Heftiger Krampf im Bein: Ursachen, Behandlung und Prävention

Wadenkrämpfe sind schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die viele Menschen schon einmal erlitten haben. Sie können in jedem Alter auftreten und sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Obwohl gelegentliche Wadenkrämpfe in der Regel harmlos sind, werden sie dennoch als äußerst unangenehm empfunden. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Wadenkrämpfen, gibt Ratschläge zur Behandlung und zeigt Möglichkeiten zur Vorbeugung auf.

Was sind Wadenkrämpfe?

Bei einem Wadenkrampf kommt es zu einer plötzlich einsetzenden, unwillkürlichen und schmerzhaften Kontraktion der Muskulatur im Unterschenkel. Fast immer ist die Wadenmuskulatur betroffen; gelegentlich kann sich die Kontraktion bis auf die Zehenmuskel ausbreiten. Die Muskelkontraktionen sind meist von außen sichtbar und dauern wenige Sekunden bis einige Minuten. Ein Krampf ist ein plötzliches, schmerzhaftes Zusammenziehen bestimmter Muskelpartien, das für eine kurze Dauer anhält und willentlich kaum zu lösen ist. Bei einem Krampf der großen Wadenmuskeln verhärtet sich die Rückseite des Unterschenkels spürbar. Nach ein paar Minuten löst sich der Krampf wieder, zurück bleiben häufig langanhaltende Schmerzen. Oft ist auch der Zehenbeuger, der ebenfalls an der Rückseite des Unterschenkels ansetzt, betroffen. Ist der Krampf an einer bestimmten Stelle einmal aufgetreten, kann diese Muskelpartie eine Krampfneigung entwickeln. In der Folge zieht sich immer wieder dieselbe Stelle zusammen.

Wadenkrämpfe sind sehr unangenehm und äußern sich durch Schmerzen im betroffenen Muskel sowie in der Muskelumgebung. Ein akuter Wadenkrampf schmerzt häufig so stark, dass man selbst nicht in der Lage ist, Maßnahmen zur Linderung vorzunehmen. Eben noch in süßem Schlummer, schreckt man mitten in der Nacht auf, weil sich die Wadenmuskulatur schmerzhaft zusammenzieht. Um die Nachtruhe ist es dann geschehen. Oft dauert ein solcher nächtlicher Wadenkrampf zwar nur ein paar Minuten an - aber die Schmerzen nach dem Krampf bleiben oft noch über Stunden.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. Meist ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich für den Muskelkrampf. In vielen Fällen sind die Gründe für einen Wadenkrampf aber harmlos. Die Medizin unterscheidet die Krämpfe hinsichtlich ihres Ursprungs in drei Kategorien:

  • Paraphysiologische Krämpfe: Hier liegt meist ein Ungleichgewicht der Elektrolyte (u.a. Magnesium, Kalzium, Natrium) vor. Die sogenannten paraphysiologischen Krämpfe treten gelegentlich während der Schwangerschaft auf oder nach sportlicher Betätigung.
  • Idiopathische Krämpfe: Die Ursache der idiopathischen Krämpfe ist unklar. Betroffene können erblich dazu veranlagt sein oder es besteht eine - noch nicht diagnostizierte - Erkrankung wie Diabetes mellitus.
  • Symptomatische Krämpfe: Unterschiedliche Erkrankungen von Nervensystem, Herz, Muskeln oder Stoffwechsel können als Begleitsymptom symptomatische Krämpfe auslösen. Ebenso werden die Krämpfe durch Vergiftungen oder als Nebenwirkungen von Medikamenten hervorgerufen.

Elektrolytmangel und Flüssigkeitszufuhr

Auch Elektrolytmangel spielt in vielen Fällen von Muskelkrämpfen eine Rolle. Der Körper benötigt für die Reizübertragung von Nerven auf Muskeln bestimmte Mineralstoffe wie Natrium, Kalium und Magnesium. Deshalb ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, da andernfalls der Elektrolythaushalt ins Ungleichgewicht fallen kann. Vor allem bei älteren Menschen, Schwangeren oder bei Menschen mit Durchfall und Erbrechen kann der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt gestört sein.

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Verschiebungen im Elektrolythaushalt des Körpers und eine Unterversorgung mit Magnesium sind eine häufig diagnostizierte Ursache für Wadenkrämpfe. Als Gegenspieler von Calcium wird Magnesium vom Körper eingesetzt, um die Muskeln nach einer Kontraktion wieder zu entspannen. Fehlt der Mineralstoff, hat das für die Muskelkontraktion verantwortliche Calcium Übergewicht, es erregt die Nervenzellen und löst das unwillkürliche Zusammenziehen von Muskelpartien aus. Ein Krampf entsteht. Dabei kann der Wadenkrampf möglicherweise ein leicht zu identifizierendes Symptom für eine Magnesiumunterversorgung sein, die wiederum durch verschiedene Faktoren begünstigt werden kann. Eine Magnesiumunterversorgung kann auch andere Krämpfe auslösen, beispielsweise kann sie die Regelschmerzen von Frauen verstärken oder sich in Form von Zuckungen unter dem Augenlid bemerkbar machen.

Zur ersten Kategorie zählt eine Magnesiumunterversorgung oder ein Magnesiummangel in der Schwangerschaft. Auch Sportler haben einen höheren Bedarf, da ihre Muskeln einerseits viel Magnesium im Training verbrauchen, sie aber auch vermehrt Magnesium und andere Mineralstoffe über den Schweiß ausscheiden. Auch Krankheiten wie Diabetes und die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können für eine Magnesiumunterversorgung, die zu einem Magnesiummangel führen kann, verantwortlich sein, weil sie die Ausscheidung der Mineralstoffe beschleunigen. Zu guter Letzt begünstigt auch eine einseitige Ernährung und zu geringe Flüssigkeitsaufnahme eine Magnesium-Unterversorgung.

Nächtliche Wadenkrämpfe

Nachts verhärtet sich die Muskulatur oft unbemerkt. Da wir im Schlaf keine Ausgleichsbewegungen machen, sind wir anfälliger für einen Wadenkrampf als tagsüber. Nächtliche Wadenkrämpfe sind äußerst unangenehm und stören den Schlaf oft erheblich. Ein möglicher Grund dafür ist Flüssigkeitsmangel, da der Körper während des Schlafens dehydrieren kann. Auch ein Magnesiummangel macht sich manchmal nachts in Form eines Wadenkrampfes bemerkbar. Da der Magnesiumspiegel während der Ruhephase absinkt, kann eine unbewusste Bewegung im Schlaf eine Muskelkontraktion auslösen. Auch eine unbemerkte Verkühlung bestimmter Muskelpartien in der Nacht - etwa wenn der Fuß nicht vollständig zugedeckt ist - kann einen Krampf auslösen. Im Wachzustand hätte man bereits beim ersten Zwicken in der Wade unwillkürlich den Fuß bewegt und den Muskel gelockert.

Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft

Schwangere leiden aus mehreren Gründen häufiger unter Wadenkrämpfen. Zum einen erhöht die veränderte Körperhaltung durch das nach vorne verschobene Gewicht die Belastung der Wadenmuskulatur. Zudem haben Schwangere einen gesteigerten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium. Kommen die Frauen mit der Aufnahme nicht hinterher, droht ein Elektrolytmangel, der einen Wadenkrampf begünstigt. Daher ist eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse umso wichtiger in der Schwangerschaft. Ein weiterer Grund für Wadenkrämpfe bei schwangeren Frauen ist die veränderte Durchblutungssituation. Die Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft treten in der Regel nur vorübergehend auf und verschwinden nach der Entbindung von alleine wieder.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren

Zu den typischen Risikofaktoren und Auslösern gehören unter anderem:

