Alzheimer verstehen: Eine umfassende Betrachtung der Symptome, Diagnose und des Lebens mit der Krankheit

Viele Menschen haben Angst, an Alzheimer zu erkranken. Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung und die häufigste Form der Demenz. Korrekt wird die Alzheimer-Erkrankung als „Demenz vom Alzheimer-Typ“ oder „Morbus Alzheimer“ bezeichnet - „Morbus“ bedeutet Krankheit. Sie ist durch einen fortschreitenden Verlust der geistigen Funktionen gekennzeichnet, der das Gedächtnis, das Denkvermögen, das Verhalten und die Persönlichkeit der Betroffenen beeinträchtigt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Alzheimer, von den frühen Anzeichen und Symptomen über die Diagnoseverfahren bis hin zu den Herausforderungen im Alltag und den Möglichkeiten der Unterstützung.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, die zum Absterben von Nervenzellen führt. Dies führt zu einem Verlust der Hirnmasse, der als Hirnatrophie bezeichnet wird. An dem Krankheitsgeschehen sind hauptsächlich zwei Proteine beteiligt: das sogenannte Beta-Amyloid und Tau-Protein. Die Alzheimer-Krankheit ist zudem chronisch.

Beta-Amyloid und Tau-Protein

Beta-Amyloid ist ein Protein, das normalerweise im Gehirn vorkommt. Bei der Alzheimer-Krankheit wird dieses Protein jedoch fehlerhaft verarbeitet und bildet Klumpen oder Ablagerungen. Diese sogenannten Plaques sind wie Straßensperren auf den Informationswegen des Gehirns. Im Inneren der Gehirnzellen gibt es Strukturen, die wie Schienen für den Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen vorgesehen sind. Diese Strukturen werden durch das Tau-Protein stabilisiert. Bei Alzheimer verändert sich das Tau-Protein und bildet knäuelhafte Fasern, sogenannte Fibrillen.

Unterschiede zwischen Demenz und Alzheimer

Zwischen den beiden Begriffen Alzheimer und Demenz gibt es einen Unterschied: Demenz ist ein Oberbegriff für rund 50 verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Somit ist nicht jede Demenz automatisch Alzheimer. Eine dieser 50 Erkrankungen ist allerdings die Demenz vom Alzheimer-Typ.

Frühe Anzeichen und Symptome von Alzheimer

Viele Menschen fürchten sich davor, an Alzheimer zu erkranken. Die Symptome der Alzheimer-Krankheit können die psychische Gesundheit von Patienten stark beeinträchtigen. Es ist wichtig, die frühen Anzeichen zu erkennen, um rechtzeitig Hilfe suchen zu können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

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  1. Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Eines der Hauptsymptome einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann. Alzheimer-Patienten können außerdem die örtliche und zeitliche Orientierung verlieren. Sie vergessen, wo sie sind und wie sie dorthin gekommen sind. Typisch sind auch Schwierigkeiten mit der Uhrzeit, der Jahreszeit oder der zeitlichen Einordnung in Kategorien wie „gestern“, „heute“ und „morgen“. Normale altersbedingte Veränderung: Namen oder Termine werden kurzfristig vergessen, später aber wieder erinnert.
  2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf. Normale altersbedingte Veränderung: Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu tun sind.
  3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden. Menschen mit Alzheimer kann es zunehmend schwerfallen, gewohnte Alltagsaufgaben zu erledigen. Im fortgeschrittenen Stadium haben viele Patienten auch Schwierigkeiten bei alltäglichen Ritualen wie Essen und Trinken oder der Körperpflege. Ein ungepflegtes Erscheinungsbild bei Patienten ist oftmals ein Ausdruck von fehlenden Fähigkeiten, beispielsweise nicht mehr weiß, wie er seinen Haarkamm bedienen soll.
  4. Sprachprobleme: Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme. Bei einer Alzheimererkrankung sind Störungen der Kommunikation und der Sprache ein charakteristisches Symptom. Die Medizin spricht dann von einer sogenannten Aphasie. Wortfindungsstörungen sind klassische Alzheimer-Anzeichen im Bereich Kommunikation und Sprache. Demenzerkrankte benennen Dinge plötzlich anders und sagen zum Beispiel „Hand-Uhr“ statt „Armbanduhr“.
  5. Schwierigkeiten beim Erkennen von Bildern und räumlichen Dimensionen: Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen. Der fortschreitende kognitive Abbau macht es Betroffenen mit Alzheimer zunehmend schwer, allgemeine Informationen richtig einzuordnen. So ist es möglich, dass Menschen mit Alzheimer beispielsweise ihren Standort, einzelne Gegenstände, andere Personen oder gesprochene Worte falsch beziehungsweise anders interpretieren, weil sie es nicht mehr in den richtigen Kontext setzen können. Eines von vielen möglichen Szenarien wäre, dass an der Wand befestigte Bilderrahmen nicht mehr als solche wahrgenommen werden, sondern als Fenster.
  6. Verlegen von Gegenständen: Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.
  7. Verlust von Eigeninitiative: Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.
  8. Stimmungsschwankungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. Für die Betroffenen wird es immer schwieriger, ihre Gefühle zu kontrollieren. Starke Gefühlsausbrüche, beispielsweise in Form von Wut und Aggression, können im Pflegealltag sehr herausfordernd sein.

