Ein leichter Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt, ist ein Warnsignal, das ernst genommen werden muss. Er entsteht durch eine kurzzeitige Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn, wodurch neurologische Ausfälle auftreten, die sich jedoch innerhalb von 24 Stunden wieder vollständig zurückbilden. Obwohl die Symptome nur vorübergehend sind, ist eine sofortige medizinische Abklärung und Behandlung entscheidend, um das Risiko eines nachfolgenden schweren Schlaganfalls zu minimieren.
Was ist ein leichter Schlaganfall (TIA)?
Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns plötzlich unterbrochen wird, entweder durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Ein leichter Schlaganfall oder TIA ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, bei der die Symptome innerhalb kurzer Zeit, meist innerhalb weniger Minuten oder Stunden, wieder verschwinden. Trotz der vorübergehenden Natur der Symptome ist eine TIA ein wichtiger Risikofaktor für einen nachfolgenden Schlaganfall.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für einen leichten Schlaganfall sind die gleichen wie bei einem schweren Schlaganfall. Dazu gehören:
- Blutgerinnsel: Ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, ist die häufigste Ursache für einen ischämischen Schlaganfall und kann auch eine TIA verursachen.
- Arteriosklerose: Ablagerungen von Fett, Cholesterin und anderen Substanzen in den Arterien (Arteriosklerose) können die Blutgefäße verengen und das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen.
- Herzprobleme: Bestimmte Herzprobleme, wie Vorhofflimmern, können das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen, die ins Gehirn wandern und einen Schlaganfall oder eine TIA verursachen können.
- Hirnblutung: In etwa 20 Prozent der Fälle wird ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung verursacht.
Risikofaktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls oder einer TIA erhöhen, sind:
- Alter: Das Schlaganfallrisiko verdoppelt sich alle zehn Jahre nach dem 55. Lebensjahr.
- Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen.
- Genetische Vorbelastung: Wenn bereits Familienmitglieder einen Schlaganfall hatten, ist das Risiko erhöht.
- Bluthochdruck: Hoher Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
- Diabetes: Diabetes erhöht das Risiko von Arteriosklerose und Schlaganfällen.
- Hoher Cholesterinspiegel: Hoher Cholesterinspiegel kann zur Bildung von Plaques in den Arterien führen.
- Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko von Bluthochdruck, Diabetes und hohem Cholesterinspiegel.
- Bewegungsmangel: Mangelnde Bewegung erhöht das Risiko von Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und hohem Cholesterinspiegel.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko von Schlaganfällen erhöhen.
- Dauerstress und hohe Luftverschmutzung: Auch Dauerstress und hohe Luftverschmutzung erhöhen das Schlaganfallrisiko.
- Bestimmte Schlaganfallrisiken betreffen nur Frauen: z.B. Bluthochdruck in der Schwangerschaft (Präeklampsie), hormonelle Verhütung, Hormonersatztherapie wegen Beschwerden durch die Wechseljahre und Hormonschwankungen.
- Andere Risikofaktoren betreffen Frauen häufiger als Männer: z.B. Migräne mit Aura.
Symptome eines leichten Schlaganfalls
Die Symptome eines leichten Schlaganfalls sind die gleichen wie bei einem schweren Schlaganfall, treten jedoch nur vorübergehend auf. Typische Symptome sind:
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- Plötzliche Schwäche oder Taubheit: Dies betrifft oft eine Körperseite, z. B. das Gesicht, einen Arm oder ein Bein.
- Sprachschwierigkeiten: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Finden der richtigen Worte. Die Betroffenen sprechen häufig undeutlich oder können überhaupt nichts mehr sagen oder verstehen.
- Sehstörungen: Plötzliche Sehstörungen, wie z. B. Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder Verlust des Sehvermögens auf einem Auge. Plötzliche, oft nur kurzzeitige Sehstörung auf einem Auge.
- Gleichgewichtsstörungen: Plötzlicher Schwindel, Gleichgewichtsverlust oder Koordinationsprobleme.
- Starke Kopfschmerzen: Plötzliche, starke Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache.
- Bewusstseinsstörungen: In seltenen Fällen kann es zu Bewusstseinsstörungen kommen.
- Schluckstörungen: Eine akute Schluckstörung tritt bei etwa der Hälfte der Schlaganfall-Betroffenen auf, rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer chronischen Schluckstörung (Dysphagie).
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome eines leichten Schlaganfalls plötzlich auftreten und sich schnell entwickeln. Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen.
