Das Kantonsspital St. Gallen (KSSG) ist ein Zentrumsspital der Ostschweiz. Die Klinik für Neurologie zählt zu den grössten nicht-universitären Kliniken dieses Fachbereichs in der Schweiz und fungiert als Stroke Center für die gesamte Ostschweiz. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die Neurologie des Kantonsspitals St. Gallen, einschliesslich Erfahrungen von Famulanten und Unterassistenten (UA), Informationen zu Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und dem sozialen Umfeld.
Struktur und Organisation der Neurologie am KSSG
Die Neurologie am KSSG verfügt über mehrere Stationen, darunter Normalstationen, eine Privatstation und eine Tagesklinik. Es wird erwartet, dass die Neurologie im Jahr 2024 in einen Neubau umzieht, was möglicherweise zu Änderungen in der Stationsaufteilung führen wird. Die Klinik ist bekannt für ihre grosse Erfahrung im Bereich der Schlaganfallbehandlung, einschliesslich einer neurovaskulären Intensivstation.
Aufgaben und Integration der Unterassistenten
Als Unterassistent ist man hauptsächlich auf Station eingeteilt, verbringt aber je nach Dauer des Tertials auch Zeit in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) oder in anderen Funktionen. Zu den Aufgaben gehören:
- Aufnahmen (Anamnese und Status)
- Übernahme eigener Patienten unter Supervision eines Assistenzarztes (inkl. Untersuchungen anmelden, Medikamente verordnen und Visite führen)
- Briefe und Berichte diktieren/schreiben
- Unterstützung des Assistenzarztes bei organisatorischen Aufgaben (Telefonate, Akten führen etc.)
Die Unterassistenten sind vollständig in das Team integriert.
Lehrangebot und Weiterbildung
Die Lehre wird am KSSG grossgeschrieben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Weiterbildung:
Lesen Sie auch: Einblick in die Neurologie am Kantonsspital Baselland
- Wöchentliches Teaching speziell für die UA, in der Regel in Form eines Bedside-Teachings durch einen Oberarzt
- Regelmässige kurze Fortbildungen für die Assistenzärzte (zu Themen wie EEG, Bildgebung etc.) bzw. Falldemonstrationen nach dem Morgenrapport
- Wöchentliche Fortbildung für das gesamte Team (oft durch externe Dozenten)
- Interdisziplinäre Kolloquien
- Teilnahme an Veranstaltungen des DIM (Departments für Innere Medizin)
Das Team ist motiviert, Wissen weiterzugeben und nimmt sich Zeit, Unbekanntes zu erklären und Fragen zu beantworten. Es besteht die Möglichkeit, bei Untersuchungen (Doppler, EEG, EMG/ENG, VEP/SEP/AEP etc.) dabei zu sein und Spezialsprechstunden zu besuchen.
Arbeitszeiten und Gehalt
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 5 x 10,4 Stunden bei jeweils 1 Stunde Mittagspause (= 48 Stunden/Woche). Die Arbeitszeit wird durch das Ein- und Aus-"Badgen" kontrolliert. Es gibt eine Koordinatorin für die UA, mit der Urlaub und Fehlzeiten rechtzeitig besprochen werden können.
Das Gehalt beträgt 1123 CHF abzüglich Miete/Steuern, was etwa 670 CHF netto ergibt.
Unterkunft
Es gibt ein zweckmässiges Personalhaus auf dem Spitalcampus mit Zimmern (möbliert mit Gemeinschaftsküche und -bad/WC) für 370 CHF/Monat. Die Miete wird automatisch mit dem Lohn verrechnet. Die Küche ist in der Regel nicht ausgerüstet, Handtücher und Geschirr müssen selbst mitgebracht werden. Bettwäsche wird gestellt, jedoch sind die Bettdecken und Kissen mit einem Plastikschutz überzogen, weshalb es ratsam ist, eigene mitzubringen. Der Bezug der Zimmer ist auch im Voraus möglich.
Erfahrungen von Famulanten und Unterassistenten
Die Erfahrungen von Famulanten und Unterassistenten am KSSG sind vielfältig. Einige berichten von einer sehr lehrreichen Zeit mit netten Assistenzärzten, während andere von weniger positiven Erfahrungen berichten.
Lesen Sie auch: Das Neurologie-Team
Positive Aspekte
- Gute Organisation: Die Organisation in St. Gallen wird als super beschrieben. Man erhält Mitarbeiterausweis, Batch und ein eigenes Telefon. Ausserdem gibt es eine IT-Schulung für das Klinikprogramm KiSim.
- Nette Mitarbeitende: Alle Mitarbeitenden werden als super nett und hilfsbereit beschrieben.
- Lehrreiche Famulatur: Die Famulatur wird als sehr lehrreich beschrieben, mit der Möglichkeit, Fälle aufzunehmen, Patienten vorzustellen und an verschiedenen Ambulanzen teilzunehmen.
- Integration ins Team: Viele berichten von einer guten Integration ins Team und der Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten.
- Gutes Lehrangebot: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Weiterbildung, darunter Fortbildungen, Patientenbesprechungen und Teaching Visiten.
- Moderne Infrastruktur: Das Spital ist modern und die Patienten- und Arztzimmer sind schön.
- Soziales Umfeld: Es gibt viele UA aus verschiedenen Abteilungen, mit denen man gemeinsam etwas unternehmen kann.
Negative Aspekte
- Sekretariatsarbeiten: Einige berichten, dass sie hauptsächlich Sekretariatsarbeiten verrichten mussten, wie Blätter einsortieren, Listen ausdrucken und Akten zusammenheften.