Demenzsymptome immer abklären lassen

Wichtig: Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihnen oder einem Familienmitglied wiederholt auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. So können Sie frühzeitig Hilfe bekommen, wenn es sich um eine beginnende Alzheimer-Krankheit oder eine andere Form der Demenz handelt.

Diagnose von Alzheimer

Eine frühe Diagnose bei Alzheimer ist in vieler Hinsicht wichtig, auch wenn die Krankheit an sich bislang nicht heilbar ist. Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen, die im nächsten Schritt getroffen werden sollten. Gerade zu Beginn führen frühe Anzeichen wie Vergesslichkeit oftmals zu Konflikten. Zu wissen, dass sich hinter diesen Anzeichen eine beginnende Alzheimer-Krankheit verbirgt, schafft mehr Verständnis und kann somit auch Konflikten vorbeugen. Das Wissen und der offene Austausch über die Erkrankung ist also in vielen Fällen sehr wertvoll. Erste Anlaufstelle zur Abklärung dieser Auffälligkeiten ist in der Regel Ihr Hausarzt. Neurologen sind Spezialisten für Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich des Gehirns. In vielen Krankenhäusern gibt es spezielle Gedächtnissprechstunden oder ganze Gedächtnisambulanzen, die auf die Frühdiagnostik bei beginnenden Gedächtnisproblemen spezialisiert sind. Bei dem Verdacht auf eine Alzheimer-Krankheit kann die weitere Diagnostik und Behandlung auch hier erfolgen. Die Diagnostik bei einer Alzheimer-Krankheit umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und spezielle Tests. Das ist wichtig, denn die Symptome des Patienten müssen gründlich bewertet und abgeklärt werden.

Kognitive und psychometrische Tests

Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests wird die geistige Leistungsfähigkeit untersucht. Dabei absolvieren Patienten kleinere Aufgaben und beantworten Fragen. Im Rahmen von verschiedenen Demenz-Tests kann die geistige Leistungsfähigkeit untersucht werden.

Bildgebende Verfahren

Zur Diagnose von Alzheimer können auch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Positronenemissionstomographie (PET) eingesetzt werden. Diese Verfahren können helfen, Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die typisch für Alzheimer sind.

Stadien der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist chronisch. Wie lange die einzelnen Krankheitsstadien bei Alzheimer andauern, variiert je nach Einzelfall. Eine Alzheimer-Demenz kann dazu führen, dass die betroffene Person im Laufe der Zeit gepflegt werden muss und einen Pflegegrad erhält. Oftmals beginnt eine Alzheimer-Erkrankung mit „leichten kognitiven Störungen“. Durch die relativ geringen Auswirkungen zu Beginn können Betroffene ihr Leben und den Alltag noch gut ohne Hilfe selbst organisieren und meistern - doch genau deshalb wird dieses Frühwarnzeichen oft nicht erkannt. Gerade zu Beginn der Erkrankung fällt es dem Betroffenen und den Angehörigen leicht, die Symptome herunterzuspielen und nicht so ernst zu nehmen. Dennoch sollte man, wenn sich Veränderungen über mehrere Wochen bis Monate manifestieren, diese zügig abklären, da auch andere Ursachen wie zum Beispiel Nährstoffmangel oder Blutarmut demenzähnliche Symptome auslösen können.

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Frühes Stadium (Stadium 2)

Im frühen Stadium von Alzheimer, auch als Stadium 2 bekannt, sind die Störungen noch relativ gering. Allerdings ist das Kurzzeitgedächtnis bereits beeinträchtigt, und es fällt den Betroffenen schwer, sich zu konzentrieren und Gesprächen zu folgen. Sie benötigen Unterstützung bei finanziellen Angelegenheiten oder Behördengängen. Dinge werden verlegt, Informationen nicht behalten.

