Kunsttherapie bei Demenz: Eine umfassende Fortbildung

Einführung

Die Kunsttherapie bietet einen einzigartigen Ansatz zur Unterstützung von Menschen mit Demenz. Sie ermöglicht es, sich auf nonverbale Weise auszudrücken, Erinnerungen zu wecken und die Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Kunsttherapie bei Demenz, einschliesslich Fortbildungsmöglichkeiten für Betreuungskräfte und Interessierte.

Die Bedeutung der Kunsttherapie bei Demenz

Für Menschen mit Demenz kann Kunst eine Möglichkeit sein, ihrem aktuellen Gemüts- oder Wesenszustand einen anderen Ausdruck zu verleihen als beispielsweise durch Sprache. Dieser Ausdruck kann sich linienhaft, flächig oder plastisch zeigen. Anhand einer ersten gestalterischen Darstellung kann ein persönlicher Entwicklungsprozess in Gang gesetzt werden.

Der Alltag mit demenzkranken Menschen ist oft schwierig - für die Patienten selbst und ihre Angehörigen. Kunsttherapie hilft Menschen mit Demenz, sich auszudrücken, zu kommunizieren und mit der Umwelt zu interagieren. Das geschieht oft auch auf nonverbale Weise. Kunst ruft Emotionen hervor. Die Patienten erleben häufig einen sogenannten Flow-Zustand, bei dem sie völlig in ihrer Tätigkeit aufgehen. Die Therapie beruhigt, wenn Erkrankte durch ihre Demenz emotional aufgewühlt sind. Verloren geglaubte Fähigkeiten und Ressourcen werden wiederentdeckt. Anfangs geht das Malen vielleicht eher schleppend voran. Mit der Zeit entstehen oft ausgefeiltere Bilder. Möglicherweise beginnen die Patienten sogar wieder zu schreiben und versehen ihr Werk mit einer Botschaft. Kunst fördert auch Tätigkeiten, die im ersten Blick nichts damit zu tun haben.

Es gibt nur eine einzige Voraussetzung: Dem Patienten macht es Spaß, künstlerisch zu gestalten. Ist das bei Ihren Angehörigen der Fall? Dann ist Kunsttherapie eine gute Möglichkeit, Demenz hinauszuzögern. Sitzungen finden einzeln oder in Gruppen statt. Hier arbeiten Therapeuten mit Sinnesreizen. Demenzkranke spüren den Ton auf ihrer Haut oder die Leinwand unter ihren Fingern, riechen die Farbe, hören vielleicht die Musik im Hintergrund. Die Teilnehmer können selbst entscheiden, wie und was sie gestalten. Frei oder nach Vorlagen? Skulpturen erschaffen oder Bilder malen? Viele Therapeuten haben gute Erfahrungen gemacht, wenn sie Aquarell-Bilder mit Demenzkranken gemalt haben. Sie beobachten die Patienten während der Sitzung, geben Hilfestellungen und gehen auf Gefühlsausbrüche ein. Denn künstlerisches Schaffen drückt Stimmungen aus und ruft Emotionen hervor. Nicht immer sind diese positiv. Keineswegs! Jeder kann malen, basteln, töpfern und gestalten. Patienten benötigen weder eine Ausbildung, noch spezielles Talent oder Vorkenntnisse. In der Kunsttherapie geht es einzig darum, dass Menschen mit Demenz etwas erschaffen. Sie begegnen sich selbst und nutzen Kunst, um auf ihre individuelle Art zu kommunizieren. Dabei ist es nicht wichtig, wie gut die Bilder, Skulpturen und sonstigen Werke werden.

Fortbildungsmöglichkeiten in der Kunsttherapie bei Demenz

Grundlagen und Ziele der Fortbildung

Eine Herausforderung für Betreuungskräfte ist es, stets angemessene Angebote für Menschen in belasteten Lebenssituationen anzubieten. Im Vordergrund steht eine spielerische und experimentelle Herangehensweise, die Freude machen soll. Gestalterische Elemente können eine nachhaltige Bereicherung mit positiver Auswirkung bieten. Auf diese Weise kann kreatives Potential wieder oder neu entdeckt werden. Diese Art von körperlicher Aktivität kann für Betroffene zu Entlastung führen und ein Gefühl der Selbstbestimmtheit geben. Die Sinnesansprache über gestalterische Aktivitäten kann an Erinnerungen anknüpfen, Lebensgeschichten bekommen eine neue Form der Darstellung.

