Lebhafte Träume und Demenz: Ursachen, Zusammenhänge und Behandlungsmöglichkeiten

Lebhafte Träume, insbesondere solche, die mit körperlicher Aktivität im Schlaf einhergehen, können in einigen Fällen ein Warnsignal für beginnende neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz sein. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen, um frühzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.

Einführung

Die Verbindung zwischen Schlaf, Träumen und kognitiver Gesundheit ist ein zunehmend wichtiges Forschungsgebiet. Während Träume ein normaler Bestandteil des Schlafs sind, können bestimmte Arten von Träumen oder Schlafstörungen auf ein erhöhtes Risiko für neurologische Erkrankungen hinweisen. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen lebhaften Träumen, insbesondere der REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), und Demenz, wobei ein besonderer Fokus auf den Ursachen, Diagnosemethoden und möglichen Behandlungsansätzen liegt.

Was ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)?

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, kurz RBD (engl. „REM sleep behavior disorder“), wurde erstmals 1986 von dem amerikanischen Schlafforscher Carlos Schenck beschrieben. Der Begriff REM-Schlaf ist abgeleitet von der Tatsache, dass wir im Traum die Augen unwillkürlich schnell und ruckartig bewegen (englisch: Rapid Eye Movement - REM). Abgesehen von diesen ruckartigen, schnellen Augenbewegungen fehlt im REM-Schlaf jegliche Muskelaktivität, das heißt, wir sind sozusagen gelähmt, während wir träumen. Weiterhin finden sich im REM-Schlaf ein unregelmäßiger Herzschlag, Blutdruck- und Atmungs-Schwankungen.

Charakteristisch für die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist: Die sonst im REM-Schlaf blockierte Muskelaktivität ist teilweise vorhanden. Dadurch kann bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung der Traum teilweise in Aktionen umgesetzt (ausagiert) werden. Da die Trauminhalte meist einen aggressiven Charakter haben, bewegen sich die Patientinnen und Patienten zum Teil heftig. Sie wehren sich im Traum, schreien, schlagen um sich oder versuchen zu fliehen. Die Betroffenen sind schnell erweckbar und erinnern sich an die Inhalte des Traumes gut. Aus bisher ungeklärten Gründen wird die RBD hauptsächlich bei Männern diagnostiziert.

Ursachen und Risikofaktoren der RBD

Die genauen Ursachen der REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind noch nicht vollständig verstanden. Sie treten häufig in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen auf: Beim Parkinson-Syndrom sind zwischen 16 und 47 Prozent der Erkrankten betroffen, bei einer Lewy-Körperchen-Demenz 80 Prozent und bei einer Multisystematrophie 100 Prozent. Die REM-Schlafverhaltensstörung kann dabei auch schon auftreten, während diese Krankheiten sich entwickeln und noch keine Symptome zeigen.

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Neben neurologischen Krankheiten wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und Multisystematrophie sind die wichtigsten Faktoren das Alter und Geschlecht. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung tritt mit dem Alter häufiger auf und vor allem bei Männern über 60 Jahren. Wichtig zu beachten ist: Wenn Menschen einen oder mehrere dieser Risikofaktoren haben, muss sich bei ihnen nicht zwangsläufig eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickeln. Die Störung könne zudem durch Medikamente, etwa Antidepressiva, bedingt sein.

Zusammenhang zwischen RBD und Demenz

Eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann in bis zu 80 Prozent aller Fälle in einem Zeitraum bis zu 15 Jahren in neurologische Krankheiten wie Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und Multisystematrophie übergehen. Das sind neurodegenerative Erkrankungen, bei denen sich in bestimmten Gehirnregionen das Eiweiß Alpha-Synuklein ansammelt, verklumpt und ablagert.

Eine bahnbrechende Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen schlechten Träumen und Albträumen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern am Imperial College London (Vereinigtes Königreich) untersuchten den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit selbstberichteter beunruhigender Träume und dem Risiko des kognitiven Verfalls sowie des Auftretens von Demenzerkrankungen bei Männern und Frauen in der Allgemeinbevölkerung. Im Vergleich zu Erwachsenen mittleren Alters, die zu Beginn der Studie angaben, keine beunruhigenden Träume zu haben, hatten diejenigen, die angaben, wöchentlich beunruhigende Träume zu haben, ein vierfach höheres Risiko, einen kognitiven Rückgang zu erleben. Bei älteren Erwachsenen war der Unterschied im Demenzrisiko 2,2-mal höher.

Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Body-Demenz - auch Lewy-Körperchen-Demenz oder Lewy-Körper-Demenz genannt - ist eine Form der neurodegenerativen Demenzen. Das bedeutet: Bestimmte Bereiche im Gehirn werden nach und nach geschädigt. Manche Menschen entwickeln eine Lewy-Body-Demenz ohne weitere Erkrankungen. Die Lewy-Body-Demenz ist eine Form der neurodegenerativen Demenz. Sie wird durch sogenannte Lewy-Körperchen in den Nervenzellen der Großhirnrinde verursacht. Lewy-Körperchen sind spezielle Eiweißablagerungen in den Nervenzellen, die bei Parkinson und Lewy-Body-Demenz auftreten - jedoch in verschiedenen Gehirnbereichen.

Bei Lewy-Body-Demenz stehen früh kognitive und psychische Symptome im Vordergrund - wie zum Beispiel Halluzinationen und geistige Leistungsschwankungen. Die Diagnose ist schwierig, da viele Symptome auch bei Alzheimer oder Parkinson vorkommen. Hinweise liefern die LBD-typischen Symptome wie Halluzinationen und Leistungsschwankungen. MRT und CT schließen andere Erkrankungen aus, weisen aber nicht direkt auf Lewy-Körperchen hin.

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Parkinson-Demenz

Die Demenz vom Lewy-Körper-Typ ist eine Variante der Parkinson-Krankheit, das heißt in der Regel folgt dem Auftreten einer kognitiven Störung innerhalb eines Jahres das Auftreten der für die Parkinson-Krankheit typischen motorischen Symptome.

Diagnose von RBD

Um eine Diagnose zu stellen, werden in der Regel spezielle Fragebögen verwendet und die Krankengeschichte einbezogen. Bei eindeutigem Verdacht auf das Vorliegen einer RBD wird eine Schlafuntersuchung im Schlaflabor unter Videokontrolle vereinbart (Polysomnographie mit Video-Aufzeichnung). Hier kann man die „körperlichen“ Ereignisse einem Schlafstadium zuordnen und kann gleichzeitig die Muskelaktivität im REM-Schlaf beurteilen. Eine eindeutige Diagnose ist nur mit Hilfe einer Polysomnographie möglich.

Einige neuropsychologische Tests können Hinweise auf eine Lewy-Körper-Demenz geben. Besonders aufschlussreich sind Verfahren, die sogenannte visuell-konstruktive Fähigkeiten prüfen - also das Zusammenspiel von Sehen, Denken und Motorik. Dabei soll der Patient eine herkömmliche Uhr zeichnen - mit Ziffernblatt und Zeigern. Der Uhrentest kann helfen, frühzeitig Auffälligkeiten zu erkennen - gerade, wenn klassische Demenztests wie der Mini-Mental-Status-Test noch unauffällig bleiben.

PET und SPECT bei Lewy-Körper -DemenzFDG-PET und DaT-SPECT sind spezielle bildgebende Verfahren, die dabei helfen, eine Lewy-Body-Demenz von anderen Demenzformen zu unterscheiden. Die FDG-PET zeigt LBD-typische Veränderungen im Hinterkopfbereich. Mit dem DaT-SPECT lassen sich LBD-typische Nervenschädigungen gut erkennen.

Behandlung von RBD

Bisher existiert noch kein Medikament, das für die Behandlung der REM-Schlaf-Verhaltensstörung zugelassen ist. Die eingesetzten Medikamente wirken für die Nacht krampflösend und beruhigend.

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Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist gut medikamentös behandelbar. Zum Einsatz kommen beispielsweise das krampflösende und beruhigende Medikament Clonazepam (Handelsname Rivotril) und Melatonin - ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus steuert. Eine Behandlung mit Clonazepam oder Melatonin verringert allerdings nicht das Risiko im weiteren Verlauf an Parkinson zu erkranken. Daher sind regelmäßige neurologische Kontrollen notwendig.

Bei Lewy-Body-Demenz können sogenannte Cholinesterasehemmer zum Einsatz kommen. Doch bei Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz ist Vorsicht geboten: Viele reagieren überempfindlich auf diese Medikamente. Bei einer Lewy-Body-Demenz kann die medikamentöse Behandlung komplex sein - besonders, wenn weitere Erkrankungen vorliegen. Ein Medikamentenplan hilft Ihnen dabei, den Überblick über Dosierung, Einnahmezeiten und mögliche Nebenwirkungen zu behalten.

