Ist Parkinson ansteckend? Ein umfassender Überblick

Das Parkinson-Syndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland sind mehr als 250.000 Menschen davon betroffen. Die Krankheit, umgangssprachlich auch „Schüttellähmung“ genannt, wurde nach dem englischen Arzt Dr. James Parkinson benannt, der diese Art der Bewegungsstörung 1817 erstmals beschrieb. Aber ist Parkinson ansteckend? Diese Frage wird im folgenden Artikel ausführlich beantwortet.

Was ist das Parkinson-Syndrom?

Das Parkinson-Syndrom ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Charakteristisch sind mehrere Krankheitszeichen (Symptome), die ein Erkrankungsbild ergeben - man spricht von einem Syndrom. Beim Parkinson-Syndrom umfassen diese Symptome eine Verlangsamung der Bewegungen (Hypokinese), eine Muskelsteifigkeit (Rigor), ein Zittern (Tremor) und eine gestörte Haltungsstabilität.

Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, und Bildungsstand oder Lebensstandard scheinen das Auftreten der Krankheit nicht zu beeinflussen. Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung beträgt 60 Jahre. Die Wahrscheinlichkeit, ein Parkinson-Syndrom zu entwickeln, steigt mit zunehmendem Alter: 1 % der 60-Jährigen und 3 % aller 80-Jährigen leiden darunter. Allerdings manifestiert sich das Parkinson-Syndrom bei etwa 10 % der Betroffenen bereits vor dem 40. Lebensjahr.

Ist Parkinson ansteckend?

Nein, das Parkinson-Syndrom ist nicht ansteckend. Diese Aussage ist von zentraler Bedeutung und wird durch medizinische Erkenntnisse gestützt.

Ursachen des Parkinson-Syndroms

Die Ursache des Parkinson-Syndroms ist in den meisten Fällen unbekannt. Man spricht dann von einem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS), auch bekannt als Morbus Parkinson. Dieses Syndrom ist von anderen degenerativen, sogenannten atypischen Parkinsonsyndromen abzugrenzen. Diese unterscheiden sich vom IPS dadurch, dass ihr klinischer Verlauf häufig mit einer rascheren Verschlechterung einhergeht und durch anderweitige Beschwerden (z. B. häufige Stürze nach hinten oder Demenz zu Beginn der Erkrankung) verkompliziert wird.

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Weiterhin gilt es, sogenannte symptomatische Parkinsonsyndrome abzugrenzen, die durch sehr verschiedene Ursachen hervorgerufen werden können, beispielsweise durch bestimmte Medikamente (z. B. Neuroleptika), Durchblutungsstörungen im Gehirn oder andere Grunderkrankungen wie eine Stoffwechselstörung.

Die Rolle der Substantia nigra

Die Veränderung einer bestimmten Kernregion im Gehirn, der Substantia nigra, ist verantwortlich für die Parkinson-Erkrankung. Diese Region wurde nach ihrer dunklen Färbung (niger = lat. schwarz) in medizinischen Anatomie-Präparaten benannt. Bei Parkinson-Patienten ist diese Region jedoch nicht wie normalerweise schwarz, sondern ausgeblichen.

Die Substantia nigra enthält etwa 400.000 Zellen, die sich kurz nach der Geburt dunkel färben. Im Laufe des Lebens sterben diese Zellen nach und nach ab - beim gesunden Menschen ca. 2.400 jährlich. Beim Parkinson-Syndrom ist dieser Prozess aus ungeklärten Gründen beschleunigt. Studien haben gezeigt, dass mehr als 60 % der Zellen in der Substantia nigra zugrunde gehen müssen, bevor sich die typischen Parkinson-Symptome zeigen.

Dopaminmangel

Die Zellen der Substantia nigra sind durch Nervenfortsätze mit einer anderen Gehirnregion verbunden, dem Corpus striatum (Corpus = lat. Körper; striatum = lat. gestreift). Die Nigra-Zellen setzen im Corpus striatum einen Botenstoff namens Dopamin frei. Dieser Botenstoff, auch Neurotransmitter genannt, überträgt ein Signal von einer Nervenzelle auf die andere. Nur auf diese Weise können diese Nervenzellen überhaupt miteinander kommunizieren.

