Krampf im Po und Oberschenkel: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Krämpfe im Po und Oberschenkel können sehr schmerzhaft und einschränkend sein. Sie äußern sich als plötzliches Ziehen und Zucken im Muskel, wobei sich die Anspannung nicht wie gewohnt löst, sondern für einige Sekunden oder Minuten anhält. Diese Krämpfe können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthafteren Erkrankungen.

Ursachen für Krämpfe im Po und Oberschenkel

Piriformis-Syndrom

Ein häufiger Grund für Krämpfe im Po, die bis in den Oberschenkel ausstrahlen, ist das Piriformis-Syndrom. Der Piriformis-Muskel ist ein Skelettmuskel der tiefen Hüftmuskulatur, der vom Kreuzbein durch das Becken zur Außenseite des Oberschenkelknochens verläuft. Er ist an der Außenrotation und Abduktion des Oberschenkels beteiligt.

Beim Piriformis-Syndrom wird der Ischiasnerv, der unterhalb des Piriformis-Muskels verläuft, durch eine Verspannung oder Verkürzung des Muskels eingeengt. Dies kann zu stechenden, ausstrahlenden Schmerzen im Gesäß, im unteren Rücken, in der Hüfte und im Bein führen. Auch Taubheitsgefühle, Kribbeln und Missempfindungen vom Rücken bis ins Bein sind möglich. Die Schmerzen verstärken sich oft beim Sitzen, Bücken oder längerem Gehen.

Ursachen für ein Piriformis-Syndrom können sein:

  • Trauma des Piriformis-Muskels (z.B. durch Sturz oder Unfall)
  • Überbelastung (z.B. durch langes Laufen oder intensives Krafttraining)
  • Fehlhaltung
  • Anatomische Anomalien (z.B. ein zweiteiliger Piriformis-Muskel oder Verzweigungen des Ischiasnervs)

Muskelverspannungen

Verspannungen in der Gesäßmuskulatur, insbesondere im großen und kleinen Gesäßmuskel, sind eine weitere häufige Ursache für Schmerzen und Krämpfe im Po. Langes Sitzen, einseitige Belastungen, schlechte Haltung oder Übertraining können zu Muskelverspannungen führen.

Ischiasnerv-Reizung

Eine Reizung des Ischiasnervs kann ebenfalls Krämpfe und Schmerzen im Po und Oberschenkel verursachen. Der Ischiasnerv ist der dickste Nerv im Körper und verläuft vom unteren Rücken durch das Gesäß bis ins Bein. Eine Reizung kann durch Bandscheibenvorfälle, Verspannungen oder Fehlbelastungen entstehen.

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Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann Druck auf die Nerven ausüben, die den Ischiasnerv bilden. Dies kann zu starken, ausstrahlenden Schmerzen führen, die sich vom Rücken über das Gesäß bis ins Bein ziehen können.

Weitere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch folgende Faktoren Krämpfe im Po und Oberschenkel auslösen:

  • Faszienverklebungen: Bewegungsmangel, Fehlhaltungen oder einseitige Belastungen können zu Verklebungen der Faszien in der Gesäßregion führen, was zu eingeschränkter Beweglichkeit und schmerzhaften Verspannungen führen kann.
  • Traumata: Stürze oder andere Traumata, die das Gesäß betreffen, können Prellungen, Muskelverletzungen oder sogar Knochenbrüche verursachen.
  • Systemische Erkrankungen: Rheuma oder Fibromyalgie können ebenfalls mit Gesäßschmerzen einhergehen.
  • Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Dabei entzünden sich die Schleimbeutel im Gesäßbereich.
  • Arthritis: Entzündungen in den Gelenken, wie bei einer Hüftarthrose oder rheumatoiden Arthritis, können Schmerzen im Gesäß auslösen.
  • Sakroiliitis: Eine Entzündung des Kreuz-Darmbein-Gelenks verursacht Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß.
  • Überlastung und Unterforderung: Eine überbelastete Muskulatur kann Krämpfe hervorrufen, ebenso wie eine Unterforderung.
  • Nährstoffmangel: Ein Elektrolytmangel, insbesondere Magnesiummangel, kann Krämpfe begünstigen.
  • Hormone: Hormonumstellungen können in seltenen Fällen Krämpfe verursachen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Cholesterinsenker, können Krämpfe als Nebenwirkung haben.

Symptome von Krämpfen im Po und Oberschenkel

Die Symptome von Krämpfen im Po und Oberschenkel können je nach Ursache und Schweregrad variieren. Sie reichen von lokalen Beschwerden bis hin zu ausstrahlenden Schmerzen, die andere Körperregionen betreffen. Bei Bewegung oder längerem Sitzen können diese oft stärker werden, während sie in Ruhephasen nachlassen können.

Typische Symptome sind:

  • Schmerzen im Gesäß, die bis in den Oberschenkel, die Wade oder sogar den Fuß ausstrahlen können.
  • Stechende oder brennende Schmerzen.
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Bein.
  • Muskelschwäche im Bein.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte.
  • Schmerzen beim Sitzen, Bücken oder Gehen.
  • Schmerzen im unteren Rücken.

Diagnose von Krämpfen im Po und Oberschenkel

Die Diagnose von Krämpfen im Po und Oberschenkel beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird nach den genauen Beschwerden fragen, wie lange sie schon bestehen, wodurch sie ausgelöst werden und welche Faktoren sie verstärken oder lindern.

