Kopf mit Gehirn zeichnen: Eine Anleitung

Viele Menschen glauben, dass das Zeichnen eine angeborene Fähigkeit ist, aber das stimmt nicht. Jeder kann mit den richtigen Tricks und Methoden lernen zu zeichnen. Oftmals stehen uns jedoch Fehlzuordnungen unseres Gehirns im Weg. Dieser Artikel zeigt, wie man diese Fehlzuordnungen überwinden und das eigene Gehirn optimal nutzen kann, um das Zeichnen zu erlernen.

Die Herausforderung: Das Gehirn im Weg

Viele Menschen zweifeln an ihren Zeichenfähigkeiten und glauben, dass sie kein Talent haben. Dies liegt oft daran, dass die linke, logikorientierte Gehirnhälfte sich beim Zeichnen einmischt. Diese Gehirnhälfte "weiß", wie etwas auszusehen hat, und zeichnet es so, wie es ihrer Ansicht nach auszusehen hat, was oft zu falschen Ergebnissen führt. Ein Beispiel dafür ist das Zeichnen eines Portraits: Die linke Gehirnhälfte versucht, die einzelnen Elemente wie Nase, Augen und Mund als Symbole wiederzugeben, anstatt die tatsächlichen Formen und Linien zu betrachten.

Das Problem der Symbole

Kinder zeichnen oft mit einfachen Formen und Symbolen. Eine Nase wird beispielsweise als Dreieck oder Kreis dargestellt. Diese Art zu zeichnen wird von der linken Gehirnhälfte gesteuert, die für analytische und logische Fähigkeiten zuständig ist. Sobald ein ungeübter Erwachsener zum Stift greift, aktiviert sich dieses etablierte Symbolsystem. Für realistisches Zeichnen sind diese Symbole jedoch ein Hindernis.

Die Lösung: Das Gehirn austricksen

Um besser zeichnen zu lernen, muss man die linke Gehirnhälfte austricksen und die rechte, bildorientierte Gehirnhälfte aktivieren. Es gibt verschiedene Techniken, die dabei helfen können:

1. Die Auf-den-Kopf-zeichnen-Übung

Eine bewährte Methode, um die linke Gehirnhälfte auszutricksen, ist das Zeichnen eines auf dem Kopf stehenden Bildes. Dadurch erkennt die linke Gehirnhälfte keine typischen Symbole mehr. Für eine auf dem Kopf stehende Nase gibt es kein abgespeichertes Symbol. Die linke Gehirnhälfte kann keine Informationen beisteuern und überlässt die Arbeit der rechten Gehirnhälfte. Diese kann sich dann ohne Einmischung auf das konzentrieren, was die Augen sehen.

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Wie es funktioniert:

  1. Wähle ein Bild oder Foto aus, das du zeichnen möchtest.
  2. Drehe das Bild um 180 Grad.
  3. Zeichne das Bild ab, indem du dich auf die Linien und Formen konzentrierst, nicht auf das, was sie darstellen. Stelle dir vor, du puzzelst. Linie für Linie, Form für Form. Erst am Ende macht das Bild einen Sinn.
  4. Nimm dir Zeit und betrachte genau, wie die Linien sich zueinander verhalten. Wie groß ist der Abstand zueinander?
  5. Drehe das fertige Bild um und vergleiche es mit dem Original. Du wirst wahrscheinlich erstaunt sein, wie gut du es umsetzen konntest.

2. Die Spiegelverkehrte Übung

Eine weitere Übung, die zeigt, wie das Gehirn uns beim Zeichnen austricksen kann, ist das spiegelverkehrte Zeichnen.

Wie es funktioniert:

  1. Versuche, einen Kringel spiegelverkehrt zu zeichnen.
  2. Konzentriere dich darauf, den Kringel andersherum zu zeichnen.
  3. Vergleiche deine Zeichnung mit dem Original. Es ist wahrscheinlich, dass es dir schwerfällt, den Kringel spiegelverkehrt zu zeichnen, da dein Gehirn "weiß", wie ein Kringel auszusehen hat und versucht, ihn richtig herum zu zeichnen.

3. Blindes Konturenzeichnen

Diese Übung zielt darauf ab, die Verbindung zwischen Auge und Hand zu stärken und die linke Gehirnhälfte auszuschalten.

Wie es funktioniert:

  1. Setze dich so, dass du deine Zeichenhand ungehindert auf dem Papier bewegen kannst.
  2. Zeichne alle Konturen deiner Hand, die du siehst, und blicke dabei nie auf das, was du zeichnest.
  3. Bewege deinen Blick ganz langsam, Millimeter um Millimeter, an einer Randlinie deiner Hand entlang, und bewege im gleichen Tempo deinen Stift über das Papier.
  4. Achte darauf, dass dein Blick eine durchgehende Linie bildet, du also nie an einer neuen Stelle ansetzt, sondern auf der alten Linie "zurückfährst".

