Neurologische Abteilung am Kreiskrankenhaus Heppenheim: Ein Meilenstein für die regionale Gesundheitsversorgung

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim hat mit der Etablierung einer eigenen neurologischen Fachabteilung einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der regionalen Gesundheitsversorgung vollzogen. Dieser Schritt bündelt die umfassende fachliche Expertise für die Behandlung sämtlicher neurologischer Erkrankungen am Standort Heppenheim.

Hintergrund und Entwicklung der Neurologie in Heppenheim

Die neue Abteilung baut auf einer langen Tradition neurologischer Medizin an der Kreisklinik auf. Ein wichtiger Bestandteil ist die im Jahr 2009 eröffnete Stroke Unit, die als spezielle Einheit zur Behandlung von Menschen mit Schlaganfallsymptomen dient und von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert ist. Die Stroke Unit stellt das medizinische Herzstück der Abteilung dar.

Die Überführung der Neurologie in eine eigenständige Fachabteilung wird als Ausbau des Kreiskrankenhauses und des Medizinstandortes gesehen. Geschäftsführerin Lina Bartruff betont, dass die Patienten der gesamten Region von der hohen Wirksamkeit und schnellen Erreichbarkeit profitieren werden.

Räumliche und personelle Ausstattung

Im Zuge der laufenden Generalsanierung des Hauses konnte der Bereich bereits neue, mit modernster Medizintechnologie ausgestattete Räume beziehen. Der Leitende Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses, Dr. Andreas Ofenloch, betont, dass man personell und technisch bestens für die Anforderungen von Gegenwart und Zukunft aufgestellt sei.

Bislang war die Neurologie am Kreiskrankenhaus Teil der Fachabteilung Innere Medizin II, in deren Zentrum die Kardiologie angesiedelt ist. Chefarzt PD Dr. Wolfgang Auch-Schwelk hat über die zurückliegenden Jahre den Ausbau der Neurologie vor Ort forciert und die Spezialisierung einzelner Bereiche gefördert.

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Enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)

Die neue Fachabteilung ist eng mit der Neurologie des UKHD verzahnt. Professor Dr. Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor der dortigen Neurologischen Klinik, zeigt sich federführend für den Heppenheimer Fachbereich verantwortlich. Vor Ort ist Professor Dr. Timolaos Rizos sein ständiger Stellvertreter und Chefarzt der Abteilung.

Professor Dr. Wick betont die hohe Kompetenz des Teams in Heppenheim, das große Erfahrung in allen Bereichen der Neurologie einbringt und akute Fälle und Fälle aller Schweregrade versorgen kann. Dank des engen Schulterschlusses mit der Neurologischen Klinik in Heidelberg besteht für komplexe Fälle der direkte Zugang zu universitärer Medizin. Professor Dr. Rizos resümiert, dass man ein Modell realisieren konnte, in dem sich das Kreiskrankenhaus vor Ort und die Universitätsklinik mit ihren speziellen Möglichkeiten optimal ergänzen, um eine bestmögliche Patientenversorgung zu erreichen.

Unterstützung durch Gesellschafter

Der Aufbau der Fachabteilung wurde in engem Miteinander der Gesellschafter des Kreiskrankenhauses, dem Uniklinikum und dem Kreis Bergstraße, gefördert. Professor Dr. Ingo Autenrieth, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD, sieht in der neuen Fachabteilung einen Gewinn für die wohnortnahe Patientenversorgung.

Diana Stolz, Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin, betont, dass die Motivation für ihr Engagement zur Einrichtung einer eigenständigen neurologischen Fachabteilung war, dass gerade Schlaganfälle deutlich zunehmen und hier eine schnelle und qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt werden muss. Landrat Christian Engelhardt fügt hinzu, dass mit der Einrichtung der neuen Fachabteilung die medizinische Versorgung der Bergsträßerinnen und Bergsträßer erneut deutlich verbessert worden ist.

Bedeutung der Stroke Unit

Die Stroke Unit am Kreiskrankenhaus Bergstraße ist als regionale Stroke Unit von zentraler Bedeutung für die Versorgung von Schlaganfallpatienten im Städtedreieck Heidelberg, Mannheim und Darmstadt. Die Neugewichtung als regionale Stroke Unit wurde durch die Etablierung einer eigenständigen neurologischen Fachabteilung am Kreiskrankenhaus im Vorjahr ermöglicht.

