Epilepsie, oft als "Gewitter im Gehirn" bezeichnet, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. Etwa 0,5 bis 1,2 % der Bevölkerung sind betroffen, und allein in Deutschland leben zwischen 400.000 und 800.000 Menschen mit dieser Diagnose. Trotz moderner Antiepileptika bleibt etwa ein Drittel der Betroffenen therapieresistent, was bedeutet, dass ihre Anfälle durch Medikamente nicht ausreichend kontrolliert werden können. Die medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika ist zwar die Epilepsie-Therapie der ersten Wahl, doch die Schattenseite der Medikamente sind ihre Nebenwirkungen. Patienten klagen vor allem über Müdigkeit, Schwindel sowie Konzentrationsstörungen. Trotz der Wirksamkeit der konventionellen Therapie brechen deshalb manche Patienten die Behandlung ab und suchen nach Alternativen. Hier kommt die Homöopathie ins Spiel, ein alternatives medizinisches Heilverfahren, das praktisch nebenwirkungsfrei ist.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist keine einheitliche Erkrankung, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Zustände, die durch wiederkehrende, unprovozierte epileptische Anfälle gekennzeichnet sind. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, übermäßige elektrische Entladungen von Nervenzellen im Gehirn - vergleichbar mit einem elektrischen Kurzschluss oder eben einem Gewitter.
Arten von Anfällen
- Fokale Anfälle: Diese betreffen nur einen Teil des Gehirns und können mit oder ohne Bewusstseinsstörung einhergehen. Die Symptome des fokalen Anfalls hängen dabei von der Funktion des betroffenen Hirnareals ab. Es kann zu Sehveränderungen (visueller Anfall) oder zu Zuckungen des Arms (motorischer Anfall) kommen. Zudem ist es möglich, dass eine fokal beginnende Epilepsie weiter auf das gesamte Gehirn übergreift. Dies kann einen generalisierten Anfall auslösen.
- Generalisierte Anfälle: Die generalisierten Anfälle erfassen das gesamte Gehirn. Bei einem tonischen Anfall verkrampfen und versteifen die Gliedmaßen. Einen klonischen Anfall erkennt man an langsamen Zuckungen großer Muskelgruppen. Zudem gibt es noch den tonisch-klonischen Anfall, auch „Grand mal“ genannt.
Besonders gefährlich ist der Status epilepticus - ein Anfall, der länger als 5 Minuten andauert oder mehrere Anfälle ohne Erholung des Bewusstseins dazwischen. Ein Status epilepticus dauert in der Regel länger als fünf Minuten oder tritt als Serie mehrerer Anfälle kurz hintereinander auf. Der Patient kommt während des Krampfanfalls nicht wieder vollständig zu Bewusstsein.
Ursachen von Epilepsie
Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig.
- Bei etwa der Hälfte der Betroffenen lässt sich keine eindeutige Ursache identifizieren (idiopathische Epilepsie). Von einer idiopathischen Epilepsie ist die Rede, wenn weder krankhafte Veränderungen im Gehirn, noch Stoffwechselstörungen nachweisbar sind. Auch hier liegt dann keine klare Ursache für die Erkrankung vor. Allerdings kann man in einigen Fällen genetische Veränderungen an Rezeptoren für Nervenbotschaften finden. Zwar ist Epilepsie nicht vererbbar, aber Eltern können die Anfälligkeit für Krampfanfälle an ihre Kinder weitergeben. Diese auch als genetische Epilepsie bezeichnete Form, tritt meist dann auf, wenn zusätzlich äußere Faktoren wie etwa Schlafentzug oder hormonelle Umstellungen hinzukommen.
- Eine weitere Epilepsie-Form ist die symptomatische Epilepsie oder auch strukturell-metabolische Epilepsie. Patienten, die unter symptomatischer Epilepsie leiden, weisen strukturelle Veränderungen des Gehirns auf oder haben eine bestimmte Grunderkrankung. Zu epileptischen Anfällen kommt es dann aufgrund angeborener Fehlbildungen des Gehirns oder durch bei der Geburt erworbene Hirnschäden. Weitere Auslöser können sein: Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfall, Hirntumoren, Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis), Stoffwechselstörungen wie Erkrankungen der Schilddrüse oder Diabetes.
