Hohlfuß: Neurologische Ursachen, Diagnose und Behandlung

Der Hohlfuß (Pes cavus oder Pes excavatus) ist eine Fußfehlstellung, die durch ein übermäßig stark ausgeprägtes Fußlängsgewölbe gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zum Plattfuß, bei dem das Fußlängsgewölbe abgesenkt ist und die gesamte Fußsohle aufliegt, bildet der Hohlfuß einen Bogen, bei dem nur Vorfuß und Ferse den Boden berühren. Etwa 10 % der Bevölkerung haben einen Hohlfuß, der oft ohne Folgen bleibt. In manchen Fällen kann er jedoch zu erheblichen Beschwerden führen.

Erscheinungsbild und Symptome

Ein Hohlfuß ist oft schon mit bloßem Auge erkennbar:

  • Hoher Rist: Das Fußlängsgewölbe ist stark nach oben gezogen, wodurch der Fußrücken höher liegt als normal.
  • Verkürzter Fuß: Im Vergleich zu einem normalen Fußgewölbe ist der Hohlfuß insgesamt verkürzt.
  • Veränderter Fußabdruck: Nur die Abdrücke von Vorfuß und Ferse sind erkennbar, die Fußsohle dazwischen liegt nicht auf.
  • Krallen- oder Hammerzehen: Durch die Fehlstellung können sich die Zehen verformen.
  • Schmerzen: Häufig treten Schmerzen an der Fußaußenkante, im Vorfußbereich oder am Fersenbein auf.
  • Hornhautbildung: Insbesondere an den Stellen, die stark belastet werden, kann es zu vermehrter Hornhautbildung kommen.
  • Instabilität: Der Hohlfuß kann zu einem instabilen Sprunggelenk führen, was das Risiko von Umknicken erhöht.
  • Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit des Sprunggelenks kann eingeschränkt sein.
  • Schuhprobleme: Aufgrund der veränderten Fußform kann es schwierig sein, passende Schuhe zu finden.

Ursachen des Hohlfußes

Die Ursachen für einen Hohlfuß können vielfältig sein:

  • Neurologische Erkrankungen: In vielen Fällen (7 von 10) ist der Hohlfuß auf Erkrankungen der Muskulatur oder des Nervensystems zurückzuführen. Dazu gehören beispielsweise die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT), Spina bifida, Polyneuropathie oder andere neuromuskuläre Störungen. Diese Erkrankungen können zu einem Ungleichgewicht der Muskelkräfte im Fuß führen und so die Fehlstellung verursachen.
  • Angeborene Fehlbildungen: In einigen Fällen ist der Hohlfuß bereits bei der Geburt vorhanden.
  • Verletzungen: Fehlstellungen nach Frakturen, insbesondere des Fersenbeins, können ebenfalls einen Hohlfuß verursachen.
  • Idiopathisch: Bei etwa einem Fünftel der Fälle lässt sich keine eindeutige Ursache für den Hohlfuß finden.
  • Muskuläre Dysbalancen: Eine Störung im Gleichgewicht der Muskeln, die am Fuß ansetzen, kann zur Ausbildung eines Hohlfußes führen.
  • Klumpfuß: Leichtere Hohlfüße können Restdeformitäten von Klumpfüßen sein.

Neurologische Ursachen im Detail

Neurologische Erkrankungen sind eine häufige Ursache für den Hohlfuß. Sie können die Muskeln schwächen oder deren Zusammenspiel stören, was zu einer Veränderung der Fußform führt. Einige Beispiele für neurologische Erkrankungen, die einen Hohlfuß verursachen können, sind:

  • Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT): CMT ist eine erbliche Erkrankung, die die peripheren Nerven schädigt. Dies führt zu Muskelschwäche und -schwund, insbesondere in den Füßen und Unterschenkeln. Der Hohlfuß ist ein typisches Merkmal der CMT.
  • Spina bifida: Spina bifida ist eine angeborene Fehlbildung des Rückenmarks, die zu Muskelschwäche und Lähmungen in den Beinen und Füßen führen kann.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung): Poliomyelitis ist eine Viruserkrankung, die die Nervenzellen im Rückenmark schädigen kann. Dies kann zu Muskelschwäche und Lähmungen führen, die auch den Fuß betreffen können.
  • Zerebralparese: Zerebralparese ist eine Bewegungsstörung, die durch Schädigungen des Gehirns verursacht wird. Sie kann zu Muskelsteifheit, -schwäche und Koordinationsproblemen führen, die sich auch auf die Füße auswirken können.
  • Andere Neuropathien: Auch andere Erkrankungen, die die peripheren Nerven schädigen, wie z.B. Diabetes oder Alkoholismus, können einen Hohlfuß verursachen.