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Das Ziel von Fortbildungen im Bereich Kunsttherapie bei Demenz ist es, den Teilnehmenden kreative Anregungen zur Aktivierung und Freizeitgestaltung zu vermitteln. Diese Seminare eignen sich oft als jährliche Pflichtfortbildung für zusätzliche Betreuungskräfte nach §§ 43b, 53c SGB XI. Es ist in der Regel keine künstlerische Vorerfahrung erforderlich; kreativkünstlerisches Interesse ist jedoch von Vorteil.

Inhalte und Schwerpunkte von Fortbildungen

Die Fortbildungen behandeln schwerpunktmäßig den künstlerischen Prozess, wobei Malerei und Plastik im Vordergrund stehen. Musik, Tanz und Sprache kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Teilnehmenden lernen, wie sie Heilungsprozesse fördern, Patienten bei Lebensentscheidungen unterstützen und Demenzkranken helfen können, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren sowie ihre Fähigkeiten und Lebensfreude zu erhalten.

Einige Fortbildungen legen den Fokus auf die Aktivierung der Sinne von Menschen mit Demenz durch kreative Methoden. Hierbei steht eine spielerische und experimentelle Herangehensweise im Vordergrund, die Freude bereiten soll. Auf diese Weise kann kreatives Potential wieder- oder neuentdeckt werden. Die Sinnesansprache über gestalterische Aktivitäten kann an Erinnerungen anknüpfen und Lebensgeschichten eine neue Form der Darstellung geben.

KuBA: Kunstbasierte Ansätze in der Betreuung

KuBA bietet eine reflektierte Weiterentwicklung der eigenen künstlerischen oder künstlerisch-therapeutischen Arbeitsweise für eine qualitativ hochwertige, auf künstlerischem Handeln basierende Personzentrierte Begleitung von Menschen mit Demenz. Im Zentrum der Weiterbildung steht der freie intermediale künstlerische Raum und wie dieser Personen mit kognitiven Veränderungen, sowie älteren Personen eröffnet werden kann. Da sowohl das Alter als auch die Demenz einen prozessualen Charakter haben und in hohem Maße individuell sind, vermittelt die Weiterbildung keine vorgefertigten Konzepte, sondern Kriterien und Anhaltspunkte, die eine Analyse individueller Barrieren für ein freies künstlerisches Handeln ermöglichen.

In vier Wochenendmodulen, 40 Stunden selbstorganisierter Praxiserfahrung, einem individuellen Supervisionsgespräch und der Teilnahme an zwei Intervisions-Gruppentreffen qualifizieren sich die Teilnehmenden, Menschen mit Demenz mit künstlerischen Mitteln darin zu unterstützen, eigene Ausdruckspotentiale zu entdecken oder weiterzuentwickeln. In den Wochenend-Modulen umfasst die inhaltliche Auseinandersetzung eine differenzierte Betrachtung des demenziellen Prozesses, und wie die künstlerische Begleitung immer wieder neu an den demenziellen Prozess angepasst werden muss. So dass über den Verlauf der Begleitung, mittels des freien künstlerischen Raumes eine am Individuum orientierte künstlerische Interaktion auf Augenhöhe möglich ist. Die Teilnehmenden erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein MSH-KuBA-Zertifikat.

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Voraussetzung ist die Teilnahme an den vier Modulen, die Absolvierung von 40 Stunden selbstorganisierten Praxiserfahrungen, der Teilnahme an zwei Intervisions-Gruppentreffen und einer Reflexion der eigenen Praxiserfahrung.

