Einführung
Die steigende Lebenserwartung in Deutschland führt zu einer Zunahme von Menschen mit Demenz. Dies erfordert spezielle Wohn- und Betreuungsformen, die den Bedürfnissen dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe gerecht werden. Stationäre Pflegeeinrichtungen spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie eine umfassende Versorgung und Betreuung für Menschen mit Demenz anbieten, wenn die häusliche Pflege nicht mehr möglich ist. Dieser Artikel beleuchtet das Konzept der Demenzpflege in stationären Einrichtungen in Deutschland und geht dabei auf verschiedene Aspekte ein, von den Leitprinzipien bis hin zur Gestaltung des Wohnraums.
Zielgruppe
Die stationäre Demenzpflege richtet sich an Menschen mit Demenz, die aufgrund ihrer Erkrankung und der damit verbundenen Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, selbstständig in ihrer eigenen Wohnung zu leben oder von ihren Angehörigen zu Hause betreut zu werden. Oftmals liegen Multimorbidität und unterschiedliche Stadien der Demenz vor. Diese Pflege kann notwendig werden, wenn Angehörige die häusliche Pflege und Betreuung nicht mehr leisten können, da diese sowohl körperlich als auch seelisch sehr belastend sein kann.
Leitprinzipien der stationären Demenzpflege
Die Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen basiert auf bestimmten Leitprinzipien, die eine würdevolle und individuelle Versorgung gewährleisten sollen.
Verständnis und Grundhaltung
Menschen mit Demenz sind in erster Linie gleichberechtigte Personen mit einem eigenen Willen. Der personenzentrierte Ansatz stellt den Menschen und nicht seine Erkrankung in den Vordergrund. Die Sichtweisen der Bewohner werden durch verbale und nonverbale Kommunikation erschlossen.
Selbstbestimmung und Individualität
Die Individualität der Bewohner steht im Mittelpunkt. Ein strukturierter Tagesablauf, der individuelle Gewohnheiten und Fähigkeiten berücksichtigt, wird ermöglicht. Subjektive Sichtweisen werden akzeptiert, und auf abweichende Verhaltensweisen wird so eingegangen, dass Wohlbefinden und Selbstbestimmung gewahrt bleiben. Das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz werden systematisch ermittelt.
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Schutz und Freiheit
Unter Achtung der Würde und Sorge für das Wohlergehen der Bewohner ist die Abwendung von Selbst- und Fremdgefährdung unter Wahrung des Freiheitsanspruchs ein wichtiges Anliegen. Das Ziel ist eine fixierungsfreie Einrichtung.
Krankheitsverlauf und Beeinträchtigungen
Demenz ist eine Erkrankung mit komplexen Symptomen, die sowohl an die Betroffenen als auch ihr Umfeld außerordentlich hohe Anforderungen stellt. Zu Beginn der Erkrankung stehen mentale/geistige Veränderungen im Vordergrund (z.B. Verwirrtheitszustände, Desorientierung, Persönlichkeitsveränderungen und Wahrnehmungs- bzw. Denkstörungen). Mit Fortschreiten der Erkrankung bestehen zunehmend auch somatische/ körperliche Einschränkungen.
Arbeitsansätze in der stationären Demenzpflege
Um den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz gerecht zu werden, kommen in der stationären Pflege verschiedene Arbeitsansätze zum Einsatz.
Biografiearbeit
Die Biografiearbeit ist ein zentrales Element in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Das Kennen der individuellen Lebensgeschichte und des sozialen Umfeldes ist von großer Bedeutung, um persönliche Vorlieben zu berücksichtigen und Antriebe aufrechtzuerhalten. Informationen zur Lebensgeschichte, wie z.B. Gewohnheiten, Rituale, Vorlieben und Abneigungen, erleichtern das Kennenlernen und spätere Miteinander und tragen zum Wohlbefinden und zur Zufriedenheit aller bei. Die Ermittlung erfolgt durch den hauseigenen Biografiebogen.
Normalisierungsprinzip
Es gilt, den "normalen" Alltag zu gestalten. Es zählt die Normalität und Wirklichkeitssicht des Bewohners, nicht die des Betreuers.
