Liebe und andere Neurosen: Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Begehren

Katja Eichingers Werk "Liebe und andere Neurosen" ist eine fesselnde Auseinandersetzung mit den großen Themen des Lebens. Freundschaft, Familie, Tod und vor allem die Liebe stehen im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Eichinger, bekannt für ihre Biografie über ihren verstorbenen Mann Bernd Eichinger und den Essayband "Mode und andere Neurosen", beweist erneut ihr seltenes Doppelinteresse: Sie vereint literarisch-kulturhistorische Umsicht mit popkulturellem Interesse und betrachtet sowohl die Klassiker als auch die Kultur der Gegenwart.

Katja Eichinger: Eine Autorin zwischen Tradition und Moderne

Katja Eichinger arbeitet als Autorin und Journalistin, produziert Musik, präsentiert Ausstellungen und fotografiert. Sie arbeitete in London u.a. für Vogue, Dazed & Confused und die Financial Times. Ihr Werk zeichnet sich durch eine persönliche Note und eine beeindruckende Fähigkeit aus, komplexe Themen aufzugreifen und zugänglich zu machen. In ihren Essays verwebt sie persönliche Erlebnisse mit philosophischen und kulturellen Betrachtungen und schafft so einen einzigartigen Zugang zu den großen Fragen der Menschheit.

"Liebe und andere Neurosen": Eine Spurensuche

In "Liebe und andere Neurosen" begibt sich Katja Eichinger auf eine Spurensuche, um dem Wesen der Liebe auf den Grund zu gehen. In zehn elektrisierenden Essays beleuchtet sie das Wechselspiel zwischen Verlangen und Verunsicherung und stellt Fragen wie: Wen begehren wir? Und was erzählt unser Begehren über uns? Wie hängen Lust, Leidenschaft und Liebe zusammen?

Eichinger erzählt Familiengeschichten, wie die ihrer Urgroßmutter, die ihr Leben lang unter dem Apfelbaum stand und von dem armen Handwerker träumte, den sie nicht heiraten durfte. Sie erzählt von eigenen Begegnungen, in denen sich ihr das Wesen der Liebe offenbarte. Dabei scheut sie sich nicht, auch schwierige Themen anzusprechen und persönliche Erfahrungen einzubringen.

Die Corona-Pandemie als Katalysator

Während des Coronalockdowns nahm Katja Eichinger sich die Zeit, intensiv über die Liebe nachzudenken. Die Lockdowns seien für sie wie ein Vergrößerungsglas auf menschliche Beziehungen gewesen, sagt die Autorin. Sie fand verschiedene persönliche Gegenstände, Briefe und sonstige Dokumente beim Stöbern. Sie legen Zeugnis ab von einigen teils sehr harten Familiengeschichten und brachten Eichinger dazu, über Gefühle, über die Liebe neu nachzudenken. All das passierte während des ersten Coronalockdowns - „in einer Zeit, in der soziale Kontakte staatlich reguliert waren“. Für Eichinger war diese Zeit auch „wie ein Vergrößerungsglas auf menschliche Beziehungen“. Eine gute Freundin habe ihr am Telefon von Mordfantasien gegenüber ihrem Mann erzählt. Eine absurde und zugleich komische Situation - sie hätten beide darüber lachen müssen. Das seien einige der Ausgangspunkte für ihren Essayband „Liebe und andere Neurosen" gewesen.

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Das Wechselspiel von Verlangen und Verunsicherung

„Es war ein bisschen so, als ob ich auf einer einsamen Sternwarte sitze und einen fremden Planeten beobachte. Und so kreisen die zehn Essays im Buch um das fortwährende Wechselspiel zwischen Verlangen und Verunsicherung und Fragen wie: Wen begehren wir? Und was erzählt unser Begehren über uns? Wie hängen Lust, Leidenschaft und Liebe zusammen?

Neurosen als Unfähigkeit zur Entscheidung

Eichingers Auseinandersetzung mit dem Begriff der Neurose ist aufschlussreich. „Eine Neurose ist für mich vor allem die anhaltende Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen", erläutert Eichinger. Auch wenn sich viele Menschen immer wieder selbst vormachten, dass die Liebe einfach sei - sie sei es keineswegs. „Die Liebe ist eine ewige Grauzone."

Kritische Stimmen und Lobreden

"Liebe und andere Neurosen" hat sowohl Kritiker als auch Leser begeistert. Johanna Adorján äußert sich begeistert: »Wer hätte gedacht, dass man sich lesend so gut über die Liebe unterhalten kann?« Inga Humpe lobt: »Katja Eichinger räumt auf. Mit viel Schrott, der in unseren Köpfen über die Themen Leben, Liebe, Tod vor sich hingammelt. Lesen Sie dieses Buch, es könnte Sie etwas intelligenter und lustiger machen.« Frauke Finsterwalder & Christian Kracht schreiben: »Katja Eichinger schreibt in ihrem sehr amüsanten Buch Dinge auf, die uns beide weit über das Lesen hinaus beschäftigen - morgens, mittags und abends.«

Jens-Christian Rabe von der Süddeutschen Zeitung ist hingerissen von der "kritischen Eleganz", die ihm in Katja Eichingers Buch begegnet. So folgt er fasziniert Eichingers Ausführungen etwa zur weiblichen Lust anhand von Freud und "Sex and the City": während ersterer seinen "dunklen Kontinent" der weiblichen Sexualität immer nur von der Küste aus beäugt habe, hätte die Serie ihn in den High Heels von Manolo Blahnik beschritten, zitiert Rabe begeistert. Außerdem gefällt ihm, dass die Autorin - auch bei Ausführungen zur algorithmischen Verwertung unseres Begehrens im Social-Media-Zeitalter - nie ins Kulturpessimistische verfalle, sondern stets entspannt bleibe und sich als "medial omnivor Staunende" beweise.

Ein Buch für alle Sinne

"Liebe und andere Neurosen" ist mehr als nur ein Buch. Es ist ein Abend für alle Sinne, eine Einladung zum Nachdenken und Reflektieren. Eichingers Essays sind radikal vergnüglich und geschrieben mit wachem Blick für die Magie und Macht von Liebe heute. Die Fotografien von Christian Werner ergänzen den Text auf kongeniale Weise und verstärken die sinnliche Erfahrung.

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Fazit

Katja Eichingers "Liebe und andere Neurosen" ist ein lesenswertes Buch, das sich auf intelligente und unterhaltsame Weise mit den großen Fragen der Liebe auseinandersetzt. Eichinger beweist erneut ihr Talent, komplexe Themen zugänglich zu machen und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Das Buch ist eine Bereicherung für alle, die sich für die Liebe und ihre vielen Facetten interessieren. Es ist ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um neue Einsichten zu gewinnen und sich von Eichingers klugen Gedanken inspirieren zu lassen.

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