Diagnose des Hohlfußes

Die Diagnose eines Hohlfußes umfasst in der Regel folgende Schritte:

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  • Klinische Untersuchung: Der Arzt untersucht den Fuß und beurteilt die Fußform, die Beweglichkeit, die Muskelkraft und die Sensibilität. Er achtet auf typische Anzeichen wie den hohen Rist, die Krallenzehen und die Hornhautbildung. Auch das Gangbild wird analysiert.
  • Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich eventueller neurologischer Erkrankungen, Verletzungen oder familiärer Vorbelastung.
  • Ganganalyse: Eine videogestützte orthopädische Bewegungs- und Ganganalyse kann hilfreich sein, um die Fußstellung und das Gangbild genauer zu beurteilen.
  • Fußdruckmessung (Pedobarografie): Mithilfe einer Pedobarografie kann die Druckverteilung unter dem Fuß gemessen werden. Beim Hohlfuß zeigt sich typischerweise eine verstärkte Belastung an Ferse und Vorfuß.
  • Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder des Fußes unter Belastung können die Knochenstrukturen und die Ausrichtung der Gelenke beurteilen. Sie können auch Hinweise auf Arthrose oder andere knöcherne Veränderungen liefern.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Eine MRT kann Weichteilstrukturen wie Sehnen, Bänder und Muskeln darstellen. Sie kann hilfreich sein, um Schäden an diesen Strukturen zu erkennen oder neurologische Ursachen auszuschließen.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf eine neurologische Ursache kann eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven und Muskeln zu überprüfen.
  • Elektromyografie (EMG): Eine Elektromyografie kann die elektrische Aktivität der Muskeln messen und so Hinweise auf neurologische Erkrankungen liefern.
  • Genetische Untersuchung: Bei Verdacht auf eine erbliche neurologische Erkrankung kann eine genetische Untersuchung durchgeführt werden.

Behandlung des Hohlfußes

Die Behandlung des Hohlfußes richtet sich nach der Ursache, dem Schweregrad der Fehlstellung und den Beschwerden des Patienten. Ziel der Behandlung ist es, Schmerzen zu lindern, die Funktion des Fußes zu verbessern und das Fortschreiten der Fehlstellung zu verhindern.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen kann der Hohlfuß konservativ behandelt werden. Zu den konservativen Behandlungsmethoden gehören:

  • Orthopädische Einlagen: Individuell angepasste Einlagen können den Fuß stützen, die Druckverteilung verbessern und Schmerzen lindern. Bei Hohlfüßen werden oft Einlagen mit einer Abstützung des Fußlängsgewölbes und einer Weichbettung im Bereich des Vorfußes und der Ferse verwendet.
  • Schuhzurichtungen: Anpassungen an den Schuhen, wie z.B. eine Erhöhung der Außensohle, können die Fußstellung korrigieren und die Belastung reduzieren.
  • Orthopädische Schuhe: In schweren Fällen können orthopädische Maßschuhe erforderlich sein, um den Fuß optimal zu stützen und zu entlasten.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Koordination zu schulen. Spezielle Dehnübungen können die Spannung der Plantarfaszie und der Wadenmuskulatur reduzieren.
  • Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen für die Fuß- und Beinmuskulatur können helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu lindern.
  • Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel eingenommen werden, um Schmerzen zu lindern.

Operative Behandlung

Wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder die Fehlstellung sehr ausgeprägt ist, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Ziel der Operation ist es, die Fußstellung zu korrigieren, die Stabilität des Fußes zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Es gibt verschiedene operative Verfahren, die je nach Art und Schweregrad des Hohlfußes eingesetzt werden können:

  • Osteotomie: Bei einer Osteotomie werden Knochen durchtrennt und in einer korrigierten Position wieder fixiert. Dies kann z.B. am Fersenbein, den Mittelfußknochen oder den Fußwurzelknochen durchgeführt werden, um die Fußstellung zu korrigieren.
  • Sehnentransfer: Bei einem Sehnentransfer wird eine Sehne von einer Stelle an eine andere verpflanzt, um die Muskelbalance im Fuß zu verbessern. Dies kann z.B. bei einer Schwäche der Peroneus-Muskeln durchgeführt werden.
  • Arthrodese: Bei einer Arthrodese werden Gelenke versteift, um Schmerzen zu lindern und die Stabilität des Fußes zu verbessern. Dies kann z.B. bei Arthrose oder Instabilität der Fußgelenke durchgeführt werden.
  • Weichteileingriffe: Zusätzlich zu den knöchernen Eingriffen können auch Weichteileingriffe erforderlich sein, um z.B. verkürzte Sehnen zu verlängern oder überdehnte Bänder zu straffen.

Die Wahl des geeigneten Operationsverfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Alter des Patienten, der Ursache des Hohlfußes, dem Schweregrad der Fehlstellung und dem Vorliegen von Begleiterkrankungen.

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