Modul 1: Was heißt es mit Demenz zu leben? Welche Herausforderungen stellen sich den betroffenen Menschen? Wie kann die künstlerische Begleitung sie darin unterstützen, ihre von der Demenz bedrohte Identität zu stärken und damit ihre Lebensqualität fördern? Voraussetzung hierfür ist eine an der Person orientierte künstlerische Begleitung, welche die Menschen in ihren Potentialen stärkt. Vielen Menschen im Alter ist künstlerisches Handeln unvertraut und macht ihnen mitunter Angst. So kann bereits die Kontaktaufnahme entscheidend sein, ob es gelingt eine Person zur künstlerischen Handlung zu motivieren. Weitere Barrieren können gegeben sein, wenn durch den dementiellen Prozess das Sprachverständnis und Sprachverhalten verändert, oder die Handlungskompetenz eingeschränkt ist. Warum wird in der künstlerischen Begleitung personzentriert begleitet und wie gelingt dies in guter Weise?

Modul 2: Erinnerungen sind die Rosen im Alter. Dies gilt für alle Menschen. Wie gelingt es, mit künstlerischen Mitteln den Zugang zu Erinnerungen zu wecken, wenn die Türen zu den Erinnerungen durch den demenziellen Prozess verschlossen sind? Besonders im Alter bildet sich das Selbstbild, die Selbstwirksamkeitserfahrung und die Identität an den Lebenserinnerungen. Daher ist der Zugang zu den eigenen biografischen Lebenserfahrungen existenziell. Es ist der Rückblick auf das in der Vergangenheit Erlebt, Erfahrene, Vollbrachte, wie auch auf die durchstandenen schwierige Momente, an denen die Person ihr ICH und ihr Person-Sein erlebt. Im Rahmen der Weiterbildung sind 40 Stunden selbstorganisierte Praxiserfahrung in der künstlerischen Begleitung von Menschen im Alter oder mit Demenz zu absolvieren. Die Praxiserfahrung sollte möglichst im Zeitraum zwischen dem 2 und dem 3 Modul absolviert werden. Ziel der Praxiserfahrung ist das Erproben und Umsetzen des in der Weiterbildung Erlernten. In den Intervisionsgruppen (Kollegiale Beratung) unterstützen sich die Teilnehmenden gegenseitig in der Zeit der Praxiserfahrung. Im Rahmen der Weiterbildung (Modul 1 und 2) bekommen die Teilnehmende Hilfestellungen an die Hand, die es ihnen ermöglichen die Erfahrungen aus der Praxis differenziert zu betrachten und zu reflektieren.

Modul 3: Zumeist denken wir bei Demenz zunächst an Menschen, die weitgehend in ihrer Selbständigkeit und ihren Handlungskompetenzen eingeschränkt sind. Vergessen wird oft, dass der demenzielle Prozess einen Beginn hat und die Betroffenen nur geringe kognitive Einschränkungen haben, aber trotzdem mit den Herausforderungen einer Demenz konfrontiert sind. Wie sollte eine künstlerische Begleitung in dieser Phase gestaltet sein, damit sie den Besonderheiten und Herausforderungen der Betroffenen dieser Phase der Demenz gerecht wird? Dies gilt auch für die Begleitung von Menschen, die in relativ jungen Jahren von Demenz betroffen sind. Ziel der künstlerischen Begleitung im Sinne KuBA´s ist das Schaffen von individuellen Ausdrucks-, Handlungs- und Auseinandersetzungsräume. Daher bewegt sich die künstlerische Begleitung auf einer anderen Ebene als Beschäftigungsangebote mit künstlerischen Mitteln oder auf Sprache basierter unterstützender Begleitung.

Modul 4: Im Verlauf des demenziellen Prozesses verlieren sich aufgrund der kognitiven Veränderungen mitunter gewohnte Handlungsstrukturen. Alltagshandlungen können in der Regel nicht mehr ohne Hilfe durchgeführt werden. Die Betroffenen Menschen erleben an ihrem Umfeld, dass ihnen nur noch eingeschränkt Handlungen und Entscheidungen zugetraut werden. Mitunter ist ihre sprachliche Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt. Die Gestaltung der künstlerischen Begleitung ist in dieser Phase des dementiellen Prozesses von entscheidender Bedeutung, damit die Menschen mit Demenz möglichst selbstbestimmt im künstlerischen Freiraum handeln können. Eine gelingende künstlerische Begleitung stärkt die Person in ihrem Selbstwertgefühl und ihrem Kompetenzerleben und hat daher einen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.