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Milieugestaltung
Die Milieutherapie umfasst die Veränderung des gesamten Wohn- und Lebensbereiches in Richtung auf eine vermehrte Anregung und Förderung von Fähigkeiten, die im Zuge der fortschreitenden Demenz zu verschwinden drohen. Gleichzeitig kann durch die Errichtung einer stützenden Umwelt versucht werden, die krankheitsbedingten Leistungseinbußen in verschiedenen Bereichen zu kompensieren.
Tagesstruktur
Menschen mit Demenz bekommen einen für sie aus alten Zeiten bekannten, täglich wiederkehrenden Ablauf angeboten, können jedoch jederzeit davon abweichen. Mahlzeiten und die dazwischenliegenden Angebote geben dem Tag einen strukturierenden Rahmen. Die individuellen Bedürfnisse stehen im Vordergrund.
Mit zunehmender Demenz sind die Übergänge fließend bis hin zur kompletten Auflösung. Daher können BewohnerInnen morgens länger schlafen, später frühstücken, ausgiebig in ihrem eigenen Tempo die Mahlzeiten einnehmen - bei hohem Bewegungsdrang auch im Gehen. Das Mittagessen findet in Gemeinschaft statt und beginnt, wo gewünscht, mit dem Tischgebet. Im Wohnbereich befinden sich an fest definierten Plätzen Imbissstationen, die besonders für die Menschen mit erhöhter Unruhe während der Mahlzeiten eine passende Ergänzung zur Nahrungsaufnahme dienen sollen.
Passierte Kost wird am Mittag individuell nach Wünschen der BewohnerInnen und nach Angebot unseres aktuellen Speiseplanes frisch im Wohnbereich zubereitet. Die Gestaltung der Esssituation basiert auf den Kriterien unseres Standards K 1.7.1.62 Servieren und Anreichen von Speisen und Getränken. Die Möglichkeit besteht auch hier, dass jede Mahlzeit je nach Tagesverfassung angepasst werden kann. Frühstück und Abendessen können täglich nach eigenen Vorlieben und Gelüsten aus dem bereitgestellten Angebot ausgewählt werden.
Um die Selbständigkeit bei der Nahrungsaufnahme zu wahren, wird ein Sortiment von speziell vorgehaltenem Funktionsgeschirr individuell zum Einsatz gebracht. Wer mag, kann sich an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten beteiligen. Durch die Tagesprogramme im Wohnbereich, die von den Betreuungsassistenten durchgeführt werden, wird zusätzlich versucht, eine Tagesstruktur zu schaffen. Die Angebote werden auf die aktuelle Bedürfnislage und auf die Erkenntnisse aus der Biografie der BewohnerIn angepasst. Wichtig ist, dass alle BewohnerInnen zusätzlich die Möglichkeit bekommen, an Hausangeboten wie z. B. Gruppenangeboten, Hausfesten, Gottesdiensten und auch Ausflügen teilzunehmen. Die tägliche Versorgung der Pflanzen unter Anleitung kann das Verantwortungsbedürfnis befriedigen.
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Beziehungsgestaltung
Jeder pflegebedürftige Mensch mit Demenz erhält Angebote zur Beziehungsgestaltung, die das Gefühl, gehört, verstanden und angenommen zu werden sowie mit anderen Personen verbunden zu sein, erhalten oder fördern.
Angehörigenarbeit
Eine adäquate Betreuung von Menschen mit Demenz muss sich immer auf das gesamte Beziehungsdreieck BewohnerInnen-Mitarbeitende-Angehörige/Betreuer stützen. Nur ein optimales Zusammenspiel aller Personenkreise schafft die Voraussetzung für eine ganzheitliche Betreuungsarbeit. Die Angehörigen/Betreuer nehmen in unserer Arbeit eine wesentliche Rolle ein. Sie sind ggf. als „biografische Experten“ die Brücke und der einzige Schlüssel zur Lebensgeschichte desorientierter BewohnerInnen.
Mitarbeitende in der stationären Demenzpflege
Für die angemessene Betreuung von Menschen mit Demenz sind die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und die Verzahnung der Konzepte von Pflege und Sozialem Dienst notwendig. Der Umgang mit Menschen mit Demenz gehört zu den Aufgaben, die besondere Fachkenntnisse in Bezug auf Krankheitsbild und einfühlsame Umgehensweisen erfordern. Soziale Kompetenz ist für die Mitarbeitenden besonders wichtig. Dabei sind Einfühlungsvermögen, persönliche Reife, Geduld und Humor, Belastbarkeit, Distanzfähigkeit und die Bereitschaft zur Supervision und regelmäßiger Fortbildung wesentliche Grundvoraussetzungen.
