Gesunde Ernährung für ein vitales Gehirn

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unseres Gehirns, insbesondere im Alter. Britische Studien belegen, dass eine gesunde Ernährung im mittleren Lebensalter, verbunden mit einem geringeren Bauchfettanteil, im späteren Leben zu einem intakteren Gehirn und besseren kognitiven Fähigkeiten führt. Die Whitehall II-Studie, die über 10.000 Angestellte des öffentlichen Dienstes ab 1985 begleitete, liefert hierzu wichtige Erkenntnisse.

Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für das Gehirn

Das Gehirn hat einen hohen Energiebedarf und benötigt spezifische Nährstoffe, um optimal zu funktionieren. Professor Dr. Tobias Hartmann betont, dass das Gehirn bei der Nährstoffversorgung Priorität hat. Nach dem Frühstück wird zuerst das Gehirn mit Energie versorgt, bevor der Rest des Körpers an der Reihe ist.

Welche Nährstoffe sind besonders wichtig?

  • Fisch: Insbesondere Seefisch ist eine ideale Nahrungsquelle für das Gehirn.
  • B-Vitamine: Vor allem B12, das in Fisch und Fleisch enthalten ist, ist für die Gehirnfunktion unerlässlich.
  • Ballaststoffe: Müsli, mediterrane Kost und Nüsse liefern wichtige Ballaststoffe.
  • Fetter Seefisch: Wildlachs ist besonders empfehlenswert für die grauen Zellen, während Zuchtfische weniger geeignet sind.

Eine angepasste Ernährung ist besonders wichtig für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer haben. Es ist jedoch ratsam, bereits in jungen Jahren (30-40 Jahre) auf eine entsprechende Ernährung zu achten.

Mehr als nur Ernährung: Weitere Faktoren für die Gehirngesundheit

Neben einer gesunden Ernährung tragen auch andere Faktoren zur Gehirngesundheit bei:

  • Gehirnjogging: Regelmäßiges Training des Gehirns hält es fit.
  • Bewegung: Joggen und andere körperliche Aktivitäten fördern die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns.
  • Soziale Kontakte: Professor Marcus Unger betont, dass soziale Interaktion das Gehirn aktiv hält und die Vernetzung der Nervenzellen fördert. Gespräche und der Austausch mit anderen Menschen aktivieren ältere, gespeicherte Inhalte und verknüpfen diese mit neuen Informationen.
  • Geistige Aktivität: Das Spielen eines Instruments oder Lesen fordert die grauen Zellen und beugt Krankheiten wie Demenz vor.

Die zunehmende Einsamkeit in der Gesellschaft, die durch die Digitalisierung und den Rückzug ins Private verstärkt wird, stellt eine Gefahr für die Hirngesundheit dar. Mangelnder Input durch fehlende Gespräche und soziale Kontakte kann die Hirnfunktionen negativ beeinflussen und Stress verursachen.

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Brainfood: Die optimale Ernährung für das Gehirn

Brainfood sind Lebensmittel und Speisen, die dem Gehirn die optimale Nährstoffkombination für eine reibungslose Funktion liefern. Eine Ernährung, die den Körper gesund erhält, ist gleichzeitig auch gut für das Gehirn.

Die Grundlagen einer gesunden Gehirnnahrung

  • Bunte und abwechslungsreiche Ernährung: Viel Obst und Gemüse, hochwertige pflanzliche Öle, Vollkorngetreide, Nüsse, Samen sowie hin und wieder Fleisch oder Fisch.
  • Mediterrane Ernährung: Studien haben gezeigt, dass diese Ernährungsweise den geistigen Verfall verlangsamen und die Darmflora positiv beeinflussen kann, was über die Darm-Hirn-Achse einen antidepressiven Effekt haben könnte.
  • Regelmäßige Mahlzeiten: Da das Gehirn ständig Energie benötigt, ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten.

Welche Lebensmittel sind besonders empfehlenswert?

  • Kohlenhydrate: Vollkorngetreide
  • Fette: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Nüssen, Leinöl, Rapsöl, Avocados oder Lachs
  • Eiweiß: Mageren Milchprodukten, Eiern, Fisch und Meeresfrüchten (mit einem hohen Gehalt an wertvollen Omega-3-Fettsäuren), Hülsenfrüchten, Nüssen, hin und wieder auch Fleisch
  • Vitamine und Mineralstoffe: Buntes Gemüse und Obst (mindestens fünf Portionen täglich)
  • Flüssigkeit: Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee am Tag

Wichtige Mikronährstoffe für das Gehirn

  • B-Vitamine: B6, B9 (Folsäure) und B12 beeinflussen die Botenstoffe im Gehirn positiv.
  • Eisen: Wichtig für die Entwicklung von Nervenzellen und die Signalweiterleitung im Gehirn.
  • Jod: Unabdingbar für Nervenzellen; Jodmangel kann zu unumkehrbaren Gehirnschäden führen.
  • Zink: Zinkmangel kann ebenfalls zu Fehlbildungen im Gehirn führen.
    • Cholin: Ein essenzieller Nährstoff, der für die Acetylcholinsynthese von Bedeutung ist. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, der kritisch für Gedächtnisfunktionen und die Aufmerksamkeitssteuerung ist. Cholin befindet sich in Leber, Eigelb und Nüssen.
    • Vitamin D: Das Sonnenhormon, ist wichtig für die neuronale Differenzierung und beteiligt an der Reizübertragung sowie Herstellung von Neurotransmittern Dopamin und Serotonin.
    • Omega-3-Fettsäuren: DHA ist für die Erhaltung der Membranfluidität von Bedeutung und wichtig für die Integrität der Blut Hirn-Schranke. Ferne ist DHA an der Signalübertragung beteiligt ist und beeinflusst direkt die kognitive Leistung.
    • Kreatin: Kreatin erhöht die Synthese von Adenosintriphosphat (ATP) und unterstützt die zelluläre Energieproduktion, z. B. nach Schlafmangel oder unter Bedingungen erhöhter Energieanforderung. Die Folge sind weniger Müdigkeit und verbesserte Konzentration.

