Das Hôpital Lariboisière in Paris ist ein renommiertes Zentrum für neurologische Forschung und Behandlung. Aktuelle Studien und klinische Beobachtungen, die von dort stammen, tragen wesentlich zum Verständnis und zur Therapie verschiedener neurologischer Erkrankungen bei.
Zerebrale arteriovenöse Malformationen (AVM): Interventionen oft riskanter als Nutzen
Eine aktuelle Studie, die im Lancet veröffentlicht wurde, befasst sich mit zerebralen arteriovenösen Malformationen (AVM). Diese werden dank moderner Bildgebungsverfahren immer häufiger diagnostiziert. AVMs bergen ein erhebliches Risiko für Hirnblutungen, doch verschiedene Interventionen haben sich in einer randomisierten Studie als zu riskant erwiesen. Die Studie musste vorzeitig abgebrochen werden, nachdem sich die Rate an Todesfällen oder Schlaganfällen verdreifacht hatte.
Hintergrund und Problematik
Zerebrale AVMs treten vor allem bei Erwachsenen über 40 Jahren auf. Früher wurden sie meist erst nach einer Hirnblutung diagnostiziert. Heute werden sie häufiger zufällig entdeckt, wenn aus anderen Gründen eine Computer- oder Kernspintomographie durchgeführt wird. Retrospektive Studien schätzen das Blutungsrisiko auf bis zu 4 Prozent pro Jahr. Daher stellte sich die Frage, ob eine asymptomatische AVM vorbeugend behandelt werden sollte.
Behandlungsoptionen und ihre Risiken
Zur Behandlung stehen Katheterbehandlung (Embolisation), Operation (mikroneurochirurgische Resektion) oder Radiochirurgie (stereotaktische Bestrahlung) zur Verfügung. Alle diese Verfahren sind jedoch riskant und können einen Schlaganfall auslösen.
Die ARUBA-Studie
Ziel der ARUBA-Studie (A Randomised trial of Unruptured Brain AVM) war es, Nutzen und Risiken der Interventionen besser abzuwägen. Geplant war, 400 Patienten an 39 Zentren (darunter die Unikliniken in Frankfurt/Main und Dresden und die Berliner Charité) entweder auf eine optimale medikamentöse Behandlung oder eine zusätzliche Intervention zu randomisieren. Die Wahl der Intervention sollte den Zentren überlassen bleiben.
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Vorzeitiger Abbruch und Ergebnisse
Nach dem Einschluss von 223 Patienten brach der Sponsor, das US-National Institute of Neurological Disorders and Stroke, die Studie nach einer Nachbeobachtungszeit von 33 Monaten ab. Grund war ein deutlicher Anstieg im primären Endpunkt der Studie (Tod oder Schlaganfall). Dieser war unter alleiniger medikamentöser Therapie bei 11 Patienten (10,1 Prozent) erreicht worden, gegenüber 35 Patienten (30,7 Prozent) im Interventionsarm der Studie.
Fazit der Studie
Das Team um Christian Stapf vom Hôpital Lariboisière in Paris errechnete eine Hazard Ratio von 3,70, die keinen Zweifel daran lässt, dass die Intervention eher schadet als nutzt. Nach der Intervention kam es sowohl zu einem Anstieg der Schlaganfälle (45 versus 12 Patienten) als auch von neurologischen Ausfällen aus anderen Gründen (14 versus 1 Patient). Die Patienten sollen jetzt über weitere 5 Jahre nachbeobachtet werden. Während dieser Zeit wird sich die Zahl der Schlaganfälle unter der alleinigen medikamentösen Therapie vermutlich erhöhen. Die in der Publikation veröffentlichte Kaplan-Meier-Überlebenskurve lässt erwarten, dass im Interventionsarm nach etwa drei Jahren ein Plateau erreicht wird. Der Unterschied war allerdings so groß, dass die medikamentöse Therapie auch nach 5 Jahren noch im Vorteil sein wird.
Transienter Vernichtungskopfschmerz (THC)
Ein weiterer wichtiger Aspekt der neurologischen Forschung betrifft den transienten Vernichtungskopfschmerz (THC). THC beschreibt einen innerhalb von höchstens einer Minute einsetzenden „Vernichtungskopfschmerz“, der Minuten bis mehrere Tage dauern und einmalig oder über Tage rezidivierend auftreten kann.