Bei einigen Patienten liegt sowohl eine genetisch als auch eine strukturell-metabolisch bedingte Epilepsie vor. Dazu kommt es, wenn Betroffene eine genetische Anfälligkeit für Epilepsie mitbringen und durch ein zusätzliches Ereignis die Erkrankung ausgelöst wird. Das kann ein Schlaganfall sein, eine Hirnhautentzündung, eine Vergiftung oder eine andere Erkrankung.
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Symptome von Epilepsie
Wie sich jeweils die Symptome von Epilepsie zeigen, hängt von der spezifischen Form der Erkrankung und von der jeweiligen Ausprägung des epileptischen Anfalls ab. Ein milder Verlauf eines generalisierten Anfalls kann in einer nur kurzen geistigen Abwesenheit (Absence) bestehen. Ein Grand mal hingegen, also ein „großer Anfall“, kann sich folgendermaßen äußern: Zu Beginn verkrampft der Patient, sein Körper versteift sich (tonische Phase), anschließend beginnt der Körper unkontrolliert zu zucken (klonische Phase). Tritt dieser tonisch-klonische Anfall auf, ist der Patient in der Regel bewusstlos.
Diagnose von Epilepsie
Wer einen epileptischen Anfall erleidet, sollte sich zeitnah von seinem Hausarzt untersuchen lassen. Nicht immer steckt hinter einem Anfall jedoch eine Epilepsie. Auch andere Ursachen können dafür verantwortlich sein. Gegebenenfalls wird der Patient an einen Neurologen zur weiterführenden Diagnostik überwiesen.
Der Arzt wird sich nach der bisherigen Krankengeschichte erkundigen und sich den epileptischen Anfall genau beschreiben lassen. Meist können Personen, die bei dem Krampfanfall mit dabei waren, die Umstände besser schildern, als der Betroffene selbst. Die Beschreibung der Symptome kann oft schon einen Hinweis auf die Form des Krampfanfalls geben. So lassen sich beispielsweise fokale Anfälle (zum Beispiel Sehveränderungen oder Zuckungen des Arms) deutlich von tonisch-klonischen Anfällen (Patient verkrampft sich anfangs, der Körper versteift sich und beginnt, unkontrolliert zu zucken, Bewusstlosigkeit) unterscheiden. Wichtig sind zudem Informationen über mögliche Grunderkrankungen, bekannte Fälle von Epilepsie in der Familie und mögliche äußere Auslöser für den Krampfanfall, wie flackerndes Licht.
Während der anschließenden neurologischen Untersuchungen wird unter anderem ein EEG (Elektroenzephalografie) erstellt. Auf diese Weise misst der Arzt die Hirnströme des Patienten. Nicht immer zeigt die Untersuchung die bei einer Epilepsie typische Kurvenveränderungen an. Daher wird meist auch ein MRT (Magnetresonanztomografie) gemacht. Eventuelle Schäden oder Fehlbildungen des Gehirns lassen sich dabei erkennen. Eine Computertomografie des Schädels kann insbesondere während der Akutphase - also kurz nach einem Anfall - helfen, um zum Beispiel Hirnblutungen als Auslöser zu entdecken.
Laboruntersuchungen sind angezeigt, wenn eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder eine andere Erkrankung als Auslöser für den Anfall vermutet werden. Die Blutanalyse kann mögliche Entzündungen oder Stoffwechselveränderungen aufzeigen. Manchmal wird zudem eine Lumbalpunktion vorgenommen.
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Behandlung von Epilepsie
Wurde die Diagnose Epilepsie gestellt, erfolgt eine Behandlung in der Regel spätestens dann, wenn Betroffene mehr als zwei Krampfanfälle im Jahr erleiden. Aber nicht jede Epilepsie wird als sehr belastend empfunden. Es gibt Patienten, die sich im Alltag kaum beeinträchtigt fühlen. Das ist dann der Fall, wenn die epileptischen Anfälle nur selten oder nicht besonders intensiv auftreten. Andere Betroffene bekommen häufige und schwere Krampfanfälle oder erleiden Absencen (kurze geistige Abwesenheit). Die Therapie der Epilepsie richtet sich unter anderem nach der individuellen Art der Anfälle.
- Eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Antikonvulsiva kann das Risiko für weitere Anfälle senken. Die Standardtherapie der Epilepsie basiert primär auf Antiepileptika (AED), die die neuronale Übererregbarkeit dämpfen.
- Auch eine Operation (Epilepsiechirurgie) oder ein Stimulationsverfahren können angezeigt sein. Ist eine Epilepsie mit Medikamenten nicht ausreichend behandelbar und gehen die Krampfanfälle immer von einer begrenzten Hirnregion aus (fokale Anfälle), kann eine operative Entfernung von Hirngewebe unter Umständen hilfreich sein. Sie betrifft dann nur diesen bestimmten Teil des Gehirns (resektive Operation). Bringen Medikamente nicht den gewünschten Erfolg, können auch sogenannte Stimulationsverfahren gegen epileptische Anfälle helfen. Dabei gibt der Arzt mit niedriger Stromstärke Impulse in bestimmte Strukturen des Gehirns oder solche, die dorthin führen (Vagusnerv). Verschiedene Verfahren der Stimulation sind möglich. Am häufigsten wird die Vagusnervstimulation (VNS) angewandt.
Was kann man selbst tun?
Epilepsie-Patienten sollten darauf achten, immer ausreichend viel zu schlafen. Dies kann das Risiko, einen Krampfanfall zu erleiden, verringern. Alkohol besser nur selten und in sehr geringen Mengen genießen. Wer unter seiner Krankheit auch psychisch stark leidet, dem empfiehlt sich eine Psychotherapie. Bei der Berufswahl muss die neurologische Erkrankung mit in die Überlegungen einfließen. Denn nicht jede Arbeit kann mit Epilepsie verrichtet werden.
Homöopathie als ergänzende Behandlungsmethode
Die Homöopathie gehört zu den alternativen medizinischen Heilverfahren und ist praktisch nebenwirkungsfrei. Ihre Unbedenklichkeit ist auch der Grund für ihre Popularität. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2009 hat sich die Zahl der Homöopathie-Anwender in den vergangenen 40 Jahren fast verdoppelt. Die klassische Homöopathie wurde vor mehr als 200 Jahren von dem sächsischen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) begründet. Die homöopathische Heilmethode gilt als Reiztherapie zur Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte. Bei der Behandlung werden nur solche Arzneimittel eingesetzt, deren Wirkung zuvor in einem Beobachtungsversuch an gesunden Personen geprüft wurde. Der homöopathische Arzt behandelt seine Patienten nach dem Ähnlichkeitsprinzip, d.h., mit einer Besserung bzw. Heilung ist zu rechnen, wenn die Symptome, die das verordnete Medikament in der Arzneimittelprüfung hervorgerufen hat, den Symptomen des Patienten möglichst ähnlich sind. Das Ähnlichkeitsgesetz ist keine Errungenschaft Hahnemanns. Als Behandlungsgrundlage wird es bereits im Alten Testament, bei Hippokrates, Platon und Paracelsus erwähnt. Die Wirkung homöopathischer Arzneimittel beruht auf einem speziellen Zubereitungsverfahren auf der Basis von Verdünnung, Verschüttelung bzw. Verreibung.
Die Behandlung mit homöopathischen Arzneien kann sich positiv auf den Verlauf einer Epilepsie auswirken. Vor Beginn der Therapie sollten allerdings eine klare schulmedizinische Diagnostik sowie die Klassifikation der epileptischen Erkrankung erfolgen. Denn nicht in jedem Fall ist die Gabe von homöopathischen Medikamenten sinnvoll. Jedoch konnte beispielsweise bei der Behandlung von Kindern, die an epileptischen Anfällen litten, häufig eine Besserung erzielt werden.
Das Ähnlichkeitsprinzip in der Homöopathie
Die homöopathische Behandlung von Epilepsien darf nur von spezialisierten Therapeuten durchgeführt werden. Neben einer fundierten homöopathischen Ausbildung sollte der behandelnde Arzt über neurologische und epileptologische Kenntnisse verfügen. Es gibt kein homöopathisches „Epilepsie-Mittel“. Das passende homöopathische Mittel findet der Homöopath anhand einer genauen Anfallsanamnese. Zu diesem Zweck werden der Patient und oft auch sein familiäres und therapeutisches Umfeld befragt. Für die individuelle Auswahl des passenden Arzneimittels sind besonders auffällige Symptome wichtig, die den Patienten von anderen Kranken mit derselben Diagnose unterscheiden, z.B. wenn er während eines Anfalls Durst hat und etwas trinkt.
