Weltweit steigt die Zahl der Schlaganfälle, was eine Studie eines internationalen Forschungsteams in der Fachzeitschrift Lancet Neurology belegt. Obwohl die Überlebensrate nach einem Schlaganfall gestiegen ist, gibt es einen besorgniserregenden Trend: Immer mehr jüngere Menschen sind betroffen.
Die globale Belastung durch Schlaganfälle
Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache weltweit und fordern jedes zehnte Leben. Nur Herzerkrankungen und COVID-19 verursachen mehr Todesfälle. Trotz eines allgemeinen Rückgangs der kardiovaskulären Sterblichkeit im 20. Jahrhundert hat sich dieser Trend seit 2015 verlangsamt und ist schließlich zum Stillstand gekommen. Steigende Temperaturen durch den Klimawandel und zunehmendes Übergewicht tragen zu dieser Entwicklung bei.
Bluthochdruck als Hauptrisikofaktor
Der größte Risikofaktor für einen Schlaganfall ist Bluthochdruck. Dabei muss es sich nicht um extremen Bluthochdruck handeln; bereits ein mäßig erhöhter Blutdruck kann gefährlich sein. Die gute Nachricht ist, dass Bluthochdruck von allen Schlaganfallursachen am einfachsten zu kontrollieren und umzukehren ist. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind daher essenziell.
Zunehmende Schlaganfälle bei Jüngeren
Obwohl das Schlaganfallrisiko mit dem Alter steigt, hat die Häufigkeit bei den über 65-Jährigen nicht zugenommen. Stattdessen verzeichnen die 45- bis 64-Jährigen einen Anstieg von 16 Prozent, gefolgt von den 18- bis 44-Jährigen mit 15 Prozent. Übergewicht, das in Deutschland weit verbreitet ist, und Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und extreme Temperaturen begünstigen Schlaganfälle. Auch hohe Blutzuckerwerte und der Konsum zuckerhaltiger Getränke spielen eine Rolle.
Prävention als Schlüssel zur Risikominderung
Die Prävention von Schlaganfällen ist von entscheidender Bedeutung. Durch Senkung des Blutdrucks kann die Anzahl der Schlaganfälle reduziert werden. Der erste Schritt ist die Einschätzung des eigenen Risikos. Eine Reduzierung der Natriumaufnahme, insbesondere durch den Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel, kann helfen, den Blutdruck zu senken. Gewicht, Blutdruck, Bewegung und Ernährung sind eng miteinander verbunden.
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Schlaganfall erkennen: Der FAST-Test
Neben der Prävention ist es wichtig, einen Schlaganfall frühzeitig zu erkennen. Das Akronym FAST (Face, Arms, Speech, Time) hilft, die wichtigsten Merkmale zu erkennen und richtig zu handeln:
- Face (Gesicht): Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Kann die Person beide Arme heben?
- Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- Time (Zeit): Sofort den Notruf 112 wählen!
Der juvenile Schlaganfall: Ursachen und Besonderheiten
Etwa ein Viertel aller Schlaganfälle ereignen sich bei Menschen unter 65 Jahren, und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50. Bei Patienten zwischen 18 und 55 Jahren spricht man von einem juvenilen Schlaganfall.
Unterschiede nach Altersgruppen
- Klassischer juveniler Schlaganfall (unter 40 Jahre): Tritt ohne erkennbare Risikofaktoren auf.
- Altersbereich Mitte 40 bis Mitte 55: Hier spielen bereits erste kardiovaskuläre Risikofaktoren eine Rolle.
Ursachen des juvenilen Schlaganfalls
- Spontane Gefäßdissektion einer Halsarterie: Einriss in der Gefäßinnenwand führt zu einer Engstelle oder einem Gefäßverschluss.
- Kardiale Embolien: Blutgerinnsel aus dem Herzen verstopfen Hirnarterien.
- Seltene Ursachen: Gefäßentzündungen, Gerinnungsstörungen, Defekte der Herzscheidewand.
- Kryptogene Schlaganfälle: In vielen Fällen (30-50 Prozent) kann keine Ursache gefunden werden.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
- 18 bis 35 Jahre: Frauen sind häufiger betroffen, oft im Zusammenhang mit der Pille, Rauchen und Migräne mit Aura. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko.
- 35 bis 50 Jahre: Männer sind häufiger betroffen.
- Höheres Alter: Männer und Frauen nähern sich wieder an.
Herausforderungen bei der Diagnose
Die Ursachen für juvenile Schlaganfälle sind vielfältiger als bei älteren Patienten. Eine umfassende Diagnostik ist daher entscheidend.
Spezifische Ätiologien im Detail
Spontane zervikale Gefäßdissektionen
Obwohl selten, stellen sie eine der häufigsten Ursachen für juvenile Schlaganfälle dar. Die Ursache ist nicht vollständig geklärt, vermutlich spielen genetische Prädisposition und Umweltfaktoren eine Rolle. Die Diagnose erfolgt mittels MRT-Untersuchung des Halses.
Kardial-embolische Ursachen und persistierendes Foramen ovale (PFO)
Vorhofflimmern ist selten die Ursache für Schlaganfälle bei jungen Menschen. Kontrovers diskutiert wird die Rolle eines PFO, das bei vielen Menschen vorhanden ist. Es kann zu einem Rechts-Links-Shunt führen, bei dem Thrombusmaterial in das arterielle System übertritt.
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Klassische vaskuläre Risikofaktoren
Arterielle Hypertonie, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus spielen auch bei jüngeren Schlaganfallpatienten eine Rolle, insbesondere ab dem 40. Lebensjahr.
Andere, seltene und sehr seltene Ursachen
Schwangerschaft, Migräne (insbesondere mit Aura), orale Kontrazeption und Drogenkonsum können ebenfalls Schlaganfälle verursachen.
Stufendiagnostik beim juvenilen Schlaganfall
Eine Stufendiagnostik, bestehend aus Basisdiagnostik, erweiterter Diagnostik und Spezialdiagnostik, wird empfohlen, um die Ursache des Schlaganfalls zu ermitteln.
Der kryptogene Schlaganfall
In bis zu 50 Prozent der Fälle kann keine definitive Ursache gefunden werden. Dennoch ist das Wiederholungsrisiko geringer.
Prävention und Risikofaktoren bei jungen Erwachsenen
Ein ungesunder Lebensstil mit schlechter Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfallrisiko bei jungen Erwachsenen. Die Kombination von Pille und Rauchen birgt ein besonders hohes Risiko.
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Maßnahmen zur Vorbeugung
- Bewusste Ernährung mit viel Obst, Gemüse und wenig Fett und Zucker
- Regelmäßige Bewegung und Sport
- Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme
- Verzicht auf Tabakwaren
- Stressvermeidung
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht
Zukunftsaussichten für junge Schlaganfallpatienten
Junge Menschen erholen sich oft schneller und umfassender von einem Schlaganfall als ältere Menschen. Bei rechtzeitiger Behandlung können bleibende Schäden oft verhindert werden.
Schlaganfallprävalenz in Deutschland
Im Jahr 2014 lag die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall in Deutschland bei 3,3 Prozent. Die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter, wobei Personen mit niedrigem Bildungsstand häufiger betroffen sind.
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