Meningokokken-Erkrankungen sind selten, können aber innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verlaufen. Sie werden durch Bakterien der Art Neisseria meningitidis verursacht, von denen es verschiedene Untergruppen (Serogruppen) gibt. Für den Menschen sind insbesondere die Serogruppen A, B, C, W, X und Y von Bedeutung. Eine Impfung bietet den besten Schutz vor diesen schweren Erkrankungen.
Was sind Meningokokken und wie steckt man sich an?
Meningokokken sind Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln können. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion, beispielsweise durch Husten, Niesen oder Sprechen. Da Meningokokken außerhalb des Körpers rasch absterben, ist für eine Ansteckung ein enger Kontakt erforderlich, etwa über Speichel oder Nasensekret. Etwa jeder 10. Mensch trägt Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum, ohne zu erkranken.
Krankheitsverlauf und Symptome
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es in der Regel 3 bis 4 Tage, kann aber auch zwischen 2 und 10 Tagen liegen. Zunächst treten grippeähnliche Symptome auf. In der Folge kommt es plötzlich zu Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl. Bei einem großen Teil der Erkrankten treten zusätzlich Hautveränderungen auf. Bei einer Meningitis kommen unter anderem Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis kann sich durch Blutdruckabfall bemerkbar machen und bis zum Organversagen fortschreiten.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome häufig schwieriger zu deuten. Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung können bei Kindern Fieber, schrilles Schreien, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit sein.
Da Meningokokken-Erkrankungen innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verlaufen können, ist bei entsprechenden Symptomen sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
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Wer ist besonders gefährdet?
Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten sind Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr betroffen, aber auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren.
Welche Erkrankungen können durch Meningokokken ausgelöst werden?
Eine Ansteckung kann vor allem zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf.
Folgen einer Meningokokken-Erkrankung
Eine Meningokokken-Meningitis führt bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen zu Komplikationen wie Krampfanfällen oder Taubheit und bei Kindern auch zu Entwicklungsstörungen. Etwa einer von 100 der Erkrankten verstirbt. Bei einer Sepsis kann es zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen kommen, so dass eine Amputation nötig werden kann. Rund 13 Prozent der Erkrankten mit septischem Verlauf versterben. Bei einer schweren Form des septischen Schocks, dem sogenannten Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, verstirbt rund ein Drittel der Betroffenen. Bis zu 30 Prozent der Betroffenen haben mit gravierenden Spätfolgen zu kämpfen. Dazu zählen z. B..
Behandlung von Meningokokken-Erkrankungen
Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen. Meningokokken-Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt.
Impfung gegen Meningokokken: Schutz vor schweren Verläufen
Aufgrund der Schwere von Meningokokken-Erkrankungen, der häufigen Komplikationen und der hohen Sterblichkeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) verschiedene Impfungen gegen Meningokokken. Für den bestmöglichen Schutz vor Meningokokken-Erkrankungen gibt es unterschiedliche Impfungen.
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Empfehlungen der STIKO
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt folgende Impfungen:
- Meningokokken B: Allen Säuglingen ab dem Alter von 2 Monaten wird die Impfung gegen Meningokokken B empfohlen. Versäumte Impfungen gegen Meningokokken B sollen bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden.
- Meningokokken C: Allen Kindern wird zu Beginn des 2. Lebensjahres die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C (MenC) empfohlen. Nachholimpfungen gegen Meningokokken C sollen bis zum 18. Geburtstag durchgeführt werden.
- Meningokokken ACWY: Bei erhöhtem Risiko wird für alle Altersgruppen die Impfung mit Meningokokken-ACWY-Impfstoff empfohlen, ebenso die Impfung gegen Meningokokken B, wenn diese im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist.
Hinweis: Hierzu berät Sie Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt.
Impfschemata für Meningokokken B
- Säuglinge im Alter von 2 bis 5 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Monaten. Alternativ kann auch mit dem Schema 3+1 geimpft werden.
- Säuglinge im Alter zwischen 6 und 11 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Monaten.
- Kinder im Alter zwischen 12 und 23 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Dosen Meningokokken-B-Impfstoff in einem Mindestabstand von zwei Monaten.
- Kinder ab zwei Jahren, Jugendliche und Erwachsene: Meningokokken-B-Impfung durch zwei Impfstoffgaben im Abstand von mindestens einem Monat.
Eine Änderung des Impfschemas für Frühgeborene ist nicht notwendig. Die Impfung gegen Meningokokken B soll an einem Termin mit den anderen von der STIKO empfohlenen Impfungen erfolgen. Zur Vermeidung von Fieber oder Schmerzen nach der Impfung wird eine vorbeugende Gabe von Paracetamol empfohlen, die zeitgleich mit der Impfung gegen Meningokokken B oder kurz danach begonnen werden sollte.