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Unter Berücksichtigung aller vorliegenden Informationen verordnet der homöopathische Arzt ein Arzneimittel, das möglichst alle Aspekte der Anfallssymptome des Patienten repräsentiert, d.h., die größtmögliche Ähnlichkeit mit der individuellen Epilepsieerkrankung zeigt. Im Behandlungsverlauf kann es nötig sein, das homöopathische Mittel mehrmals zu wechseln, weil sich das Symptombild der Krankheit verändert hat. Besonders bewährt hat sich deshalb die tägliche Behandlung mit Q-Potenzen als Lösung mit relativ kurzer Wirkdauer, in denen der Arzneiwirkstoff in einem hohen Verdünnungsverhältnis enthalten ist.
Homöopathische Mittel bei Epilepsie
Einige der homöopathischen Mittel, die bei Epilepsie empfohlen werden, sind:
- Nux vomica
- Tuberculinum
- Silicea
- Pulsatilla
- Calcium phosphoricum
- Hyoscyamus niger
Hyoscyamus niger in der Homöopathie
Das homöopathische Mittel Hyoscyamus wird vor allem bei auffallenden Symptomen der Psyche und bei Störungen des zentralen Nervensystems verwendet - beispielsweise bei ADHS oder manischen Zuständen. Es soll sowohl Erwachsenen als auch Kindern helfen können. Das schwarze Bilsenkraut ist die Ausgangsbasis für Hyoscyamus niger. Die Einsatzmöglichkeiten des homöopathischen Mittels sind sehr vielfältig. Besonders die psychische Verfassung eines Kranken kann entscheidende Hinweise liefern: So sollen besonders Übererregbarkeit, Geschwätzigkeit und anormal extrovertiertes Verhalten anzeigen, dass Hyoscyamus der homöopathischen Lehre zufolge ein geeignetes Mittel sein kann. Körperliche Beschwerden, die durch Hyoscyamus positiv beeinflussbar sein sollen, beruhen hauptsächlich auf übermäßig aktiver oder passiver Muskulatur. Das kann die Skelettmuskulatur ebenso betreffen wie die Muskelfasern in den Organen. Übermäßige Muskelaktivität kann Krämpfe verursachen, auffallende Passivität Inaktivität der Muskeln begünstigen. Beide Zustände sollen gut mit Hyoscyamus behandelbar sein.
Typische Krankheiten und Zustände, die gut auf Hyoscyamus ansprechen sollen:
- Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel manische oder hysterische Zustände
- Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)
- Epilepsie
- wiederholte, unwillkürliche Muskelkontraktionen (Tics)
- Schlaflosigkeit
- Husten
- Schluckauf
- Harn- und Stuhlinkontinenz
- Stuhlzurückhaltung
Folgende Symptome und Beschwerden sollen auf Hyoscyamus hinweisen:
- Krämpfe der willkürlichen und unwillkürlichen Muskulatur
- epileptische Krampfanfälle
- Ruhelosigkeit
- Geschwätzigkeit
- Eifersucht
- Fluchen und unzüchtiges Reden
- Exhibitionismus
- albernes Verhalten
- Gestikulieren
- Flockenlesen
- Ängste
Die Beschwerden werden besser durch:
- Aufsetzen
- Bewegung
- Wärme
- Bücken und Vorbeugen
Die Beschwerden werden schlimmer durch:
- Gemütsbewegungen wie Eifersucht, Schreck, Liebeskummer
- vor und während der Menstruation
- durch Berührung
- durch Kälte
- im Schlaf und im Liegen
Diese Symptome können entweder die eigentlichen Krankheitszeichen sein oder die Krankheit begleiten. In jedem Fall weisen sie darauf hin, dass Hyoscyamus für den Kranken hilfreich sein kann.
