Brustschmerzen, insbesondere auf der linken Seite, können beunruhigend sein und oft die Frage aufwerfen, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Brustschmerzen viele Ursachen haben können, die nicht immer mit dem Herzen zusammenhängen. Dieser Artikel befasst sich mit den verschiedenen Ursachen von Krämpfen und Schmerzen auf der linken Brustseite, den damit verbundenen Symptomen, den Diagnosemethoden und den verfügbaren Behandlungen.
Ursachen von Schmerzen auf der linken Brustseite
Schmerzen im Bereich der linken Brust können vielfältige Ursachen haben, von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen des Herzens oder der Lunge. Es ist wichtig, die Art und den Charakter der Schmerzen sowie begleitende Symptome zu berücksichtigen, um die mögliche Ursache einzugrenzen.
Muskuloskelettale Ursachen
- Muskelverspannungen und -zerrungen: Verspannungen oder Zerrungen der Brust-, Rücken-, Arm-, Hals- oder Bauchmuskeln können Schmerzen verursachen, die sich in der linken Brust manifestieren.
- Interkostalneuralgie: Reizungen oder Entzündungen der Zwischenrippennerven (Nervi intercostales) können zu brennenden oder stechenden Schmerzen in der Brust führen, die sich entlang der Rippen ausbreiten.
- Rippenprellungen und -brüche: Verletzungen der Rippen, wie Prellungen oder Brüche, können starke Schmerzen verursachen, die sich beim Atmen, Husten oder Bewegen verstärken.
- Tietze-Syndrom: Diese seltene Erkrankung verursacht eine schmerzhafte Schwellung der Rippenknorpel im Bereich des Brustbeins.
- Brustwandsyndrom (Interkostalmyalgie): Hierbei handelt es sich um Schmerzen im Bereich des Brustkorbs, deren Ursache im Bewegungsapparat liegt, meist durch Muskelverspannungen. Die Schmerzen sind oft stechend und können auf der linken Seite oder hinter dem Brustbein auftreten.
Herzbezogene Ursachen
- Angina Pectoris (Brustenge): Eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzens kann zu starken Schmerzen in der Brust, Engegefühl und Atemnot führen. Die Schmerzen können in den linken Arm, die Schulter, den Hals oder den Kiefer ausstrahlen.
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Ein Herzinfarkt ist ein Notfall, bei dem ein oder mehrere Herzkranzgefäße durch ein Blutgerinnsel verstopft werden, was zu einer Minderversorgung des Herzmuskels führt. Typische Symptome sind starke, anhaltende Schmerzen im Brustkorb, Engegefühl, Atemnot, Übelkeit, Schweißausbrüche und Angst. Die Schmerzen können in den linken Arm, die Schulter, den Oberbauch, den Rücken oder den Unterkiefer ausstrahlen.
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Entzündungen des Herzmuskels oder des Herzbeutels können zu Brustschmerzen, Engegefühl und Atemnot führen.
- Herzrhythmusstörungen: Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus können ebenfalls Schmerzen oder Beschwerden in der Brust verursachen.
- Aortenklappenstenose: Eine Verengung der Aortenklappe kann zu Brustschmerzen, Engegefühl und Atemnot führen, insbesondere bei körperlicher Anstrengung.
- Mitralklappenprolaps: Eine Vorwölbung eines der Mitralklappensegel in den linken Vorhof während der Systole des Herzens kann unspezifische Brustschmerzen verursachen.
Lungenbezogene Ursachen
- Lungenentzündung (Pneumonie): Eine Entzündung der Lunge kann zu Husten, Fieber, Schmerzen in der Brust und Atemnot führen.
- Brustfellentzündung (Pleuritis): Eine Entzündung des Brustfells, der Membran, die die Lunge umgibt, kann zu stechenden Schmerzen beim Atmen oder Husten führen.
- Pneumothorax: Ein Pneumothorax tritt auf, wenn Luft in den Raum zwischen Lunge und Brustwand eindringt, was zu einem teilweisen oder vollständigen Kollaps der Lunge führen kann. Symptome sind plötzliche Schmerzen in der Brust, Atemnot und Husten.
- Lungenembolie: Eine Lungenembolie tritt auf, wenn ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß in der Lunge blockiert. Dies kann zu plötzlichen Schmerzen in der Brust, Atemnot, Husten und Schwindel führen.
- Lungenkrebs: In fortgeschrittenen Stadien kann Lungenkrebs zu Brustschmerzen, Husten, Atemnot, Heiserkeit und blutigem Auswurf führen.
Andere Ursachen
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Sodbrennen, verursacht durch das Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre, kann zu brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein führen.
- Speiseröhrenriss: Ein Riss in der Speiseröhre kann zu heftigen Brustschmerzen führen.
- Roemheld-Syndrom: Gasansammlungen im Bauchraum können das Zwerchfell nach oben drücken und so Herzbeschwerden wie Stechen in der Brust und Druckgefühl verursachen.
- Aortendissektion: Ein Riss in der Wand der Hauptschlagader (Aorta) ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der starke, reißende Schmerzen in der Brust und im Rücken verursacht.
