Einführung
Prof. Dr. med. Hendrik Streeck hat sich in der deutschen Forschungslandschaft einen Namen gemacht. Bekannt für seine Expertise in der Virologie, insbesondere im Bereich HIV, hat er sich auch zu Themen der öffentlichen Gesundheit geäußert und an populärwissenschaftlichen Formaten teilgenommen. Dieser Artikel beleuchtet Streecks Werdegang, seine Forschungsschwerpunkte und seine Beiträge zur öffentlichen Diskussion.
Werdegang und Expertise
Hendrik Streeck verbrachte neun Jahre in den USA, bevor er an das Universitätsklinikum Essen zurückkehrte, um das neu gegründete Institut für HIV-Forschung zu leiten. Seine W3-Professur entstand in Kooperation der Fakultäten für Medizin und Biologie der Universität Duisburg-Essen. Zuvor war er als Postdoc und Assistant Professor an der Harvard Medical School in Boston tätig, sowie an der John Hopkins Universität in Baltimore. Er war auch im Military HIV Research Program (MHRP) am Walter Reed Army Institute of Research in Silver Spring tätig und wird dem Institut weiterhin beratend zur Seite stehen.
Streecks Expertise in der HIV-Impfstoffforschung ist bemerkenswert. Er betont die Bedeutung internationaler Vernetzung bei der Entwicklung eines HIV-Impfstoffs. Im Jahr 2014 erhielt er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern den Else-Kröner-Fresenius-Preis, der die Rückkehr deutscher Spitzenforscher aus dem Ausland fördert.
Streeck in den Medien: WELT GESUNDHEIT und Körpertuning
Neben seiner Forschungstätigkeit ist Streeck auch in den Medien präsent. In der Sendung "WELT GESUNDHEIT" auf WELT TV erklärt er zusammen mit Franca Lehfeldt medizinische Fragen und Phänomene für ein breites Publikum. Themen waren unter anderem Alzheimer & Demenz, psychische Erkrankungen, Vorsorgeuntersuchungen, Körpertuning, Impfungen, Herzgesundheit, der Placebo-Effekt, das Immunsystem und Geschlechtskrankheiten.
In einer Folge von "WELT GESUNDHEIT" zum Thema "Körpertuning" erläuterte Streeck die verschiedenen Arten der Selbstoptimierung, von chemischen und technologischen Ansätzen bis hin zu genetischen Eingriffen. Er wies auf die ethischen Fragen hin, die mit diesen Technologien verbunden sind, insbesondere im Hinblick auf die Veränderung der menschlichen Keimbahn und die Selektion von Merkmalen.
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Streeck und die Corona-Pandemie
Während der Corona-Pandemie erlangte Streeck breite öffentliche Aufmerksamkeit. Er leitete das Virologie-Institut am Uniklinikum Bonn und vertrat in der öffentlichen Diskussion oft unkonventionelle Meinungen. Streeck betonte, dass man Corona nicht bagatellisieren, aber auch nicht überdramatisieren solle.
Seine "Heinsberg-Studie", die die Ausbreitung des Virus in der Gemeinde Gangelt untersuchte, war Gegenstand von Kritik hinsichtlich ihrer Methodik und der Begleitung durch eine PR-Agentur. Streeck zog jedoch seine Schlüsse aus dieser Erfahrung und betonte seine Verbundenheit mit den Menschen in Heinsberg.
Streeck zur Forschungspolitik
Streeck plädiert für mehr Mut zum Risiko in der Forschung. Er betont, dass wissenschaftliche Forschung Zeit und Geduld braucht und dass kurzfristige Erfolge nicht das einzige Kriterium sein dürfen. Streeck kritisiert die Auftragsforschung für Ministerien, die oft zu kurzfristig angelegt ist und zu wenig Raum für Experimente lässt. Er fordert Förderstrukturen, die frei vom Gutachterwesen sind und einen längeren Zeithorizont haben.
Ein besonderes Problem sieht Streeck in Deutschland bei der klinischen Forschung, die durch Bürokratisierung und viele verschiedene Ethik-Kommissionen behindert wird. Er schlägt Spanien oder Israel als Vorbilder vor, wo die Verfahren einfacher und digitalisierter sind.
Demenzforschung und die alternde Gesellschaft
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und stellt eine wachsende Herausforderung für die Gesundheitssysteme dar. Laut Schätzungen von Alzheimer Europe wird die Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland bis 2050 erheblich steigen. Während 2018 knapp 1,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik mit einer Demenzerkrankung lebten, gehen die Experten von einem Anstieg auf 2,7 Millionen im Jahr 2050 aus.
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Der steigende Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung, insbesondere der Anteil der über 85-Jährigen, ist ein Schlüsselfaktor für diese Entwicklung. Die erwartete Zunahme der Demenzkranken wird die Gesundheitssysteme weiter unter Druck setzen.
Streecks Beitrag zur HIV-Forschung
Streeck hat bedeutende Beiträge zur HIV-Forschung geleistet. Er betont, dass viele gängige Anwendungen bei der Covid-Pandemie eigentlich aus der AIDS-Forschung stammen. So wurden PCR-Tests ursprünglich für die HIV-Diagnostik entwickelt und das Verständnis, wie das SARS-CoV-2-Virus die Zellen angreift, beruhte zu großen Teilen auf Erkenntnissen aus der HIV-Forschung.
Streeck betont, dass wissenschaftliche Forschung Zeit und Geduld braucht. Bei HIV hat es 10 Jahre gedauert, bis sich wirklich etwas entwickelt hat. Am Ende aber ist die HIV-Therapie eine Erfolgsstory gewesen. Heute haben Menschen mit HIV die gleiche Lebenserwartung wie Nicht-Infizierte.
Die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen
Prof. Andrew Ullmann, Infektiologe und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, betont die Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Schnellere und zielgenauere Diagnosen, das Vermeiden von Doppelbehandlungen und Fehlmedikation oder das Erkennen von Unverträglichkeiten von Medikamenten sind nur einige Beispiele. Die elektronische Patientenakte (ePA) kann dabei eine wichtige Rolle spielen.
Allerdings wird die ePA derzeit nur von einem geringen Teil der Bevölkerung genutzt. Spätestens Ende 2024 soll sich dies jedoch ändern, da ab diesem Zeitpunkt die ePA genutzt wird, es sei denn, man widerspricht.
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