Diagnose
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall oder eine TIA ist eine sofortige medizinische Untersuchung erforderlich. Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird eine neurologische Untersuchung durchführen, um die Symptome zu beurteilen und die betroffenen Bereiche des Gehirns zu identifizieren. Neben den Vitalfunktionen werden Koordinationsfähigkeit, Berührungsempfindlichkeit sowie Seh- und Sprachfähigkeit geprüft.
- Bildgebende Verfahren: Eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns kann helfen, die Ursache des Schlaganfalls oder der TIA zu identifizieren und andere Erkrankungen auszuschließen. Dort wird das Gehirn mit Hilfe einer Computertomographie (CT) und einer begleitenden Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) untersucht, um die Ursache zu finden.
- Gefäßuntersuchungen: Eine Ultraschalluntersuchung der Halsarterien (Karotis-Doppler) oder eine Angiographie kann helfen, Verengungen oder Blockaden in den Blutgefäßen zu erkennen.
- Herzuntersuchungen: Ein Elektrokardiogramm (EKG) oder eine Echokardiographie kann helfen, Herzprobleme zu identifizieren, die das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen können. Darüber hinaus erfordert ein Schlaganfall eine umfassende Untersuchung der Funktions- und Leistungsfähigkeit des Herzens.
Behandlung
Die Behandlung eines leichten Schlaganfalls zielt darauf ab, das Risiko eines nachfolgenden schweren Schlaganfalls zu minimieren. Die Behandlung kann Folgendes umfassen:
- Medikamente:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Medikamente wie Aspirin oder Clopidogrel können helfen, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Blut wird mit Medikamenten verdünnt, damit es nicht zu weiteren Blutgerinnseln kommen kann.
- Antikoagulanzien: Medikamente wie Warfarin oder direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) können helfen, das Risiko von Blutgerinnseln bei Patienten mit Vorhofflimmern oder anderen Herzproblemen zu reduzieren.
- Statine: Statine können helfen, den Cholesterinspiegel zu senken und das Risiko von Arteriosklerose zu verringern.
- Blutdrucksenkende Medikamente: Medikamente zur Senkung des Blutdrucks können helfen, das Risiko von Schlaganfällen zu reduzieren.
- Operation: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um Verengungen oder Blockaden in den Blutgefäßen zu beseitigen.
- Karotis-Endarteriektomie: Bei dieser Operation wird die Plaque aus der Halsschlagader entfernt, um den Blutfluss zum Gehirn zu verbessern.
- Karotis-Stenting: Bei diesem Verfahren wird ein kleiner Drahtgeflecht-Schlauch (Stent) in die Halsschlagader eingesetzt, um sie offen zu halten. Blutgerinnsel werden dann mit Medikamenten aufgelöst und eventuell in einer OP abgesaugt.
- Lebensstiländerungen:
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, das Risiko von Schlaganfällen zu reduzieren.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, den Blutdruck zu senken, den Cholesterinspiegel zu verbessern und das Gewicht zu kontrollieren.
- Nichtrauchen: Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko von Schlaganfällen erhöhen.
- Stressmanagement: Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko von Schlaganfällen erhöhen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
Rehabilitation
Nach einem Schlaganfall ist die Rehabilitation der Betroffenen das primäre Ziel. Das betrifft einerseits körperliche Symptome: Die Beweglichkeit, Muskelkraft, Sprechfähigkeit und ganz allgemein ein selbstständiges Leben sollen wieder ermöglicht werden. Aber auch die emotionale Komponente sollte berücksichtigt werden. Weil die Folgeerscheinungen eines Schlaganfalls sehr unterschiedlich ausfallen können, werden Rehabilitationsmaßnahmen in der Regel individuell abgestimmt. Manche Menschen benötigen insbesondere eine Sprachheilbehandlung und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit, andere benötigen Unterstützung dabei, überhaupt mit der neuen Situation (auch beruflich) umgehen zu lernen. Während der Rehabilitationsphase geht es letztlich darum, die Einschränkungen zu begrenzen und trotz verbleibender Einschränkungen so selbstständig wie möglich den Alltag bewältigen zu können, ggf. erforderliche Hilfsmittel kennenzulernen und sie praktisch in das Leben zu integrieren.
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall beginnt schon auf der Stroke Unit im Krankenhaus, Näheres unter Frührehabilitation. Sie wird dann je nach Bedarf in mehreren Phasen weitergeführt, Näheres unter Rehabilitation > Phasen A-F. Diese führen von der Frührehabilitation über eine neurologische Anschlussrehabilitation bis hin zur beruflichen Rehabilitation und anderen Maßnahmen zur Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, z.B. Leistungen zur sozialen Teilhabe.
