Karies ist eine weit verbreitete Zahnerkrankung, die durch Bakterien verursacht wird, die Zucker in Säure umwandeln und den Zahnschmelz angreifen. Unbehandelt kann Karies zu Schmerzen, Infektionen und sogar Zahnverlust führen. Viele Menschen fragen sich, wie lange es dauert, bis Karies den Nerv erreicht und welche Symptome in den verschiedenen Stadien auftreten. Dieser Artikel gibt einen detaillierten Überblick über die Entstehung, Symptome, Behandlung und Prävention von Karies.
Entstehung und Stadien von Karies
Karies entsteht, wenn Bakterien in der Mundhöhle Zucker aus Nahrungsresten in Säuren umwandeln. Diese Säuren greifen den Zahnschmelz an und lösen Mineralien heraus, was zur Zerstörung der Zahnsubstanz führt. Karies verläuft in mehreren Stadien:
1. Initialkaries:
- In der Mundhöhle bildet sich ein klebriger Zahnbelag aus Bakterien, Nahrungsresten und Speichel.
- Die Bakterien wandeln Zucker aus der Nahrung in Säure um.
- Die Säure entmineralisiert den Zahnschmelz.
- Es zeigen sich weiße oder bräunliche Flecken auf den Zähnen (Kreideflecken), die eine Entkalkung der äußeren Schutzhülle des Zahnes anzeigen.
- In diesem Stadium verspüren die Betroffenen meist keine Zahnschmerzen, da nur der Zahnschmelz betroffen ist.
2. Karies im Zahnschmelz:
- Der remineralisierende Speichel kann den Prozess der Entmineralisation nicht mehr ausgleichen.
- Der Zahnschmelz wird porös und es bilden sich kleine Löcher.
- Gelbe bis hellbraune kariöse Läsionen entstehen, die sich nach einiger Zeit auch schwarz verfärben können.
- Es können Zahnschmerzen und eine Empfindlichkeit der Zähne auftreten, insbesondere beim Essen kalter oder heißer Speisen und Getränke.
3. Dentinkaries (Karies im Zahnbein):
- Bakterien und Säuren greifen weiter an und schädigen das Dentin, das zwischen Zahnschmelz und Zahnmark liegt.
- Die Karies breitet sich bis tief in das Zahnbein aus.
- Die Schmerzen intensivieren sich, da das Dentin empfindlicher ist als der Zahnschmelz.
4. Tiefe Zahnkaries (Karies in der Pulpa):
- Die Karies hat den Zahnnerv erreicht.
- Die Kariesbakterien können das umliegende Weichgewebe und den Knochen angreifen.
- Es kommt zu teils massiven Entzündungen.
- Unbehandelt droht der Verlust des betroffenen Zahns.
- Ein Abszess in der Zahnwurzel kann sich bilden.
Wie lange dauert es, bis Karies den Nerv erreicht?
Die Zeit, die Karies benötigt, um den Nerv zu erreichen, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen und der Verwendung von Zahnseide kann das Fortschreiten der Karies verlangsamen.
- Ernährung: Eine zuckerreiche Ernährung fördert das Wachstum von Kariesbakterien und beschleunigt den Abbau des Zahnschmelzes.
- Speichelfluss: Speichel neutralisiert Säuren und remineralisiert den Zahnschmelz. Ein geringer Speichelfluss kann das Kariesrisiko erhöhen.
- Fluorid: Fluorid stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe.
- Individuelle Anfälligkeit: Manche Menschen sind aufgrund ihrer genetischen Veranlagung oder anderer Faktoren anfälliger für Karies als andere.
Im Allgemeinen dauert es mehrere Monate bis Jahre, bis Karies den Nerv erreicht. Im Frühstadium ist oft nur der Zahnschmelz betroffen, und es können keine oder nur leichte Symptome auftreten. Wenn die Karies jedoch das Dentin erreicht, können Schmerzen und Empfindlichkeiten auftreten. Sobald der Nerv betroffen ist, können die Schmerzen stark und pochend sein.
Symptome von Karies
Die Symptome von Karies variieren je nach Stadium der Erkrankung:
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- Initialkaries: Kleine weiße oder braune Flecken auf dem Zahn.
- Karies im Zahnschmelz: Gelbe bis hellbraune kariöse Läsionen, Empfindlichkeit auf Süßes, Kaltes oder Heißes.
- Dentinkaries: Zahnschmerzen, insbesondere beim Essen oder Trinken von Süßem, Kaltem oder Heißem, Mundgeruch.
- Tiefe Zahnkaries: Starke, pochende Zahnschmerzen, Schwellungen des Zahnfleisches, Eiterbildung, Kopfschmerzen, Verspannungen.
