Kindererziehung: Ratgeber für Eltern, wenn die Nerven blank liegen

Elternschaft ist eine wunderschöne, aber auch herausfordernde Aufgabe. Phasenweise fühlen sich Eltern überfordert, denn täglich gibt es neue Herausforderungen, die oft mit zeitlichen Anforderungen verbunden sind. Besonders in Familien mit mehreren Kindern können ungeplante Überraschungen häufig vorkommen. Kollidieren Erkältungskrankheiten der Kinder mit dem Job, liegen bei vielen Eltern augenblicklich die Nerven blank. Dieser Artikel bietet praktische Ratschläge und Informationen, um Eltern in solchen Situationen zu unterstützen und einen Ausweg aus der Stressfalle zu finden.

Anzeichen für Überforderung erkennen

Es ist wichtig, Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Anzeichen dafür, dass Eltern an ihre Grenzen stoßen, können vielfältig sein:

  • Anhaltende Gefühle der Überforderung
  • Reizbarkeit und Ungeduld
  • Häufiges Gefühl, die Kontrolle zu verlieren
  • Schlafstörungen und Erschöpfung
  • Zunehmende Konflikte in der Familie
  • Gefühl der Hilflosigkeit und des Alleinseins

Wenn diese Anzeichen über längere Zeit anhalten, könnte dies auf eine Burnout-Gefährdung hinweisen. Es ist wichtig, diese Signale ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu suchen.

Ursachen für Stress und Überforderung

Die Ursachen für Stress und Überforderung in der Kindererziehung sind vielfältig. Einige häufige Faktoren sind:

  • Hohe Erwartungen: Eltern setzen sich oft unrealistische Ziele und versuchen, alles perfekt zu machen.
  • Mangelnde Unterstützung: Fehlende Unterstützung durch Partner, Familie oder Freunde kann zu Überlastung führen.
  • Berufliche Belastung: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt viele Eltern vor große Herausforderungen.
  • Gesundheitliche Probleme: Erkrankungen von Eltern oder Kindern können den Stress zusätzlich erhöhen.
  • Soziale Isolation: Fehlende soziale Kontakte und das Gefühl, alleine mit den Problemen zu sein, können zu Überforderung führen.
  • Kindliche Entwicklung: Autonomiephasen und Wackelzahnpubertät können zusätzliche Belastungen darstellen.

Praktische Tipps für den Alltag

Um den Alltag stressfreier zu gestalten, können folgende Tipps helfen:

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Organisation und Planung

  • Aufgaben aufschreiben: Es ist erstaunlich, wie viele Aufgaben täglich "ganz nebenbei" erledigt werden. Eine Liste hilft, den Überblick zu behalten und Prioritäten zu setzen.
  • Checklisten erstellen: Eine Checkliste für die Kinderbetreuung im Krankheitsfall kann helfen, schnell eine Lösung zu finden.
  • Regeln besprechen: Gemeinsam mit den Kindern Regeln festlegen, was erlaubt ist und was nicht.

Stressbewältigung

  • Bewusstes Atmen: Gezieltes und bewusstes Atmen kann helfen, den Stresspegel zu senken.
  • Pausen einlegen: Auch kurze Auszeiten können Wunder wirken. Den Raum verlassen, einen Kaffee kochen oder einfach nur tief durchatmen.
  • Ablenkung suchen: Die Gedanken auf eine andere Aktion lenken, z.B. ein paar Strophen summen oder Musik hören.
  • Regelmäßige Bewegung: Bewegung senkt den Cortisolspiegel im Blut und hilft, Stress abzubauen.
  • Handyzeiten reduzieren: Das ständige Berieseln mit Informationen durch das Handy kann Stress verstärken. Feste Zeiten einführen, an denen das Handy weggelegt wird.

