Haus Berge Essen: Demenzforschung und Gedächtnissprechstunde im Fokus

Gedächtnisstörungen können in jedem Alter auftreten und sind nicht zwangsläufig eine Folge des Alterns. Verschiedene Ursachen, wie Depressionen oder Schlaganfälle, können dahinterstecken. Bei einer Demenzerkrankung kommt es zu Störungen der Gedächtnisfunktion, die das alltägliche Leben beeinträchtigen. Etwa 10 % der über 65-Jährigen leiden an einer Demenz, wobei demenzielle Erkrankungen seltener auch früher auftreten können (z. B. ab dem 40. Lebensjahr).

Die Memory Clinic Essen: Anlaufstelle bei Gedächtnisstörungen

Die Memory Clinic Essen im Geriatrie-Zentrum Haus Berge bietet seit 1991 eine Anlaufstelle für Personen mit Gedächtnisstörungen. Ziel der Memory Clinic ist es, Gedächtnisstörungen frühzeitig und eindeutig zu erkennen und den Betroffenen sowie ihren Angehörigen Perspektiven für langfristige Hilfen aufzuzeigen.

Angebot der Memory Clinic

  • Früherkennung von Gedächtnisstörungen
  • Ausschluss anderer, das Gedächtnis beeinflussender Erkrankungen
  • Detaillierte diagnostische Abklärung
  • Persönliche Befundbesprechung
  • Beratung zur Einleitung und Modifikation medikamentöser Therapien
  • Psychosoziale Beratung
  • Angehörigengruppen
  • Angebot der Teilnahme an klinischen Medikamenten-Prüfungen und klinischen Studien

Alle Personen ab dem 40. Lebensjahr mit der Befürchtung nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit können die Memory Clinic aufsuchen. Jüngere Patienten werden nach Rücksprache mit dem behandelnden Hausarzt oder Facharzt aufgenommen. Eine Zuweisung vom Hausarzt oder Facharzt ist erforderlich (Chipkarte nicht vergessen). Privatversicherte Personen können direkt mit der Krankenkasse abrechnen.

Zur Erstvorstellung sollten Angehörige (z. B. Ehepartner), Arztbriefe zu vorangegangenen Untersuchungen und Röntgenbilder (cCT, cMRT) des Kopfes (falls vorhanden, nicht nur die Befundberichte) mitgebracht werden. Die notwendigen Untersuchungen werden von der Krankenkasse übernommen. Für die Erstuntersuchung sollte man etwa 2-3 Stunden einplanen.

Diagnostik und Therapie von Demenzerkrankungen

Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Memory Clinic liegt in der Diagnostik und Therapie von demenziellen Erkrankungen. Dabei ist es wichtig, altersbezogene physiologische (normale) Gedächtnisveränderungen von krankheitsbedingten Prozessen zu unterscheiden.

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In einem ärztlichen Gespräch wird die medizinische Vorgeschichte des Patienten erhoben und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Anschließend findet eine neuropsychologische Untersuchung statt. Entsprechend den Ergebnissen werden weitere Untersuchungen (z. B. Bildgebung des Gehirns, Blutuntersuchungen etc.) durchgeführt.

Bei den fortschreitenden Demenzerkrankungen konnte in den letzten Jahren gezeigt werden, dass mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten eine Verlangsamung der Symptomatik für einen gewissen Zeitraum erreicht werden kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine frühzeitige und gesicherte Diagnose zu stellen, um über Therapiemöglichkeiten zu sprechen.

Darüber hinaus führt die Memory Clinic klinische Studien mit neuartigen Therapieansätzen durch. In diesen Studien werden Medikamente getestet, die bisher noch nicht verfügbar sind.

Ganzheitlicher Behandlungsansatz im Geriatrie-Zentrum Haus Berge

Das Geriatrie-Zentrum Haus Berge verfolgt einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, der die Behandlung der Kranken und eine Hilfestellung für deren Angehörige zusammenführt. Deshalb wird gleichbedeutend zur Behandlung der Patient:innen in allen Abteilungen des Geriatrie-Zentrums Haus Berge die Einbeziehung der Angehörigen gefördert. Speziell an sie richtet sich ein umfassendes Beratungs- und Entlastungsangebot. Dazu gehören beispielsweise Treffen, in denen sich pflegende Angehörige über ihre Situation austauschen können.

