Herpes Simplex ist eine Viruserkrankung, die durch das Herpes-Simplex-Virus (HSV) verursacht wird. Es gibt verschiedene Arten von Herpesviren, die jeweils unterschiedliche Erkrankungen auslösen können. Die bekanntesten sind das Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), das hauptsächlich für Lippenherpes verantwortlich ist, und das Herpes-Simplex-Virus Typ 2 (HSV-2), das häufig Genitalherpes verursacht. Allerdings können beide Virustypen auch an beiden Körperstellen (Lippen und Genitalien) Herpes hervorrufen.
Einmal mit Herpes infiziert, verbleibt das Virus lebenslang im Körper. Es zieht sich in die Nervenzellen zurück und kann bei einem geschwächten Immunsystem oder anderen Auslösern reaktiviert werden. Dies kann zu wiederkehrenden Ausbrüchen führen, die oft von Nervenschmerzen begleitet werden.
Ursachen von Herpes Simplex
Die Ursache für eine Reaktivierung der Erkrankung ist meist ein geschwächtes Immunsystem oder eine Reizung des Nervs, an dem die Viren entlangwandern. Zu den häufigsten Auslösern einer Herpes-Reaktivierung zählen:
- Infekte wie Erkältungen oder Grippe
- Stress (psychisch oder körperlich)
- Verletzungen
- Spezielle Arzneimittel wie Kortison oder Chemotherapeutika
- Hormonelle Schwankungen
- Starke UV-Bestrahlung
- HIV-Erkrankung
Übertragung von Herpes
Herpes-simplex-Virus-Infektionen sind sehr ansteckend. Das Herpes-Virus wird vorrangig durch Schmierinfektion übertragen, es verbreitet sich jedoch auch auf dem Weg einer Tröpfcheninfektion. Bei einer Schmierinfektion gelangt das Virus vom Ort der Infektion oder aus dem Speichel eines Erkrankten an die Schleimhäute eines gesunden Menschen. Häufig findet eine Ansteckung beim Küssen oder beim Geschlechtsverkehr statt. Aber auch enger Körperkontakt genügt, um das Virus weiterzugeben. Auch über gemeinsam genutzte Objekte, wie Gläser oder Handtücher, kann sich das Virus verbreiten. Da Herpes-Viren jedoch Feuchtigkeit benötigen, überleben sie in trockener Umgebung nicht lange. Zu einer Tröpfcheninfektion kommt es öfter, da sich die Viren im Speichel halten und so beispielsweise beim Sprechen in die Luft gelangen und von dort auch auf die Schleimhäute gesunder Menschen.
Symptome von Herpes Simplex
Für Herpes sind schmerzende Bläschen charakteristisch. Sie zeigen sich meist im Gesicht, speziell an der Lippe (Lippenherpes), oder im Genitalbereich (Genitalherpes). Von der Viruserkrankung können auch andere Stellen am Körper betroffen sein. In seltenen Fällen treten ernste Komplikationen auf.
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Symptome einer Primärinfektion
Zu Beginn der Herpes-Erkrankung stellen sich unspezifische Beschwerden dar (Prodromalsymptome). Im weiteren Verlauf zeigen sich die typischen Symptome auf der Haut. Bis zu zwei Tage können vergehen, ehe die Krankheit ausbricht. Betroffene leiden unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Fieber und manchmal an Übelkeit. Bevor es zur Bildung der Bläschen kommt, jucken oder kribbeln die entsprechenden Stellen häufig. Einige verspüren dort Schmerzen. Bei Ausbruch der Herpes entstehen dann die flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf geröteter Haut, Schwellungen und Hautschäden kommen hinzu. Immer wieder können sich frische Bläschen bilden, auch wenn andere bereits aufgeplatzt und verkrustet sind. Die Übergänge sind fließend.
Symptome einer Reaktivierung
Die Symptome der Reaktivierung unterscheiden sich insbesondere im Anfangsstadium von denen einer Erstinfektion. Häufig zeigen sich vor dem Auftreten der eigentlichen Herpes-Anzeichen keine Beschwerden oder sie dauern lediglich einige Stunden. Der Ausbruch verläuft meist schwächer als bei einer Herpes-Erstinfektion. Die Art der Symptome und deren Verlauf stellen sich aber identisch dar.
Herpes-Komplikationen
Infektionen mit Herpes-simplex treten in den meisten Fällen an den Lippen oder im Genitalbereich auf. Jedoch können auch andere Körperregionen infiziert werden. Ernste Komplikationen drohen, wenn die Augen oder das Gehirn betroffen sind.
Herpes am Auge kann sowohl die Hornhaut (Herpes-simplex-Keratitis) betreffen als auch die Netzhaut (Herpes-simplex-Retinitis). Die Infektion der Hornhaut lässt sich meist gut behandeln. Ist die Netzhaut befallen, droht eine Erblindung des kranken Auges. Herpes-simplex-Retinitis muss daher schnell behandelt werden.
Eine Entzündung des Gehirns (Herpes-Enzephalitis) kann lebensbedrohlich sein. Betroffene leiden anfangs oft unter starker Übelkeit mit Erbrechen und Kopfschmerzen. Später kann es zu epileptischen Anfällen, Verwirrtheit und Geruchsstörungen kommen, bevor ein Patient ins Koma fällt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie zum Tod führen.