Hyoscyamus bei Babys und Kindern:
Hyoscyamus ist ein Mittel, das sehr gut bei verhaltensauffälligen Kindern geeignet sein soll. Es soll nervösen, unruhigen und zappeligen Kleinkindern helfen, besonders wenn diese schlecht schlafen. Aber auch größere Kinder mit Schlafstörungen können der homöopathischen Lehre zufolge von Hyoscyamus profitieren. Wenn Ihr Kind nachts oft mit Alpträumen erwacht oder nach einer Aufregung nicht schlafen kann, können Sie einen Versuch mit Hyoscyamus machen. Hyoscyamus ist ein homöopathisches Mittel, das häufig bei typischen ADHS-Symptomen empfohlen wird. Zappelige und unruhige Kinder, die langsam begreifen und sich Dinge schlecht merken können, sollen besonders gut auf Hyoscyamus ansprechen. Hier empfiehlt sich aber keine Selbstbehandlung: Bei ADHS und anderen Verhaltensauffälligkeiten sollten Sie zunächst einen Kinderpsychiater aufsuchen. Ergänzend kann ein Besuch bei einem erfahrenen Homöopathen erfolgen. Er wird die Krankengeschichte erheben (Anamnese) und eine geeignete Behandlung vorschlagen. Kinder, die den Urin oder den Stuhl entweder nicht halten können oder im Gegenteil bewusst zurückhalten, sollten zuerst vom Kinderarzt untersucht werden. Die schulmedizinische Behandlung soll durch Homöopathie unterstützt werden können. Zur Selbstbehandlung mit Hyoscyamus soll sich trockener, krampfartiger Husten eignen, der beginnt, sobald sich das Kind hinlegt. Allerdings können dies auch die Symptome von Keuchhusten sein. Dann ist der Gang zum Kinderarzt unbedingt notwendig. Hyoscyamus sollte dann nur begleitend zur schulmedizinischen Therapie angewendet werden.
Der Hyoscyamus-Typ:
Der Hyoscyamus-Typ hat der homöopathischen Lehre zufolge viele Facetten. Er kann fröhlich und zu Scherzen aufgelegt sein. Unangenehm für andere können sein albernes Verhalten sein: Der Hyoscyamus-Typ spielt oft mutwillig Streiche oder macht verletzende Witze. Er kann aber auch bösartig und berechnend sein und zu Gewalttätigkeit und Aggressivität neigen. In jedem Fall beobachtet man eine gewisse Schamlosigkeit und das Fehlen von moralischem Empfinden und ethischen Hemmschwellen. Um andere Menschen zu provozieren und zu schockieren, stellt der Hyoscyamus-Typ manchmal sogar seine Geschlechtsteile zur Schau. Überhaupt soll dieser Typ sexuell übermäßig erregbar sein. Ein weiterer Charakterzug der Hyoscyamus-Persönlichkeit ist eine krankhafte Eifersucht. Sie kann sich in Liebesbeziehungen ebenso zeigen wie im Umgang mit Geschwistern (Rivalität). Das Misstrauen kann sich zu echter Paranoia steigern und zu Wahnvorstellungen führen. Dies geht so weit, dass der Hyoscyamus-Typ Angst hat, vergiftet oder verletzt zu werden. Er hat auch Angst vor Hunden und anderen Tieren sowie vor Wasser.
Anwendung von Hyoscyamus:
Das homöopathische Einzelmittel Hyoscyamus können Sie klassisch in Form von kleinen Streukügelchen (Globuli) anwenden. Auch homöopathische Tropfen oder Tabletten sind erhältlich. Bei akuten Krankheiten oder leichteren psychischen Problemen können Sie Hyoscyamus selbstständig einsetzen. Haben Sie an sich oder Ihrem Kind passende Symptome festgestellt, beginnen Sie die Selbstbehandlung mit Hyoscyamus D6 oder D12. Empfohlen wird, mehrmals täglich drei Globuli einzunehmen. Dabei gilt:
- Hyoscyamus D6 können Sie im Akutfall halbstündlich einnehmen, aber insgesamt nicht öfter als zehnmal in 24 Stunden.
- Wenn die Beschwerden ausgeprägter sind oder schon länger bestehen oder der Kranke sehr leidet, greifen Sie am besten zu Hyoscyamus D12. Diese Potenz sollten Sie allerdings nicht öfter als sechsmal am Tag einnehmen.