Die Nervenzellen des Corpus striatum stehen mit einer Reihe weiterer Hirnregionen in Verbindung, sodass das freigesetzte Dopamin in ein Netzwerk von Schaltkreisen eingebunden ist. Mittels des Dopamins führt das Gehirn eine Feinabstimmung der Muskelbewegungen durch. Ohne Dopamin ist die Regulierung der Muskeln im Zusammenspiel von An- und Entspannung nicht möglich. Der Mangel an Dopamin, verursacht durch das Absterben der Substantia nigra, ist also im Wesentlichen für die verlorene Kontrolle der Muskeln und in der Folge für alle weiteren Symptome der Parkinson-Erkrankung verantwortlich. Parkinson-Symptome treten auf, wenn der Dopamin-Gehalt um 70 bis 80 % abgesunken ist.

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Genetische Faktoren

In den meisten Fällen ist die Erkrankung nicht erblich bedingt. Es gibt jedoch Familien, in denen die Diagnose Parkinson-Syndrom überdurchschnittlich häufig gestellt wird. Dies gilt insbesondere bei einem frühzeitigen Erkrankungsbeginn, d. h. vor dem 40. Lebensjahr.

Symptome des Parkinson-Syndroms

Wenn die Parkinson-Erkrankung fortschreitet, treten vier Hauptbeschwerden in den Vordergrund. Der Neurologe spricht bei diesen Haupt-Krankheitszeichen auch von Kardinal-Symptomen:

  1. Bewegungsarmut (Akinese)
  2. Muskelversteifung (Rigor)
  3. Zittern (Tremor)
  4. Störungen der Haltungsstabilität (Posturale Instabilität)

1. Bewegungsarmut (Akinese)

Die Bewegungsarmut (Fachwort: Akinese) ist für den Arzt das wichtigste Zeichen des Parkinson-Syndroms. Der Patient kann Bewegungen nur noch verlangsamt ausführen. Erst nach einer gewissen Verzögerung gelingt es ihm, Arm oder Bein in Gang zu bringen. Der Patient empfindet dies als Verlust an Spontanität, was auch eine psychologische Belastung darstellt. Die Akinese tritt häufig unvorhersehbar auf. In einem Moment kann der Patient sich noch frei bewegen, im nächsten Moment gelingen ihm Bewegungsroutinen nicht mehr. Was früher schnell erledigt war, etwa das An- und Ausziehen, dauert jetzt lange, manchmal Stunden.

2. Muskelsteifigkeit (Rigor)

Die Muskelsteifigkeit (Fachwort: Rigor) ist bei den meisten Parkinson-Patienten vorhanden und behindert sie stark. Normalerweise kommt es beim Anspannen eines Muskels automatisch zum Entspannen des Gegenmuskels. Beim Morbus Parkinson ist diese feine Balance gestört. Die Folge wird als Steifigkeit am ganzen Körper empfunden. Gleichzeitig fühlen sich die Patienten schwach, weil die Bewegungskraft die Steifigkeit der Gegenmuskeln zusätzlich überwinden muss. Besonders deutlich wird der Rigor, wenn eine zweite Person den Arm des Parkinson-Erkrankten passiv beugt oder streckt.

3. Zittern (Tremor)

Das Zittern (Fachwort: Tremor) tritt insbesondere in Ruhe auf und ist meist unverkennbar. Auch wenn der Patient versucht, die Hände ruhig zu halten, bewegen sich doch Daumen und Endglieder der Finger in einem gleichmäßigen Rhythmus hin und her. Häufig sind es vier bis sechs, manchmal bis zu neun Bewegungen pro Sekunde! Manche Patienten bewegen Daumen und Finger so zueinander, als ob sie eine Kugel in ihr bewegen würden. Die Ärzte bezeichnen dies auch als „Pillendrehen“.

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Der Tremor beginnt häufig an der Hand, er kann jedoch auch zuerst an den Füßen und im Kiefer auftreten. Jeder Versuch, das Zittern zu unterdrücken, misslingt.