Weitere mögliche Symptome von Karies sind:
- Pulsierende Zahnschmerzen
- Zahnfleischbluten
- Schwellungen des Kieferknochens
- Rückgang von Zahnfleisch
- Lockere Zähne
Diagnose von Karies
Um Karies zu diagnostizieren, führt der Zahnarzt eine gründliche Untersuchung des Gebisses, des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut durch. Dabei werden folgende Methoden angewendet:
- Sichtprüfung: Der Zahnarzt untersucht die Zähne mit einem Spiegel und einer Sonde auf kariöse Stellen.
- Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder können Karies zwischen den Zähnen und unter Füllungen sichtbar machen.
- Elektrische Widerstandsmessung: Mit einer Handelektrode wird geprüft, ob veränderte Messwerte auf einen Kariesbefall hinweisen.
- Fluoreszenzverfahren: Dieses Verfahren nutzt Fluoreszenz, um kariöse Stellen zu erkennen.
Behandlung von Karies
Die Behandlung von Karies hängt vom Stadium der Erkrankung ab:
- Initialkaries: Im Frühstadium kann Karies durch eine verbesserte Mundhygiene, Fluoridbehandlungen und eine zuckerarme Ernährung gestoppt werden. In manchen Fällen kann eine Remineralisierung des Zahnschmelzes erreicht werden.
- Karies im Zahnschmelz und Dentinkaries: In diesen Stadien muss der Zahnarzt die kariöse Zahnsubstanz entfernen und das Loch mit einer Füllung verschließen.
- Tiefe Zahnkaries: Wenn die Karies den Zahnnerv erreicht hat, ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, um das entzündete oder abgestorbene Gewebe zu entfernen und den Zahn zu erhalten. In manchen Fällen kann eine Extraktion des Zahnes notwendig sein.
Füllungstherapie
Bei der Füllungstherapie entfernt der Zahnarzt die kariöse Zahnsubstanz mit einem Bohrer und füllt das entstandene Loch mit einem Füllmaterial. Es stehen verschiedene Füllmaterialien zur Auswahl:
- Komposit: Komposit ist ein zahnfarbenes Kunststoffmaterial, das sich gut für Füllungen im Front- und Seitenzahnbereich eignet.
- Glasionomerzement: Glasionomerzement ist ein fluoridhaltiger Zement, der vor allem für provisorische Füllungen und im Bereich von Zahnhälsen verwendet wird.
- Keramik: Keramik-Inlays sind langlebig und ästhetisch ansprechend, aber auch teurer als andere Füllmaterialien.
- Gold: Gold-Inlays sind sehr haltbar, aber auch teuer und optisch auffällig.
- Amalgam: Amalgam ist ein langlebiges und kostengünstiges Füllmaterial, das jedoch aufgrund seines Quecksilbergehalts umstritten ist. Seit 2025 sind Amalgamfüllungen in der EU weitgehend verboten.
Wurzelkanalbehandlung
Wenn die Karies den Zahnnerv erreicht hat, ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich. Dabei entfernt der Zahnarzt das entzündete oder abgestorbene Nervengewebe aus dem Wurzelkanal, reinigt und desinfiziert den Kanal und füllt ihn anschließend mit einem speziellen Füllmaterial. Ziel der Wurzelkanalbehandlung ist es, den Zahn zu erhalten und weitere Entzündungen zu verhindern.
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Kariesinfiltration
Bei der Kariesinfiltration handelt es sich um eine minimalinvasive Methode zur Behandlung von Karies im Frühstadium. Dabei wird die kariöse Stelle mit einem Ätzgel vorbehandelt und anschließend mit einem flüssigen Kunststoff infiltriert, der aushärtet und die porösen Stellen im Zahnschmelz verschließt.
Prävention von Karies
Eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche sind entscheidend, um Karies vorzubeugen:
- Regelmäßiges Zähneputzen: Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.
- Verwendung von Zahnseide: Reinigen Sie die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürsten.
- Zuckerarme Ernährung: Vermeiden Sie zuckerhaltige Speisen und Getränke, da Zucker die Hauptnahrungsquelle für Kariesbakterien ist.
- Fluorid: Verwenden Sie fluoridhaltige Zahnpasta und Mundspülungen, um den Zahnschmelz zu stärken.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Gehen Sie mindestens zweimal jährlich zur Kontrolluntersuchung zum Zahnarzt. Lassen Sie regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung durchführen, um Plaque und Zahnstein zu entfernen.
- Kariesrisikobestimmung: Lassen Sie in der Zahnarztpraxis eine Kariesrisikobestimmung durchführen, um Ihr individuelles Kariesrisiko zu ermitteln und geeignete Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Zusatzversicherung für Zahnbehandlungen
Kariesbehandlungen können teuer sein, insbesondere wenn hochwertige Füllmaterialien oder eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich sind. Eine Zahnzusatzversicherung kann helfen, die Kosten für diese Behandlungen zu decken. Informieren Sie sich über die verschiedenen Tarife und Leistungen, um die passende Versicherung für Ihre Bedürfnisse zu finden.
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