Hannes Jaenicke: Zwischen Gesundheit, Verlust und Engagement für die Umwelt

Hannes Jaenicke, der bekannte Schauspieler und Umweltaktivist, hat im Laufe seines Lebens viele Erfahrungen gesammelt, die ihn geprägt haben. Dabei spielen Gesundheit, der Umgang mit Verlusten und sein unermüdliches Engagement für die Umwelt eine zentrale Rolle.

Loslassen als Lebensaufgabe

Loslassen ist eine Fähigkeit, die Jaenicke im Laufe der Jahre immer mehr verinnerlicht hat. Ob in zwischenmenschlichen Beziehungen, angesichts von Tod oder Krankheit oder im Umgang mit materiellen Dingen - wer sich ohne Groll lösen kann, findet Heilung für Herz, Geist und Seele. Diese Erkenntnis klingt einfach, ist aber oft schmerzhaft.

Der Verlust des Hauses in Los Angeles

Ein einschneidendes Erlebnis war der Brand seines Hauses in Los Angeles im Januar. Sein Haus im Stadtteil Pacific Palisades fiel den verheerenden Bränden in der Region zum Opfer. Von seinem einstigen Wohntraum am Meer blieb nichts übrig. „Mir fällt jeden Tag etwas ein, was noch verbrannt ist“, sagt er. Doch Jaenicke betont, dass er keinen Grund zum Jammern habe: Im Gegensatz zu seinen Nachbarn konnte er nach Deutschland zurückkehren und in seinem Zuhause am bayerischen Ammersee Zuflucht finden.

Sein Haus in L.A. war seit Ende der 80er Jahre sein Zweitwohnsitz. Seit zehn Jahren hatte er es einer befreundeten Hai-Forscherin und Meeresschützerin zur Verfügung gestellt. Sie wechselten sich ab, wer wann dort war. Die Frau und ihre Mitarbeiter verloren jedoch alles. Jaenicke verlor das Haus und einige ideelle Werte, die ihm sehr am Herzen lagen: Briefe seiner Mutter und Großmutter, Familiensachen, seine Kunstsammlung, seine Bücher und sein geliebtes Motorrad.

Er musste jedoch nicht in einer Turnhalle schlafen, wie einige seiner Nachbarn, die bis heute auf Booten von Freunden wohnen oder traumatisiert sind und alles verloren haben. Jaenicke sieht die Brände als „eine Lektion im Loslassen“. Natürlich tue ein solcher Verlust weh, aber das Leben lehre uns, dass wir ständig etwas oder jemanden verlieren: Eltern, Freunde oder eine große Liebe.

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Kindheit und Jugend in den USA und Deutschland

Hannes Jaenicke wurde in eine gutbürgerliche Frankfurter Familie geboren. Sein Vater war ein weltweit erfolgreicher Biochemiker, seine Mutter eine klassische Musikerin und stammte aus der Familie des Philosophen Theodor W. Adorno. Als er sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Pittsburgh in den USA, wo sein Vater einen Forschungsjob annahm. Jaenicke liebte es, in Amerika zu leben, und fand schnell Freunde.

Seine ersten „wichtigen Sozialkontakte“ knüpfte er in den USA, obwohl er anfangs kein Wort Englisch sprach. Dank seiner Lehrerin Mrs. Martin lernte er schnell Englisch. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland fiel es ihm schwer, sich an das bayerische Schulsystem zu gewöhnen. Später erhielt er ein Stipendium als Drehbuchautor an der Universität in Los Angeles, was den Kreis zwischen seinen beiden Heimaten schloss. Hannes Jaenicke besitzt beide Pässe und wählt auch in beiden Ländern.

Politisches Engagement und Kritik an der AfD

Jaenicke betont, wie wichtig es ist, wählen zu gehen. Wer nicht wählt, soll sich seiner Meinung nach nicht über die Politik beschweren. Er würde seinen deutschen Pass abgeben, wenn die AfD in Deutschland an die Regierung kommen sollte. Unter diesen Umständen möchte er nicht in Deutschland leben.

Der Einfluss von Mutter und Großmutter

Seine Mutter und Großmutter haben Jaenicke stark geprägt. Seine Mutter ermutigte ihn und seine Geschwister, einen Beruf zu erlernen, der ihnen Spaß macht. Nach einem Schlaganfall seiner Mutter begann er ihretwegen wieder mit dem Klavierspielen. Er nahm Unterricht bei ihr und übte mit ihr, bis sie fünf Jahre später starb.

Gesundheitliche Probleme und die Bedeutung der Selbstfürsorge

Kurz nach dem Tod seiner Mutter hatte der Vegetarier und Umweltaktivist einen schweren Autounfall in der Wüste Marokkos. Er war 30 bis 35 Jahre lang ein Workaholic, entdeckte aber durch die Corona-Pandemie, wie schön Freizeit ist.

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Im vergangenen Jahr musste sich Hannes Jaenicke einer Schulter-OP unterziehen, bei der Nerven beschädigt wurden, was zu einer monatelangen Lähmung führte. Inzwischen ist seine Mobilität wieder zu 80 Prozent hergestellt. Trotzdem macht er weiterhin seine eigenen Stunts bei Dreharbeiten und geht gefährlichen Sportarten wie Kiten, Surfen und Motorradfahren nach.

