Alkoholismus, definiert als chronisch erhöhter Alkoholkonsum, zieht eine Vielzahl negativer Konsequenzen nach sich, die sowohl den Körper als auch die Psyche und das soziale Leben beeinträchtigen. Die Auswirkungen können von Person zu Person variieren, doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass es keine risikofreie Menge Alkohol gibt, da Alkohol eine toxische und psychoaktive Substanz ist, die das Gehirn schädigt und eine Suchterkrankung auslösen kann.
Alkoholismus-Folgen: Mehr als nur Leber und Gehirn
Die meisten Menschen sind sich bewusst, dass Alkohol in erster Linie Leber und Gehirn schädigt. Die Folgen des Alkoholismus können jedoch weitaus mehr Organe betreffen, darunter Lunge, Herz, Verdauungsorgane und die Haut. Häufig treten mehrere Begleit- und Folgeerkrankungen gleichzeitig auf (Multimorbiditäten).
Die Leber: Das am stärksten betroffene Organ
Als Entgiftungsorgan ist die Leber von einer Alkoholabhängigkeit am meisten betroffen. Der Alkoholabbau erfolgt hauptsächlich über die Leberzellen. Nach einem Alkoholexzess arbeitet die Leber auf Hochtouren und wandelt den Alkohol in Acetaldehyd um, das in großen Mengen die Zellfunktion der Leber schädigt. Zudem wird der Fettsäureabbau eingeschränkt und die Neusynthese von Fettsäuren begünstigt, was zur Fettleber führt.
Alkohol als Nervengift: Auswirkungen auf das Gehirn
Alkohol ist ein Zell- und Nervengift, das über kurz oder lang auch die Gehirnzellen schädigt und umstrukturiert. Dies kann zu Aufmerksamkeitsdefiziten, Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten und einer Verringerung des Urteilsvermögens führen.
Das Korsakow-Syndrom: Eine schwere alkoholinduzierte Gedächtnisstörung
Eine besonders starke Ausprägung der alkoholinduzierten Gedächtnisstörung ist das Korsakow-Syndrom, das durch einen Vitamin-B1-Mangel nach langjährigem Alkoholmissbrauch entsteht. In einigen Fällen entwickelt sich das Korsakow-Syndrom nach einer unbehandelten Wernicke-Enzephalopathie, die zu massiven Schäden im Gehirn führt und einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen kann (Wernicke-Korsakow-Syndrom).
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Das Korsakow-Syndrom (auch Morbus Korsakow) ist eine Hirnschädigung, die durch einen Vitamin-B1-Mangel (Thiaminmangel) entsteht. Dieser Mangel ist typischerweise Folge eines langjährigen, exzessiven Alkoholkonsums. Teilweise sterben ganze Hirnregionen ab. Betroffenen fehlt die Erinnerung an viele Ereignisse aus der Vergangenheit, und sie können sich keine neuen Informationen merken. Daher wird die Erkrankung auch als amnestisches Syndrom bezeichnet.
Symptome der Hirnschädigung beim Korsakow-Syndrom:
- Gedächtnisstörungen und Merkfähigkeit: Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen. Es kann zu anterograder Amnesie (schlechte Aufnahme neuer Informationen) und/oder retrograder Amnesie (Verlust von Erinnerungen vor der Hirnschädigung) kommen.
- Konfabulationen: Betroffene füllen Gedächtnislücken mit Fantasieprodukten, ohne sich dessen bewusst zu sein.
- Orientierungsstörungen: Störungen der Orientierung und Vergesslichkeit sind typisch.
In den meisten Fällen verläuft das Korsakow-Syndrom chronisch, wobei die Symptome dauerhaft bestehen bleiben. Verbesserungen können nur bedingt erzielt werden, und viele Betroffene sind auf Betreuung angewiesen.
Vorzeitiges Altern des Gehirns durch Alkoholkonsum
Schon eine Flasche Bier am Tag kann bei regelmäßigem Konsum über einen längeren Zeitraum dazu führen, dass die graue und weiße Substanz im Gehirn schrumpfen. Die graue Substanz (Großhirnrinde) beherbergt die Nervenzellkörper, während die weiße Substanz (Zellfortsätze) die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ermöglicht. Beide Substanzen sind essenziell für die Hirnfunktionen.
