Stimmungslahmung bei Depression: Ein umfassender Überblick

Depressionen sind eine weit verbreitete und komplexe psychische Erkrankung, die sich in vielfältigen Formen äußern kann. Sie betreffen nicht nur die Psyche, sondern auch den Körper und können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Depression, von den ersten Anzeichen über die Diagnose bis hin zu Behandlungsmöglichkeiten und hilfreichen Strategien für den Alltag.

Einleitung

Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit oder schlechte Laune. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinträchtigt und das gesamte Leben auf den Kopf stellen kann. Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie ein Gefühl von innerer Leere oder Hoffnungslosigkeit sind typische Symptome.

Frühe Anzeichen und Verlauf einer Depression

Die ersten Anzeichen einer Depression können subtil sein und sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Eine leichte Antriebslosigkeit und „schlechte Laune“ werden oft als vorübergehende Stimmungsschwankungen oder Stress wahrgenommen. Doch je länger diese Phase andauert und weiter als Stimmungstief fehlgedeutet wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Symptome hinzukommen.

Eine Betroffene berichtet, dass ihre ersten Anzeichen bereits in der Jugend auftraten. Sie war in der Schule immer eine gute Schülerin, merkte aber ab der 10. Klasse, dass es ihr immer schwerer fiel zu lernen und sich zu konzentrieren. Sie sackte leistungsmäßig stark ab, fühlte sich überfordert und konnte sich das überhaupt nicht erklären. Nach dem Studium traten die Anzeichen wieder auf, und sie bekam die Anforderungen ihres Lebens nicht mehr auf die Reihe. Es wurde ihr alles zu viel, auch zu Hause. Manchmal weinte sie ohne Grund, richtig heftig.

Die 5 Phasen der Depression

Um zu verstehen, wie eine Depression verlaufen kann, wurde sie in fünf Phasen eingeteilt. Diese Einteilung hilft dabei, die Kernerfahrungen und Herausforderungen der Krankheit in verschiedenen Ausprägungen zu beschreiben. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Betroffenen zwangsläufig alle Phasen in der gleichen Reihenfolge durchlaufen müssen.

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1. Phase: Negative Gedanken

In der ersten Phase treten negative Gedankenmuster auf, die sich verselbstständigen und über einen längeren Zeitraum anhalten. Betroffene beschreiben diesen Zustand oft als chronische Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Im Gegensatz zur depressiven Niedergeschlagenheit werden „normale“ negative Gefühle meistens durch konkrete Ereignisse ausgelöst.

2. Phase: Verändertes Appetitgefühl

Während der Phase 2 treten Veränderungen im Appetitgefühl auf. Negative Gefühle und Depression können sich auf den Appetit und das Hungergefühl auswirken, da sie Stress für den Körper bedeuten. Auf der einen Seite kann es zu einem Appetitverlust kommen. Auf der anderen Seite kann die Depression dazu führen, dass man mehr isst, als Bewältigungsmechanismus.

3. Phase: Schlafstörungen

Während der Phase 3 treten häufig Schlafstörungen auf. Negative Gedanken können Betroffene am Einschlafen hindern oder sie während der Nacht immer wieder aufwecken. Schlafprobleme im Zusammenhang mit Depressionen können vielfältig sein. Viele Betroffene berichten zudem von Veränderungen in der Schlafqualität.

4. Phase: Selbstvorwürfe

In dieser Phase neigen Betroffene zu intensiver Selbstkritik und starken Schuldgefühlen. Sie tragen eine überwältigende Last von Schuldgefühlen, die oft in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Ereignissen oder Handlungen stehen.

5. Phase: Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit

In Phase 5 nehmen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit bei Betroffenen extrem zu. Sie glauben, dass sich ihre Situation niemals verbessern wird und dass der Tod die einzige Lösung für ihre Qualen darstellt. Die Suizidgedanken sind intensiv und belastend und nur schwer abzustellen.

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Körperliche Symptome bei Depressionen

Depressionen sind keine rein psychischen Erkrankungen - sie können sich auf den ganzen Körper auswirken. Körperliche Symptome bei Depressionen sind dabei keine Nebensache, sondern ein zentraler Bestandteil der Erkrankung. Oft werden die körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Erschöpfung als weniger ernst wahrgenommen, obwohl sie einen wesentlichen Teil der Erkrankung darstellen.

