Karies ist eine weit verbreitete Zahnerkrankung, die durch säurebildende Bakterien verursacht wird, die die Zahnsubstanz angreifen. Unbehandelt kann Karies sich kontinuierlich ausbreiten, den Zahnnerv und den Kieferknochen erreichen und schwere Entzündungen verursachen. Daher ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Karies entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Zahngesundheit zu erhalten.
ICD-Codes
- K02: Karies
- ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
Kariesbehandlung im Frühstadium
In den frühen Stadien der Karies sind nur die Oberflächen der Zähne, der sogenannte Zahnschmelz, betroffen. In diesem Stadium ist eine zahnärztliche Behandlung nicht unbedingt erforderlich, und es können Maßnahmen zur Selbstbehandlung ergriffen werden, jedoch unter regelmäßiger zahnärztlicher Kontrolle.
Maßnahmen zur Selbstbehandlung im Frühstadium
- Zuckerreduktion: Der Konsum zuckerhaltiger Speisen und Getränke sollte minimiert werden, da Zucker die Ausbreitung von Karies fördert. Zucker wird von Bakterien zu Säure verstoffwechselt, die den Zahnschmelz angreift. Auch Fruchtzucker, der in Obst und Obstsäften enthalten ist, kann schädlich sein. Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe sind eine zahnschonende Alternative.
- Gründliche Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen nach jeder Mahlzeit mit fluoridhaltiger Zahnpasta ist unerlässlich. Fluorid stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Karies. Es wird empfohlen, mindestens drei Minuten zu putzen und eine feste Routine einzuhalten, um keine Stellen zu vergessen. Zusätzlich sollten Zahnseide oder Interdentalbürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume verwendet werden.
- Fluoridbehandlung: Regelmäßige professionelle Fluoridierungsmaßnahmen in der Zahnarztpraxis sind sinnvoll, um beginnende Karies zu heilen und vorzubeugen. Dabei wird ein Fluoridlack auf die Zähne aufgetragen. Auch die Anwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta und Speisesalz zu Hause ist empfehlenswert. Allerdings sollte eine übermäßige Fluoridzufuhr vermieden werden.
- Kaugummi kauen: Ist das Zähneputzen einmal nicht möglich, können Sie alternativ Kaugummi (ohne Zuckerzusatz, aber mit Xylit) kauen. Damit neutralisieren Sie zumindest den pH-Wert im Mund und regen den Speichelfluss an (Speisereste werden so leichter von den Zähnen entfernt).
Kariesbehandlung in fortgeschrittenen Stadien
Sobald die Karies tiefere Schichten des Zahnes betrifft, ist eine zahnärztliche Behandlung erforderlich. Der Ablauf der Behandlung hängt von der Lokalisation und dem Fortschritt der Schädigung sowie von den finanziellen Möglichkeiten des Patienten ab.
Methoden zur Kariesbehandlung in fortgeschrittenen Stadien
- Bohren und Füllung: In den meisten Fällen wird der Zahnarzt die zerstörte Zahnsubstanz mit einem Bohrer entfernen und das Bohrloch anschließend mit einer Füllung verschließen. Auf Wunsch oder bei empfindlichen Zähnen kann die Behandlung unter örtlicher Betäubung erfolgen.
- Zahnkrone: Wenn bereits viel Zahnsubstanz verloren gegangen ist, kann die Form des Zahnes mithilfe einer künstlichen Zahnkrone wiederhergestellt werden. Die Krone wird individuell angepasst, um eine optimale Passform und Funktion zu gewährleisten.
- Wurzelbehandlung: Befindet sich die Karies sehr nah am Zahnnerv oder ist dieser bereits beschädigt, ist eine Wurzelbehandlung erforderlich. Dabei wird das entzündete oder abgestorbene Nervengewebe entfernt und der Wurzelkanal mit einem Füllmaterial verschlossen. Anschließend kann eine normale Zahnfüllung erfolgen.
