Ingmar Hoerr: Gesundheitlicher Zustand, Unternehmertum und Visionen eines Biotech-Pioniers

Dr. Ingmar Hoerr, ein Biologe, der an der Universität Tübingen promovierte, hat mit seiner Arbeit im Bereich der mRNA-Technologie Pionierarbeit geleistet. Er gründete im Jahr 2000 das Biotech-Unternehmen CureVac AG in Tübingen, das heute rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Seit Juni 2018 ist Hoerr Aufsichtsratsvorsitzender von CureVac. Ende Oktober wurde ihm von der Universität Tübingen die Ehrensenatorenwürde verliehen.

Studium und frühe Inspiration

Ingmar Hoerr begann 1990 sein Biologiestudium in Tübingen. Er erinnert sich an eine Zeit, in der viele seiner Kommilitonen sich stark für Umweltthemen engagierten und die Welt retten wollten. Das Studium ermöglichte es ihm, seinen Interessen flexibel nachzugehen. Er besuchte bereits im dritten Semester Hauptseminare in Mikrobiologie und belegte Seminare in Indologie, Rhetorik und Anglistik. Ein Auslandsaufenthalt in Indien, wo er in Pune und an der Madurai Kamaraj Universität im Labor experimentierte, prägte ihn nachhaltig.

Hoerr betont, dass Tübingen ein Ort ist, an dem man freier denken kann und materielle Werte eine untergeordnete Rolle spielen. Dies schaffe die Grundlage für Innovationen. Er rät Studierenden, den Mut zu haben, auch mal einen Seitenweg einzuschlagen und sich bewusst mit ihren Ängsten und Blockaden auseinanderzusetzen.

Motivation als Unternehmer und Wissenschaftler

Was Ingmar Hoerr als Unternehmer und Wissenschaftler am meisten motiviert, ist die Begeisterung anderer für seine Ideen. Gemeinsam können Dinge vorangebracht werden. Er empfiehlt, in sich hineinzuhorchen und zu hinterfragen, was man wirklich machen möchte.

Die Ehrensenatorenwürde der Universität Tübingen

Die Universität Tübingen verlieh Dr. Ingmar Hoerr die Ehrensenatorenwürde in Anerkennung seiner Verdienste um Wissenschaft, Forschung, Kunst, Kultur und gesellschaftliche Verständigung. Die Laudatio hielt Dietmar Hopp, Mitbegründer der SAP SE.

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RNA-Revolution und Durchbruch mit mRNA-Impfstoffen

Ingmar Hoerr erkannte bereits in den 1990er Jahren das Potenzial der mRNA für die Impfstoff- und Medikamentenherstellung. Damals galt mRNA als unbrauchbar, da sie schnell zerfällt. Hoerr entdeckte jedoch, dass mRNA stabilisiert und zur Aktivierung des Immunsystems genutzt werden kann. Dies führte zur Gründung von CureVac, dem weltweit ersten Unternehmen, das mRNA für medizinische Zwecke einsetzte.

Trotz anfänglicher Skepsis und fehlender Investorengelder zeigte die rasante Entwicklung der mRNA-Vakzine gegen COVID-19, wie richtig Hoerr lag. Er hatte eine Vision, die er trotz Widerständen verfolgte.

Gesundheitliche Herausforderungen

Gerade als Ingmar Hoerr seinen größten Triumph feierte, erlitt er am 13. März 2020 eine Hirnblutung und lag wochenlang im Koma. Im Rückblick sagte er, dass er gestärkt aus dieser Situation hervorgegangen sei.

RNA ist stabiler als gedacht

Während seines Studiums wurde Hoerr immer wieder gewarnt, dass RNA ein instabiles Molekül sei. Er widerlegte diese Annahme jedoch und erkannte, dass RNA chemisch extrem stabil ist. Die Natur hat Mechanismen entwickelt, um mit RNA umzugehen und sie abzubauen. Wenn man diese Mechanismen versteht, kann man RNA für medizinische Zwecke nutzen.

Vorbilder und Inspiration

Ingmar Hoerr hatte in seiner Kindheit und Jugend Vorbilder, die ihn inspirierten. Dazu gehörten der Tauchpionier Hans Hass, der Weltumsegler Rollo Gebhard und der Abenteurer Rüdiger Nehberg. Diese Vorbilder prägten seinen Lebensweg und motivierten ihn, unkonventionelle Wege zu gehen.

