Sudoku und Demenzprävention: Ein umfassender Überblick

Die Alzheimer-Demenz ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die nicht nur das Gedächtnis beeinträchtigt, sondern auch die Orientierung, Sprache, das Verstehen, Planen und Lernen sowie Alltagsfertigkeiten. Betroffene werden mit dem Fortschreiten der Krankheit immer hilfloser und sind schließlich vollständig auf Betreuung und Pflege angewiesen. Obwohl intensive Forschung betrieben wird, gibt es bislang kein Heilmittel gegen die Alzheimer-Demenz. Andererseits sind viele Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit bekannt, und fast 45 % der Erkrankungen könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden.

Die Rolle von Früherkennung und Vorbeugung

Solange es kein Heilmittel gibt, kommt der Früherkennung und Vorbeugung der Alzheimer-Demenz eine besondere Bedeutung zu. Die Aufklärung der Bevölkerung über Risikofaktoren und die Möglichkeit der Früherkennung erster Gedächtnisstörungen sind von großer Bedeutung. Die Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. ermöglicht die Teilnahme gesetzlich Versicherter (ab 50 J.) am Früherkennungs- und Gedächtnisvorsorgeprogramm KogifitPlus am ISPG Mannheim. Jährlich nehmen ca. 200 Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen Sorgen um ihr Gedächtnis machen, das Vorsorgeangebot wahr. Auch für das Programm zur personalisierten Vorbeugung der Alzheimer-Demenz möchte man möglichst vielen Menschen mit ersten subjektiven Gedächtnisstörungen oder einem erhöhten Risiko für die Alzheimer-Krankheit eine Teilnahme ermöglichen.

Besonders wichtig ist es, dass finanzielle Gründe keine Hürde darstellen, um an diesen Angeboten teilzunehmen.

Das Demenzvorsorgeprojekt des ISPG Mannheim

Das Institut für Studien zur psychischen Gesundheit (ISPG) in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Adler untersucht bereits seit vielen Jahren im Rahmen des Demenzvorsorgeprojekts den Zusammenhang zwischen der Anzahl individueller Risikofaktoren und der geistigen Leistungsfähigkeit von teilnehmenden Personen. Ziel ist es, Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Alzheimer-Demenz in einem zweijährigen Programm an einen gesünderen Lebensstil heranzuführen.

Vor Studienbeginn werden am ISPG Mannheim eine Reihe von Voruntersuchungen durchgeführt:

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  • Erhebung von körperlichen Vorerkrankungen
  • Blutuntersuchung (ApoE-e4, LDL-Cholesterin, Homocystein, HbA1c, Vitamin D, Homocystein)
  • Medikation
  • Familienanamnese
  • Erhebung beeinflussbarer Risikofaktoren (Übergewicht/ Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes, Hypercholesterinämie, Hyperhomozysteinämie, Rauchen, Alkohol, Fitness, Schlafstörungen, Ernährungsgewohnheiten, Vitamin D Status)
  • Erhebung des aktuellen Gedächtniszustands durch Tests (Checkliste für kognitive Blackouts, Clinical Dementia Rating, Mini Mental State Examination (MMSE/SIDAM), Merkfähigkeits- und Aufmerksamkeitstest (MAT), Repeatable Battery for the Assessment of Neuropsychological Status (RBANS))

Während der zweijährigen Studie folgen weitere Untersuchungen (z.B. der Schlafqualität) und Behandlungen (z.B. Vitamin D-Mangel) sowie eine individuelle Beratung zu den bestehenden Risikofaktoren. Im Anschluss werden gezielte und personalisierte Maßnahmen zur Beeinflussung der Risikofaktoren empfohlen. Dabei ist es wichtig, dass z.B. das Fitnessprogramm an die körperlichen Möglichkeiten des Teilnehmers angepasst wird. Neben den Empfehlungen zur körperlichen Aktivierung und Ernährungsumstellung erhalten die Teilnehmer auch eine Anleitung zum Gedächtnistraining für zu Hause. Alle Maßnahmen werden von den Teilnehmern genau protokolliert.

Die Teilnehmer werden bei der Umstellung der Lebensgewohnheiten intensiv begleitet: Alle 6 Wochen werden in Beratungsgesprächen die Erfolge der Maßnahmen und das persönliche Wohlbefinden besprochen sowie Vitalparameter wie Blutdruck, Blutwerte, Körpergewicht und körperliche Fitness bestimmt.