Einige Beispiele für körperliche Symptome sind:

  • Schlafstörungen (Einschlafprobleme, häufiges nächtliches Erwachen oder frühes Aufwachen)
  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Verdauungsprobleme
  • Erschöpfung bzw. anhaltend niedriges Energielevel

Depressionen bei Männern

Bei Männern äußern sich Depressionen oft anders als bei Frauen. Männer wirken oft gereizt, ungeduldig oder wütend, selbst bei Kleinigkeiten. Statt zu weinen oder sich traurig zu zeigen, äußert sich die emotionale Belastung oft als Verärgerung oder Frustration. Männer ziehen sich oft emotional zurück, auch wenn sie im Alltag noch „funktionieren“. Sie vermeiden tiefere Gespräche, wirken distanziert oder gleichgültig gegenüber Beziehungen und Aktivitäten.

Depressionen bei Schülern

Depressionen bei Schülern äußern sich oft anders aus als bei Erwachsenen und können als „normales Teenagerverhalten“ fehlinterpretiert werden. Schüler mit Depressionen erleben in der Regel eine anhaltende Traurigkeit und ein Gefühl der inneren Leere, das nicht einfach durch „normale“ Stimmungsschwankungen erklärbar ist. Häufig ziehen sie sich von ihren Freunden, Hobbys und sozialen Aktivitäten zurück. In der Schule zeigt sich die Depression häufig durch einen Leistungsabfall und Konzentrationsschwierigkeiten.

Formen der Depression

Es gibt verschiedene Formen von Depressionen, die sich in ihren Symptomen und ihrem Verlauf unterscheiden. Einige der häufigsten Formen sind:

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  • Melancholische Depression: Hier erleben die Betroffenen kaum emotionale Schwankungen, sondern eine nahezu durchgehende, starke negative Verstimmung, die morgens oft besonders stark ausgeprägt ist.
  • Psychotische Depression: Diese Subform zeichnet sich durch lange depressive Phasen aus, die mit Verwirrtheitszuständen, extremen Stimmungsschwankungen, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen einhergehen können.
  • Bipolare Depression: Dieser Subtyp gehört zu der sogenannten bipolaren Störung, bei der sich depressive und manische Phasen abwechseln.
  • Erschöpfungsdepression: Die Betroffenen leiden an körperlichen Beschwerden und Ohnmachtsgefühlen, die auftreten, nachdem sie über eine längere Zeit hinweg körperliche oder geistige Höchstleistungen erbracht haben.
  • Reaktive Depression (Anpassungsstörung): Bei diesem Subtyp handelt es sich um eine Anpassungsstörung, die als Reaktion auf ein emotional belastendes Ereignis auftritt.
  • Wochenbettdepression: Eine Wochenbettdepression bezeichnet eine depressive Symptomatik, die nach der Geburt eines Kindes auftritt und mehrere Wochen anhält.
  • Saisonal abhängige Depression (SAD): Hier treten die depressiven Phasen zu bestimmten Jahreszeiten, in der Regel im Herbst und Winter, auf.
  • Altersdepression: Tritt eine anhaltende depressive Verstimmung erst im Seniorenalter (ab 65 Jahren) auf, spricht man von einer Altersdepression oder geriatrischen Depression.
  • Chronische Depression: Wenn die depressive Symptomatik über einen längeren Zeitraum anhält, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein der betroffenen Person erheblich beeinträchtigt und einen großen Leidensdruck verursacht, kann sich eine chronische Depression entwickeln.

Hochfunktionale Depression

Die hochfunktionale Depression ist eine häufig übersehene Form der Depression. Betroffene gehen trotz der psychischen Belastung in der Regel ihrem Alltag nach und bewältigen soziale und berufliche Verpflichtungen. Nicht selten wirken Betroffene der hochfunktionalen Depression sogar überdurchschnittlich engagiert - während sie im Inneren leiden. Gerade weil typische Anzeichen wie Rückzug oder Traurigkeit fehlen oder gut kaschiert sind, wird diese Form der Depression oft lange nicht erkannt, weder vom Umfeld noch von den Betroffenen selbst.

