Krämpfe in den Fingern und Händen sind ein unangenehmes und schmerzhaftes Problem, das viele Menschen betrifft. Sie können alltägliche Aktivitäten erheblich beeinträchtigen und zu Frustration führen. Die Ursachen für diese Krämpfe sind vielfältig und reichen von harmlosen Überlastungen bis hin zu komplexeren medizinischen Bedingungen.
Anatomie der Hand und Finger
Die Hand ist ein komplexes Gebilde, bestehend aus 27 Knochen, 22 kleinen Gelenken sowie einer Vielzahl von Nerven, Sehnen, Muskeln und Blutgefäßen. Diese komplexe Struktur ermöglicht eine große Bandbreite an Bewegungen und Funktionen, macht die Hand aber auch anfällig für verschiedene Beschwerden und Erkrankungen.
Die Muskulatur in Armen, Händen und Fingern spielt eine wichtige Rolle in unseren alltäglichen Bewegungen. Hier sind einige der Hauptmuskeln:
- Arme:
- Bizeps: Der Bizeps, an der Vorderseite des Oberarms, ist für das Beugen des Ellenbogens verantwortlich und spielt eine Schlüsselrolle bei Aktivitäten wie dem Heben von Gegenständen.
- Brachialis: Dieser Muskel liegt tiefer im Oberarm und ist zusammen mit dem Bizeps für die Beugung des Unterarms verantwortlich.
- Trizeps: Der Trizeps, auf der Rückseite des Oberarms, streckt den Ellenbogen. Er ist wichtig für Bewegungen wie das Strecken des Arms nach hinten.
- Hände und Finger:
- Unterarmflexoren und -extensoren: Diese Muskeln ermöglichen die Bewegungen von Handgelenk und Fingern. Die Flexoren beugen die Finger, während die Extensoren sie strecken.
- Thenarmuskeln: Diese befinden sich in der Handfläche und steuern die Bewegungen des Daumens.
Ursachen von Krämpfen in den Fingern
Krämpfe in den Händen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden.
Überlastung der Muskeln:
Eine der häufigsten Ursachen ist die Überlastung der Muskeln. Wenn du deine Hände über längere Zeit intensiv benutzt, etwa beim Tippen, Schreiben, Handwerken, Musizieren oder spezifischen sportlichen Tätigkeiten, werden deine Muskeln müde, was zu einem Krampf in den Händen führen kann. Eine zu intensive oder einseitige Belastung des Muskels kann sich in Krämpfen zeigen. Bei einer dauerhaften einseitigen Bewegung kann es zu Verkrampfungen kommen. Vor allem bei einem Bildschirmarbeitsplatz kann eine Belastung durch die Arbeit mit der Computermaus und der Tastatur entstehen. Auch körperlich fordernde Berufe sind belastend, wie in der Pflege oder im Handwerk. Wenn eine einseitige Belastung über einen längeren Zeitraum besteht und keine Entspannungspausen möglich sind, können Krämpfe der Muskulatur entstehen.
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Elektrolyt-Ungleichgewicht:
Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Kalium sind entscheidend für die Muskelfunktion. Ein Mangel an diesen Elektrolyten kann zu Krämpfen führen. Ein Calciummangel im Blut kann zu Muskelkrämpfen führen. Ursache für einen Calciummangel kann u. a. ein Vitamin-D-Mangel sein, z. B. bei Bauspeicheldrüsenentzündung, chronischer Nierenschwäche oder Fehlfunktion der Nebenschilddrüse.
Flüssigkeitsmangel:
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, da Dehydration zu einer gestörten Muskelkontraktion und -entspannung führen kann, was Krämpfe in den Händen begünstigt.
Durchblutungsstörungen:
Bei einigen Menschen haben Krämpfe in den Händen auch ihre Ursache in einer Durchblutungsstörung. Ist die Durchblutung eingeschränkt, kann die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Muskeln beeinträchtigt werden. Eine Durchblutungsstörung des Arms besteht dann, wenn insgesamt weniger Blut und damit auch weniger Sauerstoff im Arm ankommt oder weniger Blut aus dem Arm abfließen kann als sonst. Dies kann z. B. dann der Fall sein, wenn die Arme während der Arbeit am Laptop oder am Computer lange angewinkelt sind. Auch beim Spielen mit Spielkonsolen, beim Handarbeiten oder Werken kann dies der Fall sein.