Die Bedeutung des ApoE-e4-Gens

Die Teilnehmer erfahren nach den Voruntersuchungen, ob sie ApoE-e4-Träger (genetischer Risikofaktor) sind. Das Vorhandensein des E4-Allels ist mit einem zwei- bis dreifach erhöhten Risiko für die Alzheimer-Demenz verbunden. Etwa 25 % der Bevölkerung sind Träger des e4-Allels. Dieses Wissen ist oft mit der Sorge verbunden, selbst an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Die Aufnahme in das Studienprogramm wird in diesem Fall mit Erleichterung und großer Motivation honoriert, aktiv etwas zur Senkung des persönlichen Risikos beitragen zu können.

Erfahrungen von Studienteilnehmern

Die Teilnahme am Programm zur Demenz-Prävention wird von den Teilnehmern als Gewinn erlebt. Die Regelmäßigkeit und die Verpflichtung durch das Coaching helfen, die Übungen auch tatsächlich durchzuführen und am Ball zu bleiben. Die Verbesserung der Fitness und der Cholesterin- und Homocystein-Werte motivieren, weiterzumachen. Die regelmäßigen Gedächtnistests am ISPG geben Sicherheit und beruhigen.

Herr H. (68)

Herr H. erfuhr über einen Fernsehbericht im SWR von der Möglichkeit einer Gedächtnisvorsorgeuntersuchung am ISPG Mannheim. Da sein Vater und weitere nahe Verwandte an Alzheimer-Demenz erkrankt waren, war er besorgt, dass dies ein erster Hinweis darauf sein könnte, dass diese Krankheit auch bei ihm losgeht. Die medizinische Untersuchung am ISPG ergab, dass er Träger des Risikogens ApoE4 ist. Weiterhin waren Homocystein und Cholesterin erhöht sowie der Vitamin D-Spiegel erniedrigt. Er schläft sehr schlecht, hat eine leichte Schlafapnoe und fühlt sich tagsüber oft müde.

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Die Ärzte am ISPG haben ihn ermuntert, abzunehmen und wieder mehr Sport zu machen. Sein Tag beginnt nun mit einer Stunde auf dem Hometrainer. Vom Rehasport hat er sich einige Übungen für die Beweglichkeit abgeguckt, die ihm guttun. Diese Übungen macht er 5-6-mal in der Woche und er fährt gerne Fahrrad. Tatsächlich hat sich sein Cholesterinwert durch den Sport schon verbessert. Gegen das erhöhte Homocystein nimmt er mit Erfolg Folsäure ein und der Wert hat sich inzwischen normalisiert.

Das Gedächtnistraining, das er im Rahmen des Präventionsprogramms regelmäßig machen soll, fällt ihm schwer. Es beginnt mit einer Entspannungsübung, bei der man sich für 5 min auf seine Atmung konzentriert. Da er am Restless Legs-Syndrom (RLS) leidet, kann er durch den Bewegungsdrang in den Beinen nicht stillsitzen, eine Entspannung wird dadurch unmöglich. Die Übungen zur Konzentration und Merkfähigkeit bekommt er aber gut hin, nur die Sudokus fallen ihm schwer. Insgesamt merkt er durch dieses Training schon eine leichte Verbesserung der Gedächtnisleistung.

Seine Ernährung ist ein großes Problem: Wegen einer Histamin-Intoleranz muss er darauf achten, histaminarme und frische Lebensmittel zu essen, sonst fühlt er sich den ganzen Tag schwindlig und schlapp.

Herr D. (67)

Herr D. nimmt an dem Programm zur personalisierten Vorbeugung der Alzheimer-Demenz am ISPG Mannheim teil, da Demenzerkrankungen in seiner Familie gehäuft auftreten. Sowohl sein Vater als auch seine Zwillingsschwester hatten eine Demenz. Sein Bruder (75) ist so schwer an Alzheimer-Demenz erkrankt, dass er seine Kinder nicht mehr erkennt.

Bei der Erstuntersuchung am ISPG stellte sich heraus, dass neben dem Risikogen ApoE4 der Homocystein-Spiegel, sein Übergewicht und Bewegungsmangel Risikofaktoren sind. Sein Prädiabetes, der hohe Cholesterinspiegel und Bluthochdruck werden bereits behandelt.