Die Mitarbeitenden zeichnen sich aus durch Empathiefähigkeit, respektvolle Begegnung mit BewohnerInnen und KollegInnen, Neugierde, Flexibilität und eine reflektierende Grundhaltung. Der tägliche Umgang mit dementen Menschen ist ein nie endendes und zugleich schwieriges und permanentes Bemühen um angemessene Kompromisse. Einige ehrenamtlich tätige Mitarbeitende der Häuser unterstützen aufgrund ihrer persönlichen und fachlichen Eignung BewohnerInnen mit Demenz. Sie werden dabei von hauptamtlich Mitarbeitenden begleitet und fachlich unterstützt. Die Mitarbeitenden werden dahingehend geschult, dass sie in der Lage sind, den spezifischen Anforderungen im Umgang mit Menschen mit Demenz fachlich und menschlich gerecht zu werden.
Gestaltung des Wohnraums in stationären Einrichtungen
Die Gestaltung des Wohnraums spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Orientierung von Menschen mit Demenz.
Allgemeine Prinzipien
Die oberste Grundregel ist die übersichtliche und einfache Einrichtung des Wohnraums. Zu viele Sinneseindrücke überfordern Betroffene und erschweren eine Orientierung im Raum. Menschen mit Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten, sich in ihrer Wohnung zurechtzufinden und vergessen beispielsweise, wo das Badezimmer ist. Manchmal kann die Orientierungslosigkeit auch zu Aggressionen bei Demenz führen.
Türen und Fenster
Türen können die räumliche Orientierung beeinflussen und stellen damit eine Barriere dar. Offene Türen sind hingegen klar als Durchgänge erkennbar. An einigen Stellen muss natürlich eine Tür bleiben, wie zum Beispiel beim Badezimmer. Für eine leichte Orientierung sollten Sie solche Türen mit Schildern kennzeichnen. Fenster bieten ebenfalls die Möglichkeit zur groben räumlichen Orientierung, wenn draußen markante Gebäude oder Landschaftsmerkmale zu sehen sind.
Licht und Farben
Geräusche, die von außerhalb eines Raumes kommen, sind für Demenzerkrankte oftmals schwer zuzuordnen und können zu Verwirrung führen. Kaltweißes Licht ist für ältere Menschen besser zu sehen als warmweißes. Beim nächtlichen Toilettengang helfen LED-Nachtlichter mit Bewegungsmelder, sich in der Dunkelheit zu orientieren und Stürze zu vermeiden. Spiegelndes Licht, zum Beispiel auf einem Boden mit glatter Oberfläche, sollten Sie vermeiden. Solche Lichtreflektionen können unter Umständen von den Betroffenen ganz anders wahrgenommen werden und führen dann zu einem verwirrenden Eindruck von der Umwelt.
Auch die zeitliche Orientierung des Betroffenen können Sie mit einfachen Hilfsmitteln für eine demenzgerechte Raumgestaltung stärken. Ein Kalender mit extra großen Zahlen und ausgeschriebenem Monat und Jahr sowie einem Symbol für die jeweilige Jahreszeit erleichtert Demenzerkrankten, sich zeitlich zu orientieren. Auch Fenster, die einen Blick in die Natur bieten, können einen ähnlichen Effekt haben, wie Kalender und Uhren.