Wurzelkanalbehandlung im Detail
Das Ziel einer Wurzelkanalbehandlung ist die Erhaltung eines stark vorgeschädigten Zahnes, bei dem der Zahnnerv betroffen ist. Früher wurden solche Zähne oft gezogen, aber dank der Wurzelkanalbehandlung kann dies heute in vielen Fällen vermieden werden.
Für ein dauerhaft gutes Ergebnis müssen entzündliches oder abgestorbenes Gewebe sowie Bakterien restlos aus dem Wurzelkanal entfernt werden. Der Zahnarzt achtet darauf, möglichst viel der natürlichen Zahnsubstanz zu erhalten. Anschließend wird der Kanal sorgfältig desinfiziert und mit einem Füllmaterial dicht verschlossen.
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Eine Wurzelbehandlung kann sowohl bei einem lebenden, entzündeten als auch bei einem bereits abgestorbenen Zahnnerv durchgeführt werden.
Komplikationen bei einer Wurzelkanalbehandlung
Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass der Zahnarzt ALLE Wurzelkanäle findet, damit keine bakteriellen Infektionsherde im Zahn zurückbleiben. Diese Suche kann mitunter sehr aufwendig sein. Ein weiteres Problem sind Seitenkanäle und verzweigte Hohlräume im Bereich der Zahnwurzeln, aus denen Bakterien kaum restlos zu entfernen sind und die deshalb mit der Wurzelfüllung dicht „eingemauert“ werden müssen. Wurzelkanäle können stark gekrümmt sein und diverse Hohlräume, Verengungen und Verbindungskanäle ausbilden, sodass die Aufbereitung, Desinfektion und Reinigung sehr aufwendig werden können.
Füllungsmaterialien
Für Zahnfüllungen stehen verschiedene Materialien zur Auswahl, darunter:
- Keramik
- Komposit
- Glasionomerzement und Kompomer
- Metalllegierungen (z.B. Gold)
- Amalgam
Die Wahl des Füllungsmaterials hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie denMaterialeigenschaften, der individuellen Situation des Patienten und den Kosten. Nicht alle Füllungen werden von den Krankenkassen bezahlt.
Eigenschaften verschiedener Füllungsmaterialien
- Komposit: Besteht aus einer Kunststoffmatrix mit Füllstoffen aus Keramik und Quarz. Es ist temperaturunempfindlich, langlebig und zahnfarben.
- Glasionomerzement und Kompomer: Fluoridhaltige mineralische Zemente, die relativ weich sind und sich für Milchzähne, Zahnhälse und provisorische Füllungen eignen.
- Amalgam: Ein Metallgemisch aus Silber, Kupfer, Zinn und Quecksilber. Amalgamfüllungen sind seit dem 1. Januar 2025 in der EU verboten, um die Quecksilberbelastung in der Umwelt zu verringern.
- Goldhämmerfüllung: Eine seltene Methode, bei der dünne Goldfolien in das Loch im Zahn geklopft werden. Sie ist sehr aufwendig, aber lange haltbar.
Plastische Füllungen vs. Einlagefüllungen (Inlays)
Die genannten Füllungen gehören alle zu den sogenannten plastischen Füllungen. Das bedeutet, dass sie in einem (zäh-)flüssigen Zustand in den Zahn eingebracht werden und sich so exakt an das Bohrloch anpassen können, bevor sie ausgehärtet werden.
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Alternativ gibt es auch Einlagefüllungen (sogenannte Inlays). Diese werden im Labor nach einem vorher ausgegossenen Modell des Lochs im Zahn angefertigt. Einlagefüllungen sind aber deutlich teurer als plastische Füllungen.
Neuere Methoden der Kariesbehandlung
Neben den traditionellen Methoden gibt es auch neuere Ansätze zur Kariesbehandlung:
- Lasertechnik: Kariesbakterien werden mithilfe von Laserstrahlen entfernt. Diese Methode ist weniger schmerzhaft als das Bohren, wird aber nicht von den Krankenkassen übernommen.
- Infiltration mit Kunststoff (Icon-Methode): Das Loch im Zahn wird nicht aufgebohrt, sondern von außen mit Kunststoff aufgefüllt, um die Bakterien einzuschließen und unschädlich zu machen. Diese Methode eignet sich besonders für kleinere Kinder.
