Hüftschmerzen: Ursachen, Behandlung und was Sie selbst tun können

Hüftschmerzen, in der Fachsprache auch Koxalgie genannt, können vielfältige Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie können als Anlaufschmerzen am Morgen, phasenweise oder als Dauerschmerzen auftreten. Oftmals gehen sie mit einem Gefühl der Instabilität, Steifigkeit und eingeschränkter Bewegungsfreiheit einher. Sport und andere Aktivitäten können dadurch stark eingeschränkt sein. Es ist wichtig, zwischen akuten und chronischen Hüftschmerzen zu unterscheiden, wobei chronische Schmerzen länger als drei Monate andauern. Die Schmerzen können im Leistenbereich auftreten und ins Gesäß oder in die Beine ausstrahlen, selten auch als Knieschmerzen wahrgenommen werden.

Ursachen von Hüftschmerzen

Die Ursachen für Hüftschmerzen sind vielfältig. Sie können durch Verletzungen, Verschleißerscheinungen oder andere Hüftgelenkserkrankungen verursacht werden. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Hüftarthrose (Coxarthrose): Die Hüftarthrose ist die häufigste Ursache für Hüftschmerzen, insbesondere im fortgeschrittenen Alter. Dabei kommt es zu einem Abbau des Gelenkknorpels, der als Gleit- und Pufferschicht zwischen den Knochen dient. In fortgeschrittenen Stadien kann es dazu kommen, dass Knochen auf Knochen reibt, was starke Schmerzen verursacht.
  • Femoroacetabuläres Impingement (FAI-Syndrom): Beim Hüftimpingement kommt es zu einem Konflikt zwischen dem Oberschenkelhals und der Hüftpfanne, wodurch die normale Beweglichkeit des Hüftgelenks eingeschränkt wird. Dies kann zu einer Schädigung des Gelenkknorpels und der Gelenklippe (Labrum) führen, was wiederum eine Entzündung und Schmerzen verursacht.
  • Hüftkopfnekrose (HKN): Bei der Hüftkopfnekrose kommt es aufgrund einer verminderten Durchblutung zum Absterben von Knochengewebe im Hüftkopf.
  • Schleimbeutelentzündung (Bursitis trochanterica): Schleimbeutel sind kleine Gewebepolster, die Druck und Belastungen in Gelenken abfedern. Eine Entzündung dieser Schleimbeutel, insbesondere an der Außenseite des großen Rollhügels (Trochanter Major), kann stechende Schmerzen verursachen.
  • Muskuläre Probleme und Verspannungen: Unflexible Muskeln und Faszien können ebenfalls zu Hüftschmerzen beitragen. Langes Sitzen und einseitige Bewegungsmuster können zu Verkürzungen und Verspannungen der Hüftbeuger- und Gesäßmuskulatur führen.
  • Ischiasnerv-Probleme: Der Ischiasnerv verläuft in der Nähe der Hüfte und kann durch Muskelverspannungen, insbesondere des Piriformis-Muskels, gereizt werden, was zu Schmerzen im Gesäß und Ausstrahlungen ins Bein führen kann (Piriformis-Syndrom).
  • Formstörungen des Hüftgelenks: Angeborene oder in der Kindheit erworbene Formstörungen wie Hüftdysplasie (Steilstellung des Hüftdaches) oder Impingement können ebenfalls Hüftschmerzen verursachen und das Risiko einer Arthrose erhöhen.
  • Erkrankungen der Lendenwirbelsäule: Probleme mit der Lendenwirbelsäule, wie Bandscheibenvorfälle oder -verschleiß, können ebenfalls zu ausstrahlenden Schmerzen im Hüftbereich führen.
  • Weitere Ursachen: Seltenere Ursachen sind Knochenstoffwechselstörungen (z.B. Osteoporose), Tumorerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht), Fibromyalgie oder Meralgia parästhetica (Missempfindungen des seitlichen Oberschenkel-Hautnervs).

Diagnose von Hüftschmerzen

Um die Ursache von Hüftschmerzen zu ermitteln, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach der Art, Lokalisation und dem Verlauf der Schmerzen, sowie nach Vorerkrankungen und auslösenden Faktoren.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit des Hüftgelenks, tastet die umliegenden Strukturen ab und achtet auf Fehlstellungen oder Bewegungseinschränkungen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen können knöcherne Veränderungen wie Arthrose oder Formstörungen des Hüftgelenks sichtbar machen. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann Weichteilstrukturen wie Muskeln, Sehnen, Knorpel und Schleimbeutel beurteilen und Entzündungen oder Schädigungen erkennen.

