Meningokokken-Erkrankungen sind gefürchtet, aber glücklicherweise selten. Die Impfung bietet einen wirksamen Schutz, insbesondere für Risikogruppen und Reisende. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen über Meningokokken, die verschiedenen Impfstoffe und Impfempfehlungen für Erwachsene.
Was sind Meningokokken?
Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die sich im Nasen-Rachen-Raum ansiedeln können. Etwa 15 % der Bevölkerung tragen diese Bakterien, ohne zu erkranken. In manchen Fällen können sie jedoch über die Schleimhaut ins Blut gelangen und schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, z.B. beim Husten oder Niesen.
Meningokokken kommen weltweit vor und werden in verschiedene Serogruppen unterteilt. Die Serogruppen A, B, C, W und Y sind für die meisten Erkrankungen verantwortlich. In Österreich sind beispielsweise Meningokokken der Gruppe B am häufigsten. Klassische Hochrisikogebiete für die Gruppen A und W sind Afrika und der Nahe Osten.
Krankheitsverlauf und Symptome
Die Inkubationszeit beträgt meist weniger als vier Tage, kann aber bis zu zehn Tage dauern. Die Erkrankung kann sich innerhalb weniger Stunden von einem Zustand voller Gesundheit zu einem lebensbedrohlichen Zustand entwickeln.
Der Krankheitsverlauf beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen wie:
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- Fieber
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
Innerhalb kurzer Zeit kann sich daraus eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Sepsis entwickeln, manchmal auch in Kombination.
Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis):
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Lichtempfindlichkeit
- Getrübte Bewusstseinslage (Schläfrigkeit, Benommenheit)
- Nackensteifigkeit
- Erbrechen
- Krampfanfälle
Symptome einer Sepsis (Blutvergiftung):
- Fieber
- Starkes Krankheitsgefühl
- Beschleunigter Puls
- Kurzatmigkeit
- Verwirrtheit
- Flächenhafte Einblutungen der Haut
Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome untypisch sein, wie z.B.:
- Fieber
- Erbrechen
- Krämpfe
- Reizbarkeit oder Schläfrigkeit
- Aufschreien
- Vorgewölbte oder harte Fontanelle
Risikogruppen und Komplikationen
Obwohl Meningokokken-Erkrankungen selten sind, gibt es bestimmte Risikogruppen:
- Säuglinge und Kleinkinder
- Jugendliche (15-19 Jahre)
- Personen mit bestimmten Erkrankungen (z.B. Immundefekte, fehlende Milz)
- Enge Kontaktpersonen von Erkrankten
- Reisende in Risikogebiete
- Personal von Pädiatrien, Infektionsabteilungen und Intensivstationen
Meningokokken-Erkrankungen können schwerwiegende Komplikationen und Langzeitfolgen haben:
- Hirnnervenlähmungen
- Krampfanfälle
- Einschränkungen des Intellekts oder Lernschwierigkeiten
- Taubheit
- Gewebeschädigungen bis hin zum Verlust von Gliedmaßen
- Narbenbildungen
- Bleibende Schäden des Zentralnervensystems (Lähmungen, geistige Entwicklungsdefizite)
Die Sterblichkeitsrate liegt bei einer Meningokokken-Meningitis bei etwa 1 %, bei einer Sepsis bei etwa 13 % und bei einem septischen Schock bei etwa 33 %.
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Meningokokken-Impfstoffe: Schutz vor schweren Erkrankungen
Die Impfung gegen Meningokokken ist die wirksamste Maßnahme, um sich vor diesen schweren Erkrankungen zu schützen. Es gibt verschiedene Impfstoffe, die vor unterschiedlichen Serogruppen schützen:
- MenACWY-Impfstoffe: Schützen vor den Serogruppen A, C, W und Y. Beispiele sind MenQuadfi® und Menveo®.
- MenB-Impfstoffe: Schützen vor der Serogruppe B. Ein Beispiel ist Bexsero®.
- MenABCWY-Impfstoffe: Schützen vor den Serogruppen A, B, C, W und Y.
Die Impfstoffe sind inaktivierte Impfstoffe, die Antigene der jeweiligen Meningokokken-Stämme enthalten. Sie können als Konjugatimpfstoffe oder rekombinante Impfstoffe vorliegen. Konjugatimpfstoffe enthalten einen Teil der Bakterien, der keine Infektion verursacht, und einen bestimmten Teil von anderen Bakterien. Rekombinante Impfstoffe enthalten nur bestimmte Teile der Neisseria meningitidis-Bakterien.