Nach der Kariesbehandlung
Nach einer Kariesbehandlung können vorübergehend Beschwerden wie Druckgefühl oder Zahnschmerzen auftreten. Diese sollten jedoch nach zwei bis drei Tagen abklingen. Bei anhaltenden Schmerzen oder Kauproblemen sollte erneut der Zahnarzt aufgesucht werden.
Wichtige Verhaltensweisen nach der Behandlung
- Sorgfältige Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen, Verwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten sind weiterhin wichtig, um erneuter Karies vorzubeugen.
- Zahnfreundliche Ernährung: Der Konsum zuckerhaltiger Speisen und Getränke sollte reduziert werden.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Halbjährliche Kontrolluntersuchungen sind sinnvoll, um Veränderungen der Zahnsubstanz frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
Kariesprophylaxe
Regelmäßige und vor allem richtig durchgeführte Mundhygiene ist unerlässlich. Die Benutzung von Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten, sowie einer geeigneten Zahnbürste wird Ihnen gerne von unsere Prophylaxe Team erläutert. Zudem sollte die Ernährung gemüsereich und möglichst zuckerarm gestaltet sein. Ebenso kann ein Fluoridierung sinnvoll sein (Zahnpasten, Gele). Die sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt/ärztin besprechen.
Karies und Zahnnerventzündung
Karies ist ein Prozess, bei dem der Zahn durch säurehaltige bakterielle Abbauprodukte Zug um Zug verätzt und schließlich zerstört wird. Je tiefer sich eine Karies ins Dentin ausbreitet, desto höher ist die Gefahr, dass giftige Abbauprodukte der Bakterien oder auch die Bakterien selbst über Dentinkanälchen den Zahnnerv erreichen und eine Entzündung verursachen.
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Typisch für eine Entzündung des Zahnnervs sind klopfend-pulsierende Zahnschmerzen, die durch einen Überdruck im Zahn entstehen. Hinzu kommt häufig eine Heiß-Kalt-Sensibilität und/oder Aufbissempfindlichkeit.
Milchzahnkaries
Milchzahnkaries muss immer und unbedingt behandelt werden, da die Bakterien auf die bleibenden Zähen übergehen können. Der Nerv eines Milchzahns ist besonders empfindlich und kann sich durch Kariesbakterien schnell entzünden. Das erfolgt viel schneller, als bei Erwachsenen und liegt an der dünneren Schmelzschicht des Milchzahns. Sind die Kariesbakterien bis an den Nerv vorgedrungen, wird der entzündete Teil des Nervs von dem Kinderzahnarzt | der Kinderzahnärztin entfernt und medikamentös verschlossen. Dazu muss der Zahn aufgebohrt und anschließend mit einer Kinderkrone versorgt werden. Unser primäres Ziel ist es dabei, den Milchzahn zu erhalten. Denn: Milchzähne haben wichtige Funktionen. So dienen sie als Platzhalter für bleibende Zähne, haben eine Abbeiß- und Kaufunktion und sind zudem bedeutend für die Sprachentwicklung.
Caries profunda
Den Befund „Caries profunda“ stellt Ihr Zahnarzt bei einer Diagnose erst, wenn Karies bereits tief in den Zahn vorgedrungen ist. Was als kleine, harmlose Verfärbung am Zahn beginnt, kann sich unbemerkt zu einer ernsthaften Zahnkrankheit entwickeln. In der Anfangsphase zeigt sich Karies (lat. Caries = Morschheit, Fäulnis) oft nur als helle, kreidige Flecken - erste Zeichen für eine Entkalkung des Zahnschmelzes. Anders bei einer Caries profunda (lat. tiefe Zahnkaries): Ist die Karies bereits tief ins Zahninnere vorgedrungen, reicht eine einfache Füllung nicht mehr aus. Caries profunda bezeichnet eine fortgeschrittene Form der Karies, bei der die Schädigung nicht mehr nur die äußeren Zahnschichten betrifft.
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