Behandlung von Hüftschmerzen

Die Behandlung von Hüftschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und den individuellen Beschwerden des Patienten. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

  • Schmerzlinderung: Akute Schmerzen können kurzfristig mit Schmerzmitteln gelindert werden. Entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) können ebenfalls helfen, die Entzündung im Gelenk zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Hüftschmerzen. Sie umfasst Übungen zur Kräftigung und Dehnung der Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Stabilisierung des Gelenks.
  • Bewegung und Sport: Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung ist wichtig, um die Beweglichkeit des Hüftgelenks zu erhalten und die Muskulatur zu stärken. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Fahrradfahren, Schwimmen, Aquafitness, Gymnastik oder Nordic Walking.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung auf das Hüftgelenk zu verringern.
  • Ergonomische Maßnahmen: Achten Sie auf ergonomisches Sitzen am Arbeitsplatz, um Fehlbelastungen zu vermeiden. Die Höhe von Tisch und Stuhl sowie die Position von Arbeitsgeräten sollten Ihrer Sitzposition angepasst sein.
  • Hilfsmittel: Bei Bedarf können Gehhilfen wie Stöcke oder Rollatoren die Gelenke entlasten und die Fortbewegung erleichtern. Auch eine Hüftorthese kann zur Stabilisierung und Entlastung des Gelenks beitragen.
  • Injektionen: In einigen Fällen können Kortisonspritzen oder Hyaluronsäure-Injektionen in das Hüftgelenk die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern.

Operative Behandlung

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Mögliche operative Eingriffe sind:

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  • Hüftarthroskopie: Bei der Hüftarthroskopie (Gelenkspiegelung) werden über kleine Hautschnitte feine optische Instrumente in das Gelenk eingeführt. Der Arzt kann so Schäden an Knorpel, Gelenklippe oder Knochen beurteilen und gegebenenfalls beheben. Beim Hüftimpingement können beispielsweise knöcherne Anbauten abgetragen werden.
  • Hüft-Totalendoprothese (TEP): Wenn die Hüftarthrose weit fortgeschritten ist und das Gelenk stark geschädigt ist, kann ein künstliches Hüftgelenk (Hüftprothese) eingesetzt werden. Dabei werden der Hüftkopf und die Hüftpfanne durch künstliche Komponenten ersetzt.

Was Sie selbst tun können

Neben den ärztlichen und therapeutischen Maßnahmen können Sie selbst einiges tun, um Ihre Hüftschmerzen zu lindern und die Gesundheit Ihrer Hüfte zu fördern:

  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Hüftbeuger-, Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Faszien-Rollmassage: Die Massage mit einer Faszienrolle kann helfen, Verklebungen im Bindegewebe zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
  • Kräftigungsübungen: Stärken Sie Ihre Hüft- und Rumpfmuskulatur mit gezielten Übungen, um das Gelenk zu stabilisieren und Fehlbelastungen vorzubeugen.
  • Vermeiden Sie einseitige Belastungen: Achten Sie im Alltag auf eine ausgewogene Belastung Ihrer Hüftgelenke und vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen in ungünstigen Positionen.
  • Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht: Übergewicht erhöht die Belastung auf die Hüftgelenke und kann Arthrose begünstigen.
  • Wählen Sie die richtigen Schuhe: Tragen Sie gutsitzende Schuhe mit Fußbett, um Ihre Füße und Gelenke optimal zu unterstützen.
  • Integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag: Nutzen Sie jede Gelegenheit, um sich zu bewegen, z.B. indem Sie Treppen steigen statt den Aufzug zu nehmen oder kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.

Übungen für die Hüfte

Hier sind einige einfache Übungen, die Sie zu Hause durchführen können, um Ihre Hüfte zu mobilisieren und zu stärken:

  • Hüftbeuger-Dehnung: Knien Sie sich auf den Boden und machen Sie mit einem Bein einen Ausfallschritt nach vorne. Achten Sie darauf, dass Ihr vorderes Knie nicht über Ihre Zehen hinausragt. Schieben Sie Ihre Hüfte nach vorne, bis Sie eine Dehnung im Hüftbeuger des hinteren Beins spüren. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden und wiederholen Sie sie auf der anderen Seite.
  • Gesäßmuskel-Dehnung: Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie die Beine an. Legen Sie einen Fuß auf das Knie des anderen Beins. Umfassen Sie den Oberschenkel des unteren Beins und ziehen Sie ihn zu sich heran, bis Sie eine Dehnung im Gesäßmuskel des oberen Beins spüren. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden und wiederholen Sie sie auf der anderen Seite.
  • Seitliches Beinheben: Legen Sie sich auf die Seite und heben Sie das obere Bein langsam an, ohne es zu beugen. Halten Sie die Position kurz und senken Sie das Bein dann wieder ab. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal und wechseln Sie dann die Seite.
  • Brücke: Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie die Beine an. Heben Sie Ihr Becken vom Boden ab, sodass Ihr Körper eine gerade Linie von den Schultern bis zu den Knien bildet. Halten Sie die Position kurz und senken Sie das Becken dann wieder ab. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal.
  • Schmetterling: Setzen Sie sich auf den Boden und ziehen Sie Ihre Füße so nah wie möglich an Ihren Körper heran, sodass sich die Fußsohlen berühren. Drücken Sie Ihre Knie sanft Richtung Boden, um die Innenseiten Ihrer Oberschenkel zu dehnen.

Wichtiger Hinweis: Führen Sie die Übungen nur im schmerzfreien Bereich durch und steigern Sie die Intensität langsam. Wenn Sie unsicher sind, ob die Übungen für Sie geeignet sind, fragen Sie Ihren Arzt oder Physiotherapeuten um Rat.

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