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Die Behandlung und Rehabilitation umfasst je nach Bedarf z.B.:
- Physiotherapie: Physiotherapeuten helfen Patienten, ihre Muskelkraft, Beweglichkeit und Koordination wiederzuerlangen.
- Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen Patienten, ihre Fähigkeit zur Durchführung alltäglicher Aufgaben wie Anziehen, Essen und Baden wiederzuerlangen. Unterstützung bieten unsere Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Sie beraten Sie und Ihre Angehörigen, was getan werden kann, damit Sie in Ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Häufig reicht es, Gehhilfen, Rollstuhl oder Treppenlift anzuschaffen.
- Sprachtherapie: Sprachtherapeuten helfen Patienten, ihre Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten wiederzuerlangen.
- Neuropsychologie: Neuropsychologen helfen Patienten, kognitive Probleme wie Gedächtnisverlust, Aufmerksamkeitsstörungen oder Probleme mit der Entscheidungsfindung zu bewältigen.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann Patienten helfen, mit den emotionalen Folgen eines Schlaganfalls wie Depressionen, Angstzuständen oder Wut umzugehen.
- Orthopädische und andere Hilfsmittel: Hilfsmittel wie Gehhilfen, Rollstühle oder Orthesen können Patienten helfen, ihre Mobilität und Unabhängigkeit zu verbessern.
Spezielle Therapieansätze
Neben den allgemeinen Rehabilitationsmaßnahmen gibt es auch spezielle Therapieansätze, die bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten eingesetzt werden können. Dazu gehören:
- Arm-Robot-Therapie: Die Therapie mit Unterstützung eines Roboters kann für Menschen mit lähmungsbedingten Bewegungsstörungen im Arm beziehungsweise der Hand sinnvoll sein. Die Therapie wird in der Regel zusätzlich zu anderen Therapiemaßnahmen ohne Apparate eingesetzt. Die Therapie kommt überwiegend in den ersten Wochen und Monaten nach dem Schlaganfall zum Einsatz, kann aber auch im chronischen Stadium noch Erfolge erzielen. Viele Rehakliniken und größere ambulante Reha-Einrichtungen sind bereits mit entsprechender Technik ausgestattet. Mit Hilfe des Arm-Roboters soll die Ansteuerung des Armes und der Hand bei Schweren Lähmungen wiedererreicht werden. Meist trainieren die Arm-Roboter die Fähigkeit, ganz bestimmte Bewegungen des Armes, entweder in der Schulter und im Ellenbogen, oder im Unterarm, dem Handgelenk oder der Finger zu machen. Der betroffene Arm wird oft in eine Art Roboterschiene gelegt, die die Bewegungen unterstützt. Er übernimmt damit die Funktion des Therapeuten, der den Arm sonst führen würde. Die Roboter erkennen, welche Bewegungen der Betroffene selbst ausführen kann und an welchen Stellen sie unterstützen müssen. Insbesondere ein paar Wochen nach dem Schlaganfall können spezifische Bewegungen, die noch nicht selbständig ausgeführt werden können, in einer hohen Wiederholungszahl geübt werden. Sowohl Ergo- als auch Physiotherapeuten wenden diese Therapie an.
- Aufgabenorientiertes Training (AOT): Aufgabenorientiertes Training kommt unter anderem für Menschen mit grob- und feinmotorischen Störungen infrage, wie sie zum Beispiel bei einer halbseitigen Lähmung auftreten. Ziel ist es, die einzelne Bewegungsabläufe zu verbessern. Dies kann sich auf den Gang beziehen, aber auch auf Arm- und Handbewegungen. Beim AOT orientiert sich das Training an einem konkreten Alltagsbezug der Übungen. Das kann dabei unterstützen, dass das Gelernte direkt im Alltag eingesetzt werden kann. Durch dieses Training lernen die Betroffenen, möglichst viele Alltagshandlungen auszuführen. Die Therapeuten stimmen die Ziele individuell mit den Betroffenen ab. Es kann zum Beispiel trainiert werden, eine Tasse zum Mund zu führen, sich selbstständig an- und auszuziehen oder eine Treppe zu laufen. Wichtig ist: Die jeweilige Handlung wird sehr oft wiederholt. Die Patienten üben an der Leistungsgrenze. So kann das Gehirn den neuen Bewegungsablauf lernen und abspeichern. Da es sich bei Übungen in der Regel um Alltagstätigkeiten handelt, können Betroffene auch zu Hause intensiv üben. (Bitte Rücksprache mit dem Therapeuten halten, zum Beispiel aufgrund der Sturzgefahr bei Gangübungen.) Spezielle technische Geräte beziehungsweise Computerprogramme können die Therapie begleiten beziehungsweise intensivieren.