Neurologische Erkrankungen:
Krämpfe in den Händen können ihre Ursachen in neurologischen Erkrankungen haben. Oft betroffen sind Patienten mit Multiple Sklerose. Auch Menschen, die am Karpaltunnelsyndrom leiden, klagen über Muskelkrämpfe in den Händen. Diese Fehlfunktionen im Nervensystem können eine Muskelschwäche verursachen, die auch zu Muskelkrämpfen führen kann, z. B. bei einer Polyneuropathie. Auslöser dieser Krankheit sind z. B. Diabetes, Alkoholmissbrauch sowie Autoimmun-, Infektions- und Krebserkrankungen.
Hormonelle Erkrankungen:
Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse kann ein Calciummangel entstehen. Muskelkrämpfe sind dann typische Erscheinungen. Auch während einer Schwangerschaft können vermehrt Muskelkrämpfe auftreten.
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Weitere Ursachen:
- Diabetes mellitus
- Entzündliche Muskelerkrankungen (Viren, Bakterien, Parasiten, Autoimmunerkrankungen)
- Nichtentzündliche Muskelerkrankungen (Muskeldystrophien, Stoffwechselstörungen, Erkrankungen des Nervensystems)
- Einnahme bestimmter Medikamente (Diuretika, Betablocker)
- Raynaud-Syndrom (Blutgefäßkrampf)
- Fehlhaltungen
Symptome von Krämpfen in den Fingern
Krämpfe in den Händen sind eine ungewollte, zumeist schmerzhafte Anspannung einer bestimmten Muskelregion. Die Muskeln in der Hand verhärten sich und die Finger beginnen zu kribbeln und schmerzen. Hierbei unterscheidet man zwischen kurzen und dauerhaften Krämpfen sowie kleinen Zuckungen, sogenannten Faszikulationen.
Diagnose von Krämpfen in den Fingern
Da mögliche Ursachen für Krämpfe nicht immer harmlos, sondern vielmehr komplex sein können, sollten bei regelmäßig auftretenden Krämpfen die Ursachen unbedingt durch eine Ärztin oder einen Arzt abgeklärt werden.
Behandlung von Krämpfen in den Fingern
Um einen Krampf in den Händen zu lindern oder zu verhindern, kannst du verschiedene Maßnahmen ergreifen.
Akute Maßnahmen:
- Den betroffenen verkrampften Muskel durch leichtes Schütteln der Hand oder des Unterarms lockern.
- Die betroffene Muskulatur vorsichtig dehnen.
- Wärme anwenden, z. B. in Form von warmen Bädern oder einer Wärmflasche, um die Muskeln zu entspannen.
- Bei einem Krampf im Unterarm oder in der Hand sollte zuerst die Muskulatur entlastet werden. Machen Sie eine kurze Pause und geben Sie der Muskulatur die Möglichkeit, zu entspannen und die Durchblutung zu verbessern. Wenn sich beispielsweise der Zeigefinger verkrampft und zur Handinnenfläche krümmt, dehnen Sie ihn leicht nach oben - also von der Handinnenfläche weg. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Schmerzgrenze nicht überschreiten. Schon eine warme Tasse Tee, die sie in den Händen halten, kann helfen, die Durchblutung der Hände zu steigern und diese zu entkrampfen. Auch leichte Massagen können helfen, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen.
Vorbeugende Maßnahmen:
- Achte darauf, genügend Wasser zu trinken, um eine Dehydration zu vermeiden.
- Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium, Magnesium und Kalium hilft, Handkrämpfe und ein Elektrolyt-Ungleichgewicht zu vermeiden.
- Wenn du viel mit deinen Händen arbeitest, sei es im Job oder bei bestimmten Sportarten, solltest du regelmäßig Pausen einlegen und deine Handmuskeln dehnen. So vermeidest du eine Überbelastung der Handmuskulatur.
- Regelmäßige Bewegungen und Dehnen können helfen, Krämpfen vorzubeugen oder diese im akuten Fall zu lindern.
- Eine ergonomische Arbeitsumgebung wie ein höhenverstellbarer Computertisch kann helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden. Hilfsmittel, wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen können die Belastung der Hände und Finger reduzieren.
- Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
- Sollten dich regelmäßig Krämpfe in den Händen plagen, ist eine Wärme- und Kältetherapie ratsam. Warme Bäder oder Heizkissen können die Durchblutung fördern und die Muskeln entspannen. Kältepackungen können wiederum Entzündungen lindern. Auch eine sanfte Massage der betroffenen Hand kann die Muskeln lockern und Krämpfe lindern.
