Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die viele Menschen betrifft und mit neuropathischen Schmerzen, Taubheit und Kribbeln einhergeht. Die Kältekammer, auch bekannt als Kryosauna oder Eisbox, bietet eine Ganzkörperkältetherapie, die bei verschiedenen Erkrankungen, einschließlich Polyneuropathie, Linderung verschaffen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Studienlage, Wirkungsweise und Anwendung der Kältekammer bei Polyneuropathie.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die durch Schädigungen vieler Nerven gleichzeitig gekennzeichnet sind. Die Symptome können vielfältig sein und sich in Form von Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Muskelschwäche äußern. Die Ursachen sind ebenfalls vielfältig und reichen von Diabetes mellitus über Alkoholkonsum bis hin zu genetischen Faktoren.
Kältekammer: Eine Übersicht
Die Kältekammertherapie, auch Kryotherapie genannt, ist eine Behandlungsmethode, bei der der Körper kurzzeitig extrem niedrigen Temperaturen ausgesetzt wird. Hierbei betritt der Patient eine Kammer, die auf Temperaturen von -110°C bis -150°C heruntergekühlt ist. Der Aufenthalt in der Kältekammer dauert in der Regel nur wenige Minuten (1-3 Minuten).
Ursprung und Entwicklung
Das Prinzip der Kältetherapie wurde in Japan von dem Rheumatologen Toshiro Yamauchi entwickelt. Inzwischen hat sich die Kältekammertherapie in verschiedenen Bereichen etabliert, darunter die Rheumatologie, Sportmedizin und Schönheitsindustrie.
Anwendung in der Rheumaklinik Bad Wildungen
Die Rheumaklinik Bad Wildungen bietet die Kältekammer als Teil ihres Therapieangebots an. Hier wird die Kältekammer von Ärzten verschrieben und vor der Anwendung werden gegebenenfalls Untersuchungen wie ein EKG durchgeführt, um die Eignung des Patienten für die Therapie sicherzustellen.
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Wirkungsweise der Kältekammer
Die Kältekammertherapie hat vielfältige physiologische Wirkungen auf den Körper. Die extreme Kälte führt zu einer Gefäßverengung, die wiederum Entzündungsprozesse abschwächt und die Durchblutung fördert.
Auswirkungen auf das Nervensystem
Ein wichtiger Aspekt der Kälteanwendung bei Polyneuropathie ist die Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit. Kälte kann die Übertragungsgeschwindigkeit von Nervenimpulsen reduzieren, was zur Linderung von Schmerzen beitragen kann.
Weitere physiologische Effekte
- Schmerzlinderung: Die Kälte kann Schmerzen lindern, indem sie die Schmerzrezeptoren beeinflusst und die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Schmerzstillern, fördert.
- Entzündungshemmung: Kälte wirkt entzündungshemmend, indem sie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren reduziert.
- Muskelentspannung: Die Kälte kann Muskelverspannungen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.
- Stimmungsaufhellung: Studien deuten darauf hin, dass die Kältekammertherapie stimmungsaufhellende Effekte haben kann.
Studienlage zur Kältekammer bei Polyneuropathie
Es gibt eine Reihe von Studien, die die Wirksamkeit der Ganzkörperkältetherapie bei verschiedenen Erkrankungen untersucht haben. Einige dieser Studien deuten darauf hin, dass die Kältekammer auch bei Polyneuropathie positive Effekte haben kann.
Studienergebnisse im Überblick
- Schmerzlinderung: Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Ganzkörperkältetherapie Schmerzen bei Patienten mit chronischen Schmerzen, einschließlich Fibromyalgie, lindern kann.
- Entzündungshemmung: Studien haben einen Rückgang von Entzündungsparametern nach der Anwendung der Ganzkörperkältetherapie festgestellt.
- Verbesserung der Beweglichkeit: Einige Studien deuten darauf hin, dass die Kältekammertherapie die Beweglichkeit bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen verbessern kann.
Studien zur Polyneuropathie
Obwohl es noch spezifische Studien zur Kältekammertherapie bei Polyneuropathie gibt, deuten die vorhandenen Ergebnisse darauf hin, dass die Kälteanwendung eine vielversprechende Behandlungsoption sein könnte. Insbesondere die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Effekte der Kältetherapie könnten für Patienten mit Polyneuropathie von Vorteil sein.
