Die Juckbohne (Mucuna pruriens) als natürliche Unterstützung bei Parkinson

Das Parkinson-Syndrom, eine neurodegenerative Erkrankung, die durch Dopaminmangel im Gehirn gekennzeichnet ist, manifestiert sich in Symptomen wie Tremor, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung. Die konventionelle Behandlung konzentriert sich auf die Gabe von synthetischem L-Dopa, einer Dopaminvorstufe, um das Defizit auszugleichen. Allerdings kann die Langzeitanwendung von synthetischem L-Dopa unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.

In diesem Zusammenhang rückt die Juckbohne (Mucuna pruriens), eine Heilpflanze, die in der ayurvedischen Medizin seit langem bekannt ist, in den Fokus. Ihre Samen enthalten von Natur aus einen hohen Anteil an Levodopa und haben in Studien gezeigt, dass sie im Vergleich zu synthetisch hergestelltem L-Dopa weniger Nebenwirkungen verursachen. Darüber hinaus wird der Juckbohne eine belebende, stimmungsaufhellende, konzentrationsfördernde und nervenstärkende Wirkung zugeschrieben.

Parkinson im Kontext des Ayurveda

Der englische Arzt James Parkinson (1755-1824) veröffentlichte 1817 seinen Aufsatz über die „Schüttellähmung“ (Shaking Palsy). Er beschrieb ein Krankheitsbild, das insbesondere durch Tremor, eine auffällige Bewegungsstörung und posturale Instabilität gekennzeichnet ist. Jean-Martin Charcot (1825-1893), lieferte eine klinische Definition dieses Krankheitsbildes, die in großen Teilen noch heute gilt und etablierte die Bezeichnung Morbus Parkinson für diese Erkrankung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die neuroanatomischen und -physiologischen Grundlagen dieses Krankheitsbildes deutlicher und vor allem die Therapie mit L-Dopamin gewann an Bedeutung.

Entgegen einer häufig anzutreffenden Behauptung wird ein solches Krankheitsbild in der historischen āyurvedischen Literatur nicht beschrieben. Im Āyurveda werden verschiedene Arten des Tremors (Vepathu, Kampa) und auch von Rigor, Akinese sowie anderen häufigen Symptomen des (idiopathischen) Parkinson-Syndroms beschrieben und differenziert. Die Kombination von Tremor, Bradykinese und Rigor sowie posturaler Instabilität in einem Krankheitsbild findet sich in der klassischen āyurvedischen Literatur jedoch nicht. Erst in einem relativ späten Lehrbuch des 17. Jahrhunderts, dem sogenannten Basavarājīyam („Werk des Basavarāja“) wird eine Erkrankung erwähnt, welche dem idiopathischen Parkinson-Syndrom nahekommt. Unter der Bezeichnung Kampavāta wird dort nämlich ein Krankheitsbild beschrieben, das durch Tremor der Extremitäten und Schwierigkeiten bei der Körperbewegung kombiniert mit Schlafstörung und demenzieller Symptomatik gekennzeichnet ist.

In der heutigen āyurvedischen Praxis empfiehlt es sich daher, die jeweilige Symptomatik nach āyurvedischen Kriterien differenziert und individuell zu betrachten und nicht vorschnell einem einzelnen āyurvedischen Krankheitsbild zuzuordnen. Auf dieser Basis kann dann eine umfassende āyurvedische Therapie erfolgen.

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Grundlagen des Ayurveda: Doshas, Agni und Konstitution

Dem Āyurveda liegt eine eigene Systematik zugrunde, die sich sowohl in einem eigenen Verständnis von Bau und Funktion des menschlichen Organismus als auch im diagnostischen Vorgehen niederschlägt. So unterscheidet man, vereinfacht ausgedrückt, zwei Anteile im menschlichen Organismus: Auf der einen Seite kennt man strukturelle Anteile des menschlichen Organismus wie etwa verschiedene Gewebe (Muskelgewebe, Fettgewebe etc.) und Organsysteme. Auf der anderen Seite wirken im Organismus auch funktionelle Komponenten. Zu diesen funktionellen Komponenten zählt der sogenannte Agni, die „Verdauungs- und Stoffwechselkraft“, welche die intestinale Verdauung und den gesamten Stoffwechsel reguliert. Wenn der Agni normal ausgeprägt ist, sind nicht nur Appetit und Stuhlgang gleichmäßig, sondern auch die einzelnen Gewebe angemessen ausgeprägt und die Sinne können ihre normalen Funktionen erfüllen. Bei einem geschwächten Agni werden einerseits die Gewebe nicht angemessen genährt und andererseits entstehen Ablagerungen auf unterschiedlichen Ebenen.