Die Mehrzahl der Patient:innen in der geriatrischen Klinik des Geriatrie-Zentrums Haus Berge ist in der Regel über 70 Jahre alt. Viele der hier behandelten Senioren leiden an mehreren Krankheiten zugleich, akuten wie chronischen.

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Anmeldung zur Behandlung

Um einen Angehörigen oder eine:n Patient:innen für eine Behandlung im Geriatrie-Zentrum Haus Berge anzumelden, ist ein Aufnahmebogen auszufüllen. Das Zentrum prüft umgehend, ob eine geriatrische Behandlung möglich ist und meldet sich schnellstmöglich mit einem konkreten Termin zum Start der Behandlung.

Forschung zur Alzheimer-Demenz und Parkinson-Erkrankung

Daniel Agranovski vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Duisburg-Essen hat eine Promotionsförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes für seine Forschung zur Alzheimer-Demenz und zur Parkinson-Erkrankung erhalten. In der Arbeitsgruppe für Therapieforschung der Neurologie-Geriatrie untersucht Daniel Agranovski die N-Glykosylierungsmuster natürlich vorkommender und pathologischer Autoantikörper bei Alzheimer und Parkinson.

Sein Ziel ist es, anhand dieser Muster protektiv wirkende von pathologischen Autoantikörpern zu unterscheiden, um deren Wirkungsweise zu verstehen. Der Lehrstuhl für Geriatrie wird von Prof. Richard Dodel vom Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen geleitet.

Veranstaltung "Diagnose Alzheimer - Experten informieren"

Am 20. September, dem Tag vor dem Welt-Alzheimer-Tag, lud die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) nach Essen ein zur Veranstaltung „Diagnose Alzheimer - Experten informieren“. Die Referenten um Prof. Richard Dodel, Chefarzt im Geriatrie-Zentrum Haus Berge, gaben praktische Hinweise und verständliche Einblicke in die wichtigsten Themenbereiche der Alzheimer-Diagnose und die Zeit danach.

Die Veranstaltung war Teil der AFI-Kampagne „#gehzumArzt“, die darauf hinweist, dass jeder einen Arzt aufsuchen sollte, der bei sich eine Verschlechterung des Gedächtnisses feststellt. Es ist wichtig, früh und professionell abzuklären, was der Auslöser der Vergesslichkeit ist, um mögliche Ursachen zu behandeln oder im Falle einer Alzheimer-Erkrankung frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen.

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Programm der Veranstaltung

  • Begrüßung und Einführung durch Moderatorin Okka Gundel
  • „Gedächtnissprechstunde - Wie wird Alzheimer diagnostiziert?“ von Prof. Dr. Richard Dodel, Chefarzt im Geriatrie-Zentrum Haus Berge
  • „Vererbung - Ist Alzheimer vorbestimmt?“ von Privatdozent Dr. Ulrich Finckh, Facharzt für Humangenetik in Dortmund
  • „Einblick in die Forschung - Alzheimer-Diagnose im Schlaf?“ von Dr. Dr. Marc Aurel Busche, Alzheimer-Forscher an der Harvard Medical School in Boston, USA
  • „Diagnose Alzheimer - Was nun?“ von Detlef Rüsing, Leiter des Dialog- und Transferzentrum Demenz an der Universität Witten/Herdecke

Neue geriatrische Lehrstühle und interdisziplinäre Versorgungskonzepte

Professor Dr. Richard Dodel hat den Ruf der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen für das Fach Geriatrie erhalten. Seine Tätigkeit als Chefarzt wird Dodel als Neurologe in einer Doppelspitze mit PD Dr. Ulrich Thiem, einem Internisten, ausüben.

Mit dem neurologisch-internistischen Weg verfolgt das Geriatrie-Zentrum Haus Berge eine neue Idee: Beide Mediziner werden das geriatrische Leistungsangebot gemeinschaftlich verantworten und medizinisch-inhaltlich weiterentwickeln. So ist Dodel ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Neurodegeneration und speziell der Alzheimer-Demenz.

Alle Kooperationspartner sind davon überzeugt, durch die Integration von geriatrischer Versorgung, Lehre und Forschung innovative, interdisziplinäre, multiprofessionelle und sektorenübergreifende Versorgungskonzepte entwickeln und erproben zu können.