- Mangelndes Teaching: Einige bemängeln, dass es wenig Teaching im Stationsalltag gibt und die Assistenzärzte sehr beschäftigt sind.
- Unterbesetzung: Das Team ist unterbesetzt, was zu einer hohen Arbeitsbelastung der Assistenzärzte führt.
- Soziales Zusammenleben: Das soziale Zusammenleben im Wohnheim wird von einigen als enttäuschend beschrieben, da die Bewohner oft wechseln und es wenig Gemeinschaftsräume gibt.
- Ungenügende Berücksichtigung von Wünschen: Die Wünsche der Unterassistenten werden bei der Dienstplangestaltung nicht immer berücksichtigt.
- Teilweise fehlende Einbindung in Therapieplanung: Die Assistenzärzte halten viel Rücksprache mit den Oberärzten, wodurch die Unterassistenten weniger in die Therapieplanung involviert sind.
Erfahrungen im Detail
Ein Erfahrungsbericht schildert, dass die Aufgaben des UHUs (Unterassistenten) darin bestehen, dem Assistenzarzt unnötige Arbeit abzunehmen. Es wurden hauptsächlich Sekretärinnenarbeiten verrichtet. Teaching bzw. PJ-Unterricht im engeren Sinne gab es nicht und war auch nicht gewollt. Die Arbeitsatmosphäre wurde als schlecht empfunden. Die Bezahlung war mit 1000 Franken (abzüglich Unterkunft, Kabelgebühr etc.: 650 Franken) für deutsche Verhältnisse gut. Der Aufenthalt wurde jedoch vorzeitig beendet, da der Unterassistent mit der Situation unzufrieden war.
Ein anderer Bericht beschreibt eine insgesamt positive Erfahrung. Die Organisation wurde als super beschrieben und die Mitarbeitenden als nett und hilfsbereit. Es gab jedoch auch Kritikpunkte. Die Wünsche der Unterassistenten wurden bei der Dienstplangestaltung nicht immer berücksichtigt. Auf Station musste man immer bei seinem Assistenzarzt mitlaufen. Man arbeitete sich in die Patientenfälle ein, dokumentierte die Visite und führte verschiedene Anmeldungen und Verordnungen an. Teilweise war man sehr in die Patientenbetreuung eingebunden, teilweise wurde man als Sekretär missbraucht. In die Therapieplanung war man nicht wirklich involviert. Im Ambulatorium konnte man sich die verschiedenen Sprechstunden aussuchen und dazusetzen. Auf dem Notfall konnte man am eigenständigsten Arbeiten und sich selbstständig um Patienten kümmern. Bezüglich des Teachings wurde sich viel Mühe gegeben.
Freizeitaktivitäten in und um St. Gallen
St. Gallen und die umliegende Region bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Stadt selbst hat mit dem Stift und der Bibliothek einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Ausgehmöglichkeiten sind jedoch begrenzt.
Sportliche Aktivitäten
Die Ostschweiz bietet viele Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten:
- Skifahren: Skigebiete der Ostschweiz (z.B. Flumserberg) und Vorarlberg (Lech am Arlberg) sind in kurzer Zeit erreichbar.
- Langlaufen: In Gais gibt es eine tolle Langlaufloipe.
- Skitouren: Der Säntis bietet eine tolle Option für eine Skitour mit genialem Ausblick.
- Wandern: Die Drei Weieren oberhalb der Stadt bieten einen schönen Blick auf den Bodensee. Auch ein Wanderausflug ins Appenzeller Land (z.B. Hundwiler Höhi) lohnt sich.
- Schwimmen: Im Hallenbad Blumenwies gibt es eine 25m Bahn.
Weitere Aktivitäten
- OLMA-Messen: Im Oktober finden die OLMA-Messen statt, die einer überregionalen Kirmes entsprechen.
- Gemeinschaftliche Aktivitäten: Es werden viele gemeinsame Aktivitäten mit anderen UA im Wohnheim unternommen, wie gemeinsames Kochen, Partys uvm.
- Kulinarisches: Für typisches Schweizer Essen empfiehlt sich das Fonduebeizli.
Bedeutung von Bewegung und Sport für die neurologische Gesundheit
Neben den spezifischen Aspekten der Neurologie am KSSG ist es wichtig, die Bedeutung von Bewegung und Sport für die neurologische Gesundheit hervorzuheben. Regelmässige körperliche Aktivität kann sich kurz- und langfristig positiv auf kognitive Leistungen auswirken. Bei älteren Menschen sinkt das Risiko für eine Alzheimer-Demenz um 37 Prozent und für leichtere kognitive Defizite um 46 Prozent.
Lesen Sie auch: Das Neurologie-Team
Kurzzeitige Belastungen bis zu einer Stunde verbessern Informationsverarbeitung und Reaktionszeit, bei langfristigem Training steigern sich die Aufmerksamkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Merkfähigkeit. Bewegung senkt zudem das Risiko für einen Schlaganfall.
Um das Gehirn für Neues offen zu halten, sollte körperliche mit geistiger Aktivität einhergehen.
Funktionelle neurologische Störungen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Neurologie ist das Verständnis und die Behandlung von funktionellen neurologischen Störungen (FNS). Diese Störungen sind durch neurologische Symptome gekennzeichnet, die nicht durch eine strukturelle oder organische Ursache erklärt werden können. Die Behandlung von FNS erfordert einen integrativen Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigt.
tags: #Kantonsspital #St #Gallen #Neurologie #Informationen