In der heutigen, schnelllebigen Welt, in der ständiger Leistungsdruck herrscht, kann es leicht passieren, dass Körper und Geist überlastet werden. Ein Nervenzusammenbruch, umgangssprachlich für eine akute Belastungsreaktion, signalisiert, dass die Belastungsgrenze erreicht ist. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über das Erkennen, Behandeln und Vorbeugen eines Nervenzusammenbruchs.
Was ist ein Nervenzusammenbruch?
Der Begriff "Nervenzusammenbruch" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der eine psychisch extrem belastende Situation beschreibt. In der Fachsprache wird dies als akute Belastungsreaktion (ABR) bezeichnet. Es handelt sich um eine vorübergehende, extreme Reaktion auf ein belastendes oder traumatisches Ereignis. Diese Reaktion tritt meist unmittelbar nach dem Auslöser auf und kann von wenigen Minuten bis zu mehreren Tagen andauern.
Anzeichen und Symptome eines Nervenzusammenbruchs
Ein Nervenzusammenbruch kann sich auf vielfältige Weise äußern, wobei die Symptome von Person zu Person unterschiedlich sein können. Typische Anzeichen sind:
- Psychische Symptome:
- Starkes Weinen und Zittern
- Abwesenheit und Teilnahmslosigkeit
- Immense negative Gefühle und Gedanken
- Pessimistische Gedanken
- Gefühle des Kontrollverlusts, der Wut und starker Hilflosigkeit
- Starke Stimmungsschwankungen (Trauer, Wut, Aggression, Panik, Angst)
- Erinnerungslücken (dissoziative oder psychogene Amnesie)
- Gefühl der Hilflosigkeit und Leere
- Desorientierung, Benommenheit und veränderter Realitätssinn (Derealisation)
- Innere Unruhe und Rastlosigkeit
- Übertriebene Wachsamkeit
- Konzentrationsstörungen und verminderte Leistungsfähigkeit
- Flashbacks (plötzlich auftretende Erinnerungen)
- Albträume
- Sprachloses Entsetzen
- Körperliche Symptome:
- Herzrasen
- Zittern
- Schwitzen
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Nervosität und Unruhe
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Muskelverspannungen
- Verdauungsstörungen
- Schlafprobleme
- Atembeschwerden
- Kloßgefühl im Hals
Ursachen und Risikofaktoren für einen Nervenzusammenbruch
Ein Nervenzusammenbruch wird durch eine für die Betroffenen sehr schwere Belastung ausgelöst. Dabei kann es sich um ein einmaliges oder länger andauerndes Erlebnis handeln. Mögliche Auslöser sind:
- Traumatische Ereignisse:
- Schicksalsschläge wie der Tod einer nahestehenden Person
- Schwere Unfälle
- Gewalterfahrungen, etwa sexueller Missbrauch
- Die Diagnose einer schweren Erkrankung
- Naturkatastrophen
- Krieg
- Flucht
- Belastende Lebensumstände:
- Finanzielle Probleme, Schulden
- Plötzliche Veränderungen im Leben, etwa ausgelöst durch eine Trennung oder einen Umzug
- Chronischer Stress im Privat- oder Berufsleben
- Beruflicher Druck (hohe Arbeitsbelastung, Mobbing, fehlende Anerkennung)
- Konflikte im privaten oder beruflichen Umfeld
- Mehrfachbelastungen durch Familie und Beruf bei gleichzeitig fehlender Erholung
- Ständiger Termindruck und das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen
- Eigene Ansprüche, Sorgen und Ängste
- Fehlende soziale Unterstützung (Einsamkeit)
- Körperliche Faktoren:
- Schlafmangel
- Schlechte Ernährung
- Fehlende Erholung
- Körperliche Erschöpfung
Jeder Mensch kann traumatische Erfahrungen machen und in der Folge einen Nervenzusammenbruch erleiden. Einige Personen haben jedoch berufsbedingt ein höheres Risiko für belastende Ereignisse, wie beispielsweise Rettungskräfte, Soldatinnen oder Polizistinnen. Zudem neigen Menschen mit psychischen Vorerkrankungen eher zu akuten Belastungsreaktionen.
