Jaron Siewert: Ein Schlaganfall mit 28 Jahren und die Rückkehr auf die Trainerbank

Jaron Siewert, der junge und erfolgreiche Trainer der Füchse Berlin, erlitt im Alter von nur 28 Jahren einen leichten Schlaganfall. Dieser Schicksalsschlag veränderte sein Leben und seine Sichtweise, doch er kämpfte sich zurück und steht nun wieder an der Seitenlinie seines Teams.

Der schicksalhafte 11. August

Der 11. August 2022 wird für Jaron Siewert unvergesslich bleiben. Was als normaler Trainingstag begann, endete mit einer Schockdiagnose. Im Trainerbüro sitzend, fachsimpelte Siewert mit seinem Co-Trainer Max Rinderle, als er plötzlich ein Unwohlsein verspürte. Koordinationsprobleme, Kopfschmerzen, Schwindel, Taubheitsgefühl, Sehstörung und Sprachverlust traten schlagartig auf. „Es kam ganz schlagartig, wie das Wort Schlaganfall leider schon sagt", so Siewert gegenüber der „Bild".

Handball-Nationalspieler Paul Drux berichtete, dass das Team „absolut geschockt" war, als sie von der Erkrankung ihres Trainers erfuhren.

Schnelle Reaktion rettet Leben

Siewerts Glück war, dass seine Kollegen schnell reagierten und sofort einen Krankenwagen riefen. Er selbst konnte sich nicht mehr helfen. „Es war beschissen. Wenn es passiert, ist man in seinem eigenen Körper gefangen. Kann nichts machen oder dagegen tun.“ Durch den schnellen Transport ins Vivantes Klinikum in Berlin-Friedrichshain konnten kompetente Ärzte schnell per Gefäßkatheter-Eingriff ein Blutgerinnsel entfernen, das bis ins Gehirn gewandert war und den leichten Schlaganfall ausgelöst hatte. Siewert erinnert sich noch gut an das „bittere Bangen bis zur OP. Danach ist es dann entweder gut oder schlecht. Bei mir ist es zum Glück gut gegangen".

Ursachenforschung ohne Ergebnis

Nach dem Schlaganfall wurde Siewert von den besten Ärzten auf den Kopf gestellt, um die Ursache für den Schlaganfall in so jungen Jahren zu finden. „Ich wurde von den besten Ärzten auf den Kopf gestellt", sagte Siewert, „es wurde aber nichts gefunden". Sein Blut wurde auf genetische Besonderheiten untersucht, aber auch hier gab es keine Auffälligkeiten. Es scheint ein Kuriosum seiner Person zu sein.

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Siewert selbst berichtete aus Gesprächen mit den Ärzten, dass ein Schlaganfall „nichts mit Stressfaktoren zu tun" habe, „sondern viel häufiger mit physiologischen Gegebenheiten". Er rauche nicht, trinke nicht, treibe gelegentlich Sport und ernähre sich gesund. Warum es aber ausgerechnet ihn in so jungen Jahren traf, bleibt ein Rätsel.

Dankbarkeit und Unterstützung

Unendlich dankbar ist Siewert dem Club, allen voran Bob Hanning und Sportvorstand Stefan Kretzschmar. Die beiden in der Hauptstadt exzellent vernetzten Funktionäre versorgten Siewert mit der bestmöglichen medizinischen Betreuung. „Das waren nicht irgendwelche Ärzte, sondern das waren wirklich die Topleute aus Deutschland", sagte Siewert.

Für Hanning war diese Hilfe eine Selbstverständlichkeit, genauso wie sein Einspringen als Cheftrainer in der Zeit von Siewerts Abwesenheit. „Ich kenne Jaron seit seiner Jugend, und der Begriff Füchse-Familie trifft hier mehr denn je zu", sagte der Geschäftsführer.