4. Störungen der Haltungsstabilität (Posturale Instabilität)

Eines der auffälligsten Zeichen eines Parkinson-Syndroms ist die Haltungsinstabilität (Fachwort: Posturale Instabilität). Die Reflexe, die normalerweise dafür sorgen, dass wir auch in Bewegung unseren Körper automatisch ausbalancieren können, sind bei Parkinson-Erkrankten gestört. Eine Störung dieser Reflexe bewirkt, dass der Betroffene sich bei einer plötzlichen, unvorhergesehenen Bewegung nicht mehr problemlos „fangen“ kann. Es kommt zu einer Gangunsicherheit. Die fehlende Balance und Koordination in der Bewegung führen dazu, dass die Patienten häufig stürzen.

Die Patienten haben oft eine gebückte Haltung mit leicht gebeugten Knien. Wenn die Erkrankung fortschreitet, fällt auch das Gehen immer schwerer. Manche schlurfen oder machen eine Serie von kleinen Schritten, als wenn sie sich beeilen müssten (Fachwort: Festination). Richtungsänderungen fallen schwer, Bagatell-Hindernisse (etwa ein im Wege liegender Stock) können oft kaum überwunden werden.

Neben diesen vier Haupt-Symptomen ist das Auftreten einer Reihe weiterer Krankheitsanzeichen möglich, die jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich sein können. All diese Symptome sind für die Erkrankung zwar typisch, müssen aber nicht vorhanden sein.

Im fortgeschrittenen Stadium können weitere Beschwerden hinzukommen, die auf Störungen des vegetativen Nervensystems zurückzuführen sind.

Diagnose des Parkinson-Syndroms

Für die Diagnose von Morbus Parkinson ist im ersten Schritt das ausführliche Gespräch von Arzt und Betroffenem von zentraler Bedeutung. Die detaillierte Beschreibung des Befindens und der Symptome gibt wichtige Hinweise. Durch die genauen Antworten des Patienten erhält der Arzt ein präzises Bild der Krankheit und des aktuellen Krankheitsfortschrittes. Vorzugsweise sollte für die Diagnose eine neurologische Praxis ausgewählt werden mit einer Spezialisierung auf die Behandlung von Parkinson.

Körperliche Untersuchung

Bei der Untersuchung testet der Arzt die Reflexe, die Berührungsempfindlichkeit der Haut und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke. Er prüft, ob im Ruhezustand die Hände oder auch die Beine zittern. Er winkelt Unterarm und Unterschenkel an, um festzustellen, ob die Bewegungen immer wieder zahnradartig einrasten. Der Patient wird aufgefordert, sich zu erheben und einige Schritte durch die Praxis zu laufen. Der Arzt achtet darauf, ob die Bewegungen verlangsamt erscheinen und ob Unsicherheiten im Gang und in der Körperhaltung zu beobachten sind.

Bildgebende Verfahren

Durch eine Ultraschalluntersuchung des Gehirns (TCS) können ein Primäres Parkinson-Syndrom (die weitaus häufigste Parkinson-Erkrankung) aufgezeigt oder andere Parkinson-Formen gegebenenfalls ausgeschlossen werden. Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT) können andere mögliche Ursachen für die neurologischen Probleme, zum Beispiel einen Hirntumor, darstellen. Mittels einer speziellen Computertomografie, der DAT-SPECT, kann man diejenigen Nervenenden abbilden und erkennen, die durch die Parkinson-Krankheit verändert sind.

Testverfahren

Einen Hinweis auf ein Primäres Parkinson-Syndrom kann ein L-Dopa-Test geben. Das Medikament sorgt dafür, dass der für Parkinson symptomatische Dopamin-Mangel im Gehirn ausgeglichen wird. Zeigt sich etwa 30 Minuten nach der Einnahme eine Verbesserung der Bewegungsstörungen oder Muskelverspannungen, so liegt eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung an Parkinson vor. Durch die testweise Verabreichung von L-Dopa lassen sich allerdings andere mögliche Erkrankungen nicht absolut sicher ausschließen, da auch diese eine positive Reaktionen auf L-Dopa aufweisen können. Umgekehrt zeigen einige Parkinson-Patienten keine wahrnehmbare Reaktion auf die L-Dopa-Gabe. Auch ein Apomorphin-Test kann Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung geben. Ähnlich wie beim L-Dopa-Test ist die Aussagekraft des Testes mittels einer Apomorphin-Spritze nicht völlig eindeutig.