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Was tun bei einem Nervenzusammenbruch?
Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, einen Nervenzusammenbruch erleidet, ist es wichtig, schnell und angemessen zu handeln. Hier sind einige Sofortmaßnahmen:
- Sicherheit gewährleisten: Bringen Sie die betroffene Person an einen sicheren und ruhigen Ort, fernab von Stressfaktoren.
- Unterstützung anbieten: Bleiben Sie bei der Person, zeigen Sie Verständnis und hören Sie zu. Vermeiden Sie Vorwürfe oder Schuldzuweisungen.
- Professionelle Hilfe suchen: Kontaktieren Sie einen Arzt, Psychologen oder Psychiater. Bei akuter Suizidgefahr rufen Sie den Notruf (112).
- Krisenintervention: Angehörige, die sich der Situation nicht gewachsen fühlen und merken, dass der*die Betroffene sich auch nach mehreren Stunden nicht beruhigt, können eine Krisenintervention in die Wege leiten. Eine Krisenintervention ist eine kurzfristige, psychologische Unterstützung, die Menschen in akuten seelischen Notlagen hilft. Ziel ist es, die erste emotionale Belastung abzufangen, Stabilität zu schaffen und gemeinsam erste Lösungsansätze zu entwickeln.
- Beruhigungstechniken anwenden: Helfen Sie der Person, sich zu beruhigen, indem Sie Atemübungen anleiten oder andere Entspannungstechniken anwenden.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können kurzzeitig Psychopharmaka verabreicht werden, etwa, um starke Angstzustände zu lösen. Dazu zählen Medikamente, die beruhigend wirken, wie Benzodiazepine und Z-Substanzen.
Was können Angehörige tun?
Während eines akuten Zusammenbruchs ist es wichtig, dass Betroffene möglichst nicht allein sind, da im schlimmsten Fall Suizidgefahr besteht. Angehörige, die den Nervenzusammenbruch miterleben, sollten bei der betroffenen Person bleiben, Verständnis zeigen und zuhören.
Was kann man selbst tun?
Bei einer akuten Belastungsreaktion verlieren Betroffene die Kontrolle über ihr Denken, Fühlen und Handeln. Das kann sehr beängstigend sein. Umso wichtiger ist es, schrittweise wieder die Beherrschung zurückzugewinnen. Folgende Tipps können dabei helfen:
- Gefühle annehmen: Angst, Verzweiflung, Wut und auch körperliche Beschwerden sind verständliche Reaktionen auf eine traumatische Erfahrung.
- Entspannungs- und Atemübungen: Einigen Personen hilft es, die Atemfrequenz bewusst zu senken und langsam und tief ein- und auszuatmen. Weitere beruhigende Maßnahmen können leichte Dehnübungen oder Meditation sein.
- Um Hilfe bitten: Auch, wenn dies mitunter Überwindung kostet - bereits die Anwesenheit vertrauter Angehöriger kann eine beruhigende Wirkung haben.
- Dem Alltag nachgehen: Ob duschen, anziehen, das Bett machen oder regelmäßig essen - Normale Aktivitäten wie diese können Betroffene ablenken und ihnen ein Stück weit Kontrolle zurückgeben.
- Auf Rauschmittel verzichten: Alkohol oder Drogen mögen auf den ersten Blick verlockend sein, um mit der belastenden Situation klarzukommen.
