Infiltrationsanästhesie: Betäubung von Nerven für Schmerzlinderung

Die Infiltrationsanästhesie ist eine gängige Methode zur lokalen Schmerzausschaltung, bei der ein Lokalanästhetikum direkt in das Gewebe des zu behandelnden Bereichs injiziert wird. Ziel ist es, die Schmerzempfindung in einem bestimmten Körperareal gezielt zu unterdrücken, ohne das Bewusstsein des Patienten zu beeinträchtigen.

Anwendungsbereiche der Infiltrationsanästhesie

Die Infiltrationsanästhesie findet in verschiedenen medizinischen Bereichen Anwendung, darunter:

  • Zahnheilkunde: Betäubung einzelner Zähne, des umgebenden Knochens und Weichgewebes, kleinerer Areale der Mundschleimhaut oder der Gesichtshaut.
  • Schmerztherapie: Injektion einer therapeutischen Substanz in die schmerzende Körperregion, z. B. bei Rückenschmerzen.
  • Chirurgie: Lokale Betäubung für kleinere operative Eingriffe.

Infiltrationsanästhesie in der Schmerztherapie

In der interventionellen Schmerztherapie wird die Infiltrationsanästhesie häufig zur Behandlung von Rückenschmerzen eingesetzt. Dabei werden entzündungshemmende Substanzen wie Kortison, betäubende Wirkstoffe wie Lidocain oder schmerzstillende Medikamente in die betroffene Region injiziert. Die Injektionen können an verschiedenen Stellen der Wirbelsäule erfolgen, z. B. an den Facettengelenken oder an den Nervenwurzeln.

Arten von Infiltrationen an der Wirbelsäule:

  • Facettengelenksinfiltration: Injektion eines Medikamentengemischs aus Kortison und Lokalanästhetikum direkt an die arthrotischen Facettengelenke, um Entzündungen und Schmerzen zu lindern.
  • Periradikuläre Infiltration: Injektion eines Medikaments in den Bereich der Wirbelsäule, wo die Nervenfasern in das Rückenmark ein- und austreten (Nervenwurzel), um Nervenschmerzen zu lindern, die durch Druck auf die Wurzel eines Spinalnervs ausgelöst werden.
  • Sakrale epidurale Überflutung: Injektion einer größeren Menge Medikamentengemischs über den Steißbeinkanal in den Epiduralraum, um mehrere Nervenwurzeln zu erreichen und Schmerzen bei Bandscheibenproblemen im unteren Wirbelsäulenbereich oder Spinalkanalstenosen zu lindern.
  • Infiltration des Iliosakralgelenks (ISG): Injektion eines lokalen Betäubungsmittels, evtl. auch als Gemisch mit einem Entzündungshemmer, in den betroffenen Gelenkspalt oder in den umgebenden Bandapparat, um Blockaden oder Entzündungen im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk zu lindern.
  • Diagnostische Infiltration: Injektion eines Betäubungsmittels an eine verdächtige Struktur, z. B. an ein Facettengelenk oder in den Kreuzbeinkanal, um die Schmerzquelle zu identifizieren.

Infiltrationsanästhesie in der Zahnheilkunde

In der Zahnheilkunde wird die Infiltrationsanästhesie häufig zur Betäubung einzelner Zähne oder kleinerer Bereiche der Mundschleimhaut eingesetzt. Dabei wird das Lokalanästhetikum mit einer Injektionskanüle unter die Schleimhaut oder in die Nähe der Wurzelspitze gespritzt. Das Medikament dringt in den Knochen und das umgebende Gewebe ein und betäubt die Nervenenden.

Alternativen zur Infiltrationsanästhesie in der Zahnheilkunde:

  • Oberflächenanästhesie: Betäubung der Schleimhaut durch Spüllösungen, Sprays oder Salben.
  • Leitungsanästhesie: Blockade der Reizweiterleitung im gesamten Ausbreitungsgebiet eines Nervs.
  • Intraligamentäre Anästhesie: Injektion des Lokalanästhetikums direkt in den Zahnhalteapparat.
  • Intraossäre Anästhesie: Injektion des Lokalanästhetikums zwischen den Zahnwurzeln direkt in den Knochen.
  • Analgosedierung: Schmerzausschaltung bei Bewusstsein durch Injektion in den Arm.
  • Vollnarkose: Vollständige Schmerzausschaltung und Bewusstseinsverlust.
  • Hypnose: Geistige Beeinflussung eines körperlichen Zustandes zur Schmerzlinderung.
  • Kälteanästhesie: Schmerzunempfindlichmachung durch Kälte.

