Krampf immer an gleicher Stelle: Ursachen, Behandlung und Prävention

Ein stechender Schmerz in der Wade, ein harter Muskel, der sich unwillkürlich zusammenzieht - Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Oft treten sie ohne Vorwarnung auf, sei es beim Sport, im Schwimmbad oder besonders häufig nachts. Obwohl sie meist harmlos sind, können sie dennoch unangenehm und sogar gefährlich sein, wenn sie beispielsweise während einer Aktivität auftreten, die Konzentration erfordert. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Wadenkrämpfen, insbesondere wenn sie immer an der gleichen Stelle auftreten, und bietet Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und präventiven Maßnahmen.

Was ist ein Wadenkrampf?

Ein Wadenkrampf, medizinisch als Crampus oder Spasmus bezeichnet, ist eine plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktion der Wadenmuskulatur. Diese Kontraktion kann einen Teil des Muskels, den gesamten Muskel oder eine Muskelgruppe betreffen. Der betroffene Muskel verhärtet sich spürbar und ist bewegungsunfähig. In den meisten Fällen klingt ein Wadenkrampf nach kurzer Zeit von selbst wieder ab.

Ursachen für Wadenkrämpfe

Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und oft nicht eindeutig feststellbar. In vielen Fällen ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich. Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten Wadenkrämpfe muskulärer Natur und somit eher harmlos sind. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

Elektrolyt- und Wasserhaushalt

Eine Störung im Elektrolyt- oder Wasserhaushalt kann eine häufige Ursache für Wadenkrämpfe sein. Dies tritt oft bei Sportlern auf, die sich zu viel zumuten und ihre Muskeln nicht ausreichend ruhen lassen. Starkes Schwitzen und unzureichende Flüssigkeitszufuhr können ebenfalls zu einem schmerzhaften Wadenkrampf führen. Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium sind wichtige Mineralstoffe, die für die Muskelkontraktion benötigt werden. Ein Mangel an diesen Elektrolyten kann die Reizübertragung von Nerven auf Muskeln beeinträchtigen und Krämpfe auslösen.

Überlastung und Verkürzung der Muskulatur

Eine Überlastung der Wadenmuskulatur, insbesondere bei ungewohnten oder zu intensiven Belastungen, kann zu Krämpfen führen. Auch verkürzte Muskeln, die durch langes Sitzen am Schreibtisch oder im Alter entstehen können, können nachts Wadenkrämpfe auslösen. Wer wenig Sport treibt und viel sitzt, tut seinen Waden keinen Gefallen. Wie alle Muskeln des Körpers ist auch der Wadenmuskel für seine Vitalität darauf angewiesen, dass er vielfältig bewegt und gedehnt wird. Die daran beteiligten Faszien und Muskelfasern passen sich diesem einseitigen (Nicht-)Bewegungsmuster mit der Zeit an. Sie werden spröde und unnachgiebig.

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Fehlstellungen und ungünstige Haltungen

Eine Fehlstellung an Fuß oder Bein, wie beispielsweise Senkfüße, kann zu einer stärkeren oder einseitigen Belastung der Muskeln führen. Auch Fehlhaltungen oder einseitige Haltungen, in denen die Muskeln über längere Zeit gehalten werden, können Wadenkrämpfe verursachen. Zudem können schlecht sitzende Schuhe oder eine ungünstige Schlafposition eine erhöhte Anspannung der Beinmuskulatur verursachen.

Medikamente

Manche Medikamente können den körpereigenen Mineralstoffhaushalt stören und Krämpfe hervorrufen. Dies ist beispielsweise bei bestimmten Bluthochdruckmedikamenten, Mitteln gegen Alzheimer, Parkinson oder auch harntreibenden Medikamenten möglich. Auch Medikamente bei Krebserkrankungen, die Verhütungspille und Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose können Ursache für Wadenkrämpfe sein.

