Die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form der Demenz, betrifft Millionen von Menschen weltweit. Da die Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, rückt die Prävention immer stärker in den Fokus. Neben klassischen pharmazeutischen Studien werden auch sogenannte Nutrazeutika untersucht - Lebensmittel mit medizinischer Wirkung, die eine Erkrankung verhindern, hinauszögern oder abmildern können. In diesem Zusammenhang rückt der Hopfen, der dem Bier seinen charakteristischen Geschmack verleiht und als beruhigender Tee bekannt ist, zunehmend in den Fokus der Forschung.
Alzheimer und die Rolle von Amyloid-Beta-Plaques
Bestimmte Proteinverklumpungen und deren Ablagerung, sogenannte Amyloid-Beta-Plaques, gelten als charakteristisch für die Alzheimer-Krankheit. Die Ablagerung von abnormen Amyloid-Beta-Proteinen im Gehirn, auch „senile Plaques“ genannt, wird als eine direkte Ursache für die Entstehung der Alzheimer-Demenz angesehen. In den 1990er Jahren wurden Gene entdeckt, die zu einer früh einsetzenden, erblichen Alzheimer-Demenz (familiäre Alzheimer-Demenz) führen können. Diese Gene sind an der Produktion des Amyloid-Vorläuferproteins beteiligt. Aktuell wird die Studie von Lesné aus dem Jahr 2006 in Frage gestellt und es wird wegen Betrugsverdacht bei den veröffentlichten Bildern und Daten ermittelt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Rolle der Plaques in der Entstehung von Alzheimer noch nicht vollständig verstanden ist. Offen ist nun die Frage, ob Plaques heutzutage immer noch nützlich zur Abwehr schädlicher Substanzen, neutral oder doch schädlich sind, wenn sie in einer bestimmten Form vorliegen. Nutrazeutika mit Wirkung auf das Gehirn sollten im Zusammenhang mit Alzheimer-Demenz daher möglichst mehr Ansatzpunkte haben als die senilen Plaques. Dies ist bei Hopfen der Fall.
Hopfen: Ein Nutrazeutikum mit Potenzial
Hopfen enthält u. a. ätherische Öle und Flavonoide. Auch Letztere zählen laut Forschungserkenntnissen zu den Nutrazeutika. Hopfen soll bspw. antioxidative Eigenschaften besitzen und verhindern kann, dass sich Beta-Amyloid-Proteine um Zellen herum ablagern.
Die Forschung am Hopfen
Am TUM-Campus Straubing betreibt eine Gruppe am Lehrstuhl Organische und Analytische Chemie Grundlagenforschung am Hopfen. Corinna Urmann ist überzeugt: Mögliche Anwendungsbereiche sind Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz.
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In der Hopfenstudie von Palmioli et al. wurden vier Hopfensorten untersucht: Cascade, Saaz, Tettnang und Summit. Der wirksamste Extrakt stammte aus dem Tettnanger Hopfen. Tettnanger-Hopfen gilt als ein Premium-Hopfen mit besonders guter Aromatik.
Die Kombination verschiedener Verfahren identifizierte die wirksamen Hauptkomponenten des Hopfens mit der oben beschriebenen Wirkung gegen Amyloid-Beta-Komponenten. Die Forscher testeten das Extrakt auch direkt an dem etwa ein Millimeter langen Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem gut untersuchten Modellorganismus. Sein Genom ähnelt dem des Menschen. Und tatsächlich schützte es den Wurm vor Lähmungen im Zusammenhang mit Alzheimer.
Polyphenole und ihre Wirkung
Die Analysen zeigten, dass bestimmte Polyphenole über antioxidative Eigenschaften verfügen, welche verhindern, dass die Verklumpungen im Gehirn entstehen. Diese Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe aus Hopfen, Malz und Gerste im Bier, die eine ganze Palette positiver Wirkungen entwickeln. Sie sind antioxidativ (zellschützend), entzündungshemmend und sie wirken gegen Thrombose.
Tettnanger Hopfen als vielversprechende Sorte
Als effektivste Hopfensorte stellte sich der sogenannte „Tettnanger Hopfen“ heraus. Am wirksamsten war laut den Forschern das Extrakt aus Tettnanger Hopfen, der aus Deutschland stammt und in vielen Lager- und Light-Bieren sowie in einigen Kräutertees und Erfrischungsgetränken enthalten ist.
Hopfenanwendung in der Praxis
Wie kann man Hopfen im Alltag nutzen, um potenziell von seinen positiven Eigenschaften zu profitieren?
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- Alkoholfreies Bier, am Abend: Ideal sind alkoholfreie Biere mit Tettnanger Hopfen.