Kommunikation und Konfliktlösung

  • Ich-Botschaften verwenden: Anstatt das Kind zu beschuldigen, in der Ich-Form sprechen und Lösungen anbieten. Zum Beispiel: "Es ist mir zu laut. Ich möchte, dass ihr woanders spielt!"
  • Liebevolle Konsequenzen: Rummotzen muss nicht sein, wenn stattdessen liebevolle Konsequenzen folgen.
  • Sagen, was das Kind tun soll: Grundsätzlich ist es immer besser zu sagen, was das Kind tun soll, und nicht, was es lassen soll.
  • Die Situation als Chance verstehen: Jede Konfliktsituation bietet die Chance, dem Kind etwas Wichtiges beizubringen.
  • Sich entschuldigen: Wenn man die Beherrschung verliert, sollte man sich bei seinen Kindern entschuldigen.

Selbstfürsorge

  • Ausgewogene Ernährung: Auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten achten. Zuckerhaltige Lebensmittel und Fertiggerichte meiden.
  • Genügend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration.
  • Zeit für sich selbst: Sich Zeit für Hobbys und Interessen nehmen.
  • Zeit zu zweit: Sich auch mal wieder als Paar wahrnehmen und Zeit zu zweit verbringen.
  • Gesundheit überprüfen: Bei anhaltender Reizbarkeit die Gesundheit überprüfen lassen (Blutdruck, Zuckerwerte, B-Vitamine, Hormone).

Unterstützungsmöglichkeiten

Wenn Eltern sich überfordert fühlen, gibt es verschiedene Angebote zur Unterstützung:

  • Erziehungsberatungsstellen: Die Kinder- und Jugendhilfe bietet Eltern kostenlos Unterstützung bei Erziehungsfragen an. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind darauf geschult, Eltern, Kinder und Jugendliche in Erziehungsfragen oder Problemen im Erziehungsalltag zu beraten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
  • Sozialpädagogische Familienhilfe: Bei Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Familienalltags oder akuten Krisensituationen kann die sozialpädagogische Familienhilfe einspringen.
  • Jugendämter: Das Jugendamt bietet Familien, Kindern und Jugendlichen passgenaue Unterstützung, z.B. mit den Hilfen zur Erziehung oder den Frühen Hilfen.
  • Online-Beratung: Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) bietet professionelle Beratungsangebote über das Internet an. Die Online-Beratung ist kostenlos und erfolgt anonym.
  • Elternbriefe: Einige Jugendämter verteilen Elternbriefe kostenlos. Diese enthalten Informationen zu verschiedenen Themen rund um die Kindererziehung.

"Ich hab dich lieb"-Technik

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Trick, um schwierige Situationen zu entschärfen, ist die "Ich hab dich lieb"-Technik. In Momenten, in denen Kinder uns zur Weißglut treiben, sollen wir innehalten und ihnen unsere bedingungslose Liebe erklären.

Nicola Schmidt, Expertin für Erziehungsfragen, erklärt: „Als ich anfing, (meinem Sohn) zu sagen: Uff, ich finde das zwischen uns heute echt anstrengend! Komm mal her, ich muss dir dringend sagen: ich hab dich lieb! veränderte sich alles. Plötzlich waren wir wieder ein Team. Plötzlich konnte ich wieder seine Not sehen, nachsichtig sein, uns beiden mehr Zeit lassen, uns besser vor der Welt und ihrem schnellen Takt schützen."

Diese Technik hilft nicht nur dem Kind, sondern auch den Eltern selbst:

  • Verstand einschalten: Man muss sich an die Technik erinnern und schaltet dadurch den Verstand wieder ein.
  • Mitgefühl einschalten: Man muss sein Kind sehen und schaltet dadurch das Mitgefühl wieder ein.
  • Beziehung erinnern: Man erinnert sich an die Beziehung, die man vertiefen und festigen möchte.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Technik kein Freifahrtschein für unerwünschtes Verhalten ist. Es geht darum, dass unsere Liebe sich nicht an dem Verhalten unserer Kinder bemisst. Es heißt, dass wir unsere Kinder bedingungslos lieben - auch, und gerade wenn - sie Fehler machen.

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