Mittleres Stadium

Ebenso nehmen Sprach- und Orientierungsprobleme sowie Vergesslichkeit zu und der Tag-Nacht-Rhythmus kann gestört sein. Häufig stellt sich im mittleren Stadium auch eine massive Unruhe ein. Viele Betroffene neigen dazu, aus der Wohnung zu laufen, eine sogenannte Hinlauftendenz. Für viele Angehörige ist es besonders schwierig, wenn der Erkrankte ihren Namen nicht mehr weiß oder sie für eine andere Person hält. Manchmal sogar für jemanden, den er nicht mag oder sogar fürchtet. Außerdem kann es zu aggressivem Verhalten und Wutausbrüchen kommen.

Spätes Stadium

Essen und Trinken ist nicht mehr selbstständig möglich. Die Betroffenen erkennen meist vertraute Personen nicht mehr, verlieren die Fähigkeit zu sprechen und ihre Bewegungen zu koordinieren. Im Endstadium von Alzheimer sind die meisten Patienten teilnahmslos. Verschiedene Faktoren im Endstadium von Alzheimer schwächen zudem das Immunsystem der Patienten. In der Folge sind sie anfälliger für Infektionskrankheiten, die dann oftmals tödlich enden. Die häufigste Todesursache bei Alzheimer ist nicht die Erkrankung selbst, sondern meist eine Lungenentzündung durch sogenannte Aspiration oder eine Blutvergiftung durch Dekubitus.

Risikofaktoren und Prävention

Es gibt eine Reihe an Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Demenzerkrankungen und kognitiven Abbauprozessen erhöhen können. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren für eine Alzheimer-Demenz zu kennen und aktive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Genetische Faktoren

Ja, aber nur bei circa einem Prozent aller Alzheimer-Fälle handelt es sich um eine Erbkrankheit. Dabei spricht die Medizin von einer sogenannten familiären Alzheimer-Demenz, kurz FAD. Hier liegt das eigene Erkrankungsrisiko bei 50 Prozent, wenn ein Elternteil an dieser speziellen Alzheimer-Form erkrankt ist. Jeder Mensch erbt von seinen Eltern zwei Kopien des ApoE-Gens, das in verschiedenen Varianten vorkommt. Die Variante ApoE4 erhöht das Alzheimer-Risiko und kann die Nebenwirkungen von Leqembi verstärken. Eine Kopie von ApoE4 (von einem Elternteil vererbt) bedeutet ein erhöhtes Risiko, ist aber behandelbar. Zwei Kopien von ApoE4 (von beiden Elternteilen vererbt) bedeuten ein stark erhöhtes Risiko für Hirnschwellungen und Hirnblutungen. Diese Personen sind daher von der Behandlung ausgeschlossen. Mit einem einfachen Bluttest kann festgestellt werden, ob und wie viele Kopien von ApoE4 vorhanden sind.

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Lebensstilfaktoren

Wer das ganze Leben über geistig aktiv war, vor allem aber in jungen Jahren und im mittleren Alter, der hatte auch im Alter kaum erhöhte Amyloidwerte. Dagegen waren die Amyloidwerte bei dem Drittel mit der geringsten geistigen Aktivität schon gefährlich nahe an denen von Alzheimerpatienten. Die Studie wirft somit ein völlig neues Licht auf die Beobachtung, dass geistig aktive Menschen seltener an Alzheimer erkranken. Die PET-Daten von Landau und Mitarbeitern deuten nun darauf hin, dass der Krankheitsprozess bei geistig Aktiven häufig gar nicht erst in Gang kommt.

Präventionsmaßnahmen

Die Forschung sagt: Ja! In dieser Folge sprechen wir mit Prof. Dr. Riedel-Heller über die Risiko- und Schutzfaktoren von Demenzerkrankungen und gibt Ihnen Tipps zur Prävention an die Hand.

Therapie und Behandlung von Alzheimer

Therapie und Behandlung können das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen und erträglicher machen.

Medikamentöse Behandlung

Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung von Alzheimer eingesetzt werden können. Diese Medikamente können die Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Neben der medikamentösen Behandlung gibt es auch verschiedene nicht-medikamentöse Behandlungsansätze, die bei Alzheimer eingesetzt werden können. Dazu gehören beispielsweise Ergotherapie, Musiktherapie und Physiotherapie.