Impfung gegen Meningokokken C
Allen Kindern wird zu Beginn des 2. Lebensjahres zudem eine einmalige Impfung gegen Meningokokken C empfohlen. Versäumte Impfungen gegen Meningokokken C sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Impfung gegen Meningokokken ACWY
Personen aller Altersgruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung besteht, wird die Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y empfohlen. Außerdem sollten sie gegen Meningokokken B geimpft werden, wenn dies im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist. Zu den Risikogruppen zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal.
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Ungeimpfte Haushaltsmitglieder von Erkrankten sowie Personen mit engem haushaltsähnlichem Kontakt sollten sich (zusätzlich zur Gabe von Antibiotika) so bald wie möglich impfen lassen, falls die Infektion beim Erkrankten durch Meningokokken A, C, W, Y oder B verursacht wurde.
Bei gehäuftem Auftreten von Meningokokken-Erkrankungen oder Ausbrüchen können von den Gesundheitsbehörden Impfungen für Personen im Umfeld empfohlen werden.
Darüber hinaus können Impfungen gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B als Reiseimpfungen sinnvoll sein.
Wichtig: Wer bei Einreise einen Impfnachweis gegen Meningokokken ACWY benötigt, sollte darauf achten, dass diese Impfung im Impfpass in englischer Sprache vermerkt wird („conjugate vaccine“).
Bei Reisen nach Saudi-Arabien und in einzelne Länder im „Meningitisgürtel“ besteht eine Nachweispflicht über die Impfung gegen Meningokokken. Als Reiseimpfung wird in der Regel der Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff verwendet. Auch die Impfung gegen Meningokokken B kann - nicht nur als Standardimpfung für Säuglinge und Kleinkinder - zusätzlich als Impfung speziell für Reisende erforderlich sein.
Wenn Freunde/ Verwandte in Ländern mit epidemischen Vorkommen besucht werden (z. B. engem Kontakt mit der lokalen Bevölkerung (z. B. Besuch von Verwandten oder Freunden, Besuch von Kindergärten, Schulen; Teilnahme an Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern wie z. B. „Meningitisgürtel“ beobachtet werden. Zum Meningitisgürtel zählen insgesamt 26 Länder (bzw. Teile davon) der Sahelzone in Afrika z. B. Ebenfalls wissenswert: Generell schwankt das Infektionsrisiko regional und zeitlich.
Meningokokken-Impfstoffe: Arten und Zulassungen
Erste Impfstoffe gegen Meningokokken wurden in den 1940er Jahren (Ganzkeimvakzinen) entwickelt, fanden aber wenig Beachtung. Nachdem in den 1960er Jahren erste Sulfonamid-resistente Meningokokken auftraten, fand die Impfstoffentwicklung neues Interesse. Zwischenzeitlich hatte man die Kapselpolysaccharide als einen wesentlichen Virulenzfaktor der Meningokokken identifiziert und konnte Polysaccharidimpfstoffe bestehend aus den Serogruppen A und C, später auch W und Y, entwickeln.
Während das Polysaccharid der Gruppe A schon im Säuglingsalter immunogenen Charakter aufweist, findet eine nennenswerte Antikörperbildung gegen Gruppe C erst ab dem Alter von 18 Monaten statt.
In Deutschland sind Meningokokken-Gruppe-C-Konjugatimpfstoffe unter Verwendung des avirulenten Diphtherietoxoids CRM197 bzw. Tetanustoxoid als Trägerprotein verfügbar. Das Kapselpolysaccharid der Serogruppe B ist nicht ausreichend immunogen, was die Entwicklung einer B-Meningokokken-Konjugatvakzine verhindert hat.
In Deutschland ist der Protein-basiertee Vierkomponenten-Impfstoff 4CMenB ab 2 Monaten zugelassen und der Bivalente fHbp Impfstoff ist ab 10 Jahren zugelassen.
- Meningokokken Gruppe C Konjugatimpfstoffe: In Deutschland verfügbare MenC-Konjugatimpfstoffe sind für Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten zugelassen. Empfohlen ist die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C mit 1 Impfstoffdosis für alle Kinder im Alter von 12 Monaten. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
- Meningokokken Gruppe A,C,W,Y-Konjugatimpfstoffe: Die ACWY-Impfstoffe sind in Deutschland, je nach Hersteller, ab dem Alter von ≥6 Wochen, bzw. ab dem Alter von ≥12 Monaten, bzw. ab dem Alter von ≥2 Jahren zugelassen. Impfschemata je nach Fachinformation.