Moderne āyurvedische Gelehrte verstehen auch die bei bestimmten Formen des Parkinson-Syndroms zu findenden Ablagerungen von Alpha-Synuclein als Folge einer Schwäche der Verdauungs- und Stoffwechselkraft. Auch werden bei einem geschwächten Agni die Wirkstoffe von Arzneien nicht sachgerecht aufgenommen und verwertet. Außer dem Agni zählen zu den funktionellen Komponenten des menschlichen Organismus vor allem die sogenannten drei Doṣa-s (sprich: Dohscha) Vāta, Pitta und Kapha. Diese stellt man sich vor wie Kräfte, die im Menschen wirksam sind und sich in unterschiedlicher Hinsicht im Menschen auswirken. Die drei Doṣa-s regulieren physiologische Funktionen.

  • Vāta: Verantwortlich für Prozesse der Bewegung und Beweglichkeit (Atembewegung, Muskelbewegung, Darmmotilität, geistige Beweglichkeit).
  • Pitta: Reguliert Prozesse der Umwandlung und Verwertung (Verdauungsprozess, Lernprozesse, Durchsetzungskraft).
  • Kapha: Verantwortlich für Struktur und Stabilität (Körperbau, Haut, Schleimhäute, geistige Stabilität, Geduld).

Jeder Mensch verfügt von Geburt an über ein individuelles Mischungsverhältnis dieser drei Doșa-s, bei dem meist Merkmale von zwei dieser Doșa-s stärker zum Ausdruck kommen. Die Feststellung der individuellen Grundkonstitution ist ein wesentlicher Bestandteil der āyurvedischen Diagnose.

Aufgrund verschiedener ätiologischer Faktoren können die Doṣa-s nun aber ins Ungleichgewicht geraten. Sie werden also stärker oder schwächer, als es ihrem individuellen Normalzustand entspricht, oder es kommt zu einer Dysfunktion. Dieses anfängliche Stadium der Krankheitsentwicklung äußert sich in Symptomen des Unwohlseins, die jeweils spezifisch für einzelne Doṣa-s sind. In der āyurvedischen Pathophysiologie geht man nun davon aus, dass die aus dem Gleichgewicht geratenen Doṣa-s in der Folge auch Organe und Gewebe affizieren und so eine manifeste Erkrankung auslösen.

Parkinson aus ayurvedischer Sicht: Vata-Störung und Agni-Schwäche

Die Symptome des idiopathischen Parkinson-Syndroms, nämlich Bradykinese, Tremor, Rigor und die posturale Instabilität, entsprechen hauptsächlich den Symptomen einer Vāta-Störung. Auch die fakultativen Begleitsymptome wie etwa Hyposmie, Obstipation oder kognitive Einschränkungen sind typische Symptome einer Vāta-Störung ebenso wie einer Schwäche der Verdauungs- und Stoffwechselkraft. Rigor und Akinese sind vor allem Symptome einer Schwäche des Agni, der Verdauungs- und Stoffwechselkraft. Man kann also allgemein feststellen, dass der M. Parkinson aus āyurvedischer Sicht durch eine Vāta-Störung und eine Schwächung der Stoffwechselkraft gekennzeichnet ist.

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Ayurveda-Therapie: Ernährung, Lebensstil und Arzneimittel

Die āyurvedische Auffassung von Krankheitsbehandlung ist umfassend und immer auf das Individuum und seine Konstitution bezogen. Allgemein gesprochen, beginnt āyurvedische Therapie mit Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil, bei denen sowohl die Krankheit als auch die Konstitution berücksichtigt werden müssen. Erst dann folgt die Therapie im engeren Sinne. Hierzu gehören vor allem eine vielfältige und differenzierte Arzneimitteltherapie sowie intensive Verfahren zur Ausleitung und Regulation, wie etwa das Pañcakarma.

