Lavendel beruhigt die Nerven: Wirkung und Anwendung

Lavendel, insbesondere der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), ist seit Jahrhunderten für seine beruhigenden und entspannenden Eigenschaften bekannt. Er wird traditionell zur Linderung von Nervosität, Angstzuständen und Schlafstörungen eingesetzt. Die moderne Forschung bestätigt viele dieser traditionellen Anwendungen, was Lavendel zu einer wertvollen Ergänzung bei der Behandlung von Stress und Unruhe macht.

Angststörungen: Wenn Angst den Alltag bestimmt

Angststörungen sind mehr als nur gelegentliche Besorgnis. Betroffene fühlen sich die meiste Zeit angespannt, ihr Denken ist von Befürchtungen, Sorgen und katastrophisierenden Gedanken geprägt. Angst bestimmt ihren Alltag und kann sich in körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Kurzatmigkeit, Zittern, Muskelverspannungen, starkem Schwitzen oder Benommenheit äußern. Die ständige Alarmbereitschaft des Körpers verbraucht viel Energie, was zu körperlicher und geistiger Erschöpfung führen kann.

Man unterscheidet zwei Hauptformen von Angststörungen:

  • Subsyndromale Angststörung: Sie ist eine häufig auftretende Erkrankung, von der geschätzt bis zu 10 % der Bevölkerung betroffen sind. Die Betroffenen leiden unter Ängstlichkeit und Unruhe, die ihren Alltag und ihr Wohlbefinden einschränken, aber nicht alle diagnostischen Kriterien der generalisierten Angststörung erfüllen.
  • Generalisierte Angststörung (GAD): Sie wird häufiger erkannt und behandelt als die subsyndromale Angststörung. Schätzungsweise 5 % aller Menschen erhalten im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. Die Ängste müssen mindestens 6 Monate lang andauern, unkontrollierbar sein und den Alltag der Betroffenen stark einschränken.

Es ist wichtig, bei anhaltender Anspannung und Ängstlichkeit einen Arzt aufzusuchen, um die Ursachen abklären zu lassen und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Behandlung von Angststörungen

Zur Behandlung von Angststörungen werden verschiedene Therapieansätze eingesetzt, darunter:

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  • Psychotherapie
  • Entspannungsverfahren (z.B. autogenes Training)
  • Angstlösende Medikamente

Zunehmend werden auch pflanzliche Arzneimittel, insbesondere solche aus Echtem Lavendel, in Behandlungskonzepte integriert.

Die beruhigende Wirkung des Lavendels

Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) gehört zur Gattung Lavendel innerhalb der Familie der Lippenblütler. Sein ätherisches Öl enthält die Hauptkomponenten Linalylacetat und Linalool, die für seine beruhigende Wirkung verantwortlich sind.

  • Linalool: Wirkt an Kalzium-Kanälen der Nervenzellen im Gehirn. Es reduziert den Einstrom von Kalzium in diese Nervenzellen, wodurch ihre Erregbarkeit sinkt. Dadurch werden weniger Botenstoffe wie Glutamat oder Noradrenalin ausgeschüttet, die bei Ängsten für Erregung und Anspannung sorgen.
  • Linalylacetat: Besänftigt das Zentralnervensystem.

Die violette Farbe der Lavendelblüten wird ebenfalls als möglicher Hinweis auf die beruhigende Wirkung des Lavendels angesehen, da Violett zu den beruhigenden Farben zählt.

Klinische Studien und wissenschaftliche Erkenntnisse

Lavendel ist eine der wenigen Pflanzen, für die eine solide klinische Forschung vorliegt. Zahlreiche aussagekräftige, placebokontrollierte Studien haben seine Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Ängsten untersucht.

  • Metaanalysen: Diese Studien bewerten und vergleichen klinische Studienergebnisse. Eine Metaanalyse schrieb dem Lavendelöl positive Wirkungen bei der subsyndromalen Angststörung zu. Eine weitere Metaanalyse untersuchte die Wirkung von Lavendelöl bei der generalisierten Angststörung und zeigte ebenfalls eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit.
  • Monografien: ESCOP, Kommission E und HMPC befürworten den Einsatz von Lavendel bei Erregungszuständen, Schlafstörungen und Unruhe. Obwohl Angststörungen in den Monografien noch nicht explizit aufgeführt sind, erfolgt die Anwendung von Lavendel bei Angststörungen aufgrund der positiven Studienergebnisse und der bisherigen guten praktischen Erfahrung.

Anwendung von Lavendel bei Angststörungen

Wichtiger Hinweis: Die folgenden Anwendungsempfehlungen sind keine Empfehlungen zur Selbstbehandlung. Eine Behandlung mit Lavendel darf nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und dessen ausdrücklicher Zustimmung erfolgen.

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  • Innerliche Einnahme: Am wirksamsten bei Ängsten ist das reine ätherische Öl der Pflanze. Entsprechende Arzneimittel mit standardisiertem Lavendelextrakt sind in Apotheken erhältlich. Die innerliche Einnahme von Lavendel-haltigen Arzneimitteln wird als die beste Option bei Angststörungen angesehen.
  • Äußerliche Anwendung: Die Inhalation von Lavendelöl kann beruhigen und Ängste lösen. Im Handel erhältliche Riechsticks für ätherische Öle sind eine gute Option, um den Duft immer bei sich zu haben. Für die abendliche Entspannung kann ein Kissenspray mit Lavendel und Blutorange verwendet werden.