Ein Beispielrezept: Energy-Balls

Energy-Balls sind ein idealer Snack für zwischendurch, wenn die Konzentration nachlässt. Sie liefern hochwertige Nährstoffe und sind einfach zuzubereiten.

Die Rolle von Fetten für die Gehirngesundheit

Fette spielen eine entscheidende Rolle für die Gehirnfunktion. Etwa 50 Prozent der Lipide im Gehirn sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die für die Gesundheit der Synapsen und die Gehirnleistung verantwortlich sind.

Gute und schlechte Fette

  • Gute Fette: Pflanzliche Öle (Olivenöl, Rapsöl) und fette Seefische enthalten wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die die Nervenzellen schützen.
  • Schlechte Fette: Tierische gesättigte Fette können dem Gehirn schaden und das Demenzrisiko erhöhen.

Die Auswirkungen von Zucker auf das Gehirn

Eine Studie des Max-Planck-Instituts hat gezeigt, dass der regelmäßige Konsum von stark fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln das Gehirn verändert. Das Belohnungssystem wird stärker aktiviert, was zu einem Verlangen nach mehr ungesunden Lebensmitteln führt.

Die Mechanismen hinter dem Zuckerkonsum

  • Verbindung zwischen Gehirn und Darm: Sensoren im Dünndarm registrieren Zucker und Fett in der Nahrung und leiten diese Information an das Belohnungszentrum im Gehirn weiter.
  • Veränderungen der Hirnnetzwerke: Durch den regelmäßigen Konsum von fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln entwickeln sich neue Nervenverbindungen, die das Verlangen nach diesen Speisen verstärken.
  • Gewöhnungseffekt: Das Gehirn gewöhnt sich an viel Fett und Zucker und lehnt Speisen mit weniger Fett oder Zucker eher ab.

Es ist jedoch möglich, Körper und Gehirn wieder "umzuprogrammieren" und sich an weniger fett- und zuckerhaltige Lebensmittel zu gewöhnen.

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Die Darm-Hirn-Achse: Eine wichtige Verbindung

Die Wirkung von Nahrungsmitteln auf die Gehirngesundheit wird maßgeblich über das Darm-Mikrobiom vermittelt. Die Darmbakterien verarbeiten Nahrungsreste und produzieren Stoffwechselprodukte, die über die Darmwand und die Blutbahn direkt ins Gehirn gelangen oder indirekt den Vagusnerv beeinflussen.

Ernährungsempfehlungen für verschiedene Lebensphasen

  • Schwangerschaft: Eine gute Ernährung der Mutter ist entscheidend für die bestmögliche Ausbildung des kindlichen Gehirns. Mangelhafte Ernährung kann die Gehirnentwicklung stören.
  • Kindheit: Auch nach der Geburt benötigt das Gehirn eine große Menge an Nährstoffen, insbesondere Vitamine, Spurenelemente und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.
  • Alter: Eine gesunde Gehirnnahrung im Alter ist genauso wichtig wie in jungen Jahren.

Aktuelle Forschungsergebnisse und Kongresse

Der 59. Wissenschaftliche Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) thematisierte die Wechselbeziehung zwischen Ernährung und Gehirn. Experten diskutierten, wie sich Ernährung und Gehirn gegenseitig beeinflussen und welche Interventionsstrategien entwickelt werden können, um gesundes Essen bis ins hohe Alter nachhaltig zu fördern.

Zentrale Erkenntnisse des Kongresses

  • Neuronale Steuerung des Stoffwechsels: Bestimmte Nervenzellen des Hypothalamus regulieren die Nahrungsaufnahme und sorgen für eine ausgeglichene Energiebilanz.
  • Neuronale Mechanismen der Nahrungsauswahl: Menschliche Entscheidungen beruhen auf Vorstellungen und werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie z. B. erlernten Lebensmittelpräferenzen oder zusätzlichen Informationen über Kalorien- und Ballaststoffgehalte.
  • Mangelernährung im Alter: Altersanorexie, der Verlust des Appetits im Alter, kann zu ungewolltem Gewichtsverlust und Mangelernährung führen.

Die Rolle der Chronobiologie

Die Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin untersucht das Thema Chronobiologie, d. h. wann esse ich was und wie beeinflusst meine Nahrungsaufnahme meine innere biologische Uhr bzw. umgekehrt.

Ernährung und Gehirn im Alter

Eine hochbetagte Bevölkerung leidet eher unter einer Unterversorgung hinsichtlich Energie, Mikronährstoffen und Proteinen. Bestimmte vom Gehirn gesteuerte Belohnungssysteme funktionieren nicht mehr - z. B. die Appetitregulierung. Auch Veränderungen im Verdauungstrakt können dazu führen, dass manche Lebensmittel nicht mehr vertragen werden.

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