Therapie des Parkinson-Syndroms

Da das idiopathische Parkinson-Syndrom eine fortschreitende Erkrankung ist, liegen die Ziele der Behandlung darin, die Selbstständigkeit des Patienten in Familie, Beruf und Gesellschaft so lange wie möglich zu erhalten, die Lebensqualität wiederherzustellen, Pflegebedürftigkeit zu verhindern und Begleiterkrankungen zu behandeln.

Bei der Wahl des Medikaments berücksichtigt der behandelnde Arzt verschiedene Aspekte. Krankheitsstadium, Beschwerdebild, Alter und Aktivität des Parkinson-Patienten sowie Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments fließen u.a. in die Entscheidung ein. Eine gute Arzt-Patienten-Beziehung ist bei der richtigen Therapiefindung von grundsätzlicher Bedeutung. Arzt und Patient sollten immer gemeinsam entscheiden, welche Therapieform infrage kommt.

Medikamentöse Therapie

Der zentrale Ansatzpunkt für die Behandlung von Parkinson ist der Ausgleich des zunehmenden Dopamin-Mangels. Dieser Mangel ist Auslöser der hauptsächlichen Symptome des Primären Parkinson-Syndroms. Die direkte Einnahme von Dopamin bleibt allerdings völlig wirkungslos. Denn der Botenstoff selbst kann nicht die natürliche Blut-Hirn-Schranke überwinden, die das Gehirn vor Vergiftungen und Infektionen schützt. Deshalb werden nur Medikamente, die eine Vorstufe des Dopamins darstellen, verabreicht. Diese erreichen die Nervenzellen im Gehirn und werden erst dort zu Dopamin umgebaut.

Levodopa (L-Dopa)

Das wirksamste Medikament für die Behandlung des echten Parkinson-Syndroms ist Levodopa (L-Dopa). Der Körper nimmt L-Dopa in die Nervenzellen auf und stellt daraus Dopamin her. Dopamin selbst kann nicht als Medikament gegeben werden, da es die so genannte Blut-Hirnschranke nicht überwindet. Das bedeutet, dass der Wirkstoff zwar in die Blutgefäße des Gehirns gelangt, nicht aber den letzten Schritt ins Nervengewebe vollziehen kann. Dies wird durch eine spezielle Barriere verhindert, die das Gehirn vor Schadstoffen schützen soll.

L-Dopa wird gewöhnlich mit Carbidopa kombiniert. Carbidopa verhindert, dass L-Dopa bereits in Dopamin umgewandelt wird, bevor es das Gehirn erreicht hat. Die Mehrzahl der Patienten erfährt im Frühstadium der Erkrankung eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome nach einmonatiger Therapie mit ca. 300 mg L-Dopa am Tag.

L-Dopa kann so genannte Dyskinesien hervorrufen. Es handelt sich um unwillkürliche Zuckungen und ruckartige Bewegungen, die der Patient nicht verhindern kann. Häufigkeit und Schwere nehmen unter fortdauernder Behandlung mit L-Dopa meist weiter zu. Aufgrund dieser Nebenwirkung wird L-Dopa bei Patienten unter 70 Jahren in der Regel erst später im Erkrankungsverlauf eingesetzt und zuvor eine Therapie mit einem sogenannten Dopamin-Agonisten empfohlen.

Dopamin-Agonisten

Alternativ zur L-Dopa-Therapie werden häufig sog. Dopamin-Agonisten verordnet. Diese Moleküle sind dem Dopamin chemisch sehr ähnlich und wirken im Körper wie der natürliche Botenstoff oder auf parallele Rezeptoren. Dopamin-Agonisten sind schwächer wirksam als L-Dopa. Heute werden Dopamin-Agonisten zu Beginn der Behandlung als alleiniges Mittel (Mono-Therapie) bei jüngeren Patienten verabreicht. Auch wenn Dopamin-Agonisten dem L-Dopa ähnlich sind, haben sie doch vom L-Dopa verschiedene Nebenwirkungen. Diese sind von Dopamin-Agonist zu Dopamin-Agonist verschieden.

