichts zu sagen und rennt in Panik davon. Scotty hat inzwischen eine Höhle entdeckt, in der sich Lebensmittel befinden, die mit einer Lichtschranke gesichert ist. Kirk lässt McCoy herunterbeamen, der Spocks Körper mittels Fernsteuerung bewegen kann.
Die Höhle entpuppt sich als Lift, der nach unten fährt. Dort treffen sie auf Kara, die dasselbe Armband trägt wie die Frau, die sich an Bord der Enterprise gebeamt hatte. Kara versucht, das Außenteam mit ihrem Armband zu betäuben, doch Kirk ist mit seinem Phaser schneller. Als Kara wieder zu sich kommt, kann sie berichten, dass sie Luma heißt. Sie weiß aber weder etwas von einem Gehirn, noch woher das Außenteam kommt. Plötzlich hören sie Spocks Stimme.
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Als Kirk sich mit dem Team umsieht, treffen sie auf Kara und noch einer anderen Frau. Kirk vermutet, dass die Einheimischen unter dem Kommando der Frauen stehen und von ihnen abhängig sind, doch Kara weiß überhaupt nicht, wovon er spricht. Kirk vermutet, dass Spocks Gehirn den Computer steuert, der die gesamte unterirdische Welt kontrolliert. Kirk lässt mit seiner Fragerei nach dem Gehirn des Vulkaniers nicht locker und sie drückt auf einen Knopf an ihrem Armband, was Kirk, Scotty und McCoy große Schmerzen bereitet.
Das Außenteam überwältigt die Wachen und macht sich auf die Suche nach dem Gehirn. In einem Kontrollraum werden sie fündig: Spocks Gehirn fungiert als Kontrollelement, um die Anlage zu steuern. Es stellt sich heraus, dass Kara mithilfe eines Gerätes umfassendes medizinisches Wissen bekommen hatte und so die komplizierte Gehirnentnahme durchführen konnte. McCoy lasst sich das Gerät aufsetzen, um Spock retten zu können. Anschließend beginnt er damit, das Gehirn wieder einzusetzen. Da das Gerät nicht für Menschen konzipiert ist, vergisst der Arzt sehr schnell wieder. Eine erneute Nutzung wäre zu gefährlich. Spocks Sprachzentrum wird wieder aktiviert, so dass der Vulkanier dem Doktor während der Operation behilflich sein kann. Die Operation verläuft erfolgreich und Spock ist schon bald wieder völlig hergestellt.
Kritik und Analyse
"Spocks Gehirn" wird oft als eine der schlechtesten Star Trek-Episoden überhaupt angesehen. Die Handlung wird als unglaubwürdig, dumm und voller Logiklücken kritisiert. Einige der Hauptkritikpunkte sind:
- Die Prämisse: Die Idee, dass jemand Spocks Gehirn stiehlt und er ohne dieses noch 24 Stunden überleben kann, wird als absurd und unrealistisch angesehen.
- Die Technologie: Die Technologie, die in der Episode dargestellt wird, insbesondere die Fernsteuerung von Spocks Körper und der "Lehrer", der medizinisches Wissen vermittelt, wird als unglaubwürdig und übertrieben empfunden.
- Die Charaktere: Die Charaktere in der Episode werden als flach und uninteressant dargestellt. Die Frauen vom Planeten Sigma Draconis VI werden als naiv und unterwürfig dargestellt, während Kirk als überheblich und selbstgerecht erscheint.
- Die Botschaft: Die Episode wird als sinnlos und ohne klare Botschaft kritisiert. Einige Kritiker argumentieren, dass die Episode sexistische Untertöne hat, da die Frauen als dumm und abhängig von Männern dargestellt werden.
Einige Fans und Kritiker haben versucht, die Episode zu verteidigen, indem sie argumentieren, dass sie als Komödie gedacht war. Gene L. Coon, der Autor der Episode, hatte ursprünglich eine komödiantische Version im Sinn, aber ihm fehlte die Zeit, das Drehbuch entsprechend zu bearbeiten. Fred Freiberger, der neue Produzent der Serie, entfernte dann die Humorelemente aus der Folge.
Trotzdem bleibt "Spocks Gehirn" eine der am meisten kritisierten und verspotteten Episoden von Star Trek. Die Episode wird oft als Beispiel dafür angeführt, wie man eine schlechte Star Trek-Folge macht.