Impfempfehlungen für Erwachsene
Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt bestimmte Meningokokken-Impfungen für Risikogruppen und Reisende. Auch in Österreich gibt es Empfehlungen, die sich an der epidemiologischen Situation orientieren.
Meningokokken-ACWY-Impfung:
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (z.B. fehlende Milz)
- Gefährdetes Laborpersonal
- Reisende in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen, insbesondere bei engem Kontakt zur Bevölkerung
- Pilgerreisen nach Mekka
- Mitarbeitende im Katastrophendienst
- Mitarbeitende in der Entwicklungshilfe und medizinisches Personal (je nach Gefährdung)
- Vor Langzeitaufenthalten, insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie für Personen in Studium oder Ausbildung, entsprechend den Empfehlungen der Zielländer.
Meningokokken-B-Impfung:
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (z.B. fehlende Milz)
- Gefährdetes Laborpersonal
- Mitarbeitende im Katastrophendienst (je nach Gefährdung)*Personal von Pädiatrien, Infektionsabteilungen und Intensivstationen
- Bei engem Kontakt zu Meningokokken-B-Erkrankten (z.B. Haushaltskontaktpersonen)
- Reisende in Risikogebiete
Der MenB-Impfstoff kann Menschen ab 10 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren und Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Meningokokken-Infektion aufgrund eines Meningokokken-Ausbruchs durch die Serogruppe B verabreicht werden. Auf Wunsch können den MenB-Impfstoff auch alle Personen zwischen 16 und 23 Jahren erhalten, auch wenn sie keine bestimmten Hochrisiko-Merkmale aufweisen und bei ihnen kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Das bevorzugte Alter für die Impfung beträgt 16 bis 18 Jahre.
Der MenABCWY-Impfstoff kann Patienten im Alter von 10 bis 25 Jahren verabreicht werden. Dieser Kombinationsimpfstoff ist eine Alternative zu den separaten MenACWY- und MenB-Impfstoffen.
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Es ist wichtig, sich individuell von einem Arzt beraten zu lassen, um die passende Impfung und das richtige Impfschema zu bestimmen.
Impfschemata und Dosierung
Die Anzahl der Dosen und der Abstand zwischen den Impfungen hängen vom Alter, dem verwendeten Impfstoff und den individuellen Risikofaktoren ab.
- MenACWY-Impfstoffe:
- Säuglinge zwischen 12 und 18 Monaten: 1 Dosis MenQuadfi® oder 2 Dosen Menveo® im Abstand von 2 Monaten.
- Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren: 1 Dosis MenQuadfi® oder Menveo®.
- MenB-Impfstoffe:
- Säuglinge mit 3 (2+1) Dosen Bexsero®: 2 Dosen im ersten Lebensjahr (Mindestabstand 2 Monate); 3. Dosis im zweiten Lebensjahr (mindestens 6 Monate nach der 2. Dosis).
- Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren: 2 Dosen Bexsero® im Abstand von mindestens 1 Monat.
- MenABCWY-Impfstoffe:
- Patienten im Alter von 10 bis 25 Jahren: Es wird eine Dosis verabreicht.
Nachholimpfungen sind möglich und sollten so bald wie möglich erfolgen.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie bei allen Impfungen können auch bei Meningokokken-Impfungen Nebenwirkungen auftreten. Diese sind in der Regel leicht und vorübergehend:
- Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen
- Reizbarkeit oder Schläfrigkeit (bei Säuglingen)
- Appetitlosigkeit (bei Säuglingen)
In seltenen Fällen können schwerere Nebenwirkungen auftreten.
Kontraindikationen:
- Schwere allergische Reaktion auf eine Komponente des Impfstoffs oder auf eine frühere Dosis
- Bekannte Latexallergie (bei MenB-Impfstoff)
- Akute, behandlungsbedürftige Erkrankung (Impfung sollte verschoben werden)
Schwangere Frauen sollten sich vor einer Meningokokken-Impfung von ihrem Arzt beraten lassen.
Kostenübernahme
In Deutschland werden die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Meningokokken-Impfungen von den Krankenkassen übernommen. Dies gilt insbesondere für die Meningokokken-B-Impfung im Säuglings- und Kleinkindalter sowie für bestimmte Risikogruppen. Auch in Österreich werden die Kosten für Impfungen gemäß den nationalen Empfehlungen teilweise übernommen.
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