Weitere Medikamente

  • MAO-B-Hemmer: Sie bremsen den natürlichen körperlichen Abbau von Dopamin. Die Präparate, ein Beispiel ist Selegilin, sind meist gut verträglich aber nicht sehr wirkungsstark. Deshalb werden sie eher in frühen Krankheitsstadien oder in Kombination mit anderen Medikamenten verordnet.
  • COMT-Hemmer: Sie verlangsamen ebenfalls den natürlichen Dopamin-Abbau. Sie werden zusammen mit L-Dopa in fortgeschrittenen Krankheitsphasen gegeben, um das Einsetzen von Nebenwirkungen von L-Dopa zu vermeiden.
  • Anticholinergika: Sie wirken hauptsächlich gegen das Zittern der Hände, ein typisches Symptom von Parkinson.
  • NMDA-Antagonisten (Amantadin oder Budipin): Sie wirken gegen den, durch Dopamin-Mangel verursachten, Überschuss des Botenstoffs Glutamat. Die Präparate werden meistens in frühen Stadien von Parkinson verordnet.

Tiefe Hirnstimulation (DBS)

Für die Tiefe Hirnstimulation werden im Rahmen einer Operation winzige Elektroden in einem genau definierten Areal des Gehirns platziert. Ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher übertragen die Elektroden individuell dosierte elektrische Impulse in die Hirnregion, aus der die belastenden Fehlsteuerungen kommen. Dadurch kann selbst starkes Zittern oder das Auftreten von unwillkürlichen Bewegungen beseitigt oder zumindest gemindert werden. Die Tiefe Hirnstimulation ist eine willkommene Option, wenn durch medikamentöse Therapien für den Patienten keine Verbesserung seiner Beschwerden erreicht werden kann.

Nicht-medikamentöse Therapien

  • Physiotherapie (Bewegungstherapie): Die Physiotherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Behandlung des Parkinson-Syndroms. Die Therapie fördert die Beweglichkeit, Körperstabilität und Reaktionsfähigkeit. Sie kann daneben bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium einer Versteifung von Gelenken (Kontraktur) vorbeugen.
  • Logopädie (Sprechtherapie): Die Logopädie stellt eine wichtige Therapiemaßnahme zur Verbesserung der Sprechstörung bei Parkinson-Syndromen dar. Trainiert werden die Muskeln für das Stimmvolumen, die Atemtechnik und die klare Aussprache.
  • Ergotherapie: Die verschiedenen körperlichen Einschränkungen, die eine Parkinson-Erkrankung mit sich bringen kann, sollen durch die Ergotherapie kompensiert werden.

Frühzeitige Behandlung vorteilhaft

Eine Heilung der Parkinson-Erkrankung ist derzeit nicht möglich. Grundsätzlich sollte rechtzeitig mit einer effektiven Behandlung begonnen werden, zumal hierdurch auch Begleitkomplikationen (z.B. Stürze, Schmerzen, Skelettveränderungen) verhindert werden können. Der Beginn und die Wahl der Therapie sollte durch den behandelnden Neurologen mit dem Patienten detailliert besprochen werden.

Bei gut eingestellter Therapie sowie aktiver und gesunder Lebensweise ist die Lebenserwartung eines Parkinson-Patienten annähernd gleich der eines Gesunden. Bis zu einer Pflegebedürftigkeit verstreichen im Schnitt ca. 10-15 Jahre.

Hinweise für Patienten mit Parkinson-Syndrom

  • Bleiben Sie aktiv! Versuchen Sie einen normalen Tagesablauf zu behalten und führen Sie Ihre täglichen Aktivitäten weiterhin so selbstständig wie möglich durch.
  • Bewegung jeder Art, möglichst täglich, hält Ihre Muskeln und Ihr Herz aktiv. Spaziergänge, Joggen, Schwimmen, Gymnastik, Nordic Walking u.a.
  • Die Bewegung kann zudem helfen, ein gesundes Normalgewicht zu halten. Jedes überschüssige Pfund Körpergewicht bedeutet mehr Arbeit für Ihre Muskeln. Deshalb ist ein angemessenes Körpergewicht für Parkinson-Kranke besonders wichtig.
  • Auch gezielte Physiotherapie kann die vielfältigen Beschwerden des Bewegungsapparates lindern.
  • Und denken Sie vor allem daran: Sie sind nicht allein mit Ihrer Krankheit! Parkinson ist keine seltene Erkrankung, es gibt viele Menschen in Ihrer Nähe, die mit der gleichen Diagnose konfrontiert sind. Wenden Sie sich an Selbsthilfegruppen.