Diagnose von Depressionen

Grundsätzlich wird zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression unterschieden. Um eine Depression zu diagnostizieren und von einem Stimmungstief abzugrenzen, müssen über einen Zeitraum von 14 Tagen mindestens 2 Hauptsymptome und ebenfalls 2 Nebensymptome vorliegen. Neben den psychischen Symptomen einer Depression spielen auch die körperlichen Symptome eine große Rolle.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist das ausführliche Gespräch, in dem neben den aktuellen Beschwerden auch Vorerkrankungen, Lebensumstände, psychosoziale Belastungsfaktoren und familiäre Hintergründe erfragt werden, um den Ursachen der Depression auf den Grund gehen zu können. Ergänzend kommen verschiedene standardisierte Fragebögen und Testverfahren zum Einsatz, um das Ausmaß und die spezifische Ausprägung der Symptome zu erfassen.

Behandlung von Depressionen

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen, die je nach Schweregrad und individuellen Bedürfnissen eingesetzt werden können.

Psychotherapie

Ein zentraler Baustein in der Behandlung von Depressionen ist die Psychotherapie. Besonders die kognitive Verhaltenstherapie kann Betroffenen helfen, belastende Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und Schritt für Schritt zu verändern. Auch tiefenpsychologisch fundierte Therapien können wirksam sein.

Medikamentöse Behandlung

In besonders schweren Fällen oder während akuter Phasen kann die Gabe von Antidepressiva eine hilfreiche Ergänzung zur Psychotherapie sein. Diese Medikamente können dazu beitragen, Symptome zu lindern und Stabilität zu fördern.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Lichttherapie: Bei saisonal abhängigen Depressionen kann eine Lichttherapie helfen, den Mangel an Tageslicht auszugleichen.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann Betroffenen helfen, ihren Alltag wieder besser zu strukturieren und ihreHandlungsfähigkeit zu verbessern.
  • Sport- und Bewegungstherapie: Körperliche Aktivität kann stimmungsaufhellend wirken undStress abbauen.
  • Achtsamkeitsbasierte Therapie: Achtsamkeitsübungen können helfen, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und negative Gedankenmuster zu durchbrechen.

Hilfreiche Strategien für den Alltag

Auch im Alltag können Betroffene einiges tun, um ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern.

  • Regelmäßigkeit: Versuchen Sie, Ihren Tag zu strukturieren und regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten einzuhalten.
  • Bewegung: Körperliche Aktivität kann helfen, innere Anspannungen zu lösen und den Kopf frei zu bekommen.
  • Entspannung: Meditation, Atemübungen oder Yoga können helfen, zur Ruhe zu kommen und bewusster mit eigenen Gefühlen umzugehen.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie Ihre Beziehungen zu Freunden und Familie und suchen Sie den Austausch mit anderen Menschen.
  • Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich Zeit für Dinge, die Ihnen Freude bereiten und Ihnen guttun.
  • Professionelle Hilfe: Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie das Gefühl haben, alleine nicht mehr weiterzukommen.

Umgang mit Suizidgedanken

Wenn Sie unter Suizidgedanken leiden, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Sprechen Sie offen über Ihre Gedanken und Gefühle, um Unterstützung zu erhalten. Im Krisenfall sollten Sie sofort handeln. Die Telefonseelsorge ist eine gute erste Anlaufstelle. Sie ist 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr für alle erreichbar. Bei akuten Selbstmordgedanken wenden Sie sich bitte an den Notarzt unter der Telefonnummer 112 oder an die nächste psychiatrische Klinik.

Die Bedeutung von Selbsthilfegruppen

Eine Möglichkeit der zusätzlichen Unterstützung ist eine Selbsthilfegruppe. Es kann schon ein wenig Überwindung kosten, den ersten Kontakt zu einer solchen Gruppe aufzunehmen. Aber man ist da unter Menschen, die das Problem genau kennen und einen verstehen.

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