Hilfe bei Parkinson-Krankheit: Ein umfassender Leitfaden

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinträchtigt. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Parkinson-Krankheit, ihre Symptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige.

Was ist Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns, der Substantia nigra, absterben. Dies führt zu einem Mangel an Dopamin, einem wichtigen Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist. Der Dopaminmangel führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Parkinson-Krankheit.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für das Absterben der Nervenzellen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren, die das Auftreten der Krankheit begünstigen können:

  • Alter: Das Risiko, an Parkinson zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die meisten Betroffenen sind bei der Diagnose über 60 Jahre alt.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Fällen, insbesondere bei jüngeren Patienten, können erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Mutationen in bestimmten Genen wie GBA, LRRK2, PRKN oder SNCA erhöhen das Risiko, an Parkinson zu erkranken. Allerdings führen solche Genveränderungen nicht zwangsläufig zur Krankheit.
  • Umweltfaktoren: Pestizide, Lösungsmittel, polychlorierte Biphenyle und Schwermetalle können das Risiko einer Parkinson-Erkrankung erhöhen. Seit 2024 ist Parkinson in Deutschland für Personen, die Pestizide einsetzen, als Berufskrankheit anerkannt.
  • Kopftraumata: Häufige Kopfverletzungen oder Gehirnerschütterungen können ebenfalls das Parkinson-Risiko erhöhen.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie lassen sich in motorische und nicht-motorische Symptome unterteilen.

Motorische Symptome

Die Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit sind:

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  • Verlangsamte Bewegung (Bradykinese): Betroffene bewegen sich langsamer und haben Schwierigkeiten, Bewegungen auszuführen.
  • Zittern (Tremor): Ein unwillkürliches Zittern, meist in den Händen, das in Ruhe auftritt.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskeln sind steif und angespannt, was die Beweglichkeit einschränkt.
  • Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.

Weitere motorische Symptome können sein:

  • Kleinschrittiger Gang
  • Eingefrorene Mimik
  • Schluckbeschwerden (Dysphagie)
  • Sprachstörungen (Dysarthrie)

Nicht-motorische Symptome

Nicht-motorische Symptome können schon Jahre vor den motorischen Symptomen auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen:

  • Riechstörung: Ein verminderter oder fehlender Geruchssinn ist ein häufiges Frühsymptom.
  • Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme, unruhige Beine oder REM-Schlafverhaltensstörung (ruckartige Bewegungen im Schlaf).
  • Verstopfung: Beeinträchtigung der Darmtätigkeit.
  • Blasenprobleme: Häufiger Harndrang.
  • Kognitive Einschränkungen: Probleme mit dem Gedächtnis oder der Konzentration.
  • Depressionen und Angststörungen: Psychische Begleiterkrankungen, die häufig zusammen mit Parkinson auftreten.
  • Progredienzangst: Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung mit allen damit verbundenen Folgen.

Diagnose

Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in der Regel von einem Neurologen gestellt. Dieser untersucht den Patienten körperlich und achtet dabei auf die typischen Parkinson-Symptome. Folgende Untersuchungen können zur Diagnose beitragen:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt prüft, ob die Hände zittern, die Bewegungen verlangsamt sind und die Muskeln steif sind.
  • Riechtest: Überprüfung des Geruchssinns.
  • Ultraschalluntersuchung: Untersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra).
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Bildgebung des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Molekulare Bildgebung: Verfahren, die eine Parkinson-Erkrankung mit Hilfe von Biomarkern frühzeitig erkennen und verschiedene Erkrankungsformen unterscheiden können.

Behandlungsmöglichkeiten

Obwohl die Parkinson-Krankheit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Therapie und nicht-medikamentösen Therapien.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen oder die Wirkung von Dopamin zu verstärken. Folgende Medikamente werden häufig eingesetzt:

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  • Levodopa: Ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen und Muskelsteifheit.
  • Dopaminagonisten: Substanzen, die dem Dopamin ähneln und an die Dopamin-Rezeptoren binden. Sie haben eine längere Wirkdauer als Levodopa und führen seltener zu unkontrollierten Bewegungsstörungen.
  • MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
  • COMT-Inhibitoren: Medikamente, die die Wirkung von Levodopa verlängern.
  • Adenosin-Rezeptor-Antagonisten: Medikamente, die die Wirklücke bei Levodopa bis zur nächsten Gabe überbrücken.

Die Medikamente können Nebenwirkungen haben, die individuell unterschiedlich ausfallen. Es ist wichtig, die Medikamente regelmäßig einzunehmen und die Dosierung mit dem Arzt abzustimmen.