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt die Beweglichkeit der Hüfte testen, nach Muskelverspannungen suchen und bestimmte Druckpunkte abtasten, um die Schmerzursache zu lokalisieren.

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Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:

  • Selbsttest für das Piriformis-Syndrom: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie das schmerzende Bein gebeugt auf dem Oberschenkel des anderen Beins ab. Neigen Sie nun vorsichtig den Oberkörper nach vorn und testen Sie, ob der dabei im Gesäß entstehende Schmerz lediglich ein Dehnungsschmerz ist oder stechend und kaum auszuhalten.
  • Bildgebende Verfahren: Eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) kann sinnvoll sein, um andere Erkrankungen auszuschließen und den Piriformis-Muskel auf Verdickungen oder Formabweichungen zu untersuchen.
  • Funktionstests: Es gibt verschiedene klinische Tests, die der Arzt durchführen kann, um ein Piriformis-Syndrom zu diagnostizieren, wie z.B. den JAGAS-Test, den Freiberg-Test, den FAIR-Test, den Pace-Test oder den Beatty-Manöver.
  • Elektromyografie (EMG): Mit dieser Untersuchung misst der Arzt die Muskelaktivität. Sie kann Aufschluss über die Funktion der Muskeln geben, die von Nerven versorgt werden, die durch das Foramen infrapiriforme ziehen.

Behandlung von Krämpfen im Po und Oberschenkel

Die Behandlung von Krämpfen im Po und Oberschenkel richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In vielen Fällen können konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Dehnübungen, Wärme- oder Kälteanwendungen und Schmerzmittel Linderung verschaffen. In einigen Fällen kann jedoch auch eine Operation erforderlich sein.

Konservative Behandlung

  • Entlastung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Beschwerden hervorrufen.
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen des Piriformis-Muskels und der umliegenden Muskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und den Ischiasnerv zu entlasten.
  • Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann Ihnen gezielte Übungen zeigen, um die Muskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, verspannte Muskeln zu entspannen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
  • Schmerzmittel: Bei starken Beschwerden können entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac schmerzlindernd wirken.
  • Lokale Injektionen: In einigen Fällen kann der Arzt Lokalanästhetika oder Botulinumtoxin in schmerzhafte Triggerpunkte spritzen, um die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
  • Manuelle Therapie: Durch manuelle Therapie können Verspannungen gelöst und die Beweglichkeit verbessert werden.
  • Stoßwellentherapie: Mit Stoßwellentherapie lässt sich der oft schon chronisch verspannte Muskel lockern.
  • Ergonomische Maßnahmen: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen und Stehen. Verwenden Sie eine bequeme Sitzauflage und vermeiden Sie langes Sitzen in ungünstigen Positionen.

Operative Behandlung

Eine Operation ist nur in seltenen Fällen erforderlich, wenn andere Maßnahmen nicht helfen. Dabei wird die Sehne des Piriformis-Muskels durchtrennt, um den Ischiasnerv zu entlasten. Nach einem operativen Eingriff können die sportlichen Aktivitäten nach 2-3 Monaten wiederaufgenommen werden.

Übungen zur Dehnung des Piriformis-Muskels

  • Sitzende Dehnung: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie das schmerzende Bein gebeugt auf dem Oberschenkel des anderen Beins ab. Neigen Sie nun vorsichtig den Oberkörper nach vorn, bis Sie eine Dehnung im Gesäß spüren. Halten Sie die Dehnung für 15-30 Sekunden.
  • Liegende Dehnung: Legen Sie sich auf den Rücken und beugen Sie das Knie des schmerzenden Beins. Ziehen Sie das Knie mit der Hand zur gegenüberliegenden Schulter. Halten Sie die Dehnung für 15-30 Sekunden.
  • Dehnung im Vierfüßlerstand: Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Ziehen Sie das Knie des schmerzenden Beins zur Brust und legen Sie es auf dem Boden ab. Strecken Sie das andere Bein nach hinten aus. Senken Sie nun das Becken ab, bis Sie eine Dehnung im Gesäß spüren. Halten Sie die Dehnung für 15-30 Sekunden.

Vorbeugung von Krämpfen im Po und Oberschenkel

  • Regelmäßige Bewegung: Bleiben Sie körperlich aktiv und bewegen Sie sich regelmäßig, um die Muskulatur zu kräftigen und die Durchblutung zu fördern.
  • Dehnübungen: Dehnen Sie die Muskeln im Po und Oberschenkel regelmäßig, um Verspannungen vorzubeugen.
  • Ergonomische Maßnahmen: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen und Stehen. Verwenden Sie eine bequeme Sitzauflage und vermeiden Sie langes Sitzen in ungünstigen Positionen.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie ausreichend Wasser, um Dehydratation vorzubeugen.
  • Vermeiden Sie Überlastung: Steigern Sie die Intensität Ihres Trainings langsam und vermeiden Sie Überlastung.
  • Richtiges Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe mit guter Dämpfung.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Gesäßschmerzen, die nach ein paar Tagen nicht abklingen oder stärker werden, sollten ärztlich abgeklärt werden. Auch bei folgenden Symptomen ist ein Arztbesuch ratsam:

  • Starke Schmerzen, die die Beweglichkeit einschränken.
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Bein.
  • Muskelschwäche im Bein.
  • Schmerzen nach einem Sturz oder Unfall.
  • Begleitende Symptome wie Fieber oder Gewichtsverlust.

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