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  • Flüssigkeitsmangel
  • Unterversorgung mit Mineralen wie Magnesium, Kalzium und Natrium, etwa bei vermehrtem Schwitzen, starkem Durchfall oder Erbrechen
  • Schwangerschaft
  • Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder eine Unterfunktion der Schilddrüse
  • Chronische Nierenerkrankungen, insbesondere bei Dialyse
  • Neurologische Erkrankungen, zum Beispiel die Parkinson-Krankheit, die Amyothrophe Lateralsklerose oder eine Polyneuropathie
  • Bestimmte Muskelerkrankungen
  • Leberzirrhose
  • Einnahme von Medikamenten: zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Asthma, Blutdrucksenker, entwässernde Medikamente (Diuretika), Blutfettsenker vom Typ der Statine
  • Erhöhter Alkoholkonsum
  • Fehlbelastungen bestimmter Muskeln durch Gelenkprobleme oder einseitige Körperhaltungen
  • Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüße
  • Ungünstige Schlafposition: zum Beispiel mit überstrecktem Fuß schlafen, weil die Bettdecke am Fußende fest eingeschlagen ist oder unbequem liegen, weil die Matratze nicht passt
  • Schlechtsitzende Schuhe tragen
  • Schwimmen in kaltem Wasser
  • Lebensalter: Mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Muskeln und der Körper baut Muskelmasse ab, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt.

Was tun bei einem akuten Wadenkrampf?

Bei einem Wadenkrampf ziehen sich die betroffenen Muskeln oder Muskelgruppen abrupt zusammen. Ein akuter Wadenkrampf schmerzt häufig so stark, dass man selbst nicht in der Lage ist, Maßnahmen zur Linderung vorzunehmen. Bitten Sie daher ggf. einen Anwesenden, die Wade passiv zu dehnen. Das Bein muss dafür gestreckt und die Zehen zum Schienbein gezogen werden. Bestimmte Rezeptoren übermitteln den Dehnungszustand des Muskels an das Gehirn. Dies veranlasst als Reaktion eine Entspannung des Muskels, um einem Sehnen- oder Muskelfaserriss durch die Dehnung entgegenzuwirken. Zudem kann eine leichte Massage die verspannten Muskelpartien lockern. Auch Wärme hilft bei Wadenkrämpfen. Indem sie die Durchblutung anregt, löst Wärme die Verspannung des verkrampften Muskels. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw.

Als Erste-Hilfe-Maßnahme bei einem nächtlichen Wadenkrampf wenden die meisten Personen oft instinktiv das richtige Mittel an: Sie dehnen die Wadenmuskulatur, indem sie - auch unter Zuhilfenahme der Hände - die Ferse nach vorne ausstrecken und die Zehen zurückziehen. Das führt in vielen Fällen dazu, dass sich der Krampf schnell auflöst. Alternativ können Sie versuchen, den schmerzenden Muskel mit den Händen leicht zusammenzuschieben. Schieben Sie dazu mit sanftem Druck gleichzeitig von Kniegelenk und Ferse aus den Unterschenkel mit den Handflächen zusammen.

Weitere Sofortmaßnahmen:

  • Dehnen: Strecken Sie das betroffene Bein und ziehen Sie die Zehen sanft zu sich heran. Dies hilft, die Wadenmuskulatur zu dehnen und den Krampf zu lösen.
  • Massage: Massieren Sie die verkrampfte Muskulatur vorsichtig mit den Händen.
  • Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser oder isotonische Getränke, um den Elektrolythaushalt auszugleichen.
  • Aktive Bewegung: Stehen Sie auf und laufen Sie ein paar Schritte. Dies kann helfen, den Krampf zu lösen.
  • Wadenmassage: Massieren Sie die Wadenmuskulatur sanft, um die Durchblutung zu fördern und den Krampf zu lindern.
  • Zehen strecken: Strecken Sie Ihre Beine im Liegen gerade aus und bewegen Sie die Fußspitze so weit Sie können in Richtung Kopf, sodass Zug in der Wadenmuskulatur entsteht. Es kann auch helfen, den Fuß abwechselnd in Richtung Kopf und dann wieder nach vorne zu strecken.
  • Ruhe bewahren: Panik kann den Krampf verschlimmern. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und sich auf einen Punkt zu konzentrieren.

Wie kann man Wadenkrämpfen vorbeugen?