- Gürtelrose (Herpes Zoster): Eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus kann zu einem schmerzhaften Hautausschlag mit Bläschenbildung entlang eines Nervs führen, der sich im Brustbereich manifestieren kann.
- Erkrankungen der Gallenblase und Bauchspeicheldrüse: Gallensteine oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) können zu Schmerzen im Oberbauch führen, die in den Brustbereich ausstrahlen.
- Zwerchfellhernie: Wenn der Magen teilweise oder vollständig durch den Spalt im Zwerchfell nach oben in den Brustkorb rutscht, kann dies dort zu starken Schmerzen führen.
- Psychische Ursachen: Stress, Angst und Panikattacken können zu Brustschmerzen, Engegefühl und Beklommenheit führen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, bei Brustschmerzen einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und eine angemessene Behandlung zu erhalten. Insbesondere bei folgenden Symptomen sollte umgehend der Notruf (112) gewählt werden:
- Starke, anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die länger als fünf Minuten andauern
- Engegefühl in der Brust
- Atemnot
- Schweißausbrüche
- Übelkeit oder Erbrechen
- Schmerzen, die in den linken Arm, die Schulter, den Hals, den Kiefer oder den Rücken ausstrahlen
- Schwindel oder Ohnmacht
- Plötzliches Auftreten von Brustschmerzen, insbesondere bei körperlicher Anstrengung
Diagnose von Schmerzen auf der linken Brustseite
Um die Ursache von Brustschmerzen zu ermitteln, wird der Arzt eine gründliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Zusätzliche diagnostische Tests können erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen oder andere Ursachen auszuschließen. Zu den gängigen Diagnosemethoden gehören:
- Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und kann helfen, Herzrhythmusstörungen, Anzeichen eines Herzinfarkts oder andere Herzerkrankungen zu erkennen.
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs: Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs kann Veränderungen in der Lunge, den Atemwegen oder den Knochen des Brustkorbs aufzeigen.
- Bluttests: Bluttests können helfen, Entzündungen, Infektionen oder andere Erkrankungen zu erkennen, die Brustschmerzen verursachen könnten.
- Echokardiogramm: Ein Echokardiogramm ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Informationen über die Größe, Form und Funktion des Herzens liefert.
- Belastungstest: Ein Belastungstest misst die Herzaktivität während körperlicher Anstrengung und kann helfen, Durchblutungsstörungen des Herzens zu erkennen.
- Computertomographie (CT)-Scan: Ein CT-Scan ist eine detaillierte Röntgenuntersuchung, die Querschnittsbilder des Brustkorbs liefert und helfen kann, Lungenerkrankungen, Blutgerinnsel oder andere Anomalien zu erkennen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT ist eine bildgebende Untersuchung, die mithilfe von Magnetfeldern und Radiowellen detaillierte Bilder des Brustkorbs erzeugt und helfen kann, Weichteilgewebe, Blutgefäße und Knochen zu beurteilen.
- Endoskopie: Bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre oder des Magens kann eine Endoskopie durchgeführt werden, bei der ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Kamera in die Speiseröhre eingeführt wird, um die Schleimhaut zu beurteilen.
Behandlung von Schmerzen auf der linken Brustseite
Die Behandlung von Schmerzen auf der linken Brustseite hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Einige häufige Behandlungen sind:
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- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können helfen, leichte bis mittelschwere Schmerzen zu lindern.
- Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern.
- Säureblocker: Säureblocker wie Protonenpumpenhemmer (PPIs) können helfen, die Magensäureproduktion zu reduzieren und Sodbrennen zu lindern.
- Antibiotika: Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen wie Lungenentzündung oder Brustabszessen eingesetzt.
- Herzmedikamente: Je nach Art der Herzerkrankung können verschiedene Herzmedikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und das Risiko von Komplikationen zu verringern.
- Operation: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Brustschmerzen zu beheben, z. B. bei einem Herzinfarkt, einer Aortendissektion oder einem Pneumothorax.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen, die Körperhaltung zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
- Psychotherapie: Bei Brustschmerzen, die durch Stress, Angst oder Panikattacken verursacht werden, kann eine Psychotherapie hilfreich sein, um Bewältigungsstrategien zu erlernen und die psychische Gesundheit zu verbessern.
Was kann man selbst tun?
Neben der ärztlichen Behandlung können Sie auch einige Maßnahmen ergreifen, um Ihre Beschwerden zu lindern:
- Ruhe: Vermeiden Sie anstrengende Aktivitäten, die Ihre Schmerzen verschlimmern könnten.
- Wärme: Tragen Sie eine Wärmflasche oder ein warmes Bad auf die betroffene Stelle auf, um Muskelverspannungen zu lösen.
- Dehnübungen: Sanfte Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Stressmanagement: Üben Sie Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen, um Stress abzubauen.
- Ernährung: Vermeiden Sie fettreiche, scharfe oder säurehaltige Speisen, die Sodbrennen verursachen können.
- Rauchen aufgeben: Rauchen kann die Symptome von Brustschmerzen verschlimmern.
- Alkohol meiden: Alkohol kann Sodbrennen und andere Beschwerden verursachen.
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