- Hopfen-Tee, am Abend: Falls möglich aus Bio-Hopfenzapfen: 1 gehäufter Teelöffel voll (ca. 0,5 g) Hopfenzapfen wird mit siedendem Wasser (ca.
- Hopfensackerl unterm Kissen: Sollen für guten Schlaf sorgen.
Hopfen und Bier: Eine differenzierte Betrachtung
Bei Hopfen denken die meisten zunächst an Bier - und tatsächlich ist auch der „Tettnanger Hopfen“ in vielen Biersorten enthalten. Die Studie bezieht sich allerdings nicht auf Bier, sondern auf Chemikalien, die aus Hopfenblüten gewonnen werden. Die Wissenschaftler testeten das Extrakt auch direkt an dem etwa ein Millimeter langen Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem gut untersuchten Modellorganismus. Sein Genom ähnelt dem des Menschen. Und tatsächlich schützte es den Wurm vor Lähmungen im Zusammenhang mit Alzheimer.
Warnung vor übermäßigem Bierkonsum
Allerdings warnen die Forscher:innen davor, aus den Studienergebnissen zu schlussfolgern, dass regelmäßiger Bier-Konsum präventiv gegen Alzheimer helfen könnte. Denn in der Untersuchung wurden lediglich isolierte Extrakte untersucht. Trotz der Studie warnen die Forscher davor, diese als Rechtfertigung für einen höheren Bierkonsum heranzuziehen. Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu kognitiven Problemen führen - und auch das Demenz-Risiko erhöhen, wie eine Studie im Juli 2022 erneut belegte.
Moderater Biergenuss: Was ist erlaubt?
Ein moderater Genuss liegt laut offizieller Empfehlung für Männer bei maximal 24 Gramm Alkohol pro Tag, das entspricht einer 0,5-Liter-Flasche Bier. Für Frauen gelten 12 Gramm pro Tag, also ein kleines Glas Wein (0,15 l). Andere Experten sehen die vertretbare Menge höher, bei 30 Gramm Alkohol für Männer und 20 Gramm für Frauen.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollten Frauen nicht mehr als ein Standardglas und Männer nicht mehr als zwei Standardgläser Alkohol pro Tag trinken. Für alle gilt: Mindestens zwei Tage pro Woche ganz auf Alkohol verzichten, damit das Trinken nicht zur Gewohnheit wird.
Weitere Forschung und Ausblick
Die Wissenschaftler testeten das Extrakt auch direkt an dem etwa ein Millimeter langen Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem gut untersuchten Modellorganismus. Sein Genom ähnelt dem des Menschen. Und tatsächlich schützte es den Wurm vor Lähmungen im Zusammenhang mit Alzheimer.
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Die Rolle von Xanthohumol
Die Forscher forschen am wenig wasserlöslichen Xanthohumol. In der Mikrowelle erhitzen wir es, um am Molekül einen Ring zu schließen und Xanthohumol C zu erhalten. Dieses betten wir in ein zweites Molekül namens Cyclodextrin ein. Damit wird es besser wasserlöslich und könnte - so die Hoffnung - über die Blut-Hirn-Schranke zu den Stammzellen im Gehirn gelangen.
Stammzellenforschung
Jeder Mensch besitzt adulte Stammzellen, also undifferenzierte Zellen, die sich in jede Art von Körperzellen entwickeln können. Diese sind für die Forschung interessant. Beispielsweise kann Epo, der Stoff aus dem Sportdoping, Stammzellen im Knochenmark anregen, rote Blutkörperchen zu bilden. Im Gehirn könnte also ein anderer Stoff bei Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer, wo aus verschiedenen Ursachen Nervenzellen fehlen, solche Zellen neu bilden helfen.
Im Zelltest war Xanthohumol C die bisher stärkste Substanz, die dies geschafft hat. Für eine Wirkung im Gehirn müsste es erst die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Da es jedoch wasserunlöslich ist, ist das Ziel unserer Forschung, es wasserlöslich zu machen.
Kooperationen und neue Therapieansätze
In Skandinavien existieren interessante Forschungsnetzwerke und in Oslo sind Forschergruppen angesiedelt, die ebenfalls am Abtransport von beta-Amyloid arbeiten.
Präventive Maßnahmen gegen Demenz
Neben der Forschung an Hopfen gibt es weitere Maßnahmen, die das Demenzrisiko reduzieren können:
- Gesunde Ernährung: Zucker kann Entzündungen im Gehirn auslösen und Demenz fördern. Nicht nur Hopfen-Tee wirkt günstig auf das Gehirn.
- Regelmäßige Bewegung:
- Niedrige Cholesterinspiegel:
- Gut eingestellter Blutdruck:
- Soziale Interaktion und geistige Aktivität: