Knieschmerzen, insbesondere an der Innenseite des Knies, können sehr einschränkend sein. Sie können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und die körperliche Erholung im Schlaf stören. Dieser Artikel befasst sich mit den vielfältigen Ursachen von Knieschmerzen an der Innenseite, auch bekannt als mediale Knieschmerzen, und bietet einen umfassenden Überblick über mögliche Auslöser, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze.
Ursachen von Knieschmerzen an der Innenseite
Die Ursachen für Knieschmerzen an der Innenseite sind vielfältig und können sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kniegelenks liegen.
Verletzungen und strukturelle Probleme
- Meniskusverletzungen: Der Meniskus, ein Stoßdämpfer zwischen den Knochen des Knies, kann durch Verdrehungen oder Abnutzung beschädigt werden. Besonders häufig ist der Innenmeniskus betroffen. Der Schmerz projiziert sich auf den inneren Gelenkanteil und verstärkt sich bei Belastung und Verdrehungen. Ein großer Meniskusriss kann eine Operation erforderlich machen.
- Medialer Bandriss: Das mediale Band verläuft entlang der Innenseite des Knies und stabilisiert es. Ein Riss dieses Bandes kann zu Schmerzen und Instabilität führen.
- Seitenbandtendinose: Eine Reizung der Knieseitenbänder, insbesondere des Innenbandes, kann nach stärkerer sportlicher Belastung oder monotonen Bewegungsabläufen auftreten. Auch Beinachsfehlstellungen wie X-Beine oder O-Beine können eine Rolle spielen. Die Betroffenen klagen über Beschwerden an den Seitenbändern bei Belastung und auf Druck.
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Schleimbeutel sind kleine, flüssigkeitsgefüllte Säckchen, die als Polster zwischen Knochen, Sehnen und Muskeln dienen. Eine Entzündung dieser Schleimbeutel kann Schmerzen verursachen.
Überlastung und Fehlbelastung
- Pes Anserinus Syndrom: Dieses Syndrom betrifft den Sehnenansatz des Musculus semitendinosus, Musculus gracilis und Musculus sartorius am inneren Schienbeinkopf. Eine Entzündung dieses Sehnenansatzes, oft durch Fehlbelastung, kann zu Schmerzen an der Innenseite des Knies unterhalb des Gelenks führen. Das Pes anserinus-Syndrom tritt vermehrt bei Frauen auf, häufig aufgrund von Bein-Fehlstellungen (X-Beine), Übergewicht und Begleiterkrankungen wie Gonarthrose.
- Läuferknie (Iliotibiales Bandsyndrom): Obwohl typischerweise an der Außenseite des Knies lokalisiert, kann das Läuferknie in seltenen Fällen auch Schmerzen an der Innenseite verursachen.
Arthrose und degenerative Veränderungen
- Kniearthrose (Gonarthrose): Der Knorpel im Knie kann sich mit der Zeit abnutzen. Eine fortschreitende Kniearthrose führt dazu, dass das Kniegelenk schlechter funktioniert und weniger belastbar ist. Die Knieschmerzen werden quälender, da immer mehr schützender Knorpel im Gelenk verloren geht. In späten Stadien kann das Kniegelenk überwärmt und geschwollen sein.
- Anlaufschmerzen: Knieschmerzen nach Ruhephasen wie dem Aufstehen vom Stuhl werden als Anlaufschmerzen bezeichnet. Sie verschwinden meist nach einigen Schritten und haben oft eine degenerative Ursache.
Entzündliche Erkrankungen
- Rheumatoide Arthritis: Bei dieser Autoimmunerkrankung ist die Gelenkinnenhaut entzündet. Als Folge sammelt sich Flüssigkeit zusammen mit weißen Blutkörperchen und entzündungsfördernden Stoffen im Gelenk an. Die Gelenkinnenhaut wuchert und zerstört den Knorpel.
- Bakterielle Infektionen: Bakterielle Infektionen des Kniegelenks sind sehr gefährlich, da sie unbehandelt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Knorpels und im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen können. Das Knie fühlt sich bei einer bakteriellen Infektion überwärmt und geschwollen an.
- Gicht und Pseudo-Gicht: Auch im Rahmen der Gicht oder Pseudo-Gicht kann das Kniegelenk betroffen sein und es können schmerzhafte Gelenkschwellungen entstehen.
Ausstrahlende Schmerzen und andere Ursachen
- Probleme mit der Wirbelsäule: Schmerzen, die von der Wirbelsäule ausstrahlen, z. B. bei einer Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall, können Knieschmerzen verursachen. Eine Reizung eines Spinalnerven im Wirbelkanal kann ebenfalls Knieschmerzen in Ruhe oder nachts auslösen.
- Hüfterkrankungen: Bei Hüfterkrankungen können Schmerzen über die Muskulatur bis zum Knie ausstrahlen.
- Tumorerkrankungen: Sehr selten können Tumorerkrankungen im Kniebereich Knieschmerzen verursachen.
- Durchblutungsstörungen: Durchblutungsstörungen können zu einer Knochennekrose (Osteonekrose) führen, bei der es zur Ablösung von Knorpel- und Knochenteilen kommt.
- Infektionen: Weniger bekannt sind Kniebeschwerden, die im Rahmen von Infektionen auftreten. Beispielsweise kann es einige Wochen bis Monate nach einem Zeckenbiss zu Schmerzen im Knie kommen (Borreliose).
Diagnose
Um die Ursache von Knieschmerzen an der Innenseite zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und möglichen Auslösern.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht das Kniegelenk auf Schwellungen, Druckschmerzhaftigkeit, Bewegungseinschränkungen und Instabilität. Er erfasst auch vorangegangene Verletzungen der Knieseitenbänder.
- Bildgebende Verfahren:
- Röntgen: Eine Röntgenaufnahme kann zum Ausschluss von Knochenerkrankungen und zur Beurteilung des Knorpelzustandes bei Arthrose sinnvoll sein.
- Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung kann zur Beurteilung von Weichteilstrukturen wie Sehnen und Schleimbeuteln eingesetzt werden.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Eine MRT ist ein wertvolles Instrument bei der Diagnosefindung, da es detaillierte Bilder des Knies liefert und es dem Arzt ermöglicht, Verletzungen oder Abnormalitäten genau zu identifizieren, z. B. Meniskusrisse, Bandverletzungen oder Knorpelschäden.
Behandlung
Die Behandlung von Knieschmerzen an der Innenseite richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Konservative Behandlung
- PECH-Regel: Bei akuten Schmerzen und Verletzungen sollte die PECH-Regel (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) angewendet werden.
- Schmerzlinderung: Gegen Schmerzen können lokale Kühlung, Verbände oder entzündungshemmende Salben und Tabletten (z. B. mit Diclofenac, Paracetamol oder Ibuprofen) eingesetzt werden. Auch pflanzliche Präparate mit Beinwellwurzelextrakt, Arnika oder Kampfer können schmerzlindernd wirken.
- Schonung und Entlastung: Das Knie sollte so gut wie nicht beziehungsweise so wenig wie möglich belastet werden. Schmerzauslösende Aktivitäten sollten vermieden werden.
- Physiotherapie: Gezielte Bewegung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Physiotherapie kann zur Stärkung und Dehnung der beteiligten Muskeln und Sehnen eingesetzt werden.
- Bandagen und Orthesen: Im Einzelfall kann eine Bandage oder bei sekundärer Instabilität eine Orthese Abhilfe schaffen. Bei Achsabweichungen der Beine können spezielle Einlagen (Innenrand- oder Außenranderhöhungen) korrigierend wirken. Die Orthese Genumedi PA wurde speziell entwickelt, um die Therapie beim Pes anserinus-Syndrom zu unterstützen.
- Injektionen: Im Einzelfall kann eine lokale Injektion mit einem Kortisonpräparat erfolgen.
Operative Behandlung
- Arthroskopie: Bei Meniskusschäden kann eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) hilfreich sein, insbesondere wenn noch keine fortgeschrittene Arthrose vorliegt.
- Bandersatzplastik und Beinachskorrektur: Operative Maßnahmen wie eine Bandersatzplastik oder eine Beinachskorrektur sind nur bei schweren Fällen notwendig.
- Kniegelenksersatz: Bei fortgeschrittener Arthrose kann ein künstliches Kniegelenk (Endoprothese) erforderlich sein.
Selbsthilfe und Prävention
- Selbstbeobachtung: Achten Sie darauf, was den Schmerz verschlimmert und was ihn nicht beeinflusst.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht reduzieren, da jedes Kilogramm weniger die Belastung für die Knie verringert.
- Muskelaufbau: Stärken Sie Ihre Oberschenkelmuskeln, um die Belastung des Kniegelenkes zu reduzieren.
- Geeignetes Schuhwerk: Nutzen Sie adäquates Schuhwerk. Hohe Absätze führen zu einer hohen Belastung insbesondere der Kniescheibe.
- Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten: Bereiten Sie sich auf sportliche Aktivitäten mit Kräftigungs- und Dehnungsübungen vor, um die Kniegelenke zu entlasten und Unfällen vorzubeugen, insbesondere bei kniebelastenden Sportarten.
- Kniefreundliche Sportarten: Wählen Sie kniefreundliche Sportarten wie Rückenschwimmen und Wassergymnastik, Radfahren und Walking.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie zu starkes Beugen und Verdrehen über den rechten Winkel hinaus.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Treten Knieschmerzen nicht nur vorübergehend auf, sollten Sie Klarheit über die Ursache gewinnen. Dies erfordert fast immer den Besuch in der Arztpraxis. Selbiges gilt, wenn es sich um wiederkehrende oder plötzlich und sehr intensive Schmerzen handelt. Auch wenn Sie zusätzlich zu den Schmerzen Fieber haben, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.
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