- Mit gezielten Fingerbewegungen kannst du außerdem zu einer verbesserten Durchblutung und zum Muskelaufbau beitragen.
- Sofern du den Verdacht hast, dass deine Arzneimittel Krämpfe in den Fingern verursachen könnten, solltest du unbedingt mit deinem Arzt sprechen, der gegebenenfalls eine Medikamentenanpassung vornimmt.
Ergänzende Maßnahmen:
- Magnesium (beispielweise enthalten in Bananen oder Nüssen) und zusätzliche Präparate gegen Vitamin-D-Mangel können helfen.
- Regelmäßiges Training. Bewegung ist wichtig - auch bei Muskeln, die zu Krämpfen neigen. Ein regelmäßiges Training in Verbindung mit Dehnübungen schafft nämlich die besten Voraussetzungen für einen gut durchbluteten, gesunden Muskel. Das Gegenteil bewirkt einseitige, ungewohnte Belastung.
- Richtige Schlafposition wählen. Rückenschläfer sorgen für eine entspannte Muskulatur, indem sie sich ein eingeschlagenes Kissen oder eine Rolle unter die Knie legen. Bei Bauchschläfern ist es wichtig, dass die Füße nicht auf dem Fußrücken abgelegt werden, da es sonst zu einer krampffördernden Überstreckung der Muskulatur kommt.
- Gesunde Ernährung. Auch Mangelzustände können ein Auslöser von Muskelkrämpfen sein. Recht weit verbreitet ist die Empfehlung, regelmäßig Magnesium einzunehmen, um die Muskelkrämpfe zu verhindern. Ob das wirklich hilft, konnten Studien bisher allerdings nicht nachweisen. Da Magnesium in der richtigen Dosierung in der Regel keine Nebenwirkungen verursacht, ist aber gegen einen Versuch nichts einzuwenden. Anstelle von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich Magnesium auch über eine gesunde Ernährung zuführen: Vollkornprodukte, Nüsse und viele Gemüsearten enthalten viel Magnesium.
- Durchblutung in Schwung bringen. Nicht immer stecken hinter den krampfartigen Schmerzen Muskelbeschwerden. Sind die Blutgefäße der Grund für die Probleme, sollten Sie versuchen, die Durchblutung anzukurbeln. Neben Bewegung haben sich hier vor allem kurze Kältereize bewährt, also Kneipp-Bäder oder kalte Güsse. Bei starken Wadenschmerzen hilft es, die Beine und Füße kalt abzuduschen und dann die Waden auf ein mit kaltem Wasser getränktes gefaltetes Handtuch abzulegen.
Spezielle Übungen zur Vorbeugung von Krämpfen in Fingern und Händen
Ein spezielles Finger- und Handtraining kann dir dabei helfen, die betroffenen Muskeln zu stärken und deren Flexibilität aufzubauen.
- Fingerstrecken: Strecke deine Finger weit auseinander und halte die Position für 10 Sekunden.
- Handballen-Pressen: Drücke deine Handflächen gegeneinander und halte den Druck für 10 Sekunden.
- Greifübungen: Halte einen kleinen Ball, einen Handtrainer oder ein zusammengerolltes Handtuch und drücke es zusammen, so fest du kannst. Halte den Druck für einige Sekunden und lasse dann los.
- Daumendehnung: Dehne deinen Daumen, indem du ihn mit der anderen Hand vorsichtig nach hinten drückst.
- Fingerabklopfen: Tippe mit den Fingern abwechselnd auf eine Tischplatte oder eine andere harte Oberfläche.
Weitere Erkrankungen, die Krämpfe in den Fingern verursachen können
Neben den bereits genannten Ursachen können auch andere Erkrankungen Krämpfe in den Fingern verursachen. Einige Beispiele sind:
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- Karpaltunnelsyndrom: Schwellungen des Gewebes um die Handsehnen können den Mittelnerv im Handgelenkskanal einengen. Mögliche Ursachen einer Schwellung sind rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Verletzungen. Typisch sind Taubheitsgefühle im Daumen und Zeige- und Mittelfinger, schmerzende Hände und Arme und Kraftlosigkeit in der Hand. Unbehandelt kann das Karpaltunnelsyndrom zu Abbau der Daumenmuskulatur führen. Das verursacht Bewegungseinschränkungen der Hand. Die Behandlung ist in manchen Fällen durch nächtliches Ruhigstellen mit einer Schiene oder mit kortisonhaltigen Injektionen möglich. Meist muss die Einengung des Nervs jedoch operativ behoben werden.