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Die Stroke Unit verfügt derzeit über acht Betten. Medizintechnologie neuester Generation ermöglicht ein präzises Monitoring der Patienten. Fachärzte und Fachpflegekräfte, die auf die Versorgung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind, arbeiten in der Behandlung im steten Austausch eng zusammen. Mit im Spezialistenteam sind zudem Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden.

Professor Wolfgang Wick betont, dass man mit der regionalen Stroke Unit für den Kreis Bergstraße und darüber hinaus rund um die Uhr eine bestmögliche Behandlung von Menschen mit einem Schlaganfall ermöglicht. Geschäftsführer Sascha Sartor erklärt, dass man die Neurologie und die zugehörige Stroke Unit am Haus konsequent gestärkt hat und den Bereich durch Investitionen in Personal, Konzepte und Technologie kontinuierlich weiter ausbaut.

Schlaganfall: Jede Minute zählt

Bei einem Schlaganfall sterben in jeder Minute, in denen einem Patient nicht geholfen werden kann, 1,9 Millionen Nervenzellen ab, ebenso 14 Millionen Synapsen und zwölf Kilometer Nervenfasern. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig schnelle Hilfe ist.

Der FAST-Test kann Laien und Spezialisten bei einer ersten Schlaganfall-Diagnose helfen:

  • Face (Gesicht): Sind die Mundwinkel noch symmetrisch?
  • Arms (Arme): Können Betroffene beide Arme auf gleiche Höhe heben?
  • Speech (Sprache): Ist die Aussprache deutlich?
  • Time (Zeit): Im Verdachtsfall sofort die Notrufnummer 112 wählen.

Ursache eines Schlaganfalls ist zumeist ein Gefäßverschluss im Gehirn, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Vielfach ist eine Behandlung mittels Thrombolyse möglich. Hierbei erhält der Patient durch die Armvene ein Medikament zum Auflösen des Gerinnsels. Eine solche Lysetherapie ist allerdings nur in einem sehr engen Zeitfenster von maximal viereinhalb Stunden nach dem Auftreten erster Symptome möglich.

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Bergsträßer Neurologie-Symposium

Seit der Etablierung der Neurologie am Kreiskrankenhaus im Jahr 2023 hat sich die Abteilung zu einer zentralen Anlaufstelle für die Versorgung neurologischer Erkrankungen in der Region entwickelt. Anlässlich des zweijährigen Bestehens fand das erste Bergsträßer Neurologie-Symposium statt.

Das Symposium verdeutlichte nicht nur die Relevanz aktueller neurologischer Themen für die klinische und ambulante Praxis, sondern auch das Engagement des Kreiskrankenhauses Bergstraße, Medizin auf höchstem Niveau in der Region anzubieten.

Weitere Entwicklungen am Kreiskrankenhaus Bergstraße

Neben der Etablierung der neurologischen Fachabteilung und der Stroke Unit wurden auch andere Bereiche des Kreiskrankenhauses modernisiert und ausgebaut. So wurden beispielsweise die Chefarztbereiche Orthopädie und Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie sowie Anästhesie in neue Räumlichkeiten verlegt. Zudem wurde eine neue Bettenstation in Betrieb genommen und die Räume für die Chest Pain Unit und Stroke Unit eingeweiht.

Die Erneuerung des Kreiskrankenhauses erfolgt in mehreren Bauabschnitten. Nach heutigem Planungstand sollen die Arbeiten 2026 abgeschlossen sein.

Kritik und Verbesserungspotenzial

Trotz der positiven Entwicklungen gibt es auch Kritik am Kreiskrankenhaus Bergstraße. Einige Patienten und Angehörige berichten von Problemen bei der Kommunikation mit Ärzten und Pflegepersonal, von mangelnder Unterstützung bei der Pflege älterer Patienten und von Verzögerungen bei der Einleitung notwendiger Therapien.

Es ist wichtig, dass das Kreiskrankenhaus diese Kritik ernst nimmt und Maßnahmen ergreift, um die Patientenversorgung und die Kommunikation mit Patienten und Angehörigen zu verbessern.

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