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Dem Übergewicht hält er erfolgreich „FdH - Friss die Hälfte“ entgegen und hat damit seit Programmstart im Sommer 2023 schon 8 kg abgenommen. Zusätzlich achtet er auf seinen Zuckerkonsum. Der Prädiabetes wird ärztlich überwacht, und gegen den hohen Homocysteinspiegel nimmt er Folsäure ein. Schwerer fällt es ihm, etwas gegen den Bewegungsmangel zu tun.

Insgesamt fühlt er sich aber schon viel fitter als zu Programmbeginn, der Gewichtsverlust macht sich sehr positiv bemerkbar.

Frau L. (66)

Frau L. nimmt an dem Programm zur personalisierten Vorbeugung der Alzheimer-Demenz am ISPG Mannheim teil, da ihre Mutter 2009 an Alzheimer-Demenz erkrankte und sie sie über 10 Jahre begleitet hat. Subjektiv hat sie das Gefühl, dass ihr Gedächtnis leichte Einschränkungen hat, z.B. fallen ihr häufig Namen nicht ein.

Die Rolle von Denksportaufgaben wie Sudoku

Ob Sudoku, Kreuzworträtsel oder Zahlenreihen: Denksportaufgaben sollen das Gehirn fithalten. Vom Effekt dieser Aufgaben sollten sich Senioren aber nicht zu viel versprechen. Denn bisher fehlen Studien, die belegen, dass Denksport die geistige Leistungsfähigkeit verbessert oder sogar einer Alzheimer-Demenz vorbeugen könnte. Aufgaben zum Knobeln verbessern jeweils nur genau die speziellen geistigen Fähigkeiten, die gerade trainiert werden - nicht aber die allgemeine geistige Fitness. Das heißt: Wer das Gedächtnis trainiert, kann sich dadurch besser erinnern, wer die Aufmerksamkeit trainiert, ist danach aufmerksamer. Das allgemeine Denkvermögen verbessern Ältere dadurch aber nicht.

Anders als lange gedacht bleibt das Gehirn bis ins Alter wandlungsfähig. Deshalb können auch ältere Menschen noch komplexe Denkleistungen erlernen und verbessern, etwa eine neue Sprache oder ein Musikinstrument meistern. Einseitige Rätselformate wie Sudoku mögen Spaß bereiten, können aber kognitive Fähigkeiten kaum stärken. Wer seine Geisteskräfte durch Denksport fördern will, sollte sich nach Angeboten für Gruppen unter professioneller Leitung umsehen. Tatsächlich können Denksportaufgaben teilweise das Gedächtnis stärken, die Konzentrationsfähigkeit schulen oder den Orientierungssinn fördern.

Studien zeigen, dass selbst für kleine Verbesserungen man lange trainieren muss, möglichst täglich, insbesondere im höheren Alter. Die Werbeversprechen von Gehirnjogging-Anbietern sind nach Ansicht zahlreicher Kognitions- und Neurowissenschaftler oft übertrieben, mitunter sogar irreführend. Doch können Denksport-Übungen zumindest kaum Schaden anrichten.

Weitere Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen

Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren für Demenz, die modifizierbar sind, also beeinflussbar. Relativ neu als Risikofaktoren anerkannt sind Kopfverletzungen, erhöhter Alkoholkonsum und Luftverschmutzung. Gutes Hören und Sehen sind wichtig, weil diese Sinneseindrücke das Gehirn schulen. Schlechte Ernährung kann das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, um ein Vielfaches erhöhen.

Eine gesunde, eher mediterrane Ernährung kann vor Gedächtnisverlust und Alzheimer-Demenz schützen. Ungesunde Fette, Fleisch und jede Menge Weißbrot erhöhen dagegen das Risiko für Alzheimer-Demenz.

Die Behandlung von Risikoerkrankungen ist ein wichtiger Baustein für die Prävention von Demenz. Werden diese Erkrankungen gut behandelt, tut man gleichzeitig auch etwas gegen Demenz. Es wird dazu geraten, die Ernährung anzupassen, insbesondere zu weniger Kohlehydraten, was sich auch positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt, zu einer aktiven Lebensführung und zu einem begrenzten Alkoholkonsum. Ein aktives Leben mit vielen sozialen Kontakten, in der Gruppe und in der sozialen Interaktion ist zentral wichtig, um mental fit und aktiv zu bleiben. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Vorbeugung von Demenz ist Bewegung.