Je mehr Alkohol konsumiert wird, desto schneller schrumpft das Gehirn. So entsprechen die Veränderungen im Gehirn einer Alterung von zwei Jahren, wenn eine 50-jährige Person ihren täglichen Alkoholkonsum von einem kleinen Glas Bier auf eine Flasche Bier erhöht.
Die Folgen der Hirnalterung machen sich vor allem durch ein geschwächtes Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeitsdefizite, Orientierungsprobleme und eine verlangsamte Informationsverarbeitung bemerkbar.
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Erhöhtes Demenzrisiko durch Alkoholkonsum
Regelmäßiger Konsum hoher Alkoholmengen kann im Gehirn Veränderungen verursachen, die das Risiko einer Demenzerkrankung stark erhöhen. Personen ab 45 Jahren, die mehr als 24 Gramm reinen Alkohol (ca. 250 ml Wein) am Tag trinken, sind besonders gefährdet.
Weitere körperliche und psychische Folgen des Alkoholismus
Neben den Auswirkungen auf Leber und Gehirn kann Alkoholismus eine Vielzahl weiterer körperlicher und psychischer Probleme verursachen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Vorhofflimmern und Herzschwäche durch Blutdruckerhöhung und Gefäßschädigungen.
- Verdauungsprobleme: Speiseröhrenentzündungen, Speiseröhrengeschwüre, Sodbrennen, Magenschleimhautentzündungen und Entzündungen der Schleimhaut des Zwölffingerdarms. Erhöhtes Risiko für Speiseröhren- oder Magenkrebs.
- Geschwächtes Immunsystem: Begünstigung von Infektionen der Atemwege, wie Bronchitis und Lungenentzündung.
- Krebserkrankungen: Erhöhtes Risiko für Mund-, Rachen-, Speiseröhrenkrebs und bei Frauen Brustkrebs.
- Psychische Störungen: Angststörungen, Depressionen, Psychosen.
- Alkoholpsychosen: Alkoholparanoia oder Alkoholhalluzinose bei sinkendem Alkoholspiegel im Blut.
Soziale Folgen des Alkoholismus
Die Alkoholkrankheit kann die Persönlichkeit verändern und im schlimmsten Fall zum sozialen Abstieg führen. Das Verlangen nach Alkohol dominiert zunehmend das Leben, während Familie, Freunde und Beruf unwichtiger werden. Zu den sozialen Folgen gehören auch ein erhöhtes Risiko für Kriminalität und der Verlust des Arbeitsplatzes.
Fetales Alkoholsyndrom (FAS)
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) oder auch Alkoholembryopathie (AE) ist eine Alkoholsucht-Folge, die das ungeborene Kind betrifft. Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft kann zu vorgeburtlichen Kindsschädigungen führen. Die Defekte und Defizite sind umso gravierender, je früher der Alkoholkonsum stattgefunden hat.
Regeneration nach Alkoholkonsum
Die Regenerationsfähigkeit des menschlichen Körpers ist enorm. Die meisten Organe können sich auch nach längerem Alkoholkonsum wieder erholen. Immunsystem, Haut und Blutdruck erholen sich innerhalb weniger Wochen, Magen und Gehirn meist nach 1 bis 2 Monaten. Die Leber benötigt rund 6 Wochen zur Stabilisierung, sofern noch keine Leberzirrhose vorliegt.
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Prävention und Behandlung von Alkoholismus
Um den negativen Auswirkungen von Alkohol vorzubeugen, ist es ratsam, auf regelmäßigen, übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten. Wer das Gefühl hat, alkoholabhängig zu sein, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Suchtkliniken bieten Unterstützung auf dem Weg aus der Sucht.
Was Drogen mit dem Gehirn anstellen
Drogen, einschließlich Alkohol, stören die Balance der Neurotransmitter im Gehirn und verändern die Gehirnmasse. Alkohol hemmt bestimmte Glutamatrezeptoren, während Substanzen wie Kokain sie blockieren. Der Abhängige nutzt diesen Mechanismus, um seine Stimmung zu modellieren, wobei die Droge die Grundstimmung verstärkt.
Die Bedeutung der Balance im Leben
Um vor einem Missbrauch von Suchtmitteln gefeit zu sein, ist es wichtig, eine Balance zwischen Beruf, Familie/Partnerschaft, Gesundheit, sozialen Kontakten, Individualität/Hobbys und Glaube/Spiritualität zu finden. Je ausgeglichener diese Bereiche sind, desto sicherer ist man vor einer Sucht.
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