Leben mit Parkinson: Häufige Fragen und Antworten

Diagnose Parkinson: Muss ich jetzt ständig Medikamente nehmen?

Bei Morbus Parkinson handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Es ist daher notwendig, dass zur Linderung der Beschwerden ständig Medikamente eingenommen werden. Aber bedenken Sie: Viele Millionen Menschen in der Welt müssen Tag für Tag Medikamente einnehmen, z. B. weil sie an Diabetes oder Bluthochdruck leiden. Dies gilt auch für Parkinson-Patienten. Im Laufe Ihrer Erkrankung werden dabei immer wieder Dosisanpassungen und Medikamentenumstellungen erforderlich sein, um die Beschwerden so optimal wie möglich zu minimieren.

Ist denn in jedem Fall ein Krankenhausaufenthalt notwendig?

Nein. Kann die Diagnose eindeutig gestellt werden, dann ist zumindest in den früheren Krankheitsstadien ein stationärer Aufenthalt nicht erforderlich. Die Therapie kann ambulant eingestellt und durchgeführt werden. Verschlechtern sich die Beschwerden und kann die Medikation nicht adäquat angepasst werden, wird ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll. Dabei können dann zum einen die medikamentösen Therapien neu geplant und optimiert werden. Zum anderen können in dieser Zeit Zusatztherapien wie Ergotherapie, Logopädie, eventuelle Ernährungsanpassungen usw. ausgewählt und initiiert werden.

Insbesondere Zusatzerkrankungen wie grippale Infekte mit hohem Fieber machen allerdings die Krankenhausaufnahme des Parkinson-Patienten unabänderlich. Parkinson-Kranke reagieren empfindlicher als Gesunde. Die Gefahr einer akinetischen Krise (hochgradige Bewegungsarmut einschließlich schwerer Schluckstörungen) kann nur so einigermaßen sicher umgangen werden.

Ist die Lebenserwartung von Parkinson-Kranken vermindert?

Nein, durch die modernen Medikamente und andere Therapieverfahren entspricht mittlerweile die Lebenserwartung von Parkinson-Patienten der von Gesunden.

Dürfen Parkinson-Patienten Auto fahren?

Ob Sie fahrtauglich sind, hängt im Wesentlichen vom Ausmaß Ihrer Symptome ab. Krankheitsbedingt kann die Aufmerksamkeit von Parkinson-Patienten vermindert sein. Zudem verursachen zahlreiche Parkinson-Medikamente Tagesmüdigkeit. Ob ein Parkinson-Patient also Auto fahren darf oder nicht, muss individuell entschieden werden. Besprechen Sie dies auf jeden Fall mit Ihrem behandelnden Arzt. Nebenwirkungen Ihrer Medikamente sind auch in der Packungsbeilage noch einmal aufgeführt.

Gibt es Reisebeschränkungen?

Hinsichtlich Ihrer Urlaubsplanung müssen Sie sich nicht einschränken. Lediglich Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit sollten Sie meiden.

Müssen Betroffene eine spezielle Diät halten?

Es gibt keine spezielle „Parkinson-Diät“, sie ist auch nicht notwendig. Die Wirksamkeit von L-Dopa-Präparaten kann jedoch vermindert sein, wenn Sie die Substanzen während oder direkt im Anschluss an eine Mahlzeit zu sich nehmen. Die Wirksamkeit kann auch eingeschränkt sein, wenn Sie sich zu eiweißreich ernähren.

Was und wieviel sollten Parkinson-Patienten trinken?

Parkinson-Patienten sollten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten (Wasser oder verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte: mindestens 2 Liter pro Tag). Gegen ein Gläschen Sekt, Wein oder Bier gelegentlich ist nichts einzuwenden. Beachten Sie bitte, dass Kaffee den Tremor verstärken kann.

Rauchen verboten?

Rauchen ist für Parkinson-Patienten und andere Menschen gleichermaßen schädlich. Bedenken Sie, dass durch Nikotin Durchblutungsstörungen ausgelöst oder verstärkt werden, die die Parkinson-Symptomatik noch weiter verschlechtern.