Da beim idiopathischen Parkinson-Syndrom vor allem eine Störung des Vāta und eine Schwächung der Stoffwechselkraft bestehen, gilt es allgemein, den Doṣa Vāta zu regulieren und den Agni zu stärken.

Ernährungsempfehlungen

In Bezug auf die Ernährung wird allgemein zu einer leicht verdaulichen und nahrhaften Ernährung geraten. Gewürze wie Ingwer, Knoblauch und schwarzer Pfeffer regen nach āyurvedischer Anschauung in besonderem Maße die Verdauungskraft an und regulieren den Doṣa Vāta. Je nach Konstitution und Verträglichkeit werden diese Gewürze in verschiedenen Zubereitungsformen (angedünstet, roh, als Tee etc.) und individuell angepassten Mengen empfohlen. Kreuzkümmel, Anis und Fenchel sind ebenfalls zur Regulierung des Vāta geeignet. Von besonderer Bedeutung ist der Asant (Asafoetida, „Stinkasant“), ein Gewürz, das als besonders Vāta-regulierend gilt und bei Störungen des Nervensystems allgemein empfohlen wird. Bei Obstipation, die ja ein häufiges Früh- und Begleitsymptom des idiopathischen Parkinson-Syndroms darstellt, ist Asant ebenfalls nützlich. Doch die āyurvedische Ernährungslehre berücksichtigt nicht nur Nahrungsmittel und ihre Zusammensetzung, sondern auch die Art und Weise der Nahrungsaufnahme allgemein, die Umgebung und Gemütsverfassung des Einzelnen werden berücksichtigt. Zur Regulation eines gestörten Vāta und zur Stärkung der Verdauungskraft ist zu empfehlen, regelmäßige Mahlzeiten zu genießen. Abends sollte eher warm und leicht gegessen und darauf geachtet werden, dass man in angenehmer Umgebung und in Ruhe essen kann.

Empfehlungen zur Lebensweise

Auch bei den Empfehlungen zur allgemeinen Lebensweise wird empfohlen, auf regelmäßige Tagesabläufe zu achten. Morgendliche Selbstölmassagen mehrmals wöchentlich werden allgemein zur Gesundheitsprophylaxe empfohlen, insbesondere auf Tremor und Rigor sollen sie einen positiven Effekt haben. Körperliche Bewegung, vor allem moderate Ausdauerbewegung, reguliert Vāta und stärkt die Verdauungskraft. In der Praxis muss bei all diesen Empfehlungen aber stets die individuelle Konstitution des jeweiligen Menschen berücksichtigt werden.

Arzneimitteltherapie

Die Arzneimitteltherapie, insbesondere die außerordentlich reichhaltige Phytotherapie, stellt im heutigen Āyurveda eine wichtige Säule der Behandlung dar. Die arzneilich gebrauchten Pflanzen werden dabei sehr differenziert nach Qualitäten und Wirkungen eingeteilt sowie in spezifischen Zubereitungsarten verabreicht.

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Hier finden sich eine Fülle von Arzneien sowohl zur Vāta-Regulierung als auch zur Anregung der Verdauungskraft und spezifischen Behandlung der Krankheit. Eine typische Kombinationsarznei zur Stärkung der Verdauungskraft ist das so genannte Trikaṭu, eine Mischung von Ingwer, schwarzem Pfeffer und langem Pfeffer (Pippalī, botanisch: Piper longum) zu gleichen Teilen. Wenn Obstipation im Vordergrund steht, und auch zur allgemeinen Regulation und Stärkung, ist die Triphalā, eine Mischung aus den getrockneten und gemahlenen Früchten von Emblica officinalis, Terminalia chebula und Terminalia bellirica außerordentlich nützlich. Diese beiden Kombinationsarzneien werden in der Praxis häufig zu Beginn der Behandlung über einige Monate eingesetzt. Wenn die Verdauungskraft damit reguliert ist, können nach āyurvedischer Anschauung auch die Wirkstoffe der spezifischen Arzneien besser verwertet werden.