- Bobath-Konzept: Das Bobath-Konzept wird zur Befundaufnahme und Behandlung von Menschen mit Störungen des Muskeltonus (= Spannungszustand der Muskulatur) verwendet. Auch bei sensiblen Störungen, wenn sich beispielsweise eine Körperseite dumpfer anfühlt als die andere, kann die Bobath-Therapie angewendet werden. Ziel der Bobath-Therapie ist die Verbesserung der funktionellen Fähigkeiten, sodass der Patient wieder am täglichen Leben teilnehmen kann. Zu den funktionellen Fähigkeiten gehören unter anderem die Regulierung des Muskeltonus sowie das Anbahnen von normalen Bewegungsmustern. Außerdem sollen Folgeschäden wie zum Beispiel Gelenkeinschränkungen und Schmerzen möglichst vermieden werden. Im Unterschied zu anderen Therapiekonzepten gibt es im Bobath-Konzept keine standardisierten Übungen. Es ist ein 24 Stunden-Konzept , mit dem möglichst früh begonnen werden sollte. Im Vordergrund stehen individuelle und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten, die den Patienten in seinem Tagesablauf begleiten. Hauptprinzip dabei ist es, die mehr betroffene Körperseite immer wieder in Alltagsbewegungen einzubeziehen. Dazu zählt beispielsweise eine entsprechende Gestaltung des Zimmers oder die Ansprache des Patienten über die mehr betroffene Seite.
- CIMT-Therapie: Ist ein Arm nicht in vollem Umsatz einsatzfähig, vernachlässigen die Betroffenen diese Seite oft bei ihren Alltagstätigkeiten. Manchmal geht es schneller, Handgriffe ausschließlich mit der gesunden Seite zu erledigen. So sinnvoll das zur Alltagsbewältigung ist, kann aber im Verlauf auch ein „erlernter Nicht-Gebrauch“ des gelähmten Armes resultieren. Denn es kann sein, dass sich der gelähmte Arm zumindest teilweise erholt und dann im Alltag wieder entsprechend eingesetzt werden könnte. Manche Schlaganfall-Betroffenen benutzen jedoch weiter fast nur den gesunden Arm, obwohl der gelähmten inzwischen schon wieder mehr machen könnte. In diesem Fall ist der Einsatz der „Constraint-Induced Movement Therapy“ (CIMT) sinnvoll - also eine Therapie, bei der ganz intensiv Alles mit dem betroffenen Arm gemacht wird. Dadurch kann die spontane Nutzung des gelähmten Armes wieder gefördert werden. Wichtig ist zu beachten, dass die Therapie nur dann infrage kommt, wenn keine vollständige Lähmung vorliegt und die Handfunktion teilweise noch erhalten ist. Außerdem sollten keine schwere Spastik oder Schmerzen im betroffenen Arm vorhanden sein und keine erhöhten Risiken (z.B. Sturzrisiko) bei der Durchführung bestehen. Ziel ist es, den verstärkten Einsatz des betroffenen Armes im Alltag zu fördern. Der nicht-betroffene Arm wird über mehrere Stunden täglich immobilisiert (bis zu 90% des Tages), das heißt künstlich stillgelegt, zum Beispiel durch eine Schiene. Dadurch sind die Betroffenen „gezwungen“, die schwächere Seite zumindest während der Therapiestunden, oftmals auch zu Hause im Alltag intensiv einzusetzen. Da die Therapie sehr intensiv und anstrengend ist, ist eine große Therapiemotivation und Belastbarkeit Voraussetzung für die Anwendung.
- Elektrostimulation: Durch einen Schlaganfall funktioniert die Signalweiterleitung vom Gehirn über das Rückenmark und die Nervenbahnen an den Muskel teilweise nicht mehr, da die dafür zuständigen Hirn-/Nervenzellen oder Bahnen geschädigt sind. Infolgedessen werden die betroffenen Muskeln gar nicht oder nicht mehr so häufig angeregt und kann nicht mehr (richtig) bewegt werden. Die Elektrotherapie kann dabei helfen, Bewegungsabläufe mit Unterstützung von Elektrostimulation wieder zu erlernen. Für den Therapieerfolg sollten gezielte Funktionen bei häufiger Wiederholung (Repetition) geübt werden. Neben der Verbesserung der aktiven Bewegungsfähigkeit, soll die Elektrostimulation helfen, einer Spastikentwicklung vorzubeugen.
- Neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES): Bei der Neuromuskulären Elektrostimulation werden Elektroden auf dem betroffenen Muskel platziert. Sobald das Gerät, welches die leichten Stromstöße abgibt, eingeschaltet ist, werden die darunter liegenden Nerven und Muskeln stimuliert und erzeugen eine Bewegung, auch in komplett gelähmten Muskeln. Patienten können so Muskelaktivität in ihrem Arm spüren und die Bewegungen sehen, was ihnen helfen kann, dass das Gehirn die Bewegungskontrolle auch wieder erlernt. Bei der Elektrostimulation wiederholen Patienten immer die gleichen Bewegungen, jeweils mit einer vom Gerät vorgegebenen kleinen Pause, damit der Muskel nicht ermüdet.
- EMG (Elektromyographie)-getriggerte Elektrostimulation (EMG-ES): Die EMG-Elektroden werden auf der Muskelgruppe platziert, die therapiert werden soll. Je nach Empfindlichkeit des Patienten wird die Stimulation stärker oder schwächer eingestellt. Anschließend versucht der Patient die Bewegung zu machen, die mit der zu therapierenden Muskelgruppe ausgeführt werden soll. Dabei wird dann die Aktivität eines Muskels gemessen. Ab einem gewissen Maß an Muskelaktivität (durch willkürliches Anspannen) erfolgt die elektrische Stimulation, die wieder eine kräftigere Muskelaktivität mit Bewegung erzeugt, die vom Patienten wahrgenommen wird. Die EMG-getriggerte Elektrostimulation ermöglicht nach individueller Programmierung durch den Therapeuten also noch gezielter die Förderung kontrollierter Bewegungen des Patienten. Aber Voraussetzung ist, dass bereits eine gewisse Ansteuerung der Muskeln möglich ist, was vielen Patienten noch nicht gelingt.
- Funktionelle Elektrostimulation (FES): Bei der FES werden meist mehrere Elektroden auf die Haut geklebt und mehrere betroffene Muskeln werden durch elektrische Stimulation dazu gebracht, sich zusammen zu ziehen (=Kontraktion), oftmals auch in wechselnden Kombinationen. Dadurch können nicht nur einzelne Bewegungen, sondern Aktivitäten wie das Greifen und Loslassen von Gegenständen mittels Elektrostimulation ermöglicht werden (daher der Name „funktionelle“ Elektrostimulation). Durch die Interaktion mit dem Nervensystem erhält das Gehirn eine positive Rückmeldung über die erfolgte Bewegung in einem funktionellen Zusammenhang. Mit Hilfe der FES können Patienten so bestimmte Bewegungen wie beispielsweise das Öffnen und Schließen der Hand wieder selbständig steuern. Aufgrund der gezielten und funktionsbezogenen Kontrolle der Muskelbewegung kann die funktionelle Stimulation in Kombination mit physiotherapeutischen oder ergotherapeutischen Behandlungsmethoden dazu beitragen, das Therapieergebnis zu verbessern. Ein Nachteil ist jedoch, dass die FES komplexer ist, von nicht so vielen Therapeuten angeboten werden kann und oft auch mehr an Bewegungsmöglichkeit beim Patienten voraussetzt. Im Vergleich zur NMES und EMG-ES ist sie damit für weniger Patienten anwendbar.