Charakteristika und Ursachen
Lokalisation und Schmerzcharakter sind nicht spezifisch. Ein TCH kann spontan entstehen, beim Valsalva-Manöver, bei Anstrengungen, sexueller Aktivität, emotionalem Stress und in anderen Triggersituationen. Die jährliche Inzidenz liegt bei ca. 43 pro 100 000.
Differenzialdiagnose
Unter den Ursachen muss vor allem eine Subarachnoidalblutung (SAB) ausgeschlossen werden - auch bei Patienten mit rezidivierenden Kopfschmerzen. Sie liegt 11 bis 25% aller TCH-Fälle zugrunde.
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Gicht: Bedeutung der Harnsäuresenkung und Patientenaufklärung
Auch im Bereich der Gichtforschung gibt es interessante Entwicklungen. Die ACR-Empfehlungen weichen in einigen Punkten von den europäischen Empfehlungen ab, insbesondere bei der Definition der tophösen Gicht.
Tophöse Gicht und ACR-Empfehlungen
Die Amerikaner sehen das im Prinzip genauso. In einer Untersuchung konnten bei 11 von 14 Patienten, die bei einem akuten Gichtanfall keine klinisch nachweisbaren Tophi hatten, periartikulär oder peritendinös Ablagerungen von Natriumuratkristallen nachgewiesen werden. Diese Patienten könnten gemäß ACR-Empfehlungen auch ohne regelmäßige akute Anfälle eine harnsäuresenkende Therapie erhalten.
Zielwerte und Patienten-Compliance
Der Schlüssel zum Erfolg in Sachen Patienten-Compliance ist Bardin zufolge eine gewissenhafte Aufklärung der Patienten über den Nutzen der harnsäuresenkenden Therapie. Mit Erfolg: Nach einem Jahr war der Harnsäurewert bei 92 Prozent der Patienten unterhalb der Zielschwelle (Ann Rheum Dis 2013; 72(6): 826-30). Der Zielwert gemäß Empfehlungen der Europäischen Rheumaliga liegt bei 6 mg/dl. Nach der Rückbildung der Tophi könne der individuelle Zielwert dann wieder auf die auch von der EULAR empfohlenen 6mg/dl angehoben werden, so Bardin.
Kontroverse um niedrige Urat-Spiegel
Umgekehrt sei aber noch immer strittig, inwieweit sehr niedrige Urat-Spiegel mit einer höheren Inzidenz von Parkinson- und Alzheimer-Erkrankung korrelierten.
Neurochirurgie am INI Hannover: Ein breites Spektrum
Die Neurochirurgie im INI - International Neuroscience Institute® Hannover bietet eine einzigartige Abdeckung sämtlicher neurochirurgischer Subspezialitäten. Dies gilt für das fachliche Spektrum, die operativen Methoden und für die hohe fachliche Expertise der agierenden Neurochirurgen. Diese genießen aufgrund ihrer persönlichen operativen Erfahrungen und ihre wissenschaftlichen Beiträge eine interantionale Anerkennung.
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Spezialisierung von Prof. Fahlbusch
Im Mittelpunkt der speziellen Kompetenzen von Prof. Fahlbusch stehen die Hypophysentumore (Hypophysenadenome, Kraniopharyngiome, u. a.), von denen er über 4000 Patienten operiert, sowie vor und nach der Operation betreut hat. Prof. Fahlbusch zählt international zu den erfahrensten Experten auf diesem Gebiet (Publikationen siehe PubMed). Erstgespräche mit Patienten dienen vor allem der initialen Diagnostik und Besprechung der therapeutischen Optionen mit den Patienten. Es handelt sich um hochspezialisierte Operationen (minimal invasiv / endoskopisch), die besonders im Bereich von Hypophyse und Hypothalamus wegen der zum Teil risikohaften Behandlung eine spezielle Aufklärung erforderlich machen.
Weitere Experten am INI Hannover
Weitere namhafte Experten am INI Hannover sind unter anderem Prof. Dr. med. Helmut Bertalanffy (Vaskuläre Neurochirurgie), Prof. Concezio Di Rocco (Pädiatrische Neurochirurgie) und PD Dr. med. G. Baltsavias (Neuroradiologie).
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