Nicht-medikamentöse Therapien

Nicht-medikamentöse Therapien spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit. Sie können die medikamentöse Therapie ergänzen und die Lebensqualität verbessern:

  • Physiotherapie: Kräftigung der Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und des Gleichgewichts.
  • Ergotherapie: Verbesserung der Feinmotorik und der Alltagskompetenzen.
  • Logopädie: Verbesserung der Sprachverständlichkeit und der Schluckfunktion.
  • Sport und Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Verlauf der Parkinson-Krankheit positiv beeinflussen. Geeignete Sportarten sind z.B. Wandern, Radfahren, Tanzen, Yoga oder Tai Chi.
  • Musiktherapie: Musik und Rhythmus können die Freude an der Bewegung zurückbringen und Bewegungsabläufe flüssiger machen.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung und der Behandlung von Depressionen und Angststörungen.
  • Künstlerische Therapien: Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können helfen, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und das Wohlbefinden zu steigern.

Invasive Therapien

In bestimmten Fällen können invasive Therapien in Betracht gezogen werden, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt:

  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden. Durch elektrische Stimulation können die Parkinson-Symptome reduziert werden.
  • Dopamin- oder Apomorphinpumpe: Verabreichung von Medikamenten über eine Sonde in den Dünndarm oder unter die Haut.

Weitere Behandlungsansätze

  • Medizinisches Cannabis: Kann zur Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
  • Alternative Therapien: Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage können im Einzelfall geeignet sein, um Muskelverspannungen zu lockern und das Wohlbefinden zu steigern.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige vor viele Herausforderungen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich Unterstützung zu suchen.

Tipps für Betroffene

  • Nehmen Sie die Medikamente regelmäßig ein und stimmen Sie die Dosierung mit Ihrem Arzt ab.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig und treiben Sie Sport.
  • Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen.
  • Suchen Sie den Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen.
  • Nehmen Sie psychologische Hilfe in Anspruch, wenn Sie unter Depressionen oder Angststörungen leiden.
  • Nutzen Sie Hilfsmittel, um Ihren Alltag zu erleichtern.
  • Sprechen Sie offen über Ihre Erkrankung.
  • Planen Sie Ihre Zukunft und treffen Sie Vorsorgemaßnahmen.
  • Trainieren Sie Bewegungsabläufe und gestalten Sie Ihr Leben trotz Parkinson so aktiv wie möglich.

Tipps für Angehörige

  • Informieren Sie sich umfassend über die Parkinson-Krankheit.
  • Haben Sie Verständnis für die Einschränkungen und Bedürfnisse des Betroffenen.
  • Unterstützen Sie den Betroffenen bei der Bewältigung des Alltags.
  • Suchen Sie den Austausch mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen.
  • Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie bei Bedarf Hilfe in Anspruch.
  • Schaffen Sie eine offene und unterstützende Atmosphäre.
  • Seien Sie geduldig und verständnisvoll.
  • Ermutigen Sie den Betroffenen, aktiv zu bleiben und seine Interessen weiterzuverfolgen.
  • Respektieren Sie die Privatsphäre und Selbstständigkeit des Betroffenen.
  • Planen Sie gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge.
  • Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, um Kraft zu tanken.
  • Sprechen Sie offen über Ihre Sorgen und Ängste.
  • Informieren Sie sich über Entlastungsangebote für pflegende Angehörige.

Selbsthilfe

Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen kann eine wertvolle Unterstützung sein. In Selbsthilfegruppen können Sie Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig Mut machen und Anregungen für den Alltag erhalten. Es gibt verschiedene überregionale Selbsthilfegruppen wie die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. oder Jung & Parkinson - Die Selbsthilfe e.V., die auch lokale Gruppen anbieten.

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Parkinson Stiftung

Die Parkinson Stiftung engagiert sich in den Bereichen Forschung, Information und Hilfe für Betroffene. Sie fördert innovative Forschungsprojekte, informiert und klärt zur Parkinson-Erkrankung auf und unterstützt die Selbsthilfe von Betroffenen. Die Stiftung hat ihre neue Geschäftsstelle in Berlin eröffnet und bietet verschiedene Angebote für Betroffene und Angehörige an, wie z.B. Webinare, Workshops und Informationsmaterialien.

Forschung und Innovation

Die Parkinson Stiftung setzt sich im Austausch mit Wissenschaftlern weltweit für neue Therapien ein, die nicht nur Symptome lindern, sondern die Krankheit verlangsamen oder heilen können. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Früherkennung der Krankheit, die Entwicklung zielgerichteter Medikamente und die Gentherapie. Die Stiftung vergibt Innovationspreise für herausragende Forschungsprojekte und fördert vielversprechende neue Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Parkinson.

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