Die Diagnose Alzheimer oder Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Orientierungslosigkeit und der Verlust des räumlichen Gedächtnisses können dazu führen, dass Betroffene sich verirren und in gefährliche Situationen geraten. In solchen Fällen können spezielle Handys und Ortungssysteme für Demenzkranke eine wertvolle Unterstützung bieten, die sowohl die Sicherheit der Betroffenen erhöht als auch ihre Selbstständigkeit fördert.
GPS-Tracker: Den Überblick behalten
Eine effektive Möglichkeit, die Sicherheit von Menschen mit Demenz zu gewährleisten, sind GPS-Tracker.
Funktionsweise von GPS-Trackern
GPS (Global Positioning System) ist ein globales Ortungssystem, das über Satellitensignale eine genaue Positionsbestimmung ermöglicht. GPS-Tracker sind kleine Sender, die von der Person mit Demenz am Körper getragen werden. Angehörige oder Pflegekräfte können über eine App auf dem Smartphone oder Computer verfolgen, wo sich die Person befindet, wenn sie orientierungslos umherirrt.
Vorteile von GPS-Trackern
- Erhöhte Sicherheit: Im Notfall kann die genaue Position des Betroffenen schnell ermittelt werden.
- Förderung der Selbstständigkeit: Menschen mit Demenz können sich freier bewegen, ohne permanent kontrolliert werden zu müssen.
- Virtueller Sicherheitsbereich (Geofencing): Es kann ein bestimmter Bereich festgelegt werden, in dem sich die Person frei bewegen kann. Verlässt sie diesen Bereich, wird automatisch ein Alarm ausgelöst.
- Notruffunktion: Viele GPS-Tracker verfügen über einen Notrufknopf, über den im Notfall direkt Hilfe gerufen werden kann. Einige Modelle ermöglichen auch die direkte Kontaktaufnahme über Mikrofon und Lautsprecher.
Wichtige Aspekte bei der Nutzung von GPS-Trackern
- Einwilligung: Die Nutzung eines GPS-Trackers ist ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und nur mit Zustimmung der betroffenen Person oder eines rechtlichen Vertreters erlaubt. Die Nutzung sollte so früh wie möglich und solange die erkrankte Person noch geschäftsfähig ist, geklärt werden. Erklären Sie die Vorteile, etwa dass er damit wieder mehr Freiheit, aber auch mehr Sicherheit erlangt.
- Datenschutz: Standortdaten dürfen nur ausgewählten und autorisierten Personen zugänglich sein.
- Akzeptanz: Unauffälligkeit und Akzeptanz spielen eine entscheidende Rolle. Modelle wie Armbänder oder Uhren wirken vertraut und werden oft ohne Widerstand akzeptiert. Auch Einlegesohlen oder GPS-Schuhe sind praktisch, da sie fast immer getragen werden.
- Funktionsfähigkeit: Der GPS-Tracker muss stets mitgeführt und funktionsfähig sein. Feste Ladezeiten sollten eingeplant werden.
- Empfang: GPS funktioniert im Freien sehr gut. In Gebäuden, Tunneln oder öffentlichen Verkehrsmitteln kann der Empfang eingeschränkt sein.
Kostenübernahme durch die Pflegekasse
GPS-Systeme, die eine Alarmfunktion haben und eine Lokalisierung des Trägers ermöglichen, dienen für Menschen mit Weglauftendenz und Orientierungsstörungen dem Grundbedürfnis der Mobilität.
Seniorenhandys: Einfache Bedienung und Notfallfunktionen
Seniorenhandys sind speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten. Sie bieten eine einfache Bedienung, große Tasten, ein helles Display, einen lauten Klingelton und sind oft mit Hörgeräten kompatibel.
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Vorteile von Seniorenhandys
- Einfache Bedienung: Große Tasten und übersichtliche Menüs erleichtern die Bedienung.
- Notruffunktion: Viele Modelle verfügen über eine Notruftaste, mit der im Notfall schnell Hilfe gerufen werden kann.
- Hörgerätekompatibilität: Störgeräusche und Rückkopplungen beim Telefonieren werden vermieden.
- Internet-Zugang: Einige Modelle bieten einen Internetzugang, der es älteren Menschen ermöglicht, am digitalen Leben teilzuhaben.
Modelle im Test
- Bea-fon M7 Premium: Android-Smartphone mit vereinfachten Menüs und großen Symbolen.
- Gigaset GL7: Klassisches Klapphandy mit Notruftaste und Taschenlampe.
- Emporia Smart 6: Senioren-Smartphone mit vereinfachter Benutzeroberfläche und praktischer Handyhülle.
- Doro 8200: Senioren-Smartphone mit Notfalltaste und spritzwassergeschütztem Gehäuse.
Wichtige Funktionen bei Seniorenhandys
- Gutes Kontrastverhältnis des Displays: Schrift muss gut ablesbar sein.
- Akustische Kontrolle: Eingegebene Rufnummern werden angesagt.
- Notruftaste: Muss als eigenständige Taste oder Symbol verfügbar sein.
- Einfache Menüführung: Auf überflüssigen Schnickschnack verzichten.
Vertrag oder Prepaid?
Die Wahl zwischen einem Handyvertrag und einem Prepaid-Tarif hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Bei einem Vertrag sollte auf eine flexible Anpassung des Datenvolumens geachtet werden. Prepaid-Tarife bieten eine Kostenkontrolle, bergen aber die Gefahr, dass das Guthaben vergessen wird aufzuladen.
Apps für Demenzkranke
Neben speziellen Handys und Ortungssystemen gibt es auch eine Vielzahl von Apps, die für Menschen mit Demenz entwickelt wurden.
Beispiele für nützliche Apps
- Demenz-App "Auguste": Bietet Spiele mit Fotos aus der eigenen Vergangenheit, um Erinnerungen anzuregen.
- GPS-Apps: Ermöglichen die Ortung des Smartphones und das Festlegen von Sicherheitsbereichen.
- Notfall-Apps: Ermöglichen das Absetzen eines Notrufs ohne sprechen zu müssen.
- Apps zur Organisation des täglichen Lebens: Erinnern an Termine, Medikamenteneinnahme und andere wichtige Aufgaben.
Sprachassistenzsysteme: Eine Unterstützung im Alltag?
Sprachassistenzsysteme wie Alexa, Google Assistant oder Siri können eine wertvolle Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sein.
Möglichkeiten der Nutzung
- Zugriff auf digitale Kalender und Aufgabenlisten: Gemeinsame Verwaltung von Terminen und Einkaufslisten.
- Erinnerung an Termine und Medikamenteneinnahme.
- Abrufen von Wissen sowie Abspielen von Musik oder Radioprogrammen.
- Versenden von Nachrichten direkt an das System.
- Vereinfachung der Videotelefonie.
- Steuerung von Smart-Home-Geräten (z.B. Lampen, Rauchmelder, Thermostate).
Vorteile von Sprachassistenzsystemen
- Unterstützung der Selbstständigkeit.
- Erhöhung der Teilhabemöglichkeiten.
- Beitrag zur Unterhaltung.
- Größeres Sicherheitsgefühl für Erkrankte und Angehörige.
Wichtige Aspekte bei der Nutzung von Sprachassistenzsystemen
- Bedarfe und Wünsche der Beteiligten abfragen.
- Nutzen gegen Risiken und Nachteile abwägen (Datensicherheit, Datenschutz, ethische Überlegungen).
Weitere technische Hilfsmittel
Neben den genannten Geräten und Systemen gibt es eine Vielzahl weiterer technischer Hilfsmittel, die den Alltag von Menschen mit Demenz erleichtern können.
Beispiele für technische Hilfsmittel
- Abschaltautomatik bei Haushaltsgeräten (z.B. Bügeleisen, Herd).
- Telefone mit großen Tasten und Kurzwahlnummern.
- Systeme zur Personenortung.
- Digitale Kalender und Uhren.
- Schlösser, die von außen geöffnet werden können, auch wenn der Schlüssel innen steckt.
- Nachtlichter.
- Tablettenspender.
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