Ein Hörsturz und ein Schlaganfall sind zwei unterschiedliche medizinische Zustände, die jedoch eine überraschende Verbindung aufweisen können. Während ein Schlaganfall eine Störung der Blutversorgung des Gehirns betrifft, manifestiert sich ein Hörsturz als plötzlicher Verlust des Hörvermögens. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden Erkrankungen und untersucht, wie ein Hörsturz möglicherweise ein Indikator für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko sein kann.
Was ist ein Hörsturz?
Ein Hörsturz, auch als Ohrinfarkt oder Gehörsturz bezeichnet, ist definiert als ein plötzlicher, meist einseitiger Hörverlust. Fachleute bezeichnen plötzliche, meist einseitige Hörprobleme bis hin zum vollständigen Hörverlust als Hörsturz (auch Gehörsturz oder Ohrinfarkt). Betroffene beschreiben oft ein dumpfes Gefühl im Ohr, als ob Watte darin steckt. Typische Symptome sind:
- Plötzliche Hörminderung bis hin zur Taubheit
- Meist einseitige Hörprobleme, seltener sind beide Ohren betroffen
- Dumpfes Druckgefühl im Ohr
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Schwindel
- Fehlhörigkeit
- Geräuschüberempfindlichkeit
Der Hörverlust kann einzelne oder mehrere Frequenzen betreffen. Laut der Deutschen Tinnitus-Liga erleiden rund 150.000 Deutsche jährlich einen Gehörsturz, wobei die Ursache oft unbekannt ist (idiopathischer Hörsturz).
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für einen Hörsturz sind noch nicht vollständig geklärt. Forschende vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenwirken, welche die Durchblutung des Innenohres beeinträchtigen. Deshalb wird die Erkrankung auch als Innenohrinfarkt bezeichnet. Mögliche Risikofaktoren und Auslöser für Durchblutungsstörungen im Innenohr sind:
- Probleme mit der Wirbelsäule, besonders Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule
- Schädel- und Schleudertrauma
- Schwankungen des Blutdrucks
- Stress
- Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus
- Kleine Blutgerinnsel (Thromben)
- Arteriosklerose
- Konsum von Nikotin
- Virusinfektionen
- Chronische Entzündungen
- Autoimmunerkrankungen
- Verletzung des Ohrs
- Tumoren
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Starker Lärm
Diagnose und Behandlung
Ein HNO-Arzt kann feststellen, ob es sich bei der Schwerhörigkeit um einen Hörsturz handelt. Dazu gehört ein Anamnesegespräch und verschiedene Untersuchungen des Ohrs. Nicht jeder Hörsturz muss behandelt werden. In 50 bis 70 Prozent der Fälle verschwindet er innerhalb weniger Tage von selbst wieder. Eine rasche Behandlung ist jedoch wichtig, wenn sich die Beschwerden nicht bessern, ein ausgeprägter Hörverlust vorliegt, die Ohren vorgeschädigt sind oder Schwindel besteht.
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Zur Behandlung empfiehlt die offizielle Leitlinie Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Glukokortikoide (Kortison). Diese wirken gegen die Entzündung und Schwellung, die beim Hörsturz im Ohr auftreten können. Weitere Maßnahmen können Antibiotika, Virustatika oder Physiotherapie sein.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, was zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung und dem Absterben von Hirnzellen führt. Die meisten Schlaganfälle treten plötzlich auf. Symptome eines Schlaganfalls sind:
- Plötzliche Seh- und Sprachstörungen
- Heftiger Schwindel
- Kribbeln in Armen und Beinen
- Taube Finger oder Lippen
- Schluckbeschwerden
- Gesichtslähmungen
Es ist wichtig, die Symptome eines Schlaganfalls schnell zu erkennen und sofortige Hilfe zu alarmieren, da jede Minute zählt.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Schlaganfall wird durch eine Mangeldurchblutung des Gehirns verursacht. Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind:
- Alter
- Erhöhtes Schlaganfall-Risiko
- Vorerkrankungen
- Spezielle Risikofaktoren, denen in der Regel nur Frauen ausgesetzt sind.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose eines Schlaganfalls erfordert eine schnelle Reaktion und den Einsatz verschiedener Tests. Eine einfache Test-Methode ist der FAST-Test. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte „Stroke Units“.
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Die Verbindung zwischen Hörsturz und Schlaganfall
Es gibt Hinweise darauf, dass ein Hörsturz mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall verbunden sein könnte. Eine Studie aus Südkorea hat gezeigt, dass Menschen, die einen Hörsturz hatten, ein doppelt so hohes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Mediziner stellten jedem von 154 Patienten mit Hörverlust je vier Vergleichspersonen ohne Hörverlust gegenüber. Analysiert wurde das Auftreten von kardiozerebrovaskulären Erkrankungen in beiden Gruppen im Lauf einer elfjährigen Follow-up-Periode. Zerebrale Insulte ereigneten sich demnach in der Hörverlust-Gruppe doppelt so oft wie in der Vergleichsgruppe. Dies deutet darauf hin, dass ein Hörsturz ein Warnsignal für eine zugrunde liegende vaskuläre Problematik sein könnte, die auch das Gehirn betrifft.
Eine neue Veröffentlichung von Lin et al. fand beispielsweise in einer Kohorte von 1 423 Hörsturzpatienten ein im Vergleich zu einer Kontrollgruppe 1,64-fach erhöhtes Risiko, in den nächsten fünf Jahren einen Schlaganfall zu erleiden. Daraus sollte man ableiten, dass Hörsturzpatienten internistisch und neurologisch abzuklären sind, um vorliegende vaskuläre Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls behandeln zu können.
Mögliche Erklärungen
Die genaue Ursache für diese Verbindung ist noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Theorien:
- Durchblutungsstörungen: Sowohl ein Hörsturz als auch ein Schlaganfall können durch Durchblutungsstörungen verursacht werden. Eine Störung der Mikrozirkulation im Innenohr könnte auch auf eine allgemeine Anfälligkeit für vaskuläre Probleme hinweisen.
- Gemeinsame Risikofaktoren: Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen können sowohl das Risiko für einen Hörsturz als auch für einen Schlaganfall erhöhen.
- Entzündliche Prozesse: Entzündungen im Körper könnten eine Rolle bei beiden Erkrankungen spielen.
Empfehlungen
Angesichts der potenziellen Verbindung zwischen Hörsturz und Schlaganfall ist es wichtig, dass Menschen, die einen Hörsturz erleiden, aufmerksam sind und geeignete Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört:
- Ärztliche Untersuchung: Nach einem Hörsturz sollte eine gründliche ärztliche Untersuchung erfolgen, um mögliche Ursachen und Risikofaktoren abzuklären.
- Überwachung: Patienten nach plötzlichem sensorineuralen Hörverlust sollten auf Zeichen von kardiozerebrovaskulären Erkrankungen und speziell auf Störungen der Hirndurchblutung hin überwacht werden.
- Lebensstiländerungen: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und dem Verzicht auf Rauchen kann dazu beitragen, das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.
- Stressmanagement: Da Stress ein möglicher Auslöser für einen Hörsturz sein kann, sollten Betroffene Stress vermeiden und auf Ruhe und Entspannung achten.
- Regelmäßige Hörtests: Um eine potenzielle Schwerhörigkeit möglichst schnell zu erkennen, sollten Sie regelmäßig einen Hörtest bei einem Hörakustiker oder einem HNO-Arzt machen lassen.
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