Sie können Wadenkrämpfen vorbeugen, indem Sie sich ausreichend moderat bewegen. Vermeiden Sie Trainingsspitzen und eine Überlastung der Muskulatur und gönnen Sie Ihrem Körper nach jedem Training eine angemessene Regenerationszeit. Denken Sie außerdem daran, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich ausgewogen zu ernähren, um einem Entgleisen des Elektrolythaushaltes entgegenzuwirken. Dies ist vor allem beim Sport und bei Hitzeperioden wichtig. Eine ausgewogene Ernährung sollte aus frischen Produkten und einem hohen Anteil an Vollkornprodukten, Obst und Gemüse bestehen.

Weitere Tipps zur Vorbeugung:

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  • Regelmäßige Bewegung: Wer regelmäßig die Wadenmuskulatur dehnt und sich gesund ernährt, tut bereits einiges gegen Muskelkrämpfe. Falls Sie nicht regelmäßig Sport treiben, legen Sie jeden Tag ein paar Übungen ein, die Ihre Beinmuskulatur gründlich bewegen. Hier bieten sich ein paar einfache Dehn- und Bewegungsroutinen an, die Ihnen beispielsweise ein Physiotherapeut oder ein Yogalehrer vermitteln kann. Aber auch ein paar Minuten auf dem Fahrrad-Ergometer oder dem Laufband helfen schon, die Muskeln vor dem Schlafengehen zu lockern. Durch regelmäßige Bewegung lassen sich Fußkrämpfe und Wadenkrämpfe vorbeugen. Wer beispielsweise den ganzen Tag im Büro sitzt, kann seine Muskulatur durch Wippen der Füße oder Bewegen der Zehen aktivieren. Aber auch regelmäßiger Sport tut den Muskeln gut. Dabei ist jedoch auf festes Schuhwerk zu achten.
  • Ausreichend trinken: Genauso wichtig ist es, ausreichend zu trinken. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Nicht ideal sind Getränke, die Alkohol, viel Zucker und Kohlensäure enthalten. Beobachten Sie auch, ob Sie viel schwitzen, und kontrollieren Sie Ihre Trinkgewohnheiten.
  • Bequeme Schuhe: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
  • Stretching: Gezieltes Stretching mehrmals in der Woche, hält die Muskeln fit und beugt Verkürzungen vor.
  • Vermeiden Sie extreme Temperaturwechsel: Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
  • Magnesiumreiche Ernährung: Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan. Reich an Magnesium sind grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte. Geringere Mengen an Magnesium stecken in Bananen, Kartoffeln, Milch- und Milchprodukten und in Fleisch.

Ernährung und Vitamine

Vitamine spielen eine wichtige Rolle für die Funktion und Gesundheit der Muskeln. Vitamin B1 ist wichtig für die Signalübertragung von Nerven auf Muskeln. Es kommt vor allem in Nahrungsmitteln wie Vollkornprodukten, Fleisch oder Hülsenfrüchten vor. Vitamin B6 spielt eine Rolle beim Energiestoffwechsel und bei der Muskelkontraktion. Es ist z. B. in Avocado, Lachs oder Kartoffeln enthalten. Zudem benötigt der Körper Kalzium, das mithilfe von Vitamin D aufgenommen wird. Ein Kalziummangel kann ebenfalls zu Muskelkrämpfen führen. Gute Kalziumspender sind Milchprodukte und grünes Gemüse wie Brokkoli.

Wadenkrämpfe beim Sport vermeiden

Treibt man viel Sport und wird vermehrt von Krämpfen in den Waden gebremst, empfiehlt es sich, das Trainingsverhalten unter die Lupe zu nehmen. Es kann dann sinnvoll sein:

  • Einen Gang runterzuschalten und Pausen einzulegen
  • Die Trainingsintensität nur langsam zu steigern
  • Ausgleichsübungen einzubauen
  • Die Waden gezielt zu dehnen
  • Die Trink- und Essgewohnheiten anzupassen: Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, genügend zu trinken - vor allem, wenn man Durst verspürt.
  • Vorsicht ist zudem geboten, wenn man in kaltem Wasser schwimmt. Wadenkrämpfe können dann gefährlich werden.

Wer weniger als 60 Minuten trainiert, braucht meist keine Flüssigkeit während des Sports - solange er oder sie vorher genug getrunken hat. Bei einem Training von mehr als 60 Minuten empfiehlt es sich, zwischendurch zu trinken. Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie langsam, Ihre Muskelkraft wiederaufzubauen. Lassen Sie sich vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, um mögliche gesundheitliche Risiken auszuschließen.

