Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft, von jungen Sportlern bis hin zu älteren Erwachsenen. Sie können spontan auftreten oder durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter bestimmte Medikamente, Erkrankungen oder körperliche Anstrengung. In diesem Artikel werden wir die Ursachen von Muskelkrämpfen, ihre Diagnose und verschiedene Behandlungsansätze untersuchen, wobei wir uns auf die Rolle von Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium konzentrieren.
Was sind Muskelkrämpfe?
Muskelkrämpfe sind schmerzhafte, unwillkürliche Kontraktionen der Muskulatur. Sie äußern sich als tastbare und schmerzhafte Verhärtungen, die meist nur wenige Minuten andauern. Allerdings können die Schmerzen in der betroffenen Muskulatur auch nach dem eigentlichen Krampf noch anhalten. Insbesondere nächtliche Muskelkrämpfe können die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf erheblich beeinträchtigen.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Die Pathophysiologie von Muskelkrämpfen beruht auf hochfrequenten Entladungsserien der motorischen Einheiten. Elektromyografisch konnte nachgewiesen werden, dass während eines Muskelkrampfs Entladungen mit einer Frequenz von 50 bis 150 Hz auftreten. Dies deutet auf eine neurogene Übererregbarkeit hin. Zudem scheinen spinale Faktoren, wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse an den Vorderhornzellen, eine Rolle zu spielen.
Weitere Faktoren, die Muskelkrämpfe begünstigen können, sind:
- Dehydratation und Elektrolytverlust: Insbesondere bei körperlicher Belastung unter warmen und feuchten Bedingungen kann es durch Dehydratation und den Verlust von Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium zu Muskelkrämpfen kommen.
- Medikamente: Zahlreiche Medikamente können als Nebenwirkung Muskelkrämpfe auslösen. Hierzu zählen unter anderem Diuretika, Statine und inhalative Beta-2-Sympathomimetika.
- Erkrankungen: Verschiedene internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, Hämodialyse und Leberzirrhose können das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen. Auch neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathien oder Radikulopathien können ursächlich sein.
- Schwangerschaft: Symptomatische Muskelkrämpfe treten häufig im Rahmen einer Schwangerschaft auf.
- Alkohol: Wer regelmäßig Alkohol trinkt, hat häufiger unter solchen nächtlichen Wadenkrämpfen zu leiden.
Diagnose von Muskelkrämpfen
Die Anamnese ist bei der Diagnose von Muskelkrämpfen von entscheidender Bedeutung. Der Arzt wird Fragen stellen, um die Art, Häufigkeit, Dauer und Lokalisation der Krämpfe zu ermitteln. Zudem ist es wichtig, eine vollständige Medikamentenanamnese zu erheben und nach möglichen Vorerkrankungen zu fragen.
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Differenzialdiagnostisch sollte an ein Restless-Legs-Syndrom (RLS) gedacht werden, das sich jedoch durch einen Bewegungsdrang und Missempfindungen in den Beinen auszeichnet, die sich durch Bewegung bessern.
Eine neurologische Abklärung ist ratsam, wenn Hinweise auf eine Schädigung des ersten oder zweiten Motorneurons vorliegen.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen umfasst sowohl nichtmedikamentöse als auch medikamentöse Maßnahmen.
Nichtmedikamentöse Maßnahmen
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen der betroffenen Muskulatur können das Auftreten von Muskelkrämpfen reduzieren. Die Übungen sollten mehrmals täglich für etwa 30 Sekunden durchgeführt und 3-mal wiederholt werden.
- Akutbehandlung: In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur oder durch kräftige Dehnung des betroffenen Muskels beendet werden.
- Ausreichend Flüssigkeit: Es ist wichtig, ausreichend zu trinken, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag.
Medikamentöse Maßnahmen
- Magnesium: Obwohl die Wirksamkeit von Magnesium bei Muskelkrämpfen nicht ausreichend belegt ist, wird häufig ein Therapieversuch mit Magnesium empfohlen, da es ein günstiges Nebenwirkungsprofil aufweist. Die empfohlene Tageszufuhr liegt bei 300-400 mg. Allerdings sollte bei einer bestehenden Niereninsuffizienz die Gefahr einer Hypermagnesiämie beachtet werden.
- Chinin: Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und wird in den neurologischen Leitlinien empfohlen. Chinin verändert die neuromuskuläre Übertragung und verlängert die Refraktärzeit der Muskelfaser. Allerdings ist Chinin nicht nebenwirkungsfrei und sollte nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und Nutzen eingesetzt werden. Mögliche Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden, Schädigungen des Nervus vestibulocochleares oder des Nervus opticus sowie in sehr seltenen Fällen eine thrombozytopenische Purpura. Chinin ist in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
- Gurkenwasser: Eine Studie zeigte, dass Gurkenwasser die Länge der Muskelkrämpfe bei dehydrierten Menschen tatsächlich verkürzte.
Die Rolle von Calcium
Calcium ist ein essenzieller Mineralstoff, der für zahlreiche Körperfunktionen benötigt wird, darunter die Muskelkontraktion, die Blutgerinnung und die Nervenübertragung. Ein Calciummangel kann sich durch Kribbeln am Mund und/oder an den Händen oder Füßen, Muskelzucken und einen verlangsamten Herzschlag äußern.
Obwohl Calcium eine wichtige Rolle bei der Muskelkontraktion spielt, ist ein Calciummangel als direkte Ursache für Muskelkrämpfe weniger häufig als ein Magnesiummangel. Dennoch ist es wichtig, auf eine ausreichende Calciumzufuhr zu achten, insbesondere bei Risikogruppen wie älteren Menschen, Frauen nach der Menopause und Menschen mit bestimmten Erkrankungen.
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Calciumreiche Lebensmittel sind Milchprodukte, grünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat, Brokkoli, Sesampaste, Haselnüsse und Paranüsse.
Weitere Tipps zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, ohne Überanstrengung, kann helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und ungesättigten Fettsäuren ist wichtig.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Alkohol und Koffein sollten vermieden werden.
- Ärztliche Abklärung: Bei häufigen oder starken Muskelkrämpfen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um mögliche Ursachen abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
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