Personen mit Demenz, insbesondere im hohen Alter, haben eine intensive, aber stark veränderte Wahrnehmung. Was für gesunde Personen harmlos oder schön erscheint, kann für eine betroffene Person bedrohlich oder verwirrend aussehen. Auch bei gutem Licht gibt es Farben, die von älteren Menschen schlechter wahrgenommen werden. Dementiell erkrankte Personen reagieren sehr sensibel auf Farben. Setzen Sie deshalb Farbakzente behutsam und gezielt ein. Dunkle Töne sollten Sie eher vermeiden, da sie negative Gefühle auslösen können. Eine dunkle Fußmatte oder ein dunkler Teppich zum Beispiel können im fortgeschrittenen Stadium der Demenz als nicht überwindbares Loch im Boden gedeutet werden. Großflächige Muster sind sehr problematisch für Menschen mit Demenz, weil sie bei der Betrachtung sehr anstrengend wirken. Kontraste hingegen sind sehr wichtig, denn sie helfen Demenzerkrankten, Details schnell wahrzunehmen. Ein Tisch ist zum Beispiel besser erkennbar, wenn der Rand eine kontrastierende Farbe zur Tischfläche hat. Manchmal haben Menschen mit Demenz Probleme bei der Tiefenwahrnehmung. Runde oder abgerundete Tische sind für diese Personen leichter optisch zu erfassen als eckige Möbel.
Sicherheitsaspekte
Zunehmende Desorientierung und Vergesslichkeit bei einer Demenzerkrankung bringen viele Risiken im Alltag mit sich. Alltägliche Dinge wie ein Herd oder Putzmittel werden mit einem Mal zu potenziellen Gefahren. Menschen mit Demenz können Dinge verwechseln und so kann es passieren, dass auf einmal Spülmittel in der Kaffeetasse landet. Für die Sturzprophylaxe sollten Sie Stolperfallen wie lose Kabel und Teppiche entfernen. Auch eine gute Beleuchtung ist dabei wichtig. Wenn der Betroffene gestürzt ist, kann es notwendig sein, dass Sie eine verschlossene Tür von außen öffnen. Hilfreich sind dann Schlösser mit einer Not- und Gefahrenfunktion. Das Badezimmer ist ein typischer Ort zum Ausrutschen - auch für Menschen, die nicht an Demenz leiden. Hilfreich sind dagegen oft Anti-Rutsch-Matten oder Haltegriffe.
Eine große Gefahr im Haushalt stellen auch elektronische Geräte für Personen mit Demenz dar. Daher können am Herd sogenannte Herdschutzknöpfe oder auch Schutzknöpfe installiert werden, die das Einschalten des Herds erschweren. Als weitere Sicherheitsmaßnahme sollten Sie in Wohnungen von Personen mit Demenz in allen Räumen Rauchmelder installieren, damit ein Brand sofort bemerkt wird.
Umgang mit Unruhe und Bewegungsdrang
Innere Unruhe kommt bei den meisten Menschen mit Demenz vor. Oft äußert sie sich durch einen akuten Bewegungsdrang. Der akute Drang, Dinge von einem Ort zum anderen zu räumen ist eine bekannte Form. Denn das Herumräumen ist eher harmlos, solange dabei keine wichtigen Gegenstände verloren gehen. Oft hilft deshalb einfach ein offenes Regal mit Dingen, die nach Belieben hin- und hergeräumt werden können. Umgekehrt können Sie Schubladen mit wichtigen Sachen mit einem Schubladenschutz versehen.
Das Hinlaufen (früher auch „Weglaufen“) ist nicht harmlos, wenn die betroffene Person dabei in den öffentlichen Raum hinausgeht und dort umherwandert oder gar Auto fährt. Eine Möglichkeit, dem Vorzubeugen, ist das bereits erwähnte Ablenken des Interesses von der Haustür durch dunkle Farben oder schwache Kontraste. Wenn möglich, können Sie Rundwege innerhalb der Wohnung, des Gebäudes oder des Grundstücks schaffen, auf denen die Person gefahrlos herumlaufen kann. Oder Sie versehen die Ausgänge mit Klingeln, die einen Ton erzeugen, wenn eine Person hinausgeht.
Persönliche Gegenstände und Erinnerungen
Seien Sie sensibel für die Gefühle und Fähigkeiten Ihres demenzerkrankten Angehörigen. Vieles in einer demenzgerechten Wohnung sollte zweckdienlich sein. Denn auf Überflüssiges zu verzichten, ist ein wichtiges Grundprinzip der demenzgerechten Raumgestaltung. Oft sind es Bilder, aber auch ganz andere Dinge können wertvolle Anker für lebendige Erinnerungen sein. Versuchen Sie, solche Gegenstände zu identifizieren und zu bewahren. Gerne wählen Sie als Aufbewahrungsort eine besonders ruhige Ecke aus, in der die Person mit Demenz ohne Ablenkung und Störung in Erinnerungen schwelgen kann.
