Karl-Theodor zu Guttenberg: Offenbarung über Depressionen und den Weg zurück ins Leben

Karl-Theodor zu Guttenberg, der ehemalige deutsche Verteidigungsminister, hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Weg zurück ins Leben gefunden, nachdem seine politische Karriere durch eine Plagiatsaffäre abrupt beendet wurde. Im Alter von nur 39 Jahren stand er am Ende seiner Kräfte, nachdem er jahrelang Raubbau an sich selbst betrieben hatte. Mehr als zehn Jahre nach dieser Zäsur spricht er nun offen über seine Erfahrungen mit Depressionen, die er als eine schon früh in seinem Leben angelegte Veranlagung beschreibt.

Der jähe Absturz und seine Folgen

Guttenbergs Aufstieg in der Politik verlief rasant. Zwischen 2009 und 2011 bekleidete er die Ämter des Wirtschafts- und dann des Verteidigungsministers. Doch 2011 trat er nach nur 16 Monaten im Amt aufgrund einer Affäre um Plagiate in seiner Doktorarbeit zurück. Dieser Rücktritt war ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur seine politische Karriere beendete, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf seine Gesundheit hatte.

Unmittelbar nach seinem Rücktritt diagnostizierten Ärzte bei Guttenberg eine posttraumatische Belastungsstörung. Es folgten Panikattacken und schließlich die Diagnose Depression. Guttenberg selbst beschreibt, wie er sich zunächst „ganz furchtbar idiotisch gefühlt“ habe, als er von der Diagnose erfuhr. Er habe dies als eine Schwäche empfunden, die er sich als Politiker nicht zugestehen dürfe.

Depression als frühe Veranlagung

Laut Guttenberg stellte sich heraus, dass die Depression eine sehr frühe Veranlagung in seinem Leben war. Sein Rücktritt als Verteidigungsminister sei dabei nur ein zusätzlicher Trigger gewesen. Er habe festgestellt, wie zunehmend sein Geist Schaden nimmt. Diese Erkenntnis war für ihn ein Wendepunkt.

Der Weg aus der Depression

Eine Behandlung mit Psychotherapie und kurzfristig auch Medikamenten half Guttenberg, wieder ein zufriedenes Leben zu führen. Er betont, wie wichtig es war, sich Hilfe zu suchen. "Ich kann sagen, dass ich mich heute in einer guten Ausgangssituation befinde, in der ich nicht wäre, wenn ich mir damals nicht Hilfe gesucht hätte", sagte zu Guttenberg. Dank des Rücktritts habe er sich seine Schwächen eingestehen und sie bearbeiten können. "Das war ein ganz großes Geschenk."

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Einsamkeit an der Spitze

Guttenberg spricht auch offen über die Schattenseiten des politischen Geschäfts. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er, dass Spitzenpolitiker oft ihre innere Freiheit und ihre früheren Freunde verlieren. „Es ist ein Geschäft, das zerstörerische Elemente hat“, so Guttenberg. Der „völlig abartige Rhythmus“ lasse Spitzenpolitikern kaum Zeit zum Reflektieren, und bei 15 bis 16 Terminen am Tag sehe man selbst seine Familie nur wenige Stunden die Woche. Der Preis: Einsamkeit. „Ja, wir werden von einsamen Menschen regiert - die aber das Gegenteil behaupten“, schilderte zu Guttenberg in dem Interview.

Ein neues Kapitel

Heute blickt Karl-Theodor zu Guttenberg ohne Bitterkeit auf das Ende seiner politischen Karriere zurück. Er hat sich neuen Aufgaben zugewandt und arbeitet als Unternehmer und Berater für Unternehmen, Institutionen und internationale Organisationen. Außerdem engagiert er sich als Co-Produzent und Moderator bei Dokumentationen und Medienprojekten, die sich mit Politik und Geschichte beschäftigen.

Er bereut seinen Rückzug aus der Politik nicht und sagt: "Ich bin gottfroh, nicht mehr im politischen Zirkus herumturnen zu müssen". Er habe feststellen müssen, dass er den Anforderungen des politischen Geschäfts schlichtweg nicht gewachsen sei. Andere seien besser „für das harte, bissige, nicht immer liebevolle, aber trotzdem sehr benötigte Geschäft“ gemacht als er.

Ein Plädoyer für Offenheit

Guttenbergs Offenheit über seine Depressionen ist ein wichtiges Signal. Er möchte dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen in der Gesellschaft entstigmatisiert werden. "Erst langsam beginnt man in unseren Eitelkeitsblasen von Politik, Wirtschaft und Medien zu begreifen, dass ein Bekenntnis zu seelischen Erkrankungen kein Zeichen von Schwäche sein muss", schreibt er in seinem neuen Buch.

Er ermutigt junge Menschen mit Gestaltungswillen, sich für die Politik zu entscheiden, und wünscht sich mehr Möglichkeiten zum Hin- und Herwechseln zwischen Politik und Berufsleben.

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Guttenberg heute

Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist Guttenberg auch weiterhin in den Medien präsent. Seit Sommer 2023 ist er zusammen mit Gregor Gysi Gastgeber des Podcasts „Gysi gegen Guttenberg - Der Deutschland-Podcast“. Dort diskutieren beide wöchentlich über aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen. Begleitend dazu veröffentlichte Guttenberg 2024 das Buch „Gysi gegen Guttenberg: Gespräche über die Zeit, in der wir leben“, das auf den gemeinsamen Dialogen basiert.

Auch privat hat sich Guttenbergs Leben verändert. Nach der Trennung von seiner Frau Stephanie wurde die Ehe im April 2025 offiziell geschieden. Am selben Tag gab sein Anwalt Christian Schertz bekannt, dass Guttenberg in einer Beziehung mit der CDU-Politikerin Katherina Reiche lebt.

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