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Weitere Fortbildungsangebote

Neben den umfassenden Weiterbildungen gibt es auch kürzere Seminare und Workshops, die sich auf spezifische Aspekte der Kunsttherapie bei Demenz konzentrieren. Diese können beispielsweise die Verwendung von Naturfarben und -materialien, die Aktivierung von Erinnerungen durch künstlerische Mittel oder die Gestaltung von Einzel- und Gruppenangeboten umfassen.

Einige Beispiele für solche Angebote sind:

  • Künstlerisches Gestalten mit selbstgemachten Pflanzenfarben: Ein Kreativseminar zur Selbststärkung, das erlebbar macht, welche positive Wirkung Kreativität auf unser Wohlbefinden hat.
  • Heute wieder Kunst - Hinführung zu künstlerischen Gestaltungen mit betagten Menschen: Ein Modul, das sich mit der Hinführung zu künstlerischen Gestaltungen mit betagten Menschen beschäftigt.
  • Materialmix erwünscht - Methoden- und Materialvielfalt der künstlerischen Angebote: Ein Modul, das die Methoden- und Materialvielfalt der künstlerischen Angebote behandelt.
  • Welche Methode biete ich heute an?: Ein Modul, das sich mit der Frage beschäftigt, welche Methode man heute anbieten kann.

Die Rolle der Kunsttherapie in der Demenzbehandlung

Die Kunsttherapie kann eine wertvolle Ergänzung zu anderen Behandlungsformen bei Demenz sein. Sie kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Symptome zu verlangsamen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Kommunikation zwischen Patienten und Angehörigen zu erleichtern.

Ausdruck und Kommunikation

Kunst bietet Menschen mit Demenz die Möglichkeit, sich auszudrücken, auch wenn ihre sprachlichen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Durch Malen, Zeichnen, Modellieren oder andere kreative Tätigkeiten können sie ihre Gefühle, Erinnerungen und Gedanken auf nonverbale Weise zum Ausdruck bringen.

Erinnerungsarbeit

Die Sinnesansprache über gestalterische Aktivitäten kann an Erinnerungen anknüpfen und Lebensgeschichten eine neue Form der Darstellung geben. Kunst kann als Brücke zur Vergangenheit dienen und den Betroffenen helfen, sich an positive Erlebnisse und Beziehungen zu erinnern.

Steigerung des Wohlbefindens

Kreatives Gestalten kann eine entspannende und beruhigende Wirkung haben. Es kann den Betroffenen helfen, Stress abzubauen, ihre Selbstbestimmung zu stärken und ein Gefühl der Freude und Zufriedenheit zu erleben.

Kunst als Brücke zwischen Patienten und Angehörigen

Für Angehörige ist es oft herausfordernd, mit der Erkrankung ihrer Lieben umzugehen. Gespräche sind oft nicht mehr so wie früher möglich. Da ist Kunst vielleicht die perfekte Möglichkeit, eine Brücke zu schlagen, die keiner großen Worte bedarf. Sie haben Freude am Malen, Basteln oder Gestalten? zu kommunizieren und zu agieren - ob mit oder ohne Demenz. und weckt Erinnerungen.

Kunst dementer Patienten: Ausdrucksstark und berührend

Kunst dementer Patienten ist mitunter sehr eindrucksvoll. Deshalb gibt es Ausstellungen, die diese Werke zeigen. Ihnen wohnt eine ganz besondere Ausdrucksqualität inne. Zwar bauen Demenzkranke kognitive Fähigkeiten ab, das mindert allerdings nicht die Qualität ihrer Bilder. Andererseits kann es Betroffenen helfen, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Es gibt sogar Museen, die Führungen für Demenz-Patienten anbieten. Diese sind speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmt. Beispielsweise werden dort wenige und klar strukturierte Kunstwerke vorgeführt. Diese sollten Impulse setzen, aber nicht zu stark emotional aufwühlen. Rembrandts „Blendung des Simon“ ist daher weniger geeignet als Landschaftsmalerei oder ein Obst-Stillleben. Jeder Teilnehmer geht mit dieser Erfahrung individuell um.

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