Weitere Gedächtnisambulanzen und -sprechstunden in Deutschland

Neben der Memory Clinic Essen gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Gedächtnisambulanzen und -sprechstunden, die eine wichtige Rolle bei der Früherkennung und Behandlung von Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen spielen. Einige Beispiele sind:

  • Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Universitäts-Gedächtnisambulanz
  • Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, Gedächtnisambulanz
  • Helios Park-Klinikum Leipzig Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Psychiatrische Institutsambulanz - Gedächtnissprechstunde
  • Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Altenburg, Gerontopsychiatrische Ambulanz / Gedächtnissprechstunde Altenburg
  • Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Halle, Gedächtnissprechstunde
  • Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik und Poliklinik für Neurologie, Neurologie-Ambulanz, Gedächtnissprechstunde
  • Universitätsklinikum Jena - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Gedächtnissprechstunde Psychiatrische Ambulanz
  • Gedächtniszentrum des Universitätsklinikums Jena, Klinik für Neurologie (in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie)
  • HELIOS Klinikum Aue, Gedächtnissprechstunde
  • Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig- Krankenhaus, Gedächtnissprechstunde
  • Charité Mitte Psychiatrische Institutsambulanz, Gedächtnissprechstunde
  • Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge Abt. Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Gedächtnisambulanz
  • Friedrich von Bodelschwingh-Klinik, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
  • Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Modul Altersmedizin
  • Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie, MVZ Neurologie
  • St. Joseph Krankenhaus Berlin-Weißensee, Memory-Klinik
  • Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Berlin Buch, Gedächtnissprechstunde
  • Ernst von Bergmann Klinikum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Institutsambulanz 2 / Gedächtnissprechstunde
  • Asklepios Fachklinikum Brandenburg, Klinik für Gerontopsychiatrie, Gedächtnissprechstunde
  • Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Gedächtnissprechstunde Frankfurt Oder
  • Asklepios Fachklinik Teupitz, Klinik für Psychiatrie, Psychologie und Psychosomatik, Gedächtnissprechstunde
  • Martin Gropius Krankenhaus GmbH, Psychiatrische Institutsambulanz für Erwachsene, Memory-Klinik
  • Ev. Krankenhaus Bethanien gGmbH, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Memory-Klinik
  • Gedächtnissprechstunde / Forschungsambulanz, Universitätsmedizin Rostock, Sektion für Gerontopsychosomatik und dementielle Erkrankungen an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin
  • Helios Kliniken Schwerin GmbH, Klinik für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen

Tests zur Früherkennung von Demenz

Tests zur Früherkennung von Demenz können ein erhöhtes Demenzrisiko frühzeitig erkennen, zum Teil bevor die Krankheit ihre Spuren im Gehirn hinterlässt. Mit Demenz-Früherkennungstests kann festgestellt werden, ob es sich um eine altersgemäße Entwicklung oder um eine beginnende Erkrankung handelt.

Medizinerinnen und Mediziner versuchen zunächst, mit neuropsychologischen Tests die Stellen im Gehirn zu identifizieren, bei denen es zu Störungen kommt. Um abzuklären, ob es bereits nennenswerte Veränderungen der Hirnstrukturen gibt, wird bei Menschen, die über mehrere Monate Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstörungen haben, dann ein MRT gemacht. In Verbindung mit einer Anamnese, den neuropsychiologischen Tests und einer normalen Blutuntersuchung lässt sich dann in 95 Prozent der Fälle eine Diagnose stellen.

Bei einer Alzheimer-Demenz lagern sich typischerweise Eiweiß-Moleküle im Gehirn ab, die bei Gesunden abtransportiert werden, und verklumpen zu sogenannten Plaques. Diese Eiweißmoleküle finden sich nicht nur im Gehirn, sondern auch im Nervenwasser, was ein Spiegelbild der Veränderungen im Gehirn bietet. Um es zu gewinnen, muss eine Lumbalpunktion vorgenommen werden, bei der eine kleine Menge Flüssigkeit aus dem Wirbelkanal entnommen und im Labor analysiert wird. Eine andere Möglichkeit ist eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET).

Prävention und Einflussfaktoren

In der Medizin ist bekannt, dass die Entwicklung und der Verlauf einer Demenz durch Faktoren wie Diabetes mellitus, Übergewicht, Bluthochdruck, aber auch Depressionen und Schwerhörigkeit beeinflusst werden können. Die Ärzte setzten deshalb vor allem auf Prävention.

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