Comeback nach vier Wochen

So gut, dass er nur vier Wochen später sein Comeback auf der Trainerbank gab. Beim 31:21-Sieg gegen den TVB Stuttgart wurde der Trainer, der eher ungern im Mittelpunkt steht, auf emotionale Art gefeiert. „Das war ein besonderes Spiel, vor allem diese Atmosphäre zu spüren", sagte er. Mit dem klaren Sieg gegen Stuttgart gelang auch sein persönlicher Saisonstart, und im anschließenden Topspiel coachte Siewert die Füchse zu einem achtbaren 31:31 bei der SG Flensburg-Handewitt. Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich Siewert über diese vergleichsweise banalen Dinge wieder aufregen kann. Im Spiel denkt der jüngste Trainer der Bundesliga überhaupt nicht mehr an das, was ihn vor wenigen Wochen gesundheitlich aus der Bahn geworfen hat. „Bei mir ist es kein Thema mehr und bei den Spielern auch nicht", versicherte er. Keiner habe ihm das Gefühl gegeben, „dass ich jetzt besonders beobachtet werde". Dagegen würde er sich auch wehren, denn: „Ich brauche keinen, der mich mit Samthandschuhen anfasst."

Eigentlich wollte Siewert sogar viel früher zurückkehren. „Ich musste ihn oft bremsen, bis alle Ergebnisse der Untersuchungen vorgelegen haben", berichtete Teamarzt Dr. Jürgen Bentzin. Das fiel dem ehrgeizigen Berliner schwer. „Das Trügerische bei mir war, ich habe mich sehr schnell wieder fit gefühlt", verriet Siewert. Die Ärzte konnten ihn aber nicht davon abhalten, nach etwa anderthalb Wochen der Mannschaft einen Trainingsbesuch abzustatten.

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Veränderungen und neue Perspektiven

Der Schlaganfall hat Siewerts Blick auf das Leben verändert. „Sicherlich bin ich etwas gelassener geworden. Ich bin reflektierter, lebensbejahender geworden. Man weiß nie, wie schnell der Erfolg ein Ende findet. Da gibt es viel mehr Dinge, die entscheidend sind: Beziehungen zu Menschen, die Freude am Leben und am Miteinander», sagte der Meistertrainer der Füchse Berlin dem rbb.

Trotzdem hat ihm der Vorfall auch klar vor Augen geführt, dass der Leistungssport nicht alles im Leben ist. „Nach so einem Schicksalsschlag bekommt man aufgezeigt, dass man auch nur ein Erdenbürger ist, der auch eine Verantwortung hat", sagte Siewert. Er wolle die Momente mit der Familie „jetzt noch mehr genießen".

Siewert lebt sein Leben auch fast wieder wie vorher - außer, dass er nun Blutverdünner nehmen und die Wirksamkeit in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen muss. „Ich habe die Ärzte auch gefragt, ob ich in meinem Leben etwas ändern muss, aber es gibt nichts", verriet der Coach.

Die Füchse Berlin stehen hinter Siewert

Der Club entschied sich, den genauen Grund für Siewerts Fehlen in der Öffentlichkeit zunächst nicht bekannt zu geben. Für die Krankschreibung des Trainers wurde anfangs kein offizieller Grund genannt, was natürlich zu Spekulationen führte. Es war auch für den Verein keine leichte Zeit. Umso größer ist die Erleichterung, dass der Jungstar im Handball-Trainergeschäft, der oft mit Fußballcoach Julian Nagelsmann verglichen wird, in seiner Karriere nicht durch einen Schicksalsschlag frühzeitig gestoppt wird. „Ich bin überglücklich und froh", sagte Hanning, „dass Jaron seinen erfolgreichen Job bei den Füchsen fortsetzen kann und wir gemeinsam wieder Erfolge feiern werden."

Nach seiner Rückkehr auf die Trainerbank fand der Perfektionist auch schnell einige Verbesserungsansätze, „zu meckern hat man immer ein bisschen was". In seinem Arbeitseifer will sich Siewert nicht bremsen lassen.

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Siewert als Vorbild

Jaron Siewerts Geschichte ist ein Beispiel für Mut, Stärke und die Fähigkeit, auch nach einem schweren Schicksalsschlag wieder ins Leben zurückzufinden. Er ist ein Vorbild für viele Menschen, die mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Seine positive Einstellung und sein unermüdlicher Einsatz zeigen, dass man auch nach einem solchen Ereignis seine Ziele erreichen und sein Leben in vollen Zügen genießen kann.

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