- Cubitaltunnelsyndrom (Sulcus ulnaris-Syndrom): Das Cubitaltunnelsyndrom ist eine Einengung des Ellennervs am Ellenbogen. Betroffene verspüren meist Taubheitsgefühle oder Kribbeln und Schmerzen am Ringfinger und kleinen Finger sowie an der Handkante. Auch Schmerzen am Unterarm und Ellenbogen und eine Schwäche der Hand- und Fingermuskulatur können auftreten. Im Frühstadium können eine Schonung und Polsterung des Ellbogens helfen. Wenn keine Besserung eintritt, ist in manchen Fällen eine Operation notwendig.
- Schnellender Finger (Triggerfinger): Typisch für den schnellenden Finger ist eine morgendliche Versteifung in Beugeposition. Das Ausstrecken des Fingers ist zunächst erschwert, bevor der Finger in die Streckposition springt, ähnlich eines Klappmessers. Ursache ist eine Verdickung der Beugesehne auf Höhe eines Fingergrundgelenks. Die ruckartige Bewegung des Fingers ist meist schmerzhaft. Anzeichen können Schmerzen der Handfläche sowie ein Ziehen der Außen- oder Innenseite eines Fingers sein. Im Anfangsstadium können Kortisonspritzen die Verdickung verringern. Wenn das nicht ausreicht, kann in einer ambulanten Operation das Ringband, in dem die verdickte Sehne hängenbleibt, durchtrennt werden.
- Arthrose: Bei einer Arthrose verschleißen die Gelenke. Handgelenks- oder Fingergelenksarthrosen sind meist Folge einer Vorerkrankung wie Rheuma. Aber auch starke und häufige Belastung kann eine Arthrose auslösen. Eine Arthrose äußert sich durch Schmerzen an Finger- oder Handgelenken sowie Knotenbildung an den Fingergelenken. Auch Bewegungseinschränkungen sind möglich. Eine Arthrose wird zum Beispiel mit stützenden Schienen und schmerz- und entzündungslindernden Medikamenten behandelt. In schweren Fällen kann eine operative Gelenkversteifung oder die Implantation einer Fingerprothese in Betracht gezogen werden.
- Raynaud-Syndrom: Unter dem Raynaud-Phänomen versteht man das anfallsartige Auftreten einer scharf begrenzten Weißfärbung eines oder mehrerer Finger beziehungsweise Zehen. Seltener sind ganze Hände, Füße, die Nase oder sogar die Knie betroffen. Das Raynaud-Phänomen kann ohne Grunderkrankung auftreten, dann spricht man von einem primären Raynaud-Phänomen. Ein sekundäres Raynaud-Phänomen liegt vor, wenn eine andere Erkrankung die Symptome verursacht. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, aber auch Kollagenosen oder Vaskulitiden. Die Patienten beschreiben das Aussehen der Finger beziehungsweise Zehen zu Beginn des Anfalls als „wie abgestorben“, die Haut färbt sich weiß. Im weiteren Verlauf kann eine blau-lila Färbung auftreten, weil der Blutfluss verlangsamt ist. Das Ende des Anfalls zeigt sich durch einen hellroten Farbton, weil das Gewebe nun verstärkt durchblutet wird. In der Regel empfinden Betroffene während des Anfalls Schmerzen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Schmerzen eher harmlos sind, wenn sie nur eine kurze Zeit andauern und von selbst wieder verschwinden. Sollten sie mehrere Tage andauern oder gehäuft auftreten, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden!
Treten bei Ihnen Krämpfe immer wieder auf und sind diese auch mit Hausmitteln und Bewegung nicht in den Griff zu bekommen, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Diese können weiterführende Untersuchungen durchführen und möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe auf den Grund gehen. Nur so erhalten Sie eine effektive Behandlung zur Beseitigung oder Linderung Ihrer Beschwerden. Auch kann Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt Sie zur weiterführenden Diagnostik an Fachärztinnen oder Fachärzte überweisen (z. B. der Fachgebiete Orthopädie, Angiologie, Neurologie).