- Auch bei Verhaltensauffälligkeiten oder heftigeren psychischen Problemen wird Hyoscyamus D12 empfohlen, manchmal auch die Potenz D30. Aber wiederholen Sie die Globuli-Gabe in diesen Fällen nicht öfter als zweimal täglich.
In den meisten Fällen wird das homöopathische Mittel aber in höheren Potenzen verwendet, etwa in Form von Hyoscyamus C12, C30, C200 oder C1000. Diese hohen Potenzen sind aber auf keinen Fall für eine Selbstbehandlung geeignet. Die Behandlung sollten Sie nur von einem Homöopathen vornehmen lassen, der die Reaktionen auf die Mittelgabe und den Behandlungsfortschritt genau kontrolliert. Homöopathische Arzneimittel haben keine Nebenwirkungen. Wenn sich die Beschwerden aber nach Einnahmebeginn verstärken (Erstverschlimmerung), muss die Einnahme von Hyoscyamus unterbrochen werden.
Wann ist Homöopathie sinnvoll?
In vielen Fällen ist eine begleitende Therapie mit Antikonvulsiva nötig, wobei erfahrungsgemäß bei richtig gewähltem homöopathischem Arzneimittel eine Dosisreduktion der Antikonvulsiva möglich ist. Der Arzt wird jedoch die Dosierung nur herabsetzen, wenn klare Belege für den homöopathischen Behandlungserfolg vorliegen. Antikonvulsiva werden grundsätzlich schrittweise reduziert, andernfalls können Entzugsanfälle auftreten. Während der Reduktionsphase sollten EEG-Kontrollen durchgeführt werden. Diese Kontrollmaßnahme ist wichtig, weil eine Zunahme epilepsietypischer EEG-Veränderungen eine erhöhte Anfallsbereitschaft erkennen lässt und unter Umständen eine neue Therapiestrategie erfordert.
Erfahrungsgemäß ist durch eine homöopathische Epilepsie-Behandlung eher mit einer Reduktion der Anfallsfrequenz und der Schwere der Anfälle als mit einer kompletten Anfallsfreiheit zu rechnen. Bei idiopathischen Anfällen (Anfälle ohne erkennbaren Grund) ist im Vergleich zu symptomatischen Anfällen (Anfälle mit bekannter Ursache wie z.B. ein Tumor) die Prognose besser.
Fallbeispiel
Eine 22-jährige Patientin mit diagnostizierter Temporallappenepilepsie mit komplex-fokalen Anfällen schluckt während eines Anfalls mehrmals, wirkt abwesend, ist nicht ansprechbar und führt gelegentlich sinnlose Handlungen durch, manchmal trinkt sie während des Anfalls. Die nur Sekunden dauernden Anfälle treten teilweise mehrfach täglich und auch nachts auf. Nach den Anfällen fühlt sich die Patientin müde und nicht leistungsfähig. Die in der Universitätsklinik empfohlene antiepileptische Behandlung mit Lamotrigin lehnt sie ab und entscheidet sich trotz des Hinweises der Neurologin auf die Unwirksamkeit der Homöopathie für eine alleinige homöopathische Behandlung. Vor Behandlungsbeginn treten durchschnittlich 15 Anfälle pro Monat auf.
Das erste homöopathische Mittel führt zunächst zu Anfallsfreiheit, Zunahme des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit. Im weiteren Verlauf treten drei leichtere Anfälle und nach zwei Monaten ein Grand-Mal-Anfall auf. Die erneut angeratene antikonvulsive medikamentöse Therapie lehnt die Patientin weiterhin vehement ab, so dass die homöopathische Therapie nach einem Mittelwechsel weitergeführt wird. In den folgenden acht Monaten kommt es zu einer Aura ohne folgenden Anfall und zu zwei nächtlichen Anfällen.