- Laufbandtraining: Gehen will gelernt sein. Intensives Üben eine wesentliche Voraussetzung, um wieder laufen zu lernen. Deswegen ist die Therapie auf dem Laufband besonders erfolgsversprechend. Das gilt sowohl für Betroffene, die noch auf technische Unterstützung angewiesen sind als auch für Betroffene, die bereits aus eigener Kraft wieder ein paar Schritte gehen können. Insbesondere das Laufband kann beim Gangtraining unterstützen. Bei Bedarf besteht außerdem die Möglichkeit, ein Gurtsystem anzulegen. So wird das Körpergewicht während des Übens auf dem Laufband verringert. Das Laufbandtraining hilft vor allem bei der Verbesserung der Gehgeschwindigkeit. Zusätzlich wird die Ausdauer verbessert. Ein Laufband ist in jeder Rehaklinik zu finden. Auch viele größere Physiotherapiepraxen bieten mittlerweile Laufbandtraining an. Während des Gehtrainings besteht die Möglichkeit, bestimmte Muskeln, die beim Gehen gebraucht werden, über elektrische Nervenimpulse gezielt anzusteuern. Bei gehfähigen Patienten wird das Ganze über die sogenannte transkutane elektrische Nervenstimulation (abgekürzt TENS) unterstützt. Das TENS-Gerät sorgt unter anderem dafür, dass die Spastik im betroffenen Bein reduziert und dadurch das Gehen erleichtert wird. Sprunggelenksorthesen helfen Betroffenen mit einer Fußheberschwäche, die als Folge des Schlaganfalls entstehen kann. Die Orthese korrigiert die Fehlstellung des Fußes und ermöglicht dadurch ein besseres Abrollen. Diese Orthesen gibt es ebenfalls mit Elektrostimulation. Bevor das Laufband ins Spiel kommt, wird in der Physiotherapie-Behandlung meistens erstmal „trocken“ und ohne Geräte geübt. Dazu übt der Therapeut mit dem Patienten zunächst die unterschiedlichen Phasen des Gehens, gibt Hilfestellungen und korrigiert das Becken oder den Fuß, wenn die mal wieder nicht so richtig mitgehen wollen. Roboter bzw. elektromechanische Geräte helfen Betroffenen, wieder gehen zu lernen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Geräte-Arten:
- Endeffektor-Modelle: Zu diesem Gerätetyp zählt zum Beispiel der Gangtrainer. Dabei wird der Betroffene in ein Gurtsystem eingespannt, sodass das Gewicht auf den Beinen reduziert ist. Mit Hilfe von beweglichen Fußplatten kann der Gang langsam wieder eingeübt werden.
- Exoskelett-Modelle: Diese Geräte werden vorwiegend verwendet, wenn der Betroffene noch mehr Unterstützung beim Gehen benötigt. Dabei sind eine elektromechanische Führung der Hüftgelenke und Beine möglich. Ein Beispiel ist der robotergestützte Lokomat, bei dem die Steuerung der Knie- und Hüftgelenke über Elektromotoren unterstützt wird. Beide Geräte ermöglichen viele Wiederholungszahlen, was für die Wiederherstellung der Gehfähigkeit entscheidend ist.
Wichtige Hinweise für Betroffene
- Nehmen Sie die Symptome ernst: Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.
- Befolgen Sie die Anweisungen des Arztes: Nehmen Sie alle Medikamente wie verordnet ein und befolgen Sie die Empfehlungen des Arztes bezüglich Lebensstiländerungen.
- Nehmen Sie an der Rehabilitation teil: Die Rehabilitation kann Ihnen helfen, Ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten wiederzuerlangen.
- Seien Sie geduldig: Die Genesung nach einem Schlaganfall kann Zeit brauchen. Seien Sie geduldig mit sich selbst und feiern Sie Ihre Fortschritte.
- Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Familie, Freunden oder einer Selbsthilfegruppe über Ihre Erfahrungen.
- Achten Sie auf Ihre Ernährung: Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
- Trainieren Sie mit dem Betroffenen, seine Gedächtnisleistung zu verbessern.
- Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen.
- Auch Angehörige müssen ihr Leben oft neu organisieren. Je nach der Schwere der Schädigung wählen unsere Experten nach der Akut-Behandlung für Sie die passenden Reha-Maßnahmen aus. Dabei können krankengymnastische, ergotherapeutische, neuropsychologische oder logopädische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Schon auf der Stroke Unit beginnen wir im Rahmen der Frührehabilitation mit aktivierenden Maßnahmen. Es gilt, langfristig drohende Schäden Ihres Gehirns abzuwenden oder zu verringern. Unser wichtigstes Ziel ist es, Sie möglichst schnell und gut wieder sprechen und laufen zu können.
- Wenn Sie einen Angehörigen nach einem Schlaganfall pflegen, können Sie sich bei einem Pflegestützpunkt beraten lassen. Dort erhalten Sie Informationen zu Leistungen der Pflegeversicherung und zu Kursen, die Ihnen spezielles Wissen zur Pflege nach einem Schlaganfall vermitteln. Die Beratung ist kostenlos und hilft Ihnen auch bei Anträgen und der Organisation der Pflege.
- Mit dem Schlaganfall-Patienten-Pass der Deutschen Schlaganfall-Hilfe können Sie wichtige Informationen für die Erste Hilfe im Notfall festhalten.
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