Leben mit Alzheimer

Wenn Sie eine nahestehende Person mit Alzheimer im Umfeld haben oder sogar pflegen, ist es wichtig, dass Sie sich mit der Erkrankung und den möglichen Entlastungsangeboten beschäftigen. Wer mehr über die Alzheimer-Krankheit weiß, kann besser damit umgehen. Mit der Diagnose „Demenz“ kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf ihre Angehörigen große Belastungen zu. Es ist wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann. Kleine Orientierungs- und Erinnerungshilfen im Wohnraum können Betroffenen und Angehörigen den Pflegealltag erleichtern. Wenn Alzheimer-Patienten über die Zeit den Umgang mit alltäglichen Dingen verlernen, wird die Auswahl an Aktivitäten im Alltag immer kleiner. Das Bedürfnis nach Beschäftigung bleibt jedoch. Kleinere Aufgaben und Übungen für die Person mit Alzheimer schaffen auch Ihnen als Pflegeperson kleine Pausen.

Kommunikation und Umgang

Menschen mit Alzheimer nehmen oft nicht mehr jedes Wort genau wahr - aber sie spüren, wie etwas gesagt wird. Ein ruhiger Tonfall, Blickkontakt und eine offene Haltung können Vertrauen und Sicherheit vermitteln. Wichtig ist, die erkrankte Person als gleichwertige Gesprächspartnerin oder gleichwertigen Gesprächspartner wahrzunehmen. Dazu gehört, sie beim Sprechen anzuschauen, nicht zu unterbrechen und ihre Sätze nicht zu beenden. Menschen mit Alzheimer haben zunehmend Schwierigkeiten, längeren Sätzen zu folgen. Kurze, klare Aussagen mit nur einer Information, wie „Wir essen jetzt zu Mittag.“ sind leichter verständlich. Auch Fragen sollten möglichst unkompliziert sein. Ja-/Nein-Fragen oder Auswahlmöglichkeiten sind oft besser als offene Fragen. Statt „Was möchtest du trinken?“ kann „Möchtest du Orangensaft oder Apfelsaft?“ eine Antwort erleichtern.

Verhalten und Aggression

Menschen mit Demenz verhalten sich manchmal verbal oder körperlich aggressiv. Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind weniger krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn als vielmehr die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen. Sie leben in einer Welt, die sich für sie dauernd verändert, und sind deshalb ständig beunruhigt, weil sie nicht wissen, was sie als Nächstes erwartet. Ein plötzlicher lauter Satz oder eine Situation, die sie überfordert, können dazu führen, dass sie aggressiv reagieren. Gerade wenn sich Menschen mit sanftmütigem Charakter plötzlich aggressiv verhalten, ist dies für die Angehörigen ein Schock. In solchen Momenten ist es mitunter hilfreich, daran zu denken, dass ihr Verhalten durch die Demenz verursacht wird und nicht durch sie selbst. Um solchen Aggressionen vorzubeugen, ist es wichtig, die Anlässe für dieses Verhalten herauszufinden und, wenn möglich, zu beseitigen. Gelingt dies nicht, kann Ablenkung eine sinnvolle Strategie sein. Wenn Menschen mit Demenz beispielsweise bei der Körperpflege aggressiv reagieren, reicht es unter Umständen schon aus, in solchen Situationen gemeinsam deren Lieblingslieder zu singen. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben und die betroffene Person zu beruhigen. Achten Sie auch auf Ihre Sicherheit, falls der Mensch mit Demenz zu aggressivem Verhalten neigt und dabei gefährliche Gegenstände benutzt.

Unterstützung für Angehörige

Die Pflege eines Menschen mit Alzheimer kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige sich Unterstützung suchen, um die Herausforderungen des Pflegealltags bewältigen zu können. Das Alzheimer - Telefon ist ein bundesweites Beratungsangebot für Menschen mit Demenz, für Angehörige sowie für alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich engagieren.

Alzheimer-Telefon: Einblick in die Beratungspraxis

Der Informations- und Beratungsbedarf der Anruferinnen und Anrufer ist ebenso enorm wie die Themenvielfalt in den Gesprächen. Im Folgenden erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Gespräche und Anfragen die uns jeden Tag erreichen. Jedes Gespräch ist individuell, jede Anfrage anders.