Medikamente und andere Behandlungen

Ob bestimmte Medikamente wie Chinin gegen Muskelkrämpfe in Ihrem Fall hilfreich sind, besprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt. Bei häufigen sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eventuell eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Beschwerden durch andere Maßnahmen wie Physiotherapie nicht verbessert haben. Die Ärztin oder der Arzt muss außerdem mögliche Erkrankungen und eine bestehende Schwangerschaft ausschließen. Denn wer schwanger ist oder stillt oder zum Beispiel bestimmte Herzrhythmusstörungen hat, darf keine Chinin-Präparate einnehmen.

Dass Magnesium-Präparate gegen Muskelkrämpfe helfen, ist bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Vermutlich helfen sie nur, wenn ein Magnesiummangel vorliegt. Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Ein günstiges Nebenwirkungsprofil hat die Gabe von Magnesium. Obwohl die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, kann Magnesium deshalb versuchsweise genommen werden. Bei Muskelkrämpfen in der Schwangerschaft hat sich Magnesium dagegen vielfach bewährt, zumal der Magnesiumbedarf vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel ansteigt. Organische Verbindungen wie Magnesium-Aspartat, -Orotat oder -Citrat werden vom Körper besonders gut aufgenommen.

Eine mögliche Alternative zur Magnesium-Brausetablette ist Gewürzgurkenwasser. Laut einer - sehr kleinen - US-Studie mit zehn Teilnehmern an der Brigham Young University verkürzte die essighaltige Flüssigkeit die Krampfdauer bei Testpersonen nach einem 30-minütigen Training auf einem Fahrradergometer um fast die Hälfte. Bereits durch geringe Mengen an Gurkenwasser (die Probanden nahmen einen Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht zu sich) löste sich der Krampf in der Studie im Durchschnitt nach 85 Sekunden. Da die Flüssigkeit in dieser kurzen Zeit nicht über den Magen aufgenommen werden kann, müssen hierbei andere Wirkmechanismen eine Rolle spielen.

In der Homöopathie kennt man verschiedene Mittel, die bei Muskelkrämpfen entspannend und auch schmerzlindern wirken. Bei der individuellen Behandlung von Wadenkrämpfen werden sowohl die Ursache der Muskelanspannung als auch die Ausprägung der Krämpfe genau berücksichtigt. Gegen Wadenkrämpfe werden bevorzugt folgende homöopathische Mittel empfohlen: Cuprum metallicum, Magnesium phosphoricum, Valeriana officinalis, Thuja.

Nach der Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind für eine ausgewogene Muskelfunktion vor allem die beiden Organe Leber und Milz zuständig. Aufgabe der Leber ist es demnach, für einen harmonischen Energiefluss zu sorgen und damit Anspannungs- und Entspannungsphasen der Muskeln zu regulieren. Die Milz ist für die Ernährung der Muskulatur und die Bildung verschiedener Körpersekrete verantwortlich. - Können ernste Erkrankungen als Ursache der Wadenkrämpfe ausgeschlossen werden, kann ein Akupunkteur die Krämpfe meist innerhalb weniger Sitzungen behandeln. Dabei werden dünne Nadeln auf die Akupunkturpunkte der Energieleitbahnen von Leber und Milz gesetzt.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos. Fast jeder ist irgendwann in seinem Leben von einem Wadenkrampf betroffen. Einen Arzt sollten Sie dann kontaktieren, wenn die Muskelkrämpfe gehäuft auftreten, sie länger als ein paar Sekunden anhalten oder wenn sie sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen. Dann könnten sie ein Anzeichen für eine Stoffwechsel- oder Nervenerkrankung sein. Ebenso sollten Sie einen Arzt aufsuchen, wenn Sie:

  • Lähmungserscheinungen im Bein, Kribbeln und Taubheitsgefühle sowie häufige oder plötzliche Schmerzen im Bein, Fuß oder in der Leiste haben
  • Schwellungen an Bein oder Fuß feststellen
  • Rückenschmerzen oder Nachtschweiß haben
  • Muskelkrämpfe in anderen Körperteilen auftreten
  • Ein Schwächegefühl in den Muskeln verspüren
  • Gang- oder Bewegungsunsicherheiten auftreten
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit verspüren
  • Hautveränderungen und Fieber bemerken