Das Ergebnis wird dich bestimmt wieder erstaunen. Wenn du diese Übung wiederholst, wird dein kritischer L-Modus ("Du kannst doch gar nicht zeichnen!") immer weiter zurück gedrängt, und der Weg zu einer ganz neuen Wahrnehmung ist frei.

4. Abpausen und Kopieren

Eine weitere Möglichkeit, das richtige Sehen zu trainieren, ist das Abpausen und Kopieren von Motiven.

Wie es funktioniert:

  1. Lege ein Blatt Papier auf eine Fensterscheibe und fahre die Konturen eines Baumes oder Hauses nach.
  2. Übe das Zeichnen von Motiven mithilfe von Fotos.
  3. Konzentriere dich darauf, das und wirklich nur das zu zeichnen, was tatsächlich zu sehen ist.

5. Raster Methode

Diese Methode hilft dabei, Proportionen und Details korrekt zu übertragen.

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Wie es funktioniert:

  1. Drucke das Bild aus, das du zeichnen möchtest.
  2. Zeichne ein Raster über das Bild. Wähle die Größe der Raster passend zu den Details im Bild.
  3. Zeichne ein Raster mit der gleichen Anzahl an Kästchen auf dein Zeichenpapier, passe die Größe an, wenn du die Zeichnung vergrößern oder verkleinern möchtest.
  4. Übertrage das Bild Kästchen für Kästchen auf dein Zeichenpapier. Achte darauf, wo die Linien in deinem Kästchen ansetzen und wie sie verlaufen.

Sehen lernen: Der Schlüssel zum Zeichnen

Zeichnen ist in erster Linie eine Frage des richtigen Sehens. Es geht darum, die Dinge unvoreingenommen zu betrachten, so als würde man das, was man zeichnen will, zum ersten Mal sehen. Dies bedeutet, Klischees und vorgefertigte Meinungen über die Form von Objekten abzulegen und sich stattdessen auf die tatsächlichen Linien, Formen und Proportionen zu konzentrieren.

Die Rolle der Augen

Um Zeichnen zu lernen, sollte man zunächst nach der Natur zeichnen, denn dadurch hat man Kriterien. Man kann sehen und benennen, was richtig und was falsch ist. Und dafür braucht man die Augen. Das Problem: Auge und Gehirn befinden sich in einem ständigen "Konkurrenz-Streit". Beide versuchen, uns ein Bild von Wirklichkeit zu geben - jedes auf seine Weise. Man kann sagen: je stärker das Auge dominiert, um so realistischer wird die Zeichnung. Und je stärker das Gehirn sich einmischt, um so mehr wird etwas anderes daraus. Allerdings hat das Auge einen Nachteil: die Informationen des Auges müssen quasi erst durch das Gehirn durch, bevor sie in der Hand ankommen.

Die Bedeutung von Übung und Geduld

Wie jede Fähigkeit erfordert auch das Zeichnen Übung und Geduld. Es ist wichtig, regelmäßig zu üben und sich nicht von anfänglichen Misserfolgen entmutigen zu lassen. Mit der Zeit und mit den richtigen Techniken wird man feststellen, dass sich die Zeichenfähigkeiten verbessern. Vieles muss geübt werden und braucht auch Zeit. Aber es ist lernbar.

Vom Aufwärmen zum Detail

Jede Zeichenübung sollte mit einem "Aufwärmtraining" beginnen. Zeichne einfach wilde Formen und Striche, Kreise, Bögen, Formen etc. Alles ist richtig, nichts ist falsch. Dieses "sich frei zeichnen" sollte man auch in Zukunft immer machen. Es geht dabei nur darum, Körper und Geist zu lockern. Achte darauf, wie Bleistifte und Papier zusammenwirken. Und achte auf unterschiedliche Intensität beim Zeichnen: sehr sanft und sehr hart.

Die Rolle des Gehirns

Üblicherweise denkt man, dass man nur mit der Hand zeichnet. Aber das stimmt nicht. Man zeichnet in erster Linie mit dem Kopf, dann kommen die Augen, und dann erst die Hand. "Zeichnen" ist das Zusammenwirken von Gehirn, Augen und Hand.

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Zeichnen lernen: Mehr als nur eine Fähigkeit

Zeichnen zu lernen ist mehr als nur das Erlernen einer Fähigkeit. Es ist auch eine Möglichkeit, die Welt besser kennenzulernen und neue Perspektiven zu gewinnen. Wer zeichnen kann, beobachtet besser und kann die erworbenen Fähigkeiten auch im Privat- und Berufsleben nutzen.

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