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Indien als prägende Erfahrung

Ein erster Aufenthalt in Indien im Jahr 1988, direkt nach dem Abitur, war eine prägende Erfahrung für Ingmar Hoerr. Er wollte sich von seinem Elternhaus lösen und etwas Eigenes erleben. Indien faszinierte ihn mit seiner Kultur, Spiritualität und den unterschiedlichen Lebensentwürfen. Er lernte, das Schicksal anzunehmen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Kombination von organischer Chemie und Immunologie

Ingmar Hoerr interessierte sich schon früh für Immunologie. Da es in Tübingen keinen Studiengang dafür gab, studierte er Mikrobiologie und Genetik. Er kombinierte organische Chemie mit Immunologie und promovierte zum Thema RNA-Vakzine.

Wertschätzung der Mitarbeiter

Ingmar Hoerr betont die Bedeutung der Mitarbeiter von CureVac. Ohne ihre Fähigkeiten und ihren Einsatz wäre das Unternehmen nicht erfolgreich geworden. Sie sind das Rückgrat der Firma.

Übernahme von CureVac durch BioNTech

BioNTech SE übernimmt CureVac für rund 1,25 Mrd. Euro. Für CureVac bedeutet der Deal auch ein Eingeständnis: Allein war die Zukunft ungewiss.

Die Morpho Foundation

Ingmar Hoerr und seine Frau Sara gründeten die Morpho Foundation, die sich der Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten und der Förderung von Bildung und Kultur verschrieben hat. Die Stiftung unterstützt Projekte in den Bereichen Medizin & Gesundheit sowie Kunst & Kultur, insbesondere für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligtem Umfeld.

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Projekte der Morpho Foundation

Die Morpho Foundation unterstützt vielfältige Projekte in verschiedenen Ländern, darunter:

  • Uganda: Unterstützung von Mädchen und Frauen durch Menstruationshygiene-Trainings, Wissen zu gesunder Ernährung und Wassersicherheit.
  • Burundi: Erste-Hilfe-Programme in Schulen und Jugendzentren.
  • Indien: Förderung der Ausbildung von Krankenschwestern und Unterstützung von Mädchenheimen.
  • Demokratische Republik Kongo: Unterstützung von Frauen und ihren Familien durch Kenntnisse zum Gemüseanbau und Verteilung von Hygienekits.
  • Deutschland: KiKuLa, KinderKunstLabore in Tübinger Kitas.

Curevacs Kampf gegen das Corona-Virus

Das Tübinger Unternehmen Curevac entwickelte einen Impfstoff gegen das Corona-Virus. Das Unternehmen stand jedoch vor Herausforderungen, da die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna schneller zugelassen wurden. Curevac startete eine große finale Testserie mit etwa 35.000 Probanden in Lateinamerika und Europa.

RNA-Methode als vielversprechende Idee

Die RNA-Methode, die Curevac entwickelte, ist eine vielversprechende Idee zur Bekämpfung von Krankheiten. Die Methode könnte die Menschheit von der Pandemie befreien. Die beiden aussichtsreichsten Impfstoffe gegen das Coronavirus von Pfizer/Biontech und Moderna funktionieren mithilfe von mRNA.

Kühlkette als Herausforderung

Ein Vorteil des Curevac-Impfstoffs ist, dass er einfacher zu handhaben sein soll als die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna. Ab Werk müsse die Lagertemperatur zwar noch minus 80 Grad betragen, für die folgenden drei Monate und mehr würden aber auch zwei bis acht Plusgrade reichen. Knapp 24 Stunden lang bleibe der Impfstoff sogar bei Raumtemperatur stabil.

Zusammenarbeit mit Tesla und Bill & Melinda Gates Stiftung

Tesla-Chef Elon Musk finanzierte die Weiterentwicklung des „RNA-Druckers“, einer Maschine, die in der Lage sein soll, binnen Wochen Hunderttausende von mRNA-Impfstoffdosen zu produzieren. Die Bill & Melinda Gates-Stiftung finanzierte punktuell die Arbeit von Curevac, insbesondere ein Projekt zu Boten-RNA-Impfstoffen gegen eine Gruppe von Viren, die vor allem in den ärmeren Ländern des globalen Südens Probleme bereiten.