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Die generalisierte Form (Generalisierter Herpes simplex) tritt dann auf, wenn Viren in die Blutbahn gelangen und sich dort stark vermehren (Virämie). Besonders schwere Formen werden auch als Herpes-simplex-Sepsis (Blutvergiftung mit Herpes-Viren) bezeichnet. Betroffen sind meist Patienten mit sehr schwachem Immunsystem, beispielsweise nach einer Chemotherapie oder Organtransplantation.
Nervenschmerzen bei Herpes Simplex
Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, können als Folge einer Herpes-simplex-Infektion auftreten. Dies geschieht, wenn das Virus die Nervenbahnen befällt und dort Entzündungen und Schädigungen verursacht. Die Schmerzen können sich als brennend, stechend oder elektrisierend anfühlen und sind oft sehr intensiv.
Postzosterneuralgie (PZN)
Eine spezielle Form von Nervenschmerzen, die im Zusammenhang mit Herpes auftritt, ist die Postzosterneuralgie (PZN). Diese tritt nach einer Gürtelrose (Herpes Zoster) auf, die durch das Varizellen-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird. Das VZV ist ebenfalls ein Herpesvirus. Nach Abheilen des Hautausschlags kann der Nervenschmerz in der vormals betroffenen Hautregion noch lange Zeit anhalten - im schlimmsten Fall bis zu einigen Jahren.
Behandlung von Herpes Simplex und Nervenschmerzen
Die Behandlung von Herpes Simplex zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Virusvermehrung zu hemmen und die Heilung zu beschleunigen. Bei Nervenschmerzen ist es wichtig, diese gezielt zu behandeln, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
- Antivirale Medikamente: Virustatika wie Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir und Penciclovir werden eingesetzt, um die Virusvermehrung zu hemmen. Sie sind als Salben, Cremes oder Tabletten erhältlich. Bei schweren Infektionen oder Komplikationen kann eine intravenöse Gabe erforderlich sein.
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAIDs) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide erforderlich sein.
- Medikamente gegen neuropathische Schmerzen: Antidepressiva (z.B. Amitriptylin) und Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Pregabalin) können bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden, um die Nervenaktivität zu modulieren und die Schmerzen zu reduzieren.
- Topische Schmerzmittel: Cremes oder Salben mit Lokalanästhetika (z.B. Lidocain) können zur lokalen Schmerzlinderung eingesetzt werden.
Weitere Behandlungsmethoden
- Krankengymnastik und Ergotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit.
- Lymphdrainage: Rückbildung der Schwellung und Wassereinlagerung.
- Vorübergehende / dauerhafte Blockierung des Sympathikus: durch bildgebend gesteuerte Injektionen im Bereich des Ganglion stellatum.
- Akupunktur: Wichtiges Ziel bei der Behandlung durch Akupunktur ist es, ein gesundes Gleichgewicht im Energiefluss des Patienten herzustellen und mögliche Blockaden zu lösen. Im Fall einer Infektionserkrankung wie Herpes, kann die Therapie unter anderem dabei helfen, die körpereigene Abwehr zu stärken.
- Homöopathie: Homöopathische Mittel können bei allen Herpes-Infektionen hilfreich sein. Die Auswahl des passenden Wirkstoffs richtet sich nach der Art der Herpes und der individuellen Symptomatik.
Hausmittel und Selbsthilfe
- Die infizierte Stelle nicht berühren.
- Kommt es dennoch zum Kontakt mit der erkrankten Region, sollten die Hände umgehend und gründlich gewaschen werden.
- Trägern von Kontaktlinsen wird empfohlen, während des Herpes-Ausbruchs besser eine Brille aufzusetzen.
- Im Fall einer HSV1-Infektion sollten Betroffene darauf verzichten, Gläser, Servietten, Handtücher u.a. gemeinsam mit anderen Personen zu nutzen.
- Hautkontakt mit anderen, auch das Küssen (bei Lippenherpes), sollte während des Herpes-Ausbruchs unterbleiben.
- Wer die vom Herpes betroffene Körperstelle abdecken möchte, sollte besser ein Herpespflaster als Schminke benutzen.
- Herpes-Bläschen niemals aufkratzen. Auch die Kruste nicht aktiv entfernen.
- Stress vermeiden oder reduzieren.
- Ausreichend Schlaf.
- Gesunde Ernährung.
- Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung.
- Lippenpflege mit feuchtigkeitsspendenden Produkten.
Prävention von Herpes Simplex
- Vermeidung von Kontakt mit infizierten Personen.
- Verzicht auf gemeinsame Nutzung von Handtüchern, Gläsern und anderen persönlichen Gegenständen.
- Sorgfältige Handhygiene.
- Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr.
- Vermeidung von Stress und anderen Auslösern.
- Stärkung des Immunsystems durch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung.
Herpes bei Kindern
Kinder, die erstmals an Herpes erkranken, leiden unter stärkeren Beschwerden als Erwachsene. Sie bekommen häufig hohes Fieber, wie bei einer starken Erkältung oder Grippe, und fühlen sich sehr elend. Nicht immer zeigen sich jedoch die charakteristischen Symptome.
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