Lavendel in der Aromatherapie

Das aus den Lavendelblüten isolierte ätherische Öl ("Lavendelöl", Lavandulae aetheroleum) ist ein "Allrounder" in der Aromatherapie und vielseitig einsetzbar, sowohl allein als auch in Mischungen mit anderen ätherischen Ölen. Häufige Anwendungsbereiche des Lavendelöls sind zum Beispiel:

  • Hauterkrankungen und Hautprobleme (Ekzeme, Akne, Psoriasis, Furunkel, Abszesse, allergische Hautreaktionen, Hautgeschwüre, Juckreiz, Sonnenbrand, Insektenstiche, Haarausfall, Narben und Wunden aller Art etc.)
  • Kopf-, Muskel-, Zahn- und Ohrenschmerzen
  • Blähbauch (Meteorismus) und andere Verdauungsstörungen
  • Erkältungen, Bronchitis
  • Verstauchungen und Zerrungen
  • Ängste, Panikattacken, Stress, Nervosität und Schlafstörungen

In der Regel wird Lavendelöl äußerlich angewendet.

  • Auftragen auf die Haut: Als eines der wenigen ätherischen Öle darf Lavendelöl direkt (unverdünnt) auf die Haut aufgetragen werden, etwa auf Wunden (z.B. Brandwunden, Schnitt- oder Schürfwunde). Bei Zahnschmerzen kann ein Tropfen Lavendelöl auf das schmerzende Zahnfleisch gegeben werden. Bei Ohrenschmerzen träufelt man einen Tropfen auf einen Wattebausch und legt diesen außen ins Ohr (nicht in den Gehörgang drücken!).
  • Massage: Für eine Massage mit Lavendelöl mischt man ein bis drei Tropfen Lavendelöl in vier bis fünf Esslöffel eines fetten Basisöls (z.B. Mandel- oder Jojobaöl). Damit können beispielsweise bei Kopfschmerzen sanft Schläfen, Stirn und Nacken eingerieben werden. Auch bei Nackenverspannungen kann eine solche Lavendelöl-Nackenmassage wohltuend sein.
  • Lavendelöl-Bad: Ein Lavendelöl-Bad wird ebenfalls gegen psychische Beschwerden (Ängste, nervöse Unruhe, Schlafprobleme etc.) sowie bei Blähbauch, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Juckreiz der Haut empfohlen. Für ein Vollbad mischt man zwei bis drei Esslöffel Honig mit sechs bis acht Tropfen Lavendelöl und rührt das Ganze dann ins Badewasser ein.
  • Inhalation: Inhalieren mit Lavendelöl empfehlen Aromatherapeuten beispielsweise bei Erkältungen, Schnupfen, Halsentzündung und Bronchitis. Eine "trockene Inhalation" mit Lavendelöl kann Ängste, Schlafprobleme, Nervosität, Stress und Panikattacken lindern.

Lavendel als Hausmittel

Arzneilich verwendet werden die vom Stängel abgestreiften, getrockneten Blüten des Lavendels (Lavandulae flos).

  • Lavendel-Tee: Bei nervösen Beschwerden, Unruhe, Ängsten, Schlafstörungen und Verdauungsbeschwerden kann man sich einen Lavendel-Tee zubereiten. Dazu übergießt man ein bis zwei Teelöffel der getrockneten Blüten mit 150 Milliliter heißem (nicht kochendem!) Wasser, lässt den Aufguss fünf bis zehn Minuten abgedeckt ziehen und seiht die Pflanzenteile dann ab.
  • Lavendel-Vollbad: Ein beruhigendes Vollbad mit Lavendel kann bei den genannten Beschwerden ebenfalls hilfreich sein. Als Badezusatz übergießt man 100 Gramm Lavendelblüten mit zwei Liter heißem Wasser, lässt den Sud fünf Minuten ziehen, seiht dann ab und gibt ihn ins 37 bis 38 Grad warme Badewasser.
  • Lavendelsträußchen oder Lavendelkissen: Bei kleinen Kindern mit Einschlafproblemen reicht es manchmal schon, in der Nähe des Bettes ein Lavendelsträußchen oder Lavendelkissen (getrocknete Lavendelblüten in einem Baumwollsäckchen) zu positionieren.

Fertigpräparate mit Lavendel

Lavendel-Blüten werden oft zusammen mit anderen Heilpflanzen als Teemischung angeboten. Sinnvoll ist zum Beispiel die Kombinationen mit Baldrian (bei Unruhezuständen, depressiver Verstimmung, Schlafstörungen etc.) oder mit Kümmel, Anis oder Fenchel (bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen).

Zur innerlichen Anwendung sind auch verschiedene Fertigpräparate erhältlich, zum Beispiel Lavendel-Tabletten oder -Weichkapseln mit dem ätherischen Öl. Die Präparate enthalten oft auch noch andere Heilpflanzen (wie Baldrian, Passionsblume etc.).

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Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei empfindlichen Menschen kann Lavendel Kopfschmerzen auslösen. Wenn das Lavendelöl innerlich angewendet wird, kann es zu vorübergehendem Aufstoßen oder Übelkeit oder Verstopfung führen. Bei Anwendungen auf der Haut treten manchmal allergische Hautreaktionen auf.

Lavendel, Lavendelöl und entsprechende Zubereitungen sollten nicht angewendet werden, wenn eine Allergie gegen die Heilpflanze besteht. In bestimmten Fällen wird von Vollbädern abgeraten, etwa bei offenen Wunden, Fieber, Kreislaufbeschwerden und Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Einnahme von Lavendelzubereitungen und Beruhigungsmitteln.

Schwangere und Stillende sollten Lavendel vorsorglich nicht anwenden. Kinder unter 12 Jahren sollten Lavendel vorsorglich nicht anwenden. Manche Lavendelpräparate sollten erst ab 18 Jahren zum Einsatz kommen.

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