Ablauf einer Infiltrationsanästhesie

  1. Anamnese und Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine gründliche körperliche Untersuchung durch, um die Schmerzursache zu lokalisieren.
  2. Bildgebung: Oft wird ein Röntgenbild oder eine CT-Aufnahme der betroffenen Region angefertigt.
  3. Lagerung des Patienten: Je nach geplanter Einstichstelle wird der Patient gelagert (z. B. auf dem Bauch bei einem Sakralblock oder sitzend mit vorgebeugtem Oberkörper bei Infiltrationen der Wirbelsäule weiter oben).
  4. Desinfektion: Die Einstichstelle wird desinfiziert.
  5. Injektion: Der Arzt führt die sehr dünne Hohlnadel ein und schiebt sie unter Röntgenkontrolle bis an die betreffende Stelle vor.
  6. Kontrastmittel: Meist wird durch die Nadel ein Kontrastmittel injiziert, um im Röntgenbild die korrekte Lage der Nadelspitze zu überprüfen.
  7. Injektion des Lokalanästhetikums: Das Lokalanästhetikum wird in das Gewebe injiziert.

Vorteile der Infiltrationsanästhesie

  • Gezielte Wirkung: Die Substanz wird zielgenau an den Ort verbracht, wo sie wirken soll.
  • Geringe Medikamentenmenge: Im Vergleich zu einer Therapie mit Tabletten kommt man mit viel geringeren Medikamentenmengen aus.

Risiken und Komplikationen

Die Infiltrationsanästhesie gilt allgemein als sicher und gut verträglich, birgt jedoch wie jede medizinische Intervention potenzielle Risiken und Komplikationen:

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  • Schmerzen: Je nach Schmerzempfindlichkeit wird der Einstich kaum oder als schmerzhaft empfunden.
  • Vorübergehende Reaktionen: Manchmal kommt es vorübergehend zu einem beschleunigten Herzschlag, Schwindel, Gesichtsrötung und Hitzegefühlen.
  • Infektionen: Wie bei jeder Injektion kann es auch bei der Infiltration zu einer Infektion kommen.
  • Übertritt des Medikaments in die Blutbahn: Trifft der Arzt ein Blutgefäß und bemerkt dies nicht, können die Substanzen in den Kreislauf gelangen. Dann folgen allgemeine Reaktionen wie ein Blutdruckabfall, Kopfschmerzen oder Herzrhythmusstörungen. Sehr selten kann es zu schweren Krampfanfällen kommen.
  • Hämatom: Manchmal werden bei der Infiltration Blutgefäße verletzt und es kommt zu einem Bluterguss (Hämatom).
  • Verletzung von Nerven oder Rückenmark: Weitere sehr seltene Komplikation der Infiltrationstherapie ist die Verletzung der anvisierten Strukturen.
  • Anaphylaktischer Schock: Wird eine Substanz gespritzt, auf die der Patient allergisch ist, kann es zu einer allergischen Reaktion mit Juckreiz und Übelkeit bis hin zum Schock kommen.

Verhalten nach der Behandlung

  • Fahrtüchtigkeit: Ein Fahrzeug lenken ist nach einer Infiltration tabu, weil durch die Injektion die Fahrtüchtigkeit einige Stunden lang eingeschränkt ist.
  • Körperliche Hygiene: Duschen, Baden sowie Sauna- und Schwimmbadbesuche sollten am Behandlungstag vermieden werden, um keine Infektion an der Einstichstelle zu riskieren.
  • Beobachtung bei Kindern: Wenn ein Kleinkind eine Betäubung bekommen hat, sollte es während des Abklingens der Wirkung genau beobachtet werden, da es wegen der Gefühllosigkeit zu Verletzungen der Lippe, Wangen und der Zunge kommen kann.
  • Essen und Trinken: Erst wenn das Betäubungsgefühl vollständig verschwunden ist, sollte man essen und trinken, da man sich sonst auf die betäubten Stellen beißen und verletzen könnte.

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