Bei der Lewy-Body-Demenz können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen sinnvoll sein. Ziel ist es, die geistigen Fähigkeiten zu fördern, den Alltag zu strukturieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Menschen mit Lewy-Körper-Demenz sind oft sehr empfindlich gegenüber Stress, Lärm oder Reizüberflutung.

Wichtige Sicherheitsvorkehrungen

Wichtig für Betroffene ist auch, dass sie sich selbst oder andere bei ihren aktionsgeladenen Träumen nicht verletzen. Spitze oder schwere Gegenstände sollten daher nachts nicht in greifbarer Nähe sein. Nachttische und andere Möbel räumt man auch besser weg, wenn man sich daran verletzten kann. Hilfreich können auch ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett sein, falls man herausfällt. Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Bettseite legen.

Weitere Ursachen für Albträume

Während Stress, Angst oder Depressionen beunruhigende Träume verursachen können, können auch andere Faktoren wie beängstigende Inhalte in Filmen oder die Genetik einer Person beunruhigende Träume auslösen. „Neuere Forschungen haben gezeigt, dass manche Menschen eine Reihe von Genen haben, die sie anfällig für Albträume machen“, so Dr. Otaiku. „Andere Studien zeigen, dass Menschen, deren Eltern Albträume haben, eher dazu neigen, auch solche zu haben.“

Umgang mit Albträumen

Ist die Ursache psychologisch bedingt, sollte eine geeignete Behandlung angestrebt werden, um die Stressbelastung besser in den Griff zu bekommen, entweder durch eine Änderung des Lebensstils, Psychotherapie oder Medikamente. Bei Albträumen, die keine offensichtliche Ursache haben und die Lebensqualität beeinträchtigen, kann eine Bildtherapie kurz vor dem Schlafengehen hilfreich sein. „Denken Sie an einen schlechten Traum, den Sie regelmäßig haben, und überlegen Sie vor dem Schlafengehen, wie Sie das Ende ändern können. Wenn Sie zum Beispiel denken, dass Sie von einem Tiger gejagt und gefressen werden, ändern Sie das Ende so, dass der Tiger Sie umarmt. Sie können es sogar aufschreiben und dieses Bild in Ihrem Kopf proben, bevor Sie ins Bett gehen“, schlug Dr. Otaiku vor.

Bei Kindern reicht es häufig aus, sie nach dem Aufwachen aus einem Alptraum in den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Hilfreich kann es auch sein, am nächsten Tag über den Alptraum zu sprechen oder den Traum malen zu lassen, da das Kind den Traum so besser verarbeiten kann. Manchmal geben die Themen des Traumes auch Hinweise auf dahinter stehenden Ängste oder Probleme - z. B. wenn das Kind immer wieder von einem „bösen Mann" träumt und sich herausstellt, dass es sich vor dem grimmig schauenden Nachbar fürchtet. Die Eltern können dann gemeinsam mit dem Kind nach Lösungen für das Problem suchen.

Bei Erwachsenen, die wiederholt unter Alpträumen leiden, ist es häufig sinnvoll, den dahinter stehenden Stress bzw. die Ängste in den Griff zu bekommen - z. B. mithilfe von Stressbewältigungsstrategien. Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder das Autogene Training können dazu beitragen, Stress abzubauen und so auch abends oder nach dem Aufwachen in der Nacht besser einschlafen zu können.

Prävention und Risikominimierung

Auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind, gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Lebensstilfaktoren und Verhaltensweisen das Risiko für Demenz verringern können. Dazu gehören:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Sportliche Betätigung kann die Gehirnfunktion verbessern und das Risiko für kognitiven Abbau senken.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kann die Gehirngesundheit fördern.
  • Kognitives Training: Geistig aktiv bleiben durch Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten kann die kognitive Reserve erhöhen.
  • Soziale Interaktion: Regelmäßige soziale Kontakte und die Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten können das Wohlbefinden steigern und die kognitive Funktion unterstützen.
  • Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und die Schlafqualität zu verbessern.

Fazit

Lebhafte Träume, insbesondere in Verbindung mit körperlicher Aktivität während des REM-Schlafs, können ein frühes Warnzeichen für neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz sein. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auch wenn es derzeit keine Heilung für Demenz gibt, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Symptome zu lindern und den Alltag zu erleichtern.

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