Behutsame Veränderungen
Gewisse Veränderungen am Wohnraum sind nach der Diagnose notwendig, doch jede Veränderung kann eine Person mit Demenz stören und verwirren. Gehen Sie deshalb bei der Umgestaltung behutsam vor und lassen Sie die betroffene Person an den Veränderungsprozessen teilhaben. Denn Sie dürfen nie vergessen, dass die Person mit Demenz ein Individuum mit speziellen Vorlieben und Abneigungen ist. Hand in Hand mit der Wohnraumgestaltung geht die Verwendung von Alltags- und Orientierungshilfen für Demenzerkrankte. Denn es gibt zahlreiche weitere Dinge, die den Alltag und den Umgang mit der Krankheit Demenz enorm erleichtern.
Weitere Aspekte
Helle und freundliche Farben sind angenehm für Demenzerkrankte. Starke Muster an Wänden, Böden oder Möbeln wirken verwirrend oder sogar beängstigend auf Menschen mit Demenz. Ältere Menschen, insbesondere ältere Menschen mit Demenz, benötigen viel mehr Licht im Wohnbereich als jüngere und gesunde Menschen. Dabei gibt es viele Dinge zu beachten, doch nicht alles muss gleich zu Beginn passieren. Wichtig ist zunächst erst einmal, die Zahl der Gegenstände zu reduzieren, für viel Licht zu sorgen und Gefahrenquellen möglichst zu beseitigen. Zu viel Veränderung auf einmal bedeutet jedoch unnötigen Stress für die demenzerkrankte Person.
Angebote und Aktivitäten in stationären Einrichtungen
Menschen mit Demenz haben ganz spezielle Bedürfnisse und benötigen eine erfahrene und umfangreiche Betreuung. In stationären Einrichtungen können demenziell erkrankte Bewohner eine Betreuung in Anspruch nehmen, die auf diese besonderen Anforderungen ausgerichtet ist. Ziel ist es, den Bewohnern täglich ein Stück Lebensfreude zu schenken.
Ein sich regelmäßig wiederholender, strukturierter Tagesablauf gibt Menschen mit Demenz Sicherheit und hilft ihnen, sich zurechtzufinden. Die größtmögliche Eigenständigkeit ist für die betroffenen Bewohner dabei von zentraler Bedeutung. Ziel der speziellen Tagesbetreuung ist daher immer die Erhaltung vorhandener geistiger und körperlicher Fähigkeiten und Alltagskompetenzen. Die Bewohner werden in allen alltäglichen Lebenssituationen begleitet. Gemeinsames Kochen, Erledigen von Hausarbeiten oder die gemeinschaftliche Gartenpflege gehören ebenso dazu wie themenbezogene Gesprächsrunden, Gymnastik- und Aktivierungsspiele sowie vielfältige Therapien.
Das gemeinsame Tun, Spaß und Freude und die Kreativität stehen bei dem vielfältigen Aktivitätenangebot im Vordergrund. Physiotherapie, Logopädie, Biografiearbeit, Validation, Basale Stimulation und Ergotherapie sind Beispiele für therapeutische Angebote.
Als Experten in der Ernährung von Senioren wissen wir, dass Essen immer auch eine therapeutische Wirkung hat. Ein einladend gedeckter Tisch und der Geschmack und Geruch von Speisen aus der Jugend wecken positive Erinnerungen und zaubern vielleicht ein Lächeln ins Gesicht. Auch mit der Darreichung der Speisen kommen wir den speziellen Bedürfnissen unserer Bewohner mit Demenz entgegen und bieten Fingerfood an. Die handgerecht zubereiteten Häppchen sind einfach zu greifen und können auch gut im Gehen gegessen werden. Selbstverständlich achten wir auch darauf, dass unsere Bewohner genug und regelmäßig trinken.