Von diesen spezifischen Arzneien sollen hier nur einige wenige beispielhaft vorgestellt werden. Die Aśvagandhā (Wurzel der Withania somnifera) genannte Pflanzenarznei wird bei vielen neurologischen Störungen empfohlen. In diesem Zusammenhang gilt sie als besonders nützlich zur Regulation der posturalen Instabilität und wenn Schlafstörungen vorliegen. Brāhmī (Bacopa monnieri, die gesamte Pflanze wird hier verwendet) ist besonders nützlich, wenn auch kognitive Störungen bestehen.

Die Juckbohne (Mucuna pruriens): Eine vielversprechende Option

In den vergangenen Jahrzehnten hat im Zusammenhang mit M. Parkinson besonders eine āyurvedische Pflanzenarznei für Furore gesorgt, nämlich die Samen der sogenannten „Juckbohne“, botanisch: Mucuna pruriens (Sanskrit: Ātmaguptā, Kapikacchū). In der klassischen āyurvedischen Literatur werden diese Samen vor allem zur Stärkung bei „Gebrechen des Alters“ sowie zur allgemeinen Stärkung und Förderung der (männlichen) Fertilität gebraucht, auch gelten sie als allgemein nützlich zur Regulation des Doṣas Vāta. Schon in den 1930er-Jahren stellte man fest, dass die Juckbohne unter anderem L-Dopamin enthält. Im heutzutage meistens verwendeten Pulver aus den geschälten Samen beträgt der Anteil rund 5 %. In den 1990er-Jahren begann man die Wirkung einer standardisierten Zubereitung aus den geschälten Samen der Juckbohne auf das idiopathische Parkinson-Syndrom zu untersuchen. Dabei stellte sich in Tiermodellen zur Untersuchung von Anti-Parkinson-Medikamenten heraus, dass die Wirkung des Juckbohnenpulvers auf die Parkinson-Symptomatik stärker war, als allein durch die Dosis des L-Dopamin zu erklären wäre. Auch in klinischen Studien am Menschen wurde die Wirksamkeit von Mucuna pruriens bei Parkinson-Patienten bestätigt.

Vorteile der Juckbohne gegenüber synthetischem L-Dopa

Die Juckbohne liefert mit L-Dopa die direkte Vorstufe zur körpereigenen Dopaminproduktion. Studien deuten darauf hin, dass die Juckbohne im Vergleich zu synthetischem L-Dopa einige Vorteile bieten kann:

  • Weniger Nebenwirkungen: Bei der Behandlung des Parkinson-Syndroms mit synthetischem L-Dopa treten typischerweise einschränkende Nebenwirkungen auf, zum Beispiel kann die Bewegungsfreiheit stark vermindert sein. Es besteht aufgrund bisheriger Studien der Grund zur Annahme, dass die Juckbohne besser vertragen wird. In den Studien wurden lediglich gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit oder Völlegefühl nach der Einnahme der Juckbohne beobachtet.
  • Bessere Bioverfügbarkeit: Die im Juckbohnenpulver enthaltenen Begleitstoffe scheinen die Aufnahme von L-Dopa im Körper zu verbessern.
  • Neuroprotektive Wirkung: Die in der Juckbohne enthaltenen Antioxidantien können Nervenzellen vor Schäden schützen.

Anwendung und Dosierung

Die Juckbohne wird meist in Pulver- oder Kapselform angeboten - idealerweise als Extrakt mit standardisiertem L-Dopa-Gehalt (meist 15-20 %). Standardpräventiv: 250-500 mg Extrakt pro Tag (entspricht ca. Die Einnahme sollte nicht mit proteinhaltigen Mahlzeiten kombiniert werden, da Aminosäuren die Aufnahme von L-Dopa im Darm hemmen können. Juckbohnenextrakt ist in der Regel gut verträglich. Zu Beginn der Einnahme kann es zu leichter Unruhe, erhöhtem Puls oder Appetitveränderungen kommen - Symptome, die auf die dopaminerge Wirkung hinweisen und sich meist rasch normalisieren. Menschen mit bestehenden neurologischen Erkrankungen, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion oder psychischen Störungen sollten die Einnahme mit einem Arzt oder Therapeuten abstimmen.