Die Ärztin oder der Arzt sollte Muskelkrämpfe zudem immer abklären, wenn Sie schon Vorerkrankungen haben, wie:

  • Einen zu hohen Blutdruck
  • Diabetes
  • Eine Nierenkrankheit

Erste Anlaufstelle bei häufigen Wadenkrämpfen ist die hausärztliche Praxis. Je nach Befund wird die Ärztin oder der Arzt Sie selbst behandeln oder in eine fachärztliche Praxis überweisen. Bei hartnäckigen oder häufig wiederkehrenden Muskelkrämpfen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, bevor Sie sich nach einer Selbstdiagnose rezeptfreie Präparate aus einer Drogerie oder Apotheke holen.

Wadenkrämpfe und Venenschwäche

Wadenkrämpfe bei Venenschwäche treten typischerweise nachts im Ruhezustand auf. Dies liegt daran, dass sich tagsüber Flüssigkeit im Gewebe der Beine ansammelt, die nachts beim Liegen wieder in die Blutbahn zurückfließt. Dieser plötzliche Rückfluss von Gewebeflüssigkeit samt der darin gelösten Stoffe kann zu einer Überreizung der Muskulatur führen und schmerzhafte Krämpfe auslösen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Belastungskrämpfe beim Sport deuten eher auf Magnesiummangel oder Überanstrengung hin, während nächtliche Ruhekrämpfe oft ein erstes Anzeichen einer beginnenden Venenschwäche sind.

Eine Venenschwäche kann die eigentliche Ursache für Wadenkrämpfe sein, weshalb Magnesium in diesen Fällen nicht hilft. Bei einer Venenschwäche werden die Venenwände durch den erhöhten Druck porös und durchlässig. Tagsüber tritt Flüssigkeit ins Gewebe aus und sammelt sich dort an. Nachts, wenn die Beine hochgelagert sind, fließt diese Flüssigkeit mitsamt Elektrolyten und anderen Stoffen plötzlich zurück in die Blutbahn. Diese rasche Verschiebung kann zu Krämpfen führen - unabhängig vom Magnesiumspiegel.

Menschen über 60 Jahren haben ein deutlich höheres Risiko für Wadenkrämpfe. Mit zunehmendem Alter verlieren die Venenwände an Elastizität und die Venenklappen arbeiten weniger effizient, was zu einer schlechteren Blutzirkulation führt. Zusätzlich nimmt die Muskelmasse ab und der Elektrolythaushalt wird instabiler. Besonders betroffen sind Frauen nach den Wechseljahren, da der sinkende Östrogenspiegel die Venenfunktion zusätzlich beeinträchtigt. Auch die häufigere Einnahme von Medikamenten wie Diuretika oder Statinen im Alter kann Wadenkrämpfe begünstigen.

Kalte Wadenwickel oder Wechselduschen sind bewährte Hausmittel bei venös bedingten Wadenkrämpfen. Die Kälte bewirkt eine Kontraktion der Venen, wodurch die Venenklappen besser schließen und der Blutrückfluss zum Herzen verbessert wird. Dies reduziert Stauungen und damit auch die nächtlichen Krämpfe. Weitere effektive Maßnahmen sind das Hochlagern der Beine, regelmäßige Venengymnastik und das Tragen von Kompressionsstrümpfen tagsüber.

Geschwollene Beine (Ödeme) und Besenreiser sind typische Begleitsymptome, die auf eine venöse Ursache der Wadenkrämpfe hindeuten. Diese Symptomkombination zeigt, dass die Venen ihrer Aufgabe nicht mehr optimal nachkommen. Weitere Hinweise sind schwere, müde Beine am Abend, Spannungsgefühle, Juckreiz an den Unterschenkeln und eine Verschlimmerung der Beschwerden bei Wärme. Wenn diese Symptome zusätzlich zu den Wadenkrämpfen auftreten, sollte eine Venenuntersuchung beim Phlebologen erfolgen.

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