Langfristige Behandlung und Therapie
Im Anschluss an die Erstversorgung kann es sinnvoll sein, eine Therapie einzuleiten - auch, wenn die akute Belastungsreaktion bereits abgeklungen ist. Denn wenn belastende Lebensereignisse nicht aufgearbeitet werden, können sich auf lange Sicht eine posttraumatische Belastungsstörung oder Depressionen entwickeln. Professionelle Hilfe sollten sich Betroffene suchen, wenn:
- Auch nach dem Nervenzusammenbruch noch Flashbacks und Albträume auftreten
- Starke Ängste bestehen, die zu einem Leidensdruck führen
- Das Trauma zu einem Vermeidungsverhalten führt
- Als Reaktion auf das traumatische Erlebnis auf Suchtmittel wie Drogen oder Alkohol zurückgegriffen wird
Es gibt verschiedene Therapieansätze, die bei der Behandlung eines Nervenzusammenbruchs eingesetzt werden können:
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- Psychotherapie: Verschiedene psychologische Therapien wie Verhaltenstherapie, Psychoedukation, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) und Hypnose können helfen, das Trauma zu verarbeiten und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.
- Medikamentöse Behandlung: Bei Bedarf können Medikamente wie Antidepressiva oder angstlösende Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
Die Libermenta Privatkliniken bieten ein umfassendes Betreuungsangebot im stationären sowie tagesklinischen Bereich der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Hier finden Betroffene einen sicheren Ort, fernab vom Alltagsstress, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. In Einzel- und Gruppentherapiesettings können diverse Behandlungsangebote genutzt werden, von klassischer Psychotherapie über Bewegungsangebote bis hin zu alternativen Therapieformen.
Vorbeugung eines Nervenzusammenbruchs
Einem Nervenzusammenbruch lässt sich kaum vermeiden, da traumatische oder belastende Ereignisse jeden Menschen treffen können. Dennoch gibt es Maßnahmen, um die eigene seelische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, zu stärken.
- Stressbewältigung: Erlernen und Anwenden von Stressbewältigungsstrategien wie Entspannungsübungen, Meditation oder Yoga.
- Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind die drei Säulen, die die Widerstandsfähigkeit gegen Stress unterstützen.
- Soziale Kontakte pflegen: Ein gutes Unterstützernetzwerk aus engen Freund*innen, Familie oder auch Selbsthilfegruppen bietet Rückhalt in schwierigen Zeiten.
- Frühzeitige Hilfe suchen: Nehmen Sie frühzeitig psychologische Hilfe in Anspruch, wenn Sie merken, dass die mentale Belastung zunimmt.
- "Nein" sagen lernen: Nicht jede zusätzliche Aufgabe muss übernommen werden. Vor allem dann nicht, wenn sie unnötigen Druck erzeugt.
- Selbstfürsorge: Regelmäßige Pausen und echte Erholungszeiten sind keine Schwäche, sondern Voraussetzung für ein gesundes und ausgeglichenes Leben.
Diagnose eines Nervenzusammenbruchs
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. Von hier aus erfolgt eine Überweisung an psychiatrische oder psychotherapeutische Praxis. Eine ABR äußert sich durch eine Reihe verschiedener Symptome, die auch auf andere psychische Störungen hindeuten können. Eine trennscharfe Diagnose ist daher oft schwierig zu stellen. Entsprechend wichtig ist es, andere Krankheitsbilder auszuschließen.
Zur Diagnosestellung wird die betroffene Person zunächst gebeten, ihre Situation zu schildern. Dieder ÄrztinArzt wird psychische und körperliche Symptome erfragen und klären, ob und welche Vorerkrankungen bestehen. Auch die Einnahme von Medikamenten ist von Interesse. Um körperliche Ursachen auszuschließen, folgen unter Umständen diverse Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung oder ein Elektrokardiogramm (EKG).
Die Diagnose einer akuten Belastungsreaktion wird gestellt, wenn Betroffene direkt oder indirekt einem traumatischen Ereignis ausgesetzt waren, mindestens neun typische Symptome aufweisen und einen starken seelischen Leidensdruck verspüren. Wichtig ist dabei, dass die Beschwerden noch nicht länger als einen Monat anhalten.
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