Kosten und Finanzierung der stationären Demenzpflege
Die Pflegeversicherung zahlt je nach Pflegegrad bis zu 2.096 € im Monat für die Pflege im Pflegeheim (sog. vollstationäre Pflege). Diese Leistungen decken jedoch nur einen Teil der Gesamtkosten. Die pflegebedürftige Person muss die sog. Reichen Einkommen und Vermögen der pflegebedürftigen Person nicht aus, kommen Angehörige und/oder das Sozialamt für die Kostenübernahme in Frage. Meist geht es dabei um die Unterhaltspflicht. Kinder werden nur dann vom Sozialamt für den Unterhalt ihrer Eltern herangezogen, wenn ihr jährliches Jahresbruttogehalt 100.000 € übersteigt. Ehepartner leisten in der Regel einen Unterhalt, dürfen aber so viel behalten, dass sie weiterhin ihre Wohnung und ihren Lebensstandard halten können. Unter Umständen rechnet das Sozialamt auch Einkommen und Vermögen von Menschen an, die nicht unterhaltspflichtig sind, z.B. vom Partner in einer eheähnlichen Gemeinschaft.
Die Pflegesätze für diese anspruchsvolle Pflege und Betreuung sind in den meisten Pflegeheimen, die Wohnbereiche im Rahmen der "Besonderen stationären Dementenbetreuung" anbieten, ca. 350 Euro im Monat höher als die sonstigen Pflegesätze.
Auswahl der geeigneten Einrichtung
Die Angehörigen sollten sich ausreichend Zeit für die Wahl der geeigneten Einrichtung nehmen und mehrere Pflegeheime persönlich besichtigen. Idealerweise kann die pflegebedürftige Person einige Stunden oder Tage probeweise in der Einrichtung verbringen. So lassen sich Atmosphäre, Umgang mit demenzkranken Menschen und das Betreuungskonzept besser einschätzen. Kurzzeitpflege kann eine hilfreiche Übergangslösung sein.
Alternative Wohnformen und Betreuungsangebote
Neben der vollstationären Pflege gibt es verschiedene alternative Wohnformen und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz, die je nach individuellem Bedarf und Präferenz in Frage kommen.
Ambulant betreute Wohngemeinschaften
In ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben mehrere Menschen - meistens 6 bis 12 - in einer großen Wohnung zusammen und werden von einem ambulanten Pflegedienst betreut. Die Bewohner sind Mieter, in der Regel vertreten durch Angehörige oder rechtliche Vertreter (Bevollmächtigte). Sie zahlen Miete für ihren Wohnraum und anteilige Beiträge für gemeinsam genutzte Räume wie Bad, Wohnzimmer, Küche, usw. Wie in einer normalen WG können sie ein und aus gehen, wie sie möchten. Die Angehörigen oder rechtliche Betreuer, welche sich um diese Menschen kümmern, treffen sich regelmäßig, um gemeinsame Dinge zu besprechen. Für die Betreuung wird ein Pflegedienst beauftragt. Mit diesem besteht ein separater Pflegevertrag. In ambulant betreuten Wohngemeinschaften sind die Pfleger nicht die „Gastgeber“ oder „Hausherren„, sondern lediglich Dienstleister - letztlich „Gäste„. Der Pflegedienst steuert die Pflege von seiner Zentrale aus und hat kein Büro im Haus der Wohngemeinschaft. Die Wohngemeinschaft einigt sich normalerweise auf einen bestimmten Pflegedienst. Die einzelnen Bewohner schließen aber mit diesem individuelle Verträge über die Betreuung und Pflege ab.
Tagespflege
Die Betroffenen verbringen den Tag im Tagespflegeheim, wo sie entsprechend ihres Pflegegrades gepflegt, beschäftigt und gefördert werden. Tagespflegestätten sind darauf spezialisiert, Menschen mit Demenzerkrankungen körperlich und geistig angemessen zu betreuen. Diese sogenannten gerontopsychiatrischen Einrichtungen gestalten den Tag speziell nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Demenzkranken. Backen und Kochen steht ebenso auf dem Programm wie Bügeln, Malen oder Fernsehen. Manche dieser Einrichtungen verfügen auch über einen Garten, der ebenfalls ein reiches Betätigungsfeld für die Senioren darstellt. Die Betreuungspersonen von Tagespflegestätten sind darin geschult, die Ressourcen (Fähigkeiten) der Demenzkranken zu erkennen und zu fördern.
Häusliche Betreuung
Manche Menschen möchten auch im hohen Alter in ihren eigenen vier Wänden bleiben und sich dort von einem Pflegedienst betreuen lassen.
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