Rückblickend konnte bei der Patientin unter ausschließlicher homöopathischer Behandlung in einem Behandlungszeitraum von zweieinhalb Jahren eine erhebliche Reduktion der Anfallsfrequenz erzielt werden. Auf einer EEG-Kontrolle vom 12.08.10 sind die im Vorbefund von 2004 beschriebenen epilepsietypischen Veränderungen im rechten Schläfenlappen nicht mehr zu erkennen. Unter der homöopathischen Therapie tritt aktuell durchschnittlich alle drei Monate ein nächtlicher Anfall auf. Bei völligem Wohlbefinden mit erhaltener Leistungsfähigkeit erscheint in Anbetracht der seltenen Anfallsfrequenz ausschließlich nachts die alleinige homöopathische Weiterbehandlung vertretbar. Eine konsequente Verlaufsbeobachtung ist allerdings unbedingt erforderlich.
Kritik und wissenschaftliche Evidenz
Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Viele Studien kommen zu dem Schluss, dass die Wirkung homöopathischer Mittel nicht über den Placebo-Effekt hinausgeht. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und die Behandlung mit einem Arzt oder Spezialisten zu besprechen.
Zusätzliche komplementäre Therapieansätze
Neben der Homöopathie gibt es weitere komplementäre Therapieansätze, die bei Epilepsie unterstützend wirken können:
- Vitaminmängel ausgleichen: Epilepsiepatienten weisen häufig Vitaminmängel auf, da viele Antiepileptika den Vitaminstoffwechsel beeinträchtigen. Dies kann zu Hyperhomocysteinämie führen, einem Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen und Knochenfrakturen. Besonders häufig sind Mängel an Vitamin B6, Vitamin E und Vitamin D3. Studien belegen, dass eine Normalisierung des Vitamin-D3-Spiegels die Anfallshäufigkeit reduzieren kann.
- Natürliche Heilmittel: Natürliche Heilmittel können eine wertvolle Unterstützung bei Epilepsie sein, insbesondere wenn chemische Neuroleptika nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen. Sie sollten jedoch niemals eigenverantwortlich als Ersatz für schulmedizinisch verordnete Medikamente genutzt werden.
- Entspannungstechniken: Das Zusammenspiel von Körper und Seele führt dazu, dass jede emotionale Erregung oder körperliche Aktivität über Nervenimpulse durch den Organismus geleitet wird. Ruhe, Ausgeglichenheit und Selbstkontrolle helfen, die Zahl der Nervenimpulse zu verringern und energetische Blockaden im Körper zu lösen. Eine angstfreie Entspannung stabilisiert das zentrale Nervensystem (ZNS) und harmonisiert die Energieflüsse im Körper. Dies ermöglicht den Nervenzellen, elektrische Impulse schneller umzuleiten, was dazu führen kann, dass anfallsfreie Intervalle verlängert und stabilisiert werden.
- Akupunktur: Eine Therapie durch Akupunktur kann laut Deutscher Akupunktur Gesellschaft auch bei neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise zerebralen Anfallsleiden hilfreich sein. Die Behandlung der Epilepsie sollte durch einen erfahrenen Akupunkteur und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Erleidet jemand einen epileptischen Anfall, sollte man folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen umsetzen:
- Ruhe bewahren.
- Auch den Betroffenen beruhigen und möglichst vor Verletzungen schützen.
- Den Patienten während des Anfalls nicht festhalten.
- Meistens ist ein Krampfanfall nicht gefährlich und dauert nur wenige Minuten an.
Tritt jedoch ein sogenannter Status epilepticus ein, muss unverzüglich ein Notarzt gerufen werden.
Epilepsie bei Kindern
Sehr oft tritt Epilepsie schon bei Kindern und Jugendlichen auf. In dieser Altersgruppe zählt das Leiden zu den häufigsten Krankheiten des zentralen Nervensystems. Jährlich sind deutschlandweit etwa 50 von 100.000 Kindern betroffen. Durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten lassen sich nach Auftreten der Erkrankung in der Regel weitere epileptische Anfälle vermeiden. Zudem ist es wichtig, auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Oftmals wird ein Anfall durch bestimmte Reize ausgelöst. Das können Schlafmangel, bestimmte Geräusche oder flackerndes Licht sein. Diese negativen Einflüsse sollten künftig gemieden werden. Grundsätzlich ist eine Epilepsie bei Kindern meistens gut behandelbar. Sorgen, die Erkrankung könne die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, sind meist unbegründet.
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