Vorsichtshinweise

Von einer eigenmächtigen Einnahme eines Juckbohnenpulvers oder sonstiger Nahrungsergänzungsmittel mit Juckbohne ist abzuraten. Zum einen kann bei diesen die Reinheit und Identität nicht einwandfrei nachgewiesen werden, zum anderen können die in den Samen vorkommenden Indolalkaloide zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein oder starken Durst führen.

Die Juckbohne als vielversprechende Option für die Zukunft

Die bisherigen Erkenntnisse sind aussichtsreich. Die Juckbohne könnte für viele vom Parkinson-Syndrom Betroffene eine Erleichterung darstellen. Leider fehlt noch der letzte Kraftakt von Seiten der Forschung und der Pharmaindustrie, damit ein wirksames Arzneimittel auf den Markt kommt. Die Juckbohne (Mucuna pruriens) ist eine Pflanzenart aus Gattung Mucuna in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Ursprünglich stammt die Juckbohne aus Ostindien, Südchina, Myanmar und der Indochinesischen Halbinsel. Heute ist diese Art in den ganzen Tropen weit verbreitet.Die Juckbohne ist eine einjährige (selten zweijährige) Kletterpflanze, die Wuchshöhen bis 18 m erreichen kann.Die Laubblätter sind dreizählig gefiedert und wechselständig angeordnet. Die behaarten Blattstiele sind 2-40 cm lang. Die einzelnen Fiederblättchen sind dunkelgrün, ganzrandig, eiförmig/ elliptisch, kurz gestielt, bis 19 cm lang und bis 16 cm breit. Die Blütenrispen sind traubig und achselständig, 15-32 cm lang und enthalten mehrere Blüten. Die Krone ist purpurn oder weiß. In der Fruchtreife bilden sich gebogene Hülsenfruchte, die eine Länge von 4-13 cm und Breite von 1-2 erreichen. Sie sind mit orangefarbenen, borstenartigen Härchen bedeckt, die beim Kontakt mit der Haut einen starken Juckreiz auslösen.Die Juckbohne ist als Futterpflanze in den Tropen weit verbreitet. Ebenso findet sie als Heilpflanze Verwendung. Die industriell verarbeiteten Samen werden wegen ihres Gehalts an L-Dopa bei Parkinson-Patienten eingesetzt. Juckbohne wird manchmal auch als Kaffee-Ersatz verwendet.Frische Triebe oder Bohnen können auch gekocht gegessen werden. Dazu müssen die Pflanzenteile 48 Stunden in Wasser eingeweicht und dann mindestens 30 Minuten gekocht werden, da sie sonst für den Menschen (und auch die Tiere) toxisch sind.In der ayurvedischen Heilkunde werden der Juckbohne aphrodisierende und halluzinogene Wirkungen nachgesagt.Juckbohne eignet sich perfekt als Kübelpflanze.Wichtig!!!Die Juckbohne-Pflanzenteile müssen verarbeiten werden. Unerträglicher Juckreiz durch SchmetterlingsblütlerBei der Juckbohne (Mucuna pruriens) ist der Name Programm. Die Pflanzenhaare dieses in Südasien heimischen Schmetterlingsblütlers enthalten Mucunain. Das ist ein Protein, das bei Kontakt mit der Haut unerträglichen Juckreiz und Hautausschläge auslösen kann [1]. Die Juckbohne war deshalb Bestandteil von Juckpulvern, die nicht nur für schadenfrohe Späße, sondern auch als Heilmittel Anwendung fanden. Im frühen 19. Jahrhundert wurde Juckpulver zum Beispiel als Reizmittel bei Einbußen der Oberflächensensibilität der Haut versucht. Die heutige Kulturform der Juckbohne enthält nur noch wenig bis kein Mucunain, was eine breitere Nutzung der Pflanze erlaubt. In den tropischen Gegenden werden ihre eiweißreichen Samen als Kraftfutter an Tiere verfüttert. Daneben findet die Juckbohne als Heilpflanze Anwendung, vor allem in der indischen Heilkunst Ayurveda. Volksheilkundliche Anwendungen der JuckbohneDie Ayurveda-Medizin setzt die Juckbohne vorwiegend bei Erkrankungen des Nervensystems und des Urogenitalsystems ein. Dazu zählen unter