Grunderkrankungen

In seltenen Fällen können Wadenkrämpfe ein Begleitsymptom von Grunderkrankungen sein. Dazu gehören:

  • Nervenerkrankungen: Neurologische Störungen und Erkrankungen, wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Erkrankungen der Nervenwurzeln nach einem Bandscheibenvorfall, können Wadenkrämpfe auslösen.
  • Muskelkrankheiten: Auch sogenannte Myopathien, meist erblich bedingte Muskelerkrankungen, können Ursache für Wadenkrämpfe sein.
  • Gefäßerkrankungen: Wer unter Krampfadern (Varizen) leidet, kennt nicht nur schwere Beine, sondern auch Wadenkrämpfe.
  • Erkrankungen des Hormonhaushalts und des Stoffwechsels: Diabetes mellitus, Diabetes insipidus, krankhafter Magnesiummangel, Nierenschwäche und Nierenversagen, Schilddrüsenunterfunktion, Unterfunktion der Nebenschilddrüsenrinde (Morbus Addison) können ebenfalls mit Wadenkrämpfen einhergehen.

Weitere Faktoren

Auch Stress, psychische Anspannung, falsches Schuhwerk, Alkoholkonsum und Schwangerschaft können Wadenkrämpfe begünstigen.

Wadenkrampf immer an gleicher Stelle: Was bedeutet das?

Wenn Wadenkrämpfe immer wieder an der gleichen Stelle auftreten, kann dies verschiedene Ursachen haben:

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  • Lokale Muskelverspannungen: Eine bestimmte Stelle im Muskel kann aufgrund von Überlastung, Fehlhaltung oder Verletzung anfälliger für Verspannungen sein. Diese Verspannungen können dann leichter zu Krämpfen führen.
  • Nervenreizung: Eine Nervenreizung in einem bestimmten Bereich kann die Erregbarkeit der Muskeln erhöhen und so zu Krämpfen an der gleichen Stelle führen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine lokale Durchblutungsstörung kann die Sauerstoffversorgung des Muskels beeinträchtigen und ihn anfälliger für Krämpfe machen.
  • Narbenbildung: Narbengewebe nach einer Verletzung kann die Flexibilität des Muskels einschränken und ihn anfälliger für Krämpfe machen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wadenkrämpfe, die nur gelegentlich auftreten, sind meist harmlos. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arztbesuch ratsam ist:

  • Häufige Krämpfe: Wenn die schmerzhaften Krämpfe häufiger auftreten.
  • Beeinträchtigung des Alltags: Wenn die Krämpfe die Nachtruhe oder den Tagesablauf stören.
  • Anhaltende Schmerzen: Wenn die Krämpfe nicht von allein oder durch Dehnen und sanfte Massage vergehen.
  • Begleitsymptome: Wenn die Krämpfe von weiteren Symptomen wie Übelkeit, Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen begleitet werden.
  • Chronische Erkrankungen: Wenn Sie unter einer chronischen Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus oder einer Nierenschwäche leiden.
  • Fieber oder Durchfall: Wenn Sie hohes Fieber und/oder Durchfall und Erbrechen haben.

Diagnose von Wadenkrämpfen

Um die Ursache von Wadenkrämpfen aufzudecken, ist zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) notwendig. Häufige Fragen dabei sind zum Beispiel:

  • Wo treten die Krämpfe auf?
  • Wann und wie oft haben Sie die Krämpfe?
  • Wie lange dauert ein einzelner Krampf ungefähr an?
  • Gibt es bestimmte Situationen oder Ereignisse, die Ihre Krämpfe möglicherweise auslösen?
  • Haben Sie noch andere Symptome (z.B. Muskelschwäche, Taubheitsgefühle, Durchfall, Kälteempfindlichkeit, Gewichtszunahme etc.)?
  • Wie steht es mit Ihrem Alkoholkonsum?
  • Wenden Sie irgendwelche Medikamente an? Wenn ja, welche?
  • Haben Sie irgendwelche Vorerkrankungen?

Eine körperliche und neurologische Untersuchung gibt dem Arzt Hinweise auf Ihren allgemeinen Gesundheitszustand. Er kann dabei unter Muskeln und Gelenk abtasten und die Muskelreflexe testen. Zudem achtet er auf Auffälligkeiten, die möglicherweise auf die Ursache der Muskelkrämpfe hindeuten (z.B. trockene Haut und Schleimhäute sowie stehende Hautfalten bei Dehydration oder geschwollenes Gesicht, stumpfe Haare und Haarausfall bei Schilddrüsenunterfunktion).

Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen sinnvoll, wie beispielsweise:

  • Messung der elektrischen Muskelaktivität (Elektromyografie): So lässt sich überprüfen, ob eine Muskelerkrankung oder Nervenstörung vorliegt.
  • Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie): Damit kann der Arzt die Funktionstüchtigkeit peripherer Nerven testen und eventuelle Nervenschäden erkennen.
  • Blutuntersuchungen: Können zum Beispiel einen Mangel oder Überschuss an Elektrolyten wie Magnesium, Kalzium oder Natrium aufzeigen. Die Nierenwerte geben Hinweise auf eventuelle Erkrankungen des Organs. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion, die Muskelkrämpfe verursacht, lässt sich anhand entsprechender Hormonveränderungen im Blut erkennen.
  • Bildgebende Verfahren: Mittels Ultraschall lässt sich beispielsweise der Zustand von Nieren und Schilddrüse beurteilen. Die Dopplersonografie (eine besondere Form von Ultraschall) dient dazu, Krampfadern genauer abzuklären. Bei Verdacht auf Nervenwurzelschäden (Radikulopathien), etwa aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, kann eine Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) Klarheit bringen.
  • Muskelbiopsie: In einigen Fällen ist auch eine Muskelbiopsie nötig, um eine (vermutete) Ursache von Muskelkrämpfen zu bestätigen oder auszuschließen. Das ist etwa bei Amyotropher Lateralsklerose erforderlich.

Was tun bei einem akuten Wadenkrampf?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie bei einem akuten Wadenkrampf ergreifen können, um den Muskel zu entspannen und den Schmerz zu lindern:

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  • Dehnen: Strecken Sie das Bein und ziehen Sie die Zehen zum Schienbein. Sie können dabei die Hand zu Hilfe nehmen, um den Fuß in die richtige Position zu bringen.
  • Massieren: Massieren Sie die Wade sanft, um die Durchblutung anzuregen und die Muskeln zu lockern.
  • Aufstehen und Herumlaufen: Vorsichtiges Herumlaufen kann den Krampf lösen.
  • Wärme: Eine warme Dusche, ein warmes Bad oder eine Wärmflasche auf der Wade können helfen, die Muskeln zu entspannen.
  • Kälte: Auch kalte Auflagen können den Wadenkrampf lösen.

Vorbeugung von Wadenkrämpfen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Wadenkrämpfen vorzubeugen:

  • Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um den Elektrolythaushalt aufrechtzuerhalten.
  • Elektrolytzufuhr: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium. Bei Bedarf können Sie Elektrolytpräparate aus der Apotheke verwenden.
  • Regelmäßiges Training: Bewegen Sie sich regelmäßig und dehnen Sie Ihre Wadenmuskulatur, um Verkürzungen vorzubeugen.
  • Massage: Eine regelmäßige Massage der Waden kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
  • Richtige Schlafposition: Vermeiden Sie ungünstige Schlafpositionen, die die Beinmuskulatur anspannen.
  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihre Füße nicht einengen.
  • Stressabbau: Reduzieren Sie Stress und psychische Anspannung, um Muskelverspannungen vorzubeugen.
  • Vorsicht mit Alkohol: Beschränken Sie den Alkoholkonsum, da Alkohol den Elektrolythaushalt stören kann.
  • Medikamente überprüfen: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Ihre Medikamente Wadenkrämpfe verursachen könnten.

Weitere Tipps und Hausmittel

  • Latschenkiefernöl: Ein sanftes Massieren mit Latschenkiefernöl wirkt beim Wadenkrampf besonders wohltuend. Das ätherische Öl fördert die Durchblutung, wärmt und lindert Muskel- und Gelenksbeschwerden.
  • Magnesium: Hochdosiertes Magnesium zum Vorbeugen gegen Krämpfe und Verspannungen bekommen Sie als Kapseln, Brausetabletten, Direktgranulat oder Trinkampulle in Ihrer Apotheke. Auch eine Kombination aus verschiedenen Mineralstoffen kann - je nach Ursache der Krämpfe - sinnvoll sein.

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