Ist eine spezielle Kleidung erforderlich?

Die Bekleidung ist abhängig vom individuellen Grad der Behinderung auszuwählen.

Was kann man gegen Verstopfung tun?

Viele Parkinson-Patienten leiden unter Verstopfungen, die durch die Parkinson-Medikamente noch verstärkt werden kann. Was können Sie tun: Sorgen Sie für reichlich körperliche Bewegung (Gymnastik), trinken Sie immer ausreichend und probieren Sie milde darmregulierende Mittel wie Backpflaumen, Weizenkleie und Leinsamen.

Kommen Harnentleerungsstörungen häufig vor?

Ja, viele Parkinson-Patienten leiden an einem zwanghaften, nicht beherrschbaren Harndrang. Schon bei einem kleinen Füllungsvolumen der Blase müssen die Betroffenen die Toilette aufsuchen. Insbesondere in der Nacht empfinden dies viele als starke Beeinträchtigung. Auch kann es Probleme bereiten, die Blase vollständig zu entleeren. Ursache hierfür ist nicht selten die Einnahme bestimmter Parkinson-Medikamente z. B. Anticholinergika. Bei Patienten mit einem atypischen Parkinson Syndrom kann es bereits frühzeitig zu Harnentleerungsstörungen kommen. Aber Vorsicht: Bei Männern können diese Symptome auch durch eine mit zunehmendem Alter häufig auftretende Vergrößerung der Prostata hervorgerufen werden. Eine genaue Abklärung und die richtige Auswahl der Behandlung bei Harnentleerungsstörungen erfordert also unbedingt die Zusammenarbeit von Neurologen und Urologen.

Kann das Sehvermögen beeinträchtigt sein?

Unter der Einnahme von Anticholinergika können gelegentliche Sehstörungen auftreten, die Betroffenen sehen dann unscharf. Die Behandlung mit Anticholinergika muss bei diesen Patienten abgesetzt und die Therapie auf eine andere Substanzgruppe umgestellt werden.

Welche Schlafstörungen gibt es und warum?

Viele Patienten klagen, dass sie schlecht einschlafen können oder nachts häufig aufwachen. Das kann verschiedene Ursachen haben und muss entsprechend unterschiedlich behandelt werden. Den Patienten, die nicht einschlafen können, weil ihre Gedanken immer noch um das Tagesgeschehen kreisen, helfen meist leichte Beruhigungsmittel wie warme Milch mit Honig oder Baldriantropfen. Manche Patienten können nicht einschlafen, weil sie im Bett stark zittern oder sich nicht umdrehen können. Besprechen Sie das unbedingt mit Ihrem Arzt. In solchen Fällen wird es notwendig sein, die Parkinson-Medikation umzustellen. Möglicherweise hilft hier ein L-Dopa Depot- bzw. Retard-Präparat.

Können Parkinson-Kranke weiter ihren Beruf ausüben?

Dies kann nicht generell beantwortet werden. Ob Sie Ihre berufliche Tätigkeit weiter ausüben können, hängt vom individuellen Krankheitsbild und natürlich auch von den spezifischen Anforderungen Ihres Berufes ab.

Wird die Sexualität durch die Erkrankung beeinträchtigt?

Vor allem jüngere Patienten klagen häufig über ein Nachlassen der Erektionsfähigkeit. Frühe Störungen in der Potenz können darauf hindeuten, dass eine so genannte Multisystematrophie (MSA) vorliegt. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der neben den Nervenbahnen, die für das Auftreten der typischen Parkinson-Symptomatik verantwortlich sind, weitere Bereiche geschädigt sind. Nicht selten sind Potenzstörungen aber rein psychogener Natur. Die Patienten neigen dazu, sich als defekt zu erleben. Ausgelöst durch eine ängstliche Selbstbeobachtung können Probleme im sexuellen Bereich auftreten.

Die Medikamente, die Parkinson-Patienten erhalten, wirken sich in der Regel nicht auf die Erektionsfähigkeit aus, jedenfalls nicht negativ (außer eventuell einige Anticholinergika). Eher das Gegenteil ist der Fall: Viele Substanzen ermöglichen erst das Ausüben einer normalen Sexualität.

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