anderem Nervenschwäche, Epilepsie, Nervosität, Impotenz, Harnzwang, Sterilität und diverse Nierenleiden. Sie findet daneben auch bei Wurmerkrankungen, Durchfall, Schlangenbissen, rheumatischen Beschwerden, Muskelschmerzen, Diabetes, Regelschmerzen und Gicht Anwendung. Verwendet werden in erster Linie die Samen, seltener die Wurzeln. Ein Teil der Indikationen erscheint nach bisheriger Studienlage plausibel: So konnten mittlerweile antidiabetische, antioxidative, aphrodisierende, anregende, antiepileptische und antimikrobielle Wirkungen in Studien nachgewiesen werden [2]. Für Aufsehen sorgte in den letzten Jahrzehnten jedoch die mögliche Wirkung der Juckbohne beim Parkinson-Syndrom.Das Parkinson-Syndrom wird durch einen Mangel am Botenstoff Dopamin im Gehirn ausgelöst. Dies erschwert es Betroffenen unter anderem, ihre Muskulatur zügig zu bewegen. Die Bewegungen sind oft verlangsamt, die Muskulatur ist versteift, der Gang unsicher, und die Extremitäten beginnen, im Ruhezustand zu zittern. Zusätzlich können die Stimmung, die vegetative Steuerung von Blase, Darm oder Blutdruck sowie die kognitive Leistung eingeschränkt sein. Die wichtigste medikamentöse Therapie ist die Einnahme von L-Dopa, auch Levodopa genannt. Die Aminosäure L-Dopa wird im Gehirn zu Dopamin verstoffwechselt und kann damit den Dopaminmangel ausgleichen. Schon vor fast 100 Jahren entdeckte man, dass auch die Samen der Juckbohne L-Dopa enthalten, und zwar nicht wenig: Der Anteil an L-Dopa kann bis zu 7 % betragen. Das Vorkommen von L-Dopa macht auch die anregende Wirkung der Juckbohne plausibel: Dopamin fördert den Antrieb, eine positive Stimmung und die Motivation. Mittlerweile attestieren mehrere klinische Studien, dass die Wirkung der Juckbohne bei Menschen mit Parkinson vergleichbar mit der von L-Dopa-Medikamenten ist - bei deutlich weniger Nebenwirkungen. Bei der Behandlung des Parkinson-Syndrom mit synthetischem L-Dopa treten typischerweise einschränkende Nebenwirkungen auf, zum Beispiel kann die Bewegungsfreiheit stark vermindert sein. Es besteht aufgrund bisheriger Studien der Grund zur Annahme, dass die Juckbohne besser vertragen wird. In den Studien wurden lediglich gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit oder Völlegefühl nach der Einnahme der Juckbohne beobachtet [3].Juckbohne: Heilmittel mit HakenDie positiven Wirkungen scheinen nicht allein auf dem L-Dopa-Gehalt zu beruhen - vermutlich spielen auch die antioxidativen Wirkungen der Juckbohne eine wichtige Rolle, denn sie haben einen schützenden Effekt auf Nervenzellen [4].Dies könnte für viele Betroffene ein Segen sein - leider gibt es einen Haken. Bis jetzt ist noch kein standardisiertes Juckbohnen-Arzneimittel auf dem Markt. Merke: Von einer eigenmächtigen Einnahme eines Juckbohnenpulvers oder sonstiger Nahrungsergänzungsmittel mit Juckbohne ist abzuraten. Zum einen kann bei diesen die Reinheit und Identität nicht einwandfrei nachgewiesen werden, zum anderen können die in den Samen vorkommenden Indolalkaloide zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein oder starken Durst führen. Und zum SchlussWie oft in der modernen Phytotherapie liegen effektive und nebenwirkungsarme Lösungen zum Greifen nah - auch bei der Juckbohne. Die bisherigen Erkenntnisse sind aussichtsreich. Die Juckbohne könnte für viele vom Parkinson-Syndrom Betroffene eine Erleichterung darstellen. Leider fehlt noch der letzte Kraftakt von Seiten der Forschung und der Pharmaindustrie, damit ein wirksames Arzneimittel auf den Markt kommt.

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