Geistige Fitness im Alltag trainieren

Wer geistig fit bleiben will, kann sein Gehirn durchaus mit Übungen trainieren. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, geistig fit zu bleiben, beispielsweise indem man sein „Training“ in den Alltag integriert. Grundsätzlich sinnvoll ist das Abweichen von täglichen Routinen. Auf dem Weg zum Supermarkt kann man beispielsweise mal eine andere Strecke wählen und ohne Einkaufszettel einkaufen. Mal eine andere Tageszeitung lesen. Mit dem Kopf rechnen anstelle den Taschenrechner zu nutzen, eine Fremdsprache lernen und im Idealfall auch anwenden. Musizieren oder Tanzen.

Insgesamt wird geraten, körperlich und geistig aktiv zu bleiben, Neues auszuprobieren und auch soziale Kontakte zu pflegen, denn diese sind für unser Gehirn besonders anregend. Das alles ist natürlich kein Garant für lebenslange geistige Fitness, aber eine gute Voraussetzung dafür.

Die Bedeutung von Neuroplastizität und kognitivem Training

Das Gehirn ist ein erstaunlich anpassungsfähiges Organ, das in der Lage ist, sich auf der Ebene von Synapsen, Neuronen oder Hirnarealen zu verändern. Diese Fähigkeit bezeichnet man als Neuroplastizität. Sie ist die Grundlage des Erwerbs von Wissen und Fähigkeiten sowie des Abspeicherns von Erinnerungen. Neuroplastizität hilft auch dabei, krankhafte Veränderungen des Gehirns auszugleichen, etwa indem beschädigte Gehirnareale besser genutzt oder zusätzliche, intakte Gehirnareale aktiviert werden.

Inzwischen gibt es mehrere Studien, in denen eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit durch kognitive Trainingsverfahren bei älteren Menschen nachgewiesen werden konnte. Auch in der bislang größten Studie mit fast 3.000 Teilnehmern ab 65 Jahren konnte gezeigt werden, dass kognitive Trainingsverfahren, die regelmäßig über einen Zeitraum von mehreren Wochen praktiziert wurden, eine Verbesserung der trainierten Leistung bewirkten; die Trainingseffekte waren auch noch Jahre nach dem Training beobachtbar.

Die Wirksamkeit kognitiver Trainingsverfahren bei Demenz ist bislang umstritten. Während in manchen Studien keine oder nur eine geringfügige Wirkung gefunden wurde, kamen andere Studien zu positiven Ergebnissen. Insgesamt haben sich die empirischen Hinweise auf positive Effekte von Gedächtnistraining bei Demenz in den letzten Jahren verdichtet.

Als einzige Nebenwirkung von kognitiven Trainingsmaßnahmen wird die Abnahme des Wohlbefindens der Patienten diskutiert, da durch das Training eine Konfrontation mit den eigenen Beeinträchtigungen befürchtet werden kann. Allerdings zeigen Studien eher im Gegenteil, dass sich entsprechende Maßnahmen positiv auf die Stimmung und das Verhalten auswirken.

Das Kogifit®-Trainingsverfahren

Die aktuelle Forschungslage und insbesondere die Vorstudienergebnisse dienten als Grundlage zur Ausarbeitung des Trainingsverfahrens Kogifit®. Es wurde speziell für Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen bis hin zu mittelschwerer Alzheimer-Demenz entwickelt. Es wird von zwei Personen („Spieler“ und „Trainer“) gespielt und basiert auf einer Art Karten-Memory, dessen Schwierigkeitsgrad sich dem Niveau des Spielers anpasst. In zwei Studien - eine davon wurde von der Karin-Nolte-Stiftung unterstützt - wurde die Wirksamkeit, Durchführbarkeit und Akzeptanz des Trainings bei ambulant und stationär behandelten Patienten untersucht. Kogifit® wird mittlerweile durch das Gemeinschaftswerk für Menschen mit Behinderungen GmbH gefertigt und kann online bestellt werden. Mit dem Erwerb von Kogifit® wird die Arbeit der Alzheimer-Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. unterstützt.

Primär- und Sekundärprävention

Der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärprävention besteht in erster Linie in der unterschiedlichen Gewichtung und Dringlichkeit der vorgeschlagenen Präventionsmaßnahmen. Ein gezieltes Einwirken auf die beeinflussbaren Risikofaktoren kann das Erkrankungsrisiko deutlich senken. Bedeutsam sind hierbei auch die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Risikofaktoren, z.B. zwischen bestimmten genetischen Merkmalen (Epsilon 4-Allel des Apolipoprotein E) und Stoffwechselstörungen (erhöhter Cholesterinspiegel).