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Hinter den Kulissen
Die Dreharbeiten zur dritten Staffel von The Original Series begannen Ende Mai 1968. Zunächst waren dreizehn Folgen von NBC bestellt worden und nachdem bereits einige Drehbücher vor der Sommerpause vorbereitet wurden, geriet man nicht unter Zeitdruck. Da NBC gewillt war, der Serie um 19:30 Uhr am Montag einen neuen und recht attraktiven Sendeplatz zukommen zu lassen, schien es so, als ob die Serie doch noch ein längeres Leben vor sich hätte. Auch die Autorensituation schien zunächst recht entspannt. Neben erprobten und erfahrenen Autoren wie D.C. Fontana, John Meredyth Lucas und Jerome Bixby gab es auch einige neue vielversprechende Talente. Auch Gene L.
Abwärts ging es mit der Serie erst, als die endgültige Programmplanung von NBC doch einen weit ungünstigeren Sendeplatz vorsah, als ausgemacht. Star Trek sollte nun Freitags um 22:00 Uhr laufen, ein Sendeplatz, der vor allem für das jüngere Publikum sehr ungünstig war. Auch Druck von Seiten Roddenberrys konnte da nichts mehr dran ändern. Roddenberry zog sich nun von der Serie mehr und mehr zurück, da er schon damit rechnete, daß die Quoten sinken und die Serie ein baldiges Ende finden würde.
Hinzu kamen einige fragwürdige Entscheidungen Roddenberrys. Zum Beispiel wurde John Meredyth Lucas nicht wieder als Produzent verpflichtet, obwohl dieser seinen Job in der zweiten Hälfte der zweiten Staffel gut erledigt hatte. Produzent wurde stattdessen Fred Freiberger. Freiberger war schon in der ersten Staffel für Roddenberry als Produzent in Frage gekommen, doch Freiberger hatte damals noch andere Projekte am laufen.
Freiberger versuchte sein Möglichstes, neue Zuschauer zu gewinnen. Er war der Meinung, daß Komödien wie "Kennen Sie Tribbles?" nicht für die Serie geeignet wären und wollte lieber mehr Abenteuer und Action haben. Zum Ärger der an der Produktion beteiligten verringerte sich auch noch das Budget der Serie. Paramount verringerte seine Beteiligung deutlich, während NBC etwas mehr Geld gab. Insgesamt standen jetzt 178500 Dollar pro Episode zur Verfügung. Das knappe Budget führte zu erheblichen Einschränkungen. Außendrehs gab es in der gesamten Staffel nur ein einziges Mal. Die Nebendarsteller mußten Gehaltskürzungen hinnehmen. Freiberger feuerte Regisseur Ralph Senensky während den Dreharbeiten zu "Das Spinnennetz", weil er der Meinung war, dieser könne den Zeitplan nicht einhalten. Auch die bewährten Autoren D.C. Fontana und David Gerrold verließen die Serie schon bald. John Meredyth Lucas lieferte nur zwei Beiträge ab. Coon steuerte zwar gezwungenermaßen noch einige Drehbücher und Storys bei, doch fand er nicht mehr zu früherer Qualität zurück. Gene Roddenberry selbst war auch an eher wenigen Drehbüchern beteiligt und kümmerte sich lieber um sein Bankkonto, indem er die Serie immer öfter dafür benutzte, das Merchandising, an dessen Einnahmen er direkt beteiligt war, anzukurbeln. Produzent Robert H.
Die dritte Staffel wurde dann erstaunlicherweise doch, trotz schlechter Quoten, auf 26 Folgen verlängert. Oft wird Freiberger der Vorwurf gemacht, er hätte die Serie letztendlich vollends ruiniert. Die letzte Folge der Staffel "Gefährlicher Tausch" wurde gar nicht mehr regulär, sondern im Sommer während der Wiederholung ausgestrahlt und auch die letzten beiden bestellten Folgen wollte NBC dann nicht mehr haben und so wurde die Produktion der Serie nach insgesamt 79 Folgen eingestellt. Merkwürdig ist auch die Entscheidung von NBC, ausgerechnet diese zweifellos schlechte Folge als Auftakt für die neue Staffel zu benutzen.
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