Fallbeispiel 1: Unterstützung beim Kochen

Nora, die Enkelin von Herrn und Frau Müller, wendet sich an das Alzheimer-Telefon: „Seit einiger Zeit wird meine Oma immer vergesslicher. Zwar findet sie sich noch ganz gut im Alltag zurecht, aber in letzter Zeit klagt sie, dass sie nicht mehr wisse, wie sie ein Gericht zubereiten soll. Das scheint sie sehr zu belasten. Sie hat immer ausgesprochen gerne und gut gekocht. Wie könnte man ihr helfen, dass sie ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich erhält und meine Großeltern sich nicht nur von Fertigprodukten ernähren müssen?“

Die Beraterin empfiehlt, ein einfaches Rezeptheft mit den wichtigsten Familienrezepten zu erstellen, idealerweise gemeinsam mit der Oma. Dies kann ihr eine Weile eine Stütze im Alltag sein und Erinnerungen wecken. Zudem sollte man signalisieren, dass es in Ordnung ist, wenn sie keine komplizierten Gerichte kocht, und beim Kochen unterstützen, indem man ihr kleine Aufgaben gibt.

Fallbeispiel 2: Suche nach einem geeigneten Pflegeheim

Eine Anruferin wendet sich mit folgender Frage an das Alzheimer-Telefon: Meine Mutter hat eine Demenz. Nach einem Krankenhausaufenthalt kann sie nicht mehr allein wohnen. Deshalb bin ich auf der Suche nach einem guten Pflegeheim. Das ist sehr schwierig und ich frage mich: Woran erkenne ich ein gutes Heim?

Die Beraterin erklärt, dass es wichtig ist, auf das Konzept des Heims, die Struktur (kleinere Wohngruppen), ein Bezugspflegesystem, gerontopsychiatrisch geschulte Pflegekräfte, geeignete Aktivitäten, die Berücksichtigung persönlicher Vorlieben und Bedürfnisse sowie den Umgang mit Unruhe und schwierigen Verhaltensweisen zu achten. Zudem sollte das Heim ein Konzept für die Sterbebegleitung haben.

Fallbeispiel 3: Ortungsgerät für einen mobilen Vater

Herr Schmitt wendet sich mit folgendem Anliegen an das Alzheimer-Telefon: „Mein Vater hat Alzheimer und ist noch sehr mobil. Er geht gern und oft spazieren. In der letzten Zeit ist es öfter vorgekommen, dass er sehr lange unterwegs war, da er offenbar nicht mehr sicher den Weg nach Hause gefunden hat. Wir waren sehr besorgt und überlegen nun ein Ortungsgerät anzuschaffen, um ihn wenn nötig zu finden. Können Sie etwas empfehlen?“

Die Beraterin empfiehlt, den Vater zu fragen, ob er mit einem Ortungsgerät einverstanden ist, und ein Gerät auszuwählen, das auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Zudem weist sie darauf hin, dass die Deutsche Alzheimer Gesellschaft eine Liste mit verschiedenen Ortungsgeräten auf Anfrage verschickt.

Fallbeispiel 4: Notfallplan für den pflegenden Angehörigen

Herr Schmidt fragt am Alzheimer-Telefon: Ich pflege und betreue meine demenzkranke Frau nun schon seit 5 Jahren. Sie ist 77 Jahre alt und inzwischen komplett auf mich und meine Hilfe angewiesen. Immer öfter frage ich mich, was mit ihr geschieht, wenn ich mal ausfallen sollte. Unsere Kinder sind voll berufstätig und leben weit weg. Wie kann ich mich auf einen Notfall vorbereiten?

Die Beraterin empfiehlt, einen individuellen Notfallplan zu erstellen, der wichtige Informationen wie Kontaktpersonen, Vollmachten, Patientenverfügungen und medizinisch wichtige Informationen enthält. Dieser Ordner sollte an einem bestimmten Ort in der Wohnung bereitgehalten werden. Zudem gibt es sogenannte ‚SOS Notfalldosen‘ oder ‚SOS Rettungsdosen‘, die in der Kühlschranktür aufbewahrt werden.

Fallbeispiel 5: Unterstützung für Kinder von Eltern mit FTD

Frau Meyer wendet sich mit folgendem Anliegen an das Alzheimer-Telefon: „Bei meinem Ehemann (49 Jahre) wurde FTD diagnostiziert. Mein Mann hat sich sehr verändert und zu Hause ist es schwierig geworden: Unsere 15-jährige Tochter zieht sich zurück und unser 11-jähriger Sohn hat Probleme in der Schule. Haben Sie Tipps oder Hinweise, die mir in Bezug auf meine Kinder helfen könnten? Und gibt es spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche mit einem kranken Elternteil?“

Die Beraterin empfiehlt, im Gespräch mit den Kindern zu bleiben, ihnen Raum für Rückzug zu geben, Freunde oder Familienangehörige als Ansprechpartner einzubeziehen und gemeinsame Unternehmungen zu planen. Zudem verweist sie auf das Projekt ‚Pausentaste' für Kinder und Jugendliche.