Im Falle der Alzheimer-Demenz geht den ersten Symptomen jedoch eine lange Phase voraus, in der sich die Erkrankung „still“ entwickelt. So ist davon auszugehen, dass bereits ein bis zwei Jahrzehnte, bevor die ersten Symptome in Erscheinung treten, Alzheimer-typische Veränderungen im Gehirn stattfinden, z.B. die Bildung von Beta-Amyloid-Ablagerungen. Hinzu kommt, dass einige Risikofaktoren bereits im mittleren Lebensalter Auswirkungen auf das spätere Erkrankungsrisiko haben.

Ob und wann die ersten Symptome auftreten, wird also maßgeblich durch das Zusammenwirken verschiedener Risiko- und Schutzfaktoren beeinflusst. Die Primärprävention von Gedächtnisstörungen und Demenz beginnt daher idealerweise schon im mittleren Lebensalter. Sind bereits erste Symptome aufgetreten, ist die rasche Einleitung einer Sekundärprävention zu empfehlen.

Generell kann die Prävention von Erkrankungen eher allgemein oder eher individuell ausgerichtet sein. Der Vorteil einer individuellen Ausrichtung der Prävention besteht darin, dass die Maßnahmen gezielt auf die „Problembereiche“ des Einzelnen ausgerichtet werden können und somit eine deutlich höhere Wirksamkeit versprechen. Dies gilt auch für die Gedächtnisvorsorge: Maßnahmen sollten sich am individuellen Risikoprofil der Person orientieren und gezielt hierauf angepasst werden.

Das Kogifit® Plus-Präventionsprojekt

Am ISPG wird das Präventionsprojekt Kogifit® Plus durchgeführt, das sich an Personen ab 50 Jahren richtet. Bei Kogifit® Plus werden durch umfassende medizinische und neuropsychologische Untersuchungen Risikofaktoren systematisch erhoben. Die Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistung sowie andere wichtige Aspekte der geistigen Gesundheit werden eingehend untersucht. Dazu wird auch der computergestützte Merkfähigkeits- und Aufmerksamkeitstest (MAT) verwendet. Auf dieser Basis lassen sich eine Einschätzung zum Erkrankungsrisiko, eine Früherkennung bereits bestehender Gedächtnisstörungen und eine eingehende Beratung zu gezielten Vorsorge- bzw. Therapiemaßnahmen vornehmen.

Veränderungen des Gehirns im Alter

Der Mensch entwickelt und verändert sich nicht nur in der Kindheit, der Jugend und im jungen Erwachsenenalter, sondern über seine gesamte Lebensspanne hinweg. Diese Veränderungen betreffen viele verschiedene Bereiche, u.a. auch die geistigen Funktionen. Entsprechend zeigen viele neurowissenschaftliche Studien, dass sich mit fortschreitendem Alter das Gehirn in seiner Struktur und Funktion verändert. Solche natürlichen Veränderungsprozesse betreffen besonders häufig bestimmte Gehirnareale wie die Regionen des Stirn- und Scheitellappens, die für die Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis bedeutsam sind. Dies kann sich in einem gewissen Nachlassen der Gedächtnisleistung im Alter widerspiegeln. So ist es z.B. nicht ungewöhnlich, wenn die Namen ferner Bekannter vergessen werden oder häufiger als früher Informationen notiert werden müssen.

Übersteigt das Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit ein bestimmtes Maß, spricht man von pathologischem Altern. In diesem Fall sind die Veränderungen nicht nur stärker ausgeprägt, sondern es finden auch Abbauprozesse in Hirnregionen statt, die für das Gedächtnis eine wichtige Rolle spielen. Die Demenz ist ein Syndrom, also ein Krankheitsbild, dem verschiedene Ursachen zugrunde liegen können. Die häufigste Ursache von Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.

Ein Störungsbild in der Grauzone zwischen gesundem und pathologischem Altern ist die leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB), bei der zwar bestimmte nachweisbare kognitive Defizite vorliegen, die jedoch so schwach ausgeprägt sind, dass die Alltagsfertigkeiten nicht darunter leiden.

Ob und wann sich Gedächtnisstörungen entwickeln und wie schnell sie fortschreiten, ist individuell verschieden und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Bekannt ist, dass das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, mit dem Alter deutlich zunimmt.

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