Weitere Forschung notwendig
Es ist wichtig zu beachten, dass die Studienlage zur Kältekammertherapie bei Polyneuropathie noch begrenzt ist. Es bedarf weiterer Forschung, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie bei dieser spezifischen Erkrankung genauer zu untersuchen.
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Anwendung der Kältekammer
Die Anwendung der Kältekammer erfordert einige Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen.
Vorbereitung
- Vor der Anwendung sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um die Eignung für die Therapie festzustellen.
- Patienten sollten vor der Anwendung eine Kleinigkeit essen und trinken, um den Kreislauf zu stabilisieren.
- Für die Nutzung der Kältesauna werden Baumwollunterwäsche, dicke Strümpfe, Handschuhe und Filzpantoffeln empfohlen.
- Metallschmuck und Piercings sollten abgelegt werden.
Durchführung
- Nach dem Entkleiden in einer Einzelkabine erhalten die Patienten Handschuhe und Hüttenschuhe zum Wärmeschutz.
- Anschließend betreten sie die Kältesauna.
- Während der Therapie können sich die Patienten mit dem Therapeuten unterhalten oder auf der Stelle gehen, um das Wohlbefinden zu steigern.
Nach der Anwendung
- Nach der Nutzung der Kältesauna fühlen sich die Patienten in der Regel erfrischt und fit.
- Die Schmerzen können spürbar nachlassen.
- Die Regulationsprozesse im Körper halten an und die Körperentgiftung wird beschleunigt.
Kontraindikationen
Es gibt bestimmte Erkrankungen, bei denen die Kältetherapie nicht angewendet werden sollte. Dazu gehören:
- Nierenbeckenentzündung
- Angina Pectoris
- Asthma
- Blasenentzündung
- Akuter Schlaganfall
- Zehrende Erkrankungen wie Tumoren oder Tuberkulose
- Kälteallergie
- Herzerkrankungen
- Durchblutungsstörungen
- Schwangerschaft
Bei Herzerkrankungen, Asthma und Durchblutungsstörungen ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erforderlich.
Ergänzende Therapien
Die Kältekammertherapie kann durch andere Behandlungen ergänzt werden, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Physiotherapie
Die Kombination von Kältetherapie und Physiotherapie kann die biochemischen Regulationen im Stützgewebe verbessern und den Abbau von Stoffwechselprodukten fördern. Entzündliche Prozesse heilen schneller, die Muskeln bauen sich auf und die Gelenke werden beweglicher.
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Medikamentöse Therapie
Bei Polyneuropathie kann eine medikamentöse Schmerztherapie unterstützend eingesetzt werden. Antidepressiva und Antikonvulsiva sind ebenso wirksam wie die ganze Bandbreite der physikalischen Therapie.
Hausmittel und Bewegung
Natürliche Hausmittel wie Aloe Vera und Arnika wirken entzündungshemmend. In Kombination mit regelmäßigen Spaziergängen, Dehnübungen oder Physiotherapie können Beschwerden deutlich reduziert werden.
Weitere Kälteanwendungen
Neben der Kältekammer gibt es auch andere Möglichkeiten der Kälteanwendung, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können.
Kaltlufttherapie
Die Rheumaklinik Bad Wildungen bietet neben der Kältekammer auch ein Kaltlufttherapiegerät an.
Brucheis
Ein Brucheisautomat bietet eine weitere Möglichkeit der Kälteanwendung.
Kühlgels
Kühlgels wie Kalter Bruder® können zur gezielten Kältetherapie eingesetzt werden. Sie enthalten Inhaltsstoffe wie Aloe Vera, Menthol, Arnika, Kampfer und Teufelskralle, die kühlend, beruhigend und entzündungshemmend wirken können.
Aktualisierte Leitlinie empfiehlt Kryotherapie und Kompression
Die aktualisierte Supportiv-Leitlinie empfiehlt bei einer Taxan-Therapie zur Vorbeugung von Nervenschädigungen die Kryotherapie mit Kühlhandschuhen und Kühlsocken oder die Kompression mit Handschuhen und Strümpfen.
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