Alzheimer und wir: Wie die Krankheit eine Familie prägt

Die Diagnose Alzheimer ist für Betroffene immer ein Schock. Journalistin Peggy Elfmann hat als Angehörige einen Blog ins Leben gerufen, zur Verarbeitung der unheilbaren Krankheit ihrer Mutter.

Interview mit Peggy Elfmann

Peggy Elfmann berichtet über ihre Erfahrungen als Angehörige und gibt anderen Angehörigen eine Hilfestellung. Sie betont, dass es wichtig ist, einen positiven Umgang mit Alzheimer zu finden und zu erkennen, dass das Leben mit der Krankheit nicht so furchterregend ist, wie man zunächst annimmt. Sie rät, professionellen ärztlichen Rat einzuholen und sich nicht nur auf die Schilderungen im Internet zu verlassen.

Der Blog „Alzheimer und wir“

Peggy Elfmann möchte mit dem Blog „Alzheimer und wir“ ein breites Spektrum im Umgang mit der Krankheit abbilden, um zu dokumentieren, wie sich das Leben in der Familie trotz Alzheimer weiterdreht. Sie möchte der gesamten Thematik echtes Leben einhauchen, um auch die Angst vor dem Schreckensgespenst zu nehmen.

Briefe für Mama

Peggy Elfmann schreibt Briefe an ihre Mutter, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Mit einer Reihe der „Briefe für Mama“, die auf dem Blog veröffentlicht wurden, hat sie einen sehr schönen Weg gefunden, uns an das bewegende Thema und ihren Umgang damit heranzuführen.

Der Podcast „Leben, Lieben, Pflegen“

Peggy Elfmann hat gemeinsam mit Anja Kälin und Isabel Hartmann von Desideria Care e. V. den Podcast „Leben, Lieben, Pflegen - Der Podcast zu Demenz und Familie“ entwickelt und spricht über bewegende Themen rund um Demenz. Ihr Ziel: Anderen Familien mit Demenz Mut machen und Möglichkeiten aufzeigen für diesen Weg mit der Krankheit.

Forschung und aktuelle Entwicklungen

Unermüdlich wird nach Therapien zur Heilung der Demenz-Krankheiten geforscht. Im Jahr 1906 entdeckte der deutsche Psychiater und Neurologe Alois Alzheimer (1864 -1915) die Ursache des pathologischen Vergessens. Bei der mikroskopischen Untersuchung des Gehirns einer verstorbenen Patientin, die zuvor an Gedächtnisverlust gelitten hatte, erkannte Alzheimer den flächigen Abbau von Nervenzellen und Eiweißablagerungen in der Hirnrinde. 1907 veröffentlichte der Mediziner seine Forschungsergebnisse; später wurde das Krankheitsbild nach ihm benannt.

Amyloid-Hypothese

Ein Team um Dr. Die Forscher verwendeten zum Nachweis der Amyloidplaques den Marker 18F-Florbetapir. Dabei zeigte sich, dass diese Funktionen dosisabhängig umso schlechter waren, je mehr Amyloid in ihren Gehirnen bereits verklumpt war. Das Fazit der Autoren: Je mehr Amyloid sich ablagert, umso schlechter funktioniert das Gehirn. Allerdings ist es nicht so, dass ab einem gewissen Alter automatisch die Amyloidlast so groß ist, dass das Gehirn darunter leidet. Die Daten von Rodrigue zeigen vielmehr, dass bei einigen ab einem Alter von etwa 60 Jahren etwas anderes passiert: Bei ihnen beschleunigt sich der Anstieg dramatisch.

Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V.

Die Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V. steht Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite. Sie kennt die Angebote und Möglichkeiten in Berlin und sucht gemeinsam mit Ihnen Antworten auf alle Fragen.

Fazit

Die Alzheimer-Krankheit ist eine komplexe und herausfordernde Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigt. Es ist wichtig, die frühen Anzeichen zu erkennen, um rechtzeitig Hilfe suchen zu können. Eine frühe Diagnose ermöglicht eine längerfristig hohe Lebensqualität. Therapie und Behandlung können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Symptome lindern. Unterstützung und Informationen sind für Betroffene und Angehörige unerlässlich, um den Alltag mit Alzheimer bewältigen zu können.

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