Seit 2010 steht für Personen ab dem Alter von 11 Jahren (aktuell: ab Alter 2 Jahre) ein quadrivalenter Meningokokken-Konjugatimpfstoff (A, C, W und Y) zur Verfügung, seit 2012 ein weiterer bereits ab dem Alter von 6 Wochen und seit 2022 ein drittes Produkt ab dem Alter von 12 Monaten. Alle drei weisen im Vergleich zur nicht mehr verfügbaren Polysaccharid-Impfung eine bessere Immunogenität auf.
Wer sollte sich impfen lassen?
- Säuglinge und Kinder: Entsprechend den STIKO-Empfehlungen sollten alle Säuglinge gegen Meningokokken B und alle Kinder zu Beginn des 2. Lebensjahres gegen Meningokokken C geimpft werden.
- Personen mit erhöhtem Risiko: Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, Reisende in Endemiegebiete, enge Kontaktpersonen von Indexpatienten mit Meningokokken-Meningitis, gefährdetes Laborpersonal.
- Reisende: Für Reisen in bestimmte Regionen (z.B. Saudi-Arabien, "Meningitisgürtel" in Afrika) ist eine Impfung gegen Meningokokken ACWY vorgeschrieben.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Gegen Meningokokken werden Impfungen empfohlen, die Meningokokken-B-Impfung bis zum 5. Geburtstag, voll erstattet durch die Krankenkasse. Lass dich jetzt ärztlich zu allen STIKO empfohlenen Meningokokken-Impfungen beraten. Für welche Reiseimpfungen übernimmt deine Krankenkasse die Kosten?
Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen
Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Wie bei jeder Impfung können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die je nach verwendetem Impfstoff etwas verschieden und unterschiedlich häufig sind. Durch die Anregung der körpereigenen Abwehr können für kurze Zeit vorübergehende Impfreaktionen auftreten, die in der Regel nach wenigen Tagen ohne Folgen wieder abklingen. Dazu zählen Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie allgemeines Unwohlsein. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Beispielsweise kann es bei Säuglingen und jungen Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen, der in der Regel jedoch ohne Folgen bleibt. Auch allergische Reaktionen sind möglich.
Meningokokken Gruppe C Konjugatimpfstoffe: Lokale und systemische Nebenwirkungen sind ähnlich häufig wie nach anderen inaktivierten ("Tot-") Impfstoffen und meistens von geringer Schwere und kurzer Dauer. Die Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich. Nach mehr als 50 Millionen verkauften Impfstoffdosen in Großbritannien sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt geworden. Bei einer Zwischenanalyse von berichteten unerwünschten Ereignissen wurden Fieberkrämpfe mit 1 auf 60.000 und anaphylaktoide Reaktionen mit 1 auf 500.000 Impfdosen errechnet.
Insbesondere bei Koadministration wird eine gewichtsadaptierte prophylaktische Paracetamol-Gabe in der ersten 24 Std. empfohlen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Zur Einschätzung des Risikos einer Meningokokken-B-Impfung während der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden klinischen Daten vor. Die Impfung sollte laut Experten jedoch nicht vorenthalten werden, wenn ein deutliches Risiko einer Meningokokken-Infektion besteht. Während der Stillzeit sollten die Impfstoffe nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.
Fazit
Die Impfung gegen Meningokokken ist der wirksamste Schutz vor diesen schweren und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die STIKO empfiehlt die Impfung für Säuglinge, Kinder und bestimmte Risikogruppen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die für Sie oder Ihr Kind empfohlenen Impfungen.
Wichtige Hinweise für Reisende
Reiseimpfungen sollten idealerweise bis max. Vor einer Reise ist der Blick ins Impfbuch wichtig: Sind alle Standardimpfungen (und Booster!) vorhanden? Damit du bei deinen Vorbereitungen nichts vergisst: Hier haben wir Tipps aufgeführt, an die du denken solltest. Alle Angaben sind zur Information für Reisende gedacht. Die Empfehlungen sind auf die direkte Einreise aus Deutschland in ein Reiseland, insbesondere bei längeren Aufenthalten vor Ort, zugeschnitten. Alle Angaben sind stets auch abhängig von den individuellen Verhältnissen des Reisenden und erfordern ggf. Die medizinischen Hinweise sind trotz größtmöglicher Bemühungen immer nur ein Beratungsangebot. Informationen zu den Impfungen basieren auf den Empfehlungen zu Reiseimpfungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
Beachte daher die jeweils aktuellen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes und sprich mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt.
Zusätzliche Informationen
Bei Fragen rund um die Impfung wenden Sie sich am besten an Ihre Arztpraxis. Die Ärztin oder der Arzt wird Sie vor der Impfung über Nutzen und mögliche Risiken aufklären.
Eine fehlende Meningokokken-C-Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Für Personen mit besonderen Risiken gelten bzgl. Reiseimpfungen oft eigene Empfehlungen.
Letzte Aktualisierung: 01.01.2025
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