Übernahme von CureVac durch BioNTech: Reaktionen von Ingmar Hoerr

Ingmar Hoerr war von der Übernahme von CureVac durch BioNTech überrascht, da er eigentlich viel früher damit gerechnet hatte. Er sieht die Unternehmen nicht als scharfe Konkurrenten, sondern als Partner, die gemeinsam das Feld der mRNA-Technologie voranbringen können. Er bedauert jedoch, dass der Name CureVac verschwinden wird.

Hoerr ist der Meinung, dass CureVac aufgrund der Patentstreitigkeiten mit BioNTech Pech hatte. Er ist zuversichtlich, dass die Patentstreitigkeiten zugunsten der CureVac ausgegangen wären und dem Unternehmen viel Geld zugeflossen wäre. Vielleicht ist BioNTech dem jetzt zuvorgekommen und hat deshalb einfach alles komplett aufgekauft.

Verändern mRNA-Impfstoffe unsere DNA?

Ingmar Hoerr betont, dass mRNA-Impfstoffe unsere DNA nicht verändern und uns nicht unfruchtbar machen. Er findet es schade, dass der Name CureVac verschwindet, da er und sein Gründungspartner Florian von der Mülbe sich den Namen damals ausgedacht haben.

Lehren aus Niederlagen

Ingmar Hoerr spricht offen über Niederlagen und unternehmerische Rückschläge. Er erinnert sich daran, dass es als junge Gründer schwer war, Geldgeber zu finden. Ein schottischer Investor, der zunächst begeistert war, wollte sein Geld zurück, bevor es richtig losging. Die Kreissparkasse Tübingen rettete das Unternehmen.

mRNA-Technologie als Revolution

Ingmar Hoerr ist davon überzeugt, dass die mRNA-Technologie eine Revolution ist. Durch Corona bekam die mRNA-Technologie und damit Curevac noch mehr Relevanz. Er musste im Aufsichtsrat dafür kämpfen, dass sich das Unternehmen mit Impfstoffen beschäftigt.

Krankheit und Neuanfang

Ingmar Hoerr erlitt 2020 eine Gehirnblutung und lag einen Monat im künstlichen Koma. Die Überlebenschance betrug 13 Prozent. Er hatte lange Konzentrationsprobleme und Wahnvorstellungen. Die Krankheit war ein harter Einschnitt, da er Freiheit für das wichtigste Element in seinem Leben hält. Heute ist er wieder der Alte und kann sich besser konzentrieren. Er hat Werkzeuge entwickelt, um mit den Folgen der Gehirnblutung umzugehen.

Angstfreiheit und Potential

Ingmar Hoerr ist angstfrei, da ihm inzwischen alles schon passiert ist. Angst ist der größte Gegner in unserem Leben. Wenn man diese Angst besiegt, weil man immer einen Weg heraus findet, kann es uns viel mehr ermöglichen. Jeder von uns hat großes Potential, wir nutzen es nur zu häufig nicht.

Bill Gates und die Präsentation im Heizungskeller

Ingmar Hoerr erinnert sich an ein Treffen mit Bill Gates in Paris. Er musste dem Microsoft-Gründer im Heizungskeller des Hotels eine Präsentation halten. Gates stellte kritische Fragen und guckte mürrisch. Trotzdem wurde die Zusammenarbeit ein Erfolg.

Ziele für die Zukunft

Ingmar Hoerr ist jetzt frei und kann seine eigenen Projekte verfolgen. Er will bewusst leben und sich für die Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten und die Förderung von Bildung und Kultur einsetzen. Er glaubt an das Potential der mRNA-Technologie und träumt davon, dass man mit mRNA den Krebs weiter beschäftigen kann, statt ihn wachsen zu lassen. Krebs würde dann zu einer chronischen Krankheit werden.

Skepsis gegenüber Impfungen

Ingmar Hoerr ist bestürzt über den Fanatismus vieler Impfskeptiker. Er betont, dass es keine Nachweise dafür gibt, dass die Impfungen senil machen. Er glaubt, dass in der Corona-Pandemie zu wenig über Wissenschaft geredet worden ist.

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