Neben der körperlichen Gesundheit ist ihm auch die mentale Gesundheit wichtig. Er befürwortet Therapie und vergleicht sie mit dem Besuch beim Zahnarzt. Auch um seine Seele müsse man sich kümmern. Als Umweltaktivist hat er sich ein dickes Fell zugelegt, da er für seine Aktivitäten und Aussagen sogar Morddrohungen erhält.

Engagement für den Umweltschutz

Seit 2008 dreht Hannes Jaenicke für das ZDF Dokumentationen über gefährdete Tierarten und Ökosysteme. Seine Filme über Orang-Utans, Gorillas, Elefanten und Meeresschildkröten sind ihm eine Herzensangelegenheit. Dabei zeigen die Filme oft konkrete Wirkung. So war beispielsweise der Film über Lachse sehr erfolgreich und führte zu einem Einbruch des Aktienkurses der betroffenen Industrie.

In der ZDF-Doku „Im Einsatz für Erde“ untersuchte Jaenicke den Zustand unserer Böden und dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Dabei stellte er fest, dass sich in seinem Blut Schadstoffe befinden, die auch im Boden zu finden sind. Laut Toxikologin Dr. Marike Kolossa zirkulieren bei jedem von uns 300 bis 400 messbare Schadstoffe im Körper, die dort eigentlich nicht hingehören.

Ein großes Problem sind Pestizide wie Glyphosat, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und das Nervensystem zu schädigen. Jaenicke kritisiert, dass einerseits Parkinson-Opfer, die durch die Agrarindustrie erkrankt sind, entschädigt werden, andererseits aber das Gift, das die Krankheit auslöst, als unbedenklich gilt.

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Ebenfalls bei Jaenicke im Blut entdeckt wurden PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), langlebige Chemikalien, die stellenweise auch schon im Trinkwasser in Deutschland nachgewiesen wurden. Diese Chemikalien hängen unter anderem mit Krebs, erhöhtem Cholesterinspiegel sowie Herz- und Kreislaufproblemen zusammen.

Jaenicke fordert, dass wir unsere Böden entlasten, indem wir unser Kaufverhalten ändern, bewusster einkaufen und weniger Lebensmittel wegwerfen. Er appelliert an die Zuschauer, dass wir uns eine bodenlose Zukunft nicht leisten können.

Was wir tun können

Jaenicke erklärt, dass jeder von uns schon jetzt dazu beitragen kann, die Qualität unserer Böden zu verbessern. Er selbst ist seit 40 Jahren Vegetarier und kauft zu 90 Prozent ausschließlich Bio-Lebensmittel. Trotzdem war er schockiert über die Schadstoffwerte in seinem Körper.

Er rät, Gemüse gründlicher zu schrubben und nur noch Bio zu kaufen, auch wenn das nicht komplett schadstofffrei ist. Er bedauert, dass gute Lebensmittel bei uns keine Wertschätzung mehr haben und dass die Chemie- und Agrar-Industrie eng vernetzt ist.

Jaenicke betont, dass es schwierig ist, konventionelle Bauern vor die Kamera zu bekommen, da sie genau wissen, welche Chemie sie ausbringen und wie sie produzieren. Er fordert, dass die konventionelle Nahrungsmittelproduktion nicht mehr massiv mit Subventionen gefördert wird, sondern dass stattdessen die Bio-Ware die günstigere Variante sein sollte.

Er verweist auf den Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Produktion, der besonders deutlich bei einem Dreh in Österreich wurde, wo ein Bio-Winzer seinen Wein nach dem Agroforst-Prinzip anbaut, während der Boden auf dem benachbarten konventionellen Weinberg nach der Lese wie eine Mondlandschaft aussieht.

Jaenicke erklärt, dass kein Agrarprodukt so massiv behandelt wird wie die Weintraube. Sie wird erschreckend oft und intensiv gespritzt. Er bewundert Bio-Bauern, die sich das antun, saubere Produkte zu produzieren.

Er fordert die Verbraucher auf, nur das zu kaufen, was sie tatsächlich konsumieren, möglichst nichts wegzuschmeißen und Plastikmüll zu vermeiden. Unsere Böden sind voller Mikroplastik, insbesondere im Weinbau, wo Reben mit Plastikschnüren befestigt und Plastiknetze aufgehängt werden.

Vision einer besseren Welt

Jaenicke träumt von einer Welt, in der wir ein neues Wachstumsmodell brauchen, das nicht auf Kosten der Umwelt und der Natur geht. Wir sollten bei der Bildung, Gesundheit, Energieeffizienz, Ressourcenschonung und -effizienz, bei Biodiversität und im Pflegesystem wachsen. Es kann nicht sein, dass wir immer größere Autos kaufen, noch mehr Energie verbrauchen und noch mehr Fernreisen und Kreuzfahrten buchen.

Er kann die Motivation der "jungen Generation" verstehen, die sich auf dem Frankfurter Flughafen festklebt, hält aber die Wahl der Mittel für falsch. Er ist zum zweiten Mal an einer Klage gegen die Bundesregierung beteiligt, diesmal geht es um Biodiversität und Artensterben.

Jaenicke bleibt optimistisch, weil er so tolle Leute gefunden hat, die wirklich etwas bewegen und verändern: kleine Bauern, Winzer, Wissenschaftler, Aktivisten. Er glaubt, dass deren Arbeit und Engagement langsam